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Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Die mordenden Leichen

Dirk und die VampireDer Vampir-Horror-Roman
Die mordenden Leichen

Der Vampir-Horror-Roman ist eine Legende des Heftromans. Ich bin leider erst nach Einstellung der Reihe auf die Serie gestoßen und habe in den achtziger Jahren jede Menge davon gelesen.

Dreißig Jahre später wiederhole ich das Experiment Vampir-Horror-Roman lesen nochmals. Ob es immer noch gefällt?

Klinik der VerlorenenDie mordenden Leichen
(The Unpossessed)
von John E. Muller
(John S. Glasby)
Vampir Horror-Roman Nr. 74
ins Deutsche übertragen von Sigrid Schuhböck
Juli 1974 / DM 1,20

Pabel Verlag
Seit drei Jahren wohnt Dr. Fenner jetzt in Medringham und kümmert sich, so gut es geht und mit viel Einsatz, um die gesundheitlichen Dinge der Gemeinde. Heute wird, an einem windigen Freitag im Oktober, Andrew Pendrake zu Grabe getragen. Der alte Mann hauste zusammen mit seiner Frau, die vor zwei Jahren in einer psychiatrischen Anstalt gestorben war, in dem baufälligen Schloss der längst verstorbenen de Ruys oben auf dem Hügel. Warum sie dorthin gezogen sind, kann im Dorf niemand beantworten, zumal die de Ruys einen schlechten Ruf hatten und offensichtlich mit dem Teufel im Bunde standen. Dass von dem alten Schloss etwas Bedrohliches und Lauerndes ausgeht, spürt im Ort jeder. Keiner wagt es, sich dem alten Kasten zu nähern, und wenn, dann nur bei Tageslicht. Fenner ist eine Ausnahme, aber auch er spürte das Böse wenn er seine Patienten besuchte. Nun ist Pendrake mit einem seltsam panischen Gesichtsausdruck gestorben. Vielleicht sind die de Ruys doch nicht so tot wie man annimmt.

Fenner findet keine Ruhe. Er muss der Sache auf den Grund gehen und besucht am Abend den Schriftsteller Paul Chambers, der sich mit der Chronik, welche in zwei Büchern niedergeschrieben ist, der Familie de Ruys beschäftigt. Von schwarzen Messen ist dort die Rede und angeblich gab es auch Menschenopfer. Vor etwa dreihundert Jahren war der Spuk dann plötzlich zu Ende, denn die fünf bekannten de Ruys starben ziemlich zeitgleich einen mysteriösen Tod. Sollte eines Tages wieder ein de Ruys auf´s Schloss ziehen, gab das sterbende Familienoberhaupt Henry de R. noch von sich, wird die  böse Macht wieder emporsteigen. Chambers und Fenner ahnen, dass dies keine leere Drohung war. Sie beschließen, sich die Sache mal aus der Nähe anzuschauen und nehmen noch zwei Begleiter, Grosser und Kennaway, mit auf das Schloss.

Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch stehen sie nun vor dem alten Torbogen. Hier kann man förmlich das Böse spüren. Kein Laut ist zu vernehmen, denn die Tierwelt hat sich schon lange von diesem Ort zurückgezogen. Fenner zeigt den anderen die Kammer in der Pendrake zuletzt hauste. In der Luft hängt ein merkwürdig übler Gestank, der nicht einzuordnen ist. Als sie die Gräber der de Ruys finden, wird das bedrohliche Gefühl immer stärker und sie beschließen diesen unseligen Ort zu verlassen. Grosser sieht als erster diesen seltsamen Schatten unter dem Torbogen, der sich langsam zu einer Gestalt in alter Kleidung ausformt. Die vier Männer sind wie erstarrt und vom Grauen geschüttelt als die Kreatur, bei näherer Betrachtung sind es  sogar mehrere, plötzlich ein grauenvolles Gelächter anstimmt. Chambers reagiert als erster und wirft, begleitet von einem Bannspruch, ein goldenes Kreuz in die Erscheinung. Mit einem schrillen Aufschrei verschwindet der Spuk. Erschüttert verlassen die Männer den Ort des Schreckens.

Wieder in den eigenen vier Wänden bekommt Dr. Fenner Besuch von einer jungen Amerikanerin. Als sie sich als Angela de Ruys, Tochter des damals nach Amerika ausgewanderten Edmund, vorstellt, fällt er fast vom Glauben. Sie möchte das Schloss besichtigen und dort einziehen. Fenner erzählt ihr von den Geistern, aber sie lässt sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen. Die Prophezeiung scheint sich zu erfüllen.

Die Bauarbeiten am Schloss schreiten voran. Einige seltsame Unfälle hatte es schon gegeben und die Arbeiter berichten von eisigen Böen in geschlossenen Räumen. Freiwillig bleibt niemand nach Anbruch der Dunkelheit auf der Baustelle, doch Angela de R. zieht ihren Plan konsequent durch.

Eines Abends besucht Fenner den Schriftsteller Chambers und bekommt einen Angriff des Bösen leibhaftig mit. Als er in sein Haus kommt, sieht er Chambers bewusstlos am Boden liegen und ein Geistwesen lauert auf die Gelegenheit, ihm endgültig die Lebenssäfte zu rauben. Mit Mühe und einem goldenen Kreuz kann Fenner dies verhindern und schlägt den Unhold in die Flucht. Noch mal Glück gehabt, denn Chambers erholt sich wieder. Er ist davon überzeugt, dass in Kürze ein weiterer Angriff folgen wird und er soll recht behalten. Ein panischer Anruf von Kennaway lockt die zwei zum Haus des Mitstreiters, wo sie seine Frau tot vorfinden. Kennaway haben sie mitgenommen. Wieder auf dem Schloss werden sie erneut von den unheiligen de Ruys attackiert, aber es gelingt ihnen, den Entführten zu retten. Sie beschließen, die Nacht zusammen bei Chambers zu verbringen und sich gegen weitere Angriffe zu rüsten. Am Morgen wollen sie der neuen Schlossherrin noch einmal ins Gewissen reden. Vorher verständigt Fenner noch Inspektor Weldon und meldet den Tod von Mrs. Kennaway. Der Polizist ist mit den Kennaways befreundet und kennt die Gerüchte um das Schloss der de Ruys. Er bietet seine Hilfe an.

Der Besuch bei Angela de R. versetzt Chambers und Fenner den nächsten Schock. Die junge Frau ist bereits vom Bösen befallen und verteidigt vehement ihr Vorhaben, das Schloss herzurichten und zu bewohnen. Chambers sieht noch eine Chance ihre Seele zu retten. Fenner fährt zum Schloss, schmeichelt ihr und lockt sie in Chambers Haus. Auf der Baustelle bemerkt er das merkwürdig marionettenhafte Verhalten der Arbeiter. Auch sie sind bereits von den de Ruys manipuliert. Paul Chambers hat einen Kreis auf den Boden gemalt und allerhand weißmagische Utensilien, von denen Fenner keine Ahnung hat, darum verteilt. Angela wehrt sich zunächst, fällt aber dann in eine Art Trance. Ein weißlicher Nebel steigt aus ihrem Inneren auf und manifestiert sich zu einer Schreckensgestalt. Chambers vollführt einen Abwehrzauber und das Wesen verschwindet schließlich. Angela ist vorerst gerettet, aber weiter in Trance. Chambers nutzt die Gelegenheit und dringt weiter in den Geist des Mädchens ein. Er führt sie in das Jahr, in dem die de Ruys den Pakt mit dem Teufel eingingen und erfährt, dass sich Edmund im letzten Moment aus dem Staub gemacht hat. Ihm war die Sache mit dem Pakt etwas zu krass. Kurze Zeit später wurde die übrige Familie von den Dorfbewohnern gelyncht. Aber sie waren nicht tot, sondern warten auf ihre fleischliche Wiedergeburt. Angela ist nach dem Erwachen geläutert, dankbar ob ihrer Rettung und wird nicht mehr aus den Augen gelassen.

Inspektor Weldon ruft an und bittet um Unterstützung. Irgendjemand hat sich an dem Grab von Pendrake zu schaffen gemacht. Als Chambers, Fenner und Angela zum Friedhof kommen, sehen sie, dass das Grab von Innen geöffnet wurde. Pendrake ist auferstanden.

Chambers Haus wird zum Bollwerk gegen das Böse aufgerüstet. Die drei setzen sich, Rücken an Rücken, in einen magischen Kreis und warten ab. Nach Einbruch der Dunkelheit erfolgt der erste „harmlose“ Angriff. Fenner wird plötzlich gleichgültig und möchte nur noch in sein Bett. Chambers ermahnt ihn nicht darauf herein zu fallen. Dann kratzt es an der Tür und am Fenster erscheint eine unheimliche Gestalt. Schließlich manifestiert sich Henry de Ruys im Raum und starrt Fenner böse an. Die drei suchen verbal Beistand bei Gott und können das Wesen so zurückdrängen. Dann wird es wieder ruhig. Allmählich wird Fenner müde. Da von Angela und Chambers ebenfalls nichts zu hören ist, schließt er seine Augen.

Gegen vier Uhr in der Früh wird er wieder wach und weckt Chambers -  Angela ist verschwunden. Die Männer verlassen den Kreis und steigen zu Fuß den Hügel zum Schloss hinauf. Unterwegs werden sie von seltsamen Gestalten beobachtet (zumindest glauben sie das) und die Natur schlägt ihnen sprichwörtlich ins Gesicht. Irgendwann stolpern sie über Angela, die von den de Ruys einfach liegen gelassen wurde. Scheinbar haben sie ein stärkeres Medium für ihren Auferstehungsritus gefunden. Chambers denkt sofort an Pendrake, den man offensichtlich aus seinem Grab gerufen hat. Die alte Macht scheint jetzt nicht mehr aufzuhalten zu sein. Eine Chance gibt es laut Chambers aber dennoch. Sollten die de Ruys mit ihrem Ritual noch nicht fertig sein, könnte Feuer wahre Wunder wirken.

Fenner hat Benzin  in den Räumen des Schlosses verteilt, als er von den de Ruys erwischt und gebannt wird. Er bringt es nicht fertig, Feuer an an die Benzinlachen zu halten, als plötzlich Pendrake auftaucht und mit einer Karbidlampe die Flammen entzündet. Im Nu wird das alte Schloss zu einer riesigen Fackel. Fenner weiß später nicht mehr, wie er aus der Feuerhölle entkommen konnte, aber der Spuk ist endgültig vorbei.

Dirk und sein SenfMein Senf
Manchmal frage ich mich, warum die großen Verlage mit Heftroman-Restbestand nicht mal wieder eine gruselige Anthologie-Serie an den Start bringen. Bastei´s „Dämonenland“ ist ja nun auch schon wieder etwas länger her und dürfte mittlerweile fast vergessen sein. Von mir aus auch nur Übersetzungen aus dem Ausland... vielleicht Probeweise. Eventuell lässt sich später ein Held auskoppeln. Man darf ja  wohl noch träumen. Ich nehme alles zurück, wenn es wirklich stimmt, dass der Gespenster-Krimi wieder erscheinen soll.

 Irgendwann, sagen wir einfach mal zu Beginn der Achtziger, lief die Art Geschichten für kleines Geld zu erzählen in eine arg kommerzielle Fließbandschiene. Einzelabenteuer waren nicht mehr so angesagt, obwohl VHR, SGK und GK noch eine Weile ihr Dasein fristeten. Aber blicken wir kurz auf die Anfangszeiten der gruseligen Groschenhefte in Deutschland zurück. Auf 65 Seiten versuchte der Autor, oder wie im heutigen Roman auch die Übersetzerin, so viel wie möglich aus einer Geschichte herausholen - um die Leserschaft nicht zu vergraulen und Lust auf mehr zu machen. Das war in den 60/70ern noch echte Handwerkskunst und man merkte dem Endergebnis meist die investierte Mühe und das Herzblut an. Man versuchte dem Leser noch ernsthaft den Grusel und manchmal auch Horror zu vermitteln. Der „unlesbare“ Rohrkrepierer war eher die Ausnahme. Dann kam irgendwann das „Monster der Woche“ und der silberschwingende Superheld mit Föhnwelle und Dauer-Happy End. Die gab es zu Beginn des Heftromans zwar auch schon, aber sie waren noch nicht so langweilig glatt ausgeformt. Es gibt/gab Serien, meist mit festen Helden, wo man sich fragt, was die Leser (u.a. mich) denn hinterher bei der Stange gehalten hat. Auch der härteste Altleser dürfte dann irgendwann, bei der x-ten gleichlaufenden Story, deja-vumäßig an seine Grenzen gestoßen sein. Gerade im Bereich Grusel sind die Themen doch recht überschaubar. Vampir, Werwolf, Hexe, Zombie – oder am besten alle zusammen – konnten manchmal ganz schön einschläfernd wirken. Wenn der Autor nur an den Zaster fürs Manuskript dachte (das konnte der geübte Leser merken) und schon bei sich selber klaute, wurde es meist ganz übel zäh bis dröge. Zumindest war das zu den Hochzeiten des gruseligen Heftromans meist so - neue und gute Ideen waren rar und wurde nicht selten kopiert . Irgendwann blieb die durchdachte Geschichte, mit viel Atmosphäre, auf der Strecke. Die Protagonisten wurden teilweise entmenschlicht und glichen nicht selten Comicfiguren (nichts gegen Comics) - die Zeit war eine andere geworden. Klar, der Leser passt sich an, aber wo waren die richtig guten Geschichten mit der Garantie für ein mulmiges Gefühl und Gänsehaut-Attacken geblieben? Wahrscheinlich da, wo auch die schaurig schönen Filme vergangener Tage gelandet sind. Ich möchte jetzt auch nicht den Oberklugen geben, ich habe die Trendwende ja mitgemacht (Sinclair, Ballard usw.) und meine Helden damals bis zur Gehirnschmelze gefeiert, aber heute bekomme ich diesen Einheitsbrei (auch in die neueren habe ich ab und an mal rein gelesen) nicht mehr runter – trotz mehrerer Versuche. Ist natürlich alles Geschmackssache. Prima, wenn man da auf alte Romane mit viel Flair zurück greifen kann und das Team aus Autor und Übersetzer zudem etwas spannendes gebastelt hat. Mit DIE MORDENDEN LEICHEN von John E.Muller/John Glasby hatte ich mal wieder einen Grund zum jubeln... plus Spukschloss und Atmosphäre zum schneiden.

Unter dem Pseudonym John E. Muller veröffentlichten gleich drei Autoren (Fanthorpe, Anthony A. Glyn, John Glasby) in den 60ern beim englischen Badger Books Verlag ihre Werke. Die Leser dürften schnell gemerkt haben, dass es sich nicht nur um einen Autor gehandelt hat, denn die Qualität der Geschichten war doch recht... verschieden. Bis jetzt setzte uns Pabel immer nur den schreibenden bzw. diktierenden Reverend und Tausendsassa Fanthorpe vor, dessen Storys einen nicht unbedingt vor Begeisterung aus dem Sessel schleuderten. Die Ideen waren meist noch recht gut, aber irgendwann verlief sich alles zum schnellen und wenig durchdachten Ende hin. Trotzdem war, wohl wegen seines regen Ausstoßes, Fanthorpe der Ober-Muller bei Badger. Mit DIE MORDENDEN LEICHEN ließ Pabel endlich mal John Stephen Glasby von der Leine. Da das Original (Unpossessed) aus dem Jahr 1961 stammt, wird Glasby gerade mal beim Verlag angekommen sein, aber er hatte ein Gespür für phantastische Geschichten. 1974 wirkte der Roman noch recht frisch, was ein Stück weit auch an der Übersetzerin Sigrid Schuhböck gelegen haben dürfte. Als Groschenheft Konsument der 70er hat man sich um die Übersetzer wahrscheinlich keine Gedanken gemacht, denn wer liest schon das Impressum. Dann kamen die Sammler auf der Suche nach Hintergrundwissen...  Glasby war studierter Chemiker (wohl auch sein Brotberuf), Astronom sowie Autor von Romanen und Kurzgeschichten in den Genres Science-Fiction, Horror, Krimi, Mystery, Spionage und Western. Mehr kann man eigentlich im Bereich Spannungsliteratur nicht abdecken. Man muss bedenken, dass er neben der Schreiberei noch eine Abteilung bei „Imperial Chemical Industries“ leitetet. Dass er im laufe der Jahre Astronomische Sachbücher, an die 250 Romane und Kurzgeschichten (wobei wohl noch einiges im Dunkeln liegt) schreiben konnte und zudem noch einen normalen Beruf an den Hacken hatte, zeugt schon von gesunder Lebensenergie und geistiger Fitness. Anfang der 90er hämmerte er dann noch mal richtig in die Tasten und schrieb etwas zum Cthuluh-Mythos. Das Glasby der lovecraftschen Erzählweise zugetan war, konnte man am vorliegenden Roman schon erkennen. Das Böse brodelte von unten herauf, war Jahrhunderte alt und versteckte sich meist in verborgenen Winkeln und Ecken. Aber sie war immer da. Zwar gab es keine halbseitigen Komma-Sätze und nie enden wollende Aufzählungen vorbiblischer Dämonen, wäre auch heftromanuntypisch gewesen, aber die Atmo erinnerte ein wenig an den Horror der 20-30 Jahre rund um H.P.L. Nur der Kirche blieb er treu und setzte auf die bekannten christlichen Abwehrmechanismen gegen das Böse. Wie die Macht der wiedererstarkten de Ruys ausgesehen hätte, bleibt ungewiss. Ein Blick ins Internet zu Glasby´s Schaffen lohnt auf jeden Fall. Warum gleich drei Autoren bei Badger Books unter Muller ihre Pulp-Storys veröffentlichten, begründete man später damit, dass der Verlag über die geringe Anzahl an Autoren hinwegtäuschen wollte. Stilbrüche wurden in kauf genommen – kennt man ja von anderen Sammelpseudonymen.

Die Grundstimmung von „The Unpossessed“ ist zwar düster aber nicht hoffnungslos. Der Roman fängt auch gleich an einem ungemütlichen Tag im Oktober auf einem Friedhof an. Auf wenigen Seiten bekommt der Leser ein paar Informationen geliefert und steht der Gefahr aus dem Reich der Geister und Körperlosen recht schnell gegenüber. Die de Ruys sind durch den Pakt mit dem Teufel, oder einem anderen hohen Höllenfürsten, und der Vernichtung durch die aufgebrachten Bevölkerung, ihrer fleischlichen Hülle beraubt. Aber sie spuken noch in ihrer einstigen Behausung und locken von Zeit zu Zeit Menschen in ihren Bannkreis, um sie schließlich in den Wahnsinn zu treiben. Pendrake und seine Frau waren, neben Mrs. Kennaway die letzten Opfer. Der Schriftsteller und Dorfchronist Chambers kennt sich mit den Mächten der Finsternis aus und führt, zusammen mit Dr. Fenner, den Kampf gegen die ruhelosen Geister, die sich im Schutz der Dunkelheit schon mal manifestieren, an. Namentlich erwähnte Nebencharaktäre, bestehend aus Inspektor Weldon, Kennaway und Grosser, spielen keine allzu große Rolle. Dafür taucht die betuchte, selbstbestimmte Angela auf und tritt das Erbe der de Ruys an. Mit ihrer Selbstbestimmung ist es aber bald vorbei, denn alle Warnungen in den Wind schlagend, verfällt sie schnell den untoten Verwandten und kann nur mit Mühe aus ihren Fängen gerettet werden. Dabei helfen, wie schon erwähnt, christliche Symbole -  diesmal ein geweihtes goldenes Kreuz, und recht simple Gebete. Chambers riet zu einem einfachen: „Gott schütze uns“, um die Sache für Beteiligte und Leser nicht unbedingt zu verkomplizieren. Ein magischer Kreis plus Pentagramm diente als gesicherter Rückzugsort gegen die Angriffe der Geister.

Trotz John E. Muller (man rechnet ja eher mit Fanthorpe) auf dem Cover, war Vampir Nr.74 eine positive Überraschung und vielleicht sogar ein kleiner Höhepunkt innerhalb der Anthologie-Serie von Pabel. Der Sprachgebrauch von Glasby/Schuhböck ist recht flott und zeitlos. Aus so alten Weisheiten wie: „Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde...“ wurde:

„Manchmal glaube ich, dass wir uns mit unseren wissenschaftlichen Erklärungen ein wenig zu clever vorkommen.“

Das Böse, ein Überbleibsel vergangener, abergläubischer Zeiten, wurde am Schluss vielleicht ein wenig zu schnell entsorgt (warum hat man dann nicht vorher schon eine Fackel an die alte Bude gehalten), dafür gab es aber keine Längen innerhalb der Handlung. Die Protagonisten Chambers und Fenner spielten sich den Ball schön hin und her, waren nicht die Überhelden, sondern handelten recht besonnen im Rahmen menschlicher Möglichkeiten.
Alles zusammengenommen ein atmosphärisch dichtes Lesevergnügen und ein Beispiel dafür, wie spannend man einen sogenannten trivialen (Heft)-Roman doch gestalten kann.

Etwas Negatives gab es aber dennoch. Gerade, als ich so richtig tief im Geschehen angekommen war, schlug die Realität gnadenlos zu: Die Seiten 33-36 fehlten! Mir kam das Heft gleich so labberig dünn vor. Eben bekamen die Protagonisten noch einen panischen Anruf von einem Mitstreiter und im nächsten Satz war man mitten im Kampf gegen die Unholde. Eine Tote gab es auch schon zu beklagen. Ich hoffe nur, dass ich nicht allzu viel verpasst habe.

Was gab es sonst noch?
Dem aufgeschreckten Skelett auf dem Titelbild hat man wohl gerade den Deckel seiner Kiste weggerissen. Es sieht ein wenig ertappt und verwirrt aus. Vielleicht will der Knochige auch nur andeuten, dass er im Roman gar nichts zu suchen hat. Er passt aber prima zum deutschen Titel des Romans, denn „mordende Leichen“ gab es irgendwie auch nicht.

 VAMPIR INFORMIERT steht heute (Juli ´74) ganz im Zeichen des Vampirismus. Dieser Glaube nahm ca.1720 in Ungarn seinen Anfang und endete wahrscheinlich erst mit Bram Stoker´s Dracula. Davor wurde fleißig exhumiert und gepfählt. Eigentlich ein recht bekanntes Thema auf das man nicht mehr groß eingehen muss. Verfasser des Artikel ist übrigens ein gewisser Dr. K.K.? Vielleicht das wahre Mysterium der zwei Seiten.

Für 7,50 DM bekam man beim CONDOR-Musikvertrieb Perry Rhodan für die Ohren. Ein sehr moderater Preis, wenn man an die Kurse von heute denkt.

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Kommentare  

#1 Thomas Mühlbauer 2018-08-22 06:54
Da krame ich einfach mal eine Uralt-Rezension von mir aus dem Keller:

Der reißerische Titel impliziert irgendwelche Zombieattacken oder wandelnden Leichen, was aber glücklicherweise nicht zutrifft. Die zitierten "Leichen" sind eigentlich böse Seelen, die sich mitunter manifestieren und den Menschen Tod oder Wahnsinn bringen.

Im Prinzip eine klassische Geistergeschichte, die recht geschickt in die Gegenwart geholt wurde. Und tatsächlich liest sich das in einzelnen Sequenzen wie aus der Feder von Algernon Blackwood ("Ihre Schritte klangen hohl, als sie durch die Räume schritten, die Wände warfen ihr Echo schaurig zurück. Fenner vermeinte, am oberen Ende der gewundenen Treppe undeutliche Gestalten und Schatten sich bewegen sehen, doch er war nicht ganz sicher.") oder Howard Phillips Lovecraft ("Oder hatte sich dieses scheußliche, schreckliche Ding nur dorthin zurückgezogen, wo es all die Jahrhunderte verborgen gelauert hatte, um dann hervorzubrechen, wenn seine Zeit gekommen war?")

Wenngleich der Originalroman von 157 auf 63 Seiten "heruntergekürzt" werden musste, ist das Heft trotzdem recht gelungen, überaus spannend und gruselig zu lesen, und es scheint, als hätte die Übersetzerin Sigrid Schuhböck keinen geringen Anteil an diesem Lesegenuss.
#2 Toni 2018-08-22 14:26
Das war eine sehr treffende Rezi Olivaro/Thomas :-)
Um den Vergleich mit H.P.L. kommt man ja auch fast gar nicht herum, gilt aber auch für so manch französische Übersetzung (in groben Zügen)…
Selbst die Leute von Wiki ( bist du da involviert - ernsthaft) haben den Vergleich gezogen. Zumindest war die Nr. 74 ein klasse Roman alter Schule...
#3 Thomas Mühlbauer 2018-10-10 09:29
Wo ist eigentlich Toni? Doch hoffentlich nur im Urlaub und nicht in der "Klinik der Verlorenen". :sad:
#4 Harantor 2018-10-10 11:06
Toni ist im Urlaub und zieht dann noch um. Aber so ab November gehts dann weiter mit seinen Betrachtungen. UNd nein, er wurde nicht in die Klinik der Verlorenen eingeliefert ...

Ein Text liegt noch vor, der am 31.10. erscheinen wird

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