»Schön war die Jugend?« - Ausflüge in die Romanheftvergangenheit: Die Todesmaterie (Commander Scott 6)
Ausflüge in die Romanheftvergangenheit:
»Die Todesmaterie«
Commander Scott 6 von Gregory Kern (aka E.C. Tubb)
Also vom Schmachtzeugs direktemang rein ins SF-Genre.
In Sachen SF hatte ich hier ja noch überhaupt nicht gewildert, weil a) der gute Perry Rhodan nun wirklich in Deutschland fast alles abgedeckt und niedergemäht hat, was in diesem Genre bis zur zarten Blüte kam, b) vieles Übrige in Anthologieserien gelagert wurde, was kaum bei einer beliebigen Wahl gut funktioniert hätte (gut, dieser Punkt steht latent auf schwachen Füßen) und c) die meisten übrigen Serien kaum auf die Schnelle zu haben sind, weil sie schon vor 40 Jahren einen schnellen Tod starben. Was immer auch in den letzten Jahren sonst noch so aufgeschlagen ist, wie „Bad Earth“, muss warten, während ich Star-Trek-Imitate wie „Sternenfaust“ selbst gelesen und dann eingetütet hatte. Und „Terranauten“ ist in meiner Kemenate sowieso heilig, da würde ich es nie wagen, etwas Spott und Ironie drüber auszugießen.
Schön, dass mir da dieses Commander-Scott-Heft zuwinkte, so kann ich wenigstens eine der relativ erfolgsarmen Bastei-Serie anknabbern, die man gegen Pabel-Moewig irgendwann ins Rennen schickte.
Aber, erst mal flott eingelesen, wir haben es ja nicht mal mit einer Originalschöpfung deutscher Natur zu tun (wie „Rex Corda“ wohl eine war), sondern mit einer amerikanischen Originalserie namens „Cap Kennedy“, die noch dazu von einem Briten, also dem allseits produktiven und bekannten E.C. Tubb geschrieben wurde – in diesem Fall auch noch unter dem Pseudonym Gregory Kern. In England hieß sie dann „F.A.T.E“, was aber dem relativen Misserfolg keinen Abbruch machte, denn zwischen 1973 und 1976 erschienen nur 17 dieser Romane, so dass die 42teilige Heftserie also folglich durch Ergänzungswerke deutscher Qualitätsautoren ergänzt wurde (man kommt sich schon manchmal vor wie bei den „Drei Fragezeichen“).
Auch ging die Serie hier ja schon 1975 an den Start, so dass die Zeit der Serie in Deutschland praktisch schon vorbei war, ehe der letzte Roman im Ursprungsland veröffentlicht war (die letzte Nummer aus Tubbs Feder war dann auch eine Erstveröffentlichung, die erst sieben Jahre später auf englisch zugänglich war).
Ich will jetzt gar nicht meine ganze Schreibzeit damit verbringen, Parallelen zu „good old Perry“ zu ziehen, denn damit verdirbt man sich manches, außerdem hatten auch die Rhodan-Autoren Jahre und Jahrzehnte Zeit, ihre Serie zu entwickeln, zu verfeinern und zumindest angemessen dem Zeitgeist entsprechend militärisch zu relativieren.
Hier bei Commander Scott haben wir noch eine andere Version des ewigen, wiewohl sehr sterblichen Helden, der – gemäß Serienuntertitel – ein Agent der Erde ist und sich dann auch so gebärdet, der starke, überlegene Typ mit der Lizenz zur Auslöschung, wenn es um das Königreich ihrer Majestät...Moment...äh, nee, doch nicht, den „pax terra“ geht.
Da darf es schon etwas derber und rauher zur Sache gehen, gestorben wird direkter, Tränen werden seltener geweint und alles dem Zweck untergeordnet, gewalttätige Tyrannen (vorzugsweise Aliens) davon abzuhalten, die Erde zu unterjochen oder zu vernichten.
Gut, die spielen hier nicht Charles Bronson im Weltraum, aber zur Sache gehts nötigenfalls schon.
Besprechen werde ich dann also – gottseidank – einen Originalroman von Tubb, der als sechste Ausgabe in die Kioske geliefert wurde, schließlich will man ja auch ganz genau wissen, welches Weltenbild den Lesern hier vom eroberten Weltraum beschrieben werden würde.
Dabei stellt man als getreuer Star-Trek- und Babylon-5-Zuschauer fest, dass die Unterscheidungen gar nicht so monumental sind, da stehen sich also – wie es im Kalten Krieg und auch heute wieder so populär war, zwei Machtblöcke gegenüber: die Chamboden und die Menschen, wobei die Menschen auf Ausgleich bedacht sind (bei nicht so großen und mächtigen Völkern) und die Chamboden (Vogelabkömmlinge) einfach nur alles Fremde kaputt hauen wollen. Klare Trennung also, damit lassen sich die eher eindimensionalen, weil fast immer in sich abgeschlossenen Actionabenteuer natürlich leichter in Szene setzen.
So gerät die „Space Saga“ natürlich in die Nähe typischer Kriegs- und Westernerzählungen (und wie schon erwähnt dem typischen Agentenroman) und lässt die Sache mit der Weiterentwicklung schleifen, möglicherweise so schon ein Grund für den raschen Niedergang der Serie, wobei die leichter zu konsumierenden Einzelabenteuer vielleicht extra als Gegenentwurf zur übermächtigen Konkurrenz gewählt wurden.
Werfen wir also mal einen Blick in die Zukunft, ganz ohne präzise Zeitangabe…
»Eure Rasse kam ja von den Bäumen herab“, höhnte er, „ihr seid wie Tiere geboren und lebt wie Tiere.« (Ansichten eines Vogelstämmigen, offenbar Bodenbrüter!)
Der Planet Samope im fünftägigen ekstatischen Karneval (der fatal an die Filmserie „The Purge“ erinnert!): der Verbrecher und Söldner Bran Garret hat einen schüchternen Kurator namens Shen Engach dazu erpresst, ihm Zugang zu den Schätzen seines Museums zu verschaffen. Als der Gepeinigte tut wie ihm geheißen, erschießt Garret erst die Wächter und dann später auch Engach, um ein altes Notizbuch des Wissenschaftlers Hygen zu entwenden.
Garret liefert seinen Fang einem Trio von Wesen dreier verschiedener Völker aus: einen Chamboden (die allgemeinen Welteroberer und Finsterlinge), einem Loraner („Künstler“ genannte Alles-Bauer, also Ingenieure) und einem Mystiker (deren Sinn der Existenz im zu-Tode-Kommen besteht). Er wird bezahlt, dann aber mit Gift an den Geldscheinen ums Leben gebracht.
Einige Zeit später testet Alleskönner Barry Scott gerade mit seinem Team (dem Extremweltangepassten Penza Saratov, dem Wissenschaftler Professor Jarl Luden und dem Chamäleoniden Veem Chemile) gerade den Prototyp eines dauerhaften Schildgenerators im Fluge für das eigene Schiff Mordain (indem sie eigenhändig darauf feuern!!!). Nach allerlei Fachsimpelei und Insidergags über das Kaffeekochen, gellt plötzlich der Alarm.
Ein Schwarm aus vermeintlichem Raumschrott nähert sich und als Chemile ihn mit Beschuss vernichten will, bevor er die Mordain perforieren kann, fliegt das ganze Gesums ihnen um die Ohren und zerstört das halbe Schiff. Diagnose: irgendwas mit Antimaterie.Sie verlieren kurz die Orientierung und haben dann anschließend Schwierigkeiten, mit halber Kraft den Schwarm wieder zu finden und zu kartographieren. Dabei entdecken sie ein Schiff der Loraner, das mit dem Schrottschwarm fliegt, Kontaktaufnahmen werden mit Beschuss beantwortet, da lässt man die Gegner doch lieber fliegen.
Derweil erhält der Direktor der Terra-Kontrolle, Elias Weyburn, Besuch von einem samopischen Diplomaten namens Henga Ysanne, der ihm von Garrets Tod und noch einiges mehr erzählen will.
Die Mordain wird indes von dem enormen Flottenverband MALACA 2 unter Kommando von Commander Okulow aufgegriffen und mit den Reparaturen begonnen. Dort findet man anhand von Aufnahmen heraus, dass die Loraner ein starkes Magnetfeld ausgesendet haben, mit dem sie nicht nur die Antimaterie gesammelt, sondern diese auch noch gelenkt haben.
Kurz darauf informiert Weyburn Scott über seinen neuesten Auftrag: die Hintergründe des Diebstahls auf Samope. Offenbar standen in dem Notizbuch Gleichungen über eine Hyperraum-Transportmöglichkeit, die jedoch widerlegt worden waren. Gleichzeitig ist auf Samope ein Kombinat einer neuen Firma erschaffen worden, die genau so eine Transportmöglichkeit konstruieren will. Ihr Name: Zengat-Quenk.
Irgendwie hat man wohl auch erfahren können, wer die Auftraggeber Garrets waren und so weiß man, dass die Loraner das alles wohl im Auftrag der Chamboden mit dessen Geld bauen wollen. Dass die Mystiker mit an Bord sind, kann nur Tod und Zerstörung bedeuten. Da aber die Gleichungen wertlos waren, vermutet man noch anderes in dem Notizbuch.
Scott und Luden reisen also nach Samope, wo sie eher feinselig empfangen werden (wegen Propaganda und Fake News, ernsthaft!). Für den Planeten wirkt das Kombinat wie eine große Chance, daher duldet man es. Allerdings braucht – und verbraucht – man Unmengen von Arbeitern für das in der tiefen Wüste liegende Kombinat, für das man jede Menge Sträflinge als billige Arbeitskräfte engagiert hat. Dort werden die Arbeiter für die Arbeit im freien Raum trainiert.
Scott und Luden inszenieren ein banales Verbrechen (Sachbeschädigung, Zechprellerei), für das sie prompt ein Jahr Gefängnis bekommen oder eben die Arbeit in dem Camp.
Beide haben unter den harten bis unmenschlichen Bedingungen Vorteile: Luden ist Mathematiker und Scott hat schon im All gearbeitet. Als Erstes lässt Scott die Raumanzüge verbessern, damit die Todesquote doch mal wenigstens ein wenig abnimmt, was ihm angesichts der Erfahrung auch gewährt wird.
In der Nacht durchsuchen sie das Camp, können das Buch aber nicht finden. Luden gewinnt jedoch Erkenntnisse, dass mittels der korrekten Gleichungen ein Tor im Raum erschaffen werden könnte, mit dem man X-Beliebiges auf einen anderen Planeten loslassen könnte. Scott schickt Luden mit den Erkenntnissen auf einen (vorab vorbereiteten) Marsch durch die Wüste, um ihren Verbindungsmann und dann die MALACA-2 zu informieren. Aber Luden wird 8-12 Tage unterwegs sein.
Derweil schreitet die Konstruktion der großen Helix im All weiter voran, was den Chamboden Rhus Kardel schon zu Weltuntergangsplänen greifen lässt, für Samope hat er nur Ausbeutung im Säckl.
Scott arbeitet heftigst mit und entdeckt mittels eines Kniffs diverse Atomgeneratoren im Inneren der Metall-Helix. Dafür wird er jedoch (freiwillig) eingesperrt. Als findiger Agent kann er jedoch mittels eines Stücks Drahts (!!!) aus seiner Zelle entkommen und kriecht durch die Schächte der orbitalen Administrationsblase, bis er Gelegenheit bekommt, einen Mystiker zu betäuben und sich als solcher zu tarnen. Er nimmt Kontakt mit Samope auf und erfährt, dass Luden durchgekommen ist und die Mordain sich repariert in der Nähe befindet.
Kurz darauf wird er jedoch in eine Besprechung mit Rhus Kardel gerufen, die er mehrfach ausschlägt, um nach dem Buch zu suchen. Kaum hat er es gefunden, wird er von Kardel enttarnt. Der verrät ihm – aufgrund der Aussichtslosigkeit seiner Lage – in der Tradition bester Bond-Schurken den gesamten Plan, der tatsächlich vorhat, eine erkleckliche Waffe mittels des Helix-Raumtores auf die Erde zu schleudern. Dann verfällt (und hier wird es etwas abstrus) Kardel auf die Idee, den schon vollends informierten Erdenmann statt zu erschießen an einem Asteroiden arbeiten zu lassen, der eine Schlüsselposition in dem Plan inne haben soll.
Just als er abgeführt werden soll, greift Scott eine der Wachen an, wird verwundet, kann aber noch das Fenster in dem Raum zerschießen und hinter sich zuziehen, so dass Kardel und seine Wachen ins All gesaugt werden.
Anschließend meldet er sich tatsächlich zur Arbeit an dem Asteroiden, der für irgendwas in Form gesprengt werden soll. Nach einigen Tagen hat er genug Lufttank- und Hilfsmaterial zusammen, um sich nächtens von der Station aus in einer speziellen Linie durchs All abtreiben zu lassen, um auf dieser auf die Mordain zu treffen. Tatsächlich funktioniert der Plan und die Jungs greifen Scott wieder auf.
Derweil hat man rausgefunden, dass der Verfasser des Buchs, Hygen, offenbar das Problem der Raumtore gelöst hat, nachdem man seine Gleichungen widerlegte – und sie stehen irgendwo im Einband unbemerkt verzeichnet. Weil die MALACA-2 zu spät kommen wird, rätselt man an der Umsetzung des Plans der Chamboden herum, bis man aufgrund sehr viel Rechnerei darauf kommt, dass man offenbar die gebundene Antimaterie und den gezündeten Asteroiden dazu benötigt, die die Helix für den Übertritt aktivieren soll (zumindest hab ich das so verstanden). Im letzten Moment können sie sich den fünf Antimaterie-Trägerschiffen nähern und diese in Brand schießen, so dass am Ende das gesamte Invasionsprogramm komplett verglüht.
»Die Mordain tat einen Satz, als habe sie von einem überdimensionalen Stiefel einen Tritt bekommen, tat noch einen, wurde langsam und stand plötzlich in Flammen.« (im luftleeren Raum, bemerkenswert!)
Heidewitzka, ein spannendes Garn wird hier gesponnen, allerdings hadert man hier als erfahrener SF-ler doch ein wenig mit den Umständen und dem Umfeld dieser Realität, sofern man wie ich einen beliebigen Roman aus der Serie herauslöse.
Dass „Scott“ eher actionorientiert ist, stört dabei überhaupt nicht, da fühlt man sich als Spannungsromanleser doch ernst genommen, wenn ein Mann (nicht Bruce Willis) hier die Welt retten darf. Und zählen dann auch die Einsätze Scotts als Strafgefangener, Weltraumarbeiter, Agent und Attentäter zu den besseren Stellen, wohingegen sonst vieles stark bemüht nacherklärt werden muss.
Ich bin mit Technobabble nun lang und schmutzig vertraut, allerdings fremdele ich bei Scott mit dem seltsamen Vokabular, dass noch Fuß bzw. Quadratfuß kennt, Beschreibungen über orbitale Umläufe sehr seltsam umschrieben und skizziert werden, Computer eigentlich praktisch keine Funktion haben (hier ist noch alles handgemacht), Abstände im Einheiten von „Erde-bis-Mond“ gerechnet werden und der genaue Ablauf des Vorhabens Antimaterie-öffnet-Nullzeittor zur Erde ziemlich hanebüchen beinahe-erklärt wird.
Vieles muss man hier zwei- oder dreimal lesen, weil es entweder veraltet wirkt (wohl im Original) oder leicht unbehofen eingedeutscht (die Übersetzerin steht ausnahmsweise sogar mal im Impressum), an manchen Stellen wurde sicherlich auch gekürzt.
Wie die Raumschiffe und Raumschiffverbände aussehen und funktionieren, kommt hier nicht recht zur Sprache, sobald man ordentlich aufs Gas tritt (was dann übergangslos offenbar zur Lichtgeschwindigkeit führt), wird immer davon gefaselt, es wäre, als hätte das Schiff einen Pferde- oder Fußtritt bekommen. Wissenschaftliche Details waren offenbar nicht im Sinne des Erfinders oder liefen knapp unter der Plausibiliätsgrenze, zumindest hatte ich hier Schwierigkeiten mit dem Nachvollziehen.
Etwas seltsam sind auch Anwandlungen wie „Hüllenbrand“ (geht nu irgendwie gar nicht) oder das einzige Mittel gegen Überhitzung der Atmosphäre an Bord (funktioniert nur, indem man die „kühleren“ Sauerstoffreserven durch- und ins All bläst, welches hier offenbar nicht kalt genug ist).
Ganz gut fand ich, dass hier noch normale Raumanzüge zum Einsatz kommen, die offenbar nicht genügend Schutz gegen alle Gefahren des Alls bieten – andererseits: wenn eine Zivilisation schon an einer Art Schirmfeld für Schilde arbeitet, dann sollten die Arbeitsanzüge nicht ganz so unmodern (und kratzig!) sein.
Space Work ist hier noch Blut, Schweiß und Tränen und ein Job für harte Männer (es kommt in dem ganzen Roman, bis auf eine angeheiterte Karnevalstussi, keine einzige Frauenfigur vor). Da darf dann auch fröhlich gestorben werden: das vergiftete Geld kostete 200 Leben (in einem Nebensatz erwähnt), die Gefangenen im Camp und bei der Konstruktion sterben reihenweise und Scott kennt auch keine Verwandten.
Dennoch: es bleiben viele Fragen, vorzugsweise, wie der Diplomat noch an die Info gekommen ist, dass hinter Garrets Auftrag genau Leute dreier Völker steckten, obwohl der schon flott am Abröcheln war. Und die Nennung des verdächtigen Bau-Kombinats kam auch geritten wie ein Fingerzeig in einem beliebigen Bond-Film. Warum den Dieb des Notizbuchs nicht einfach gleich umbringen, anstatt sich auf ein langsam wirkendes Gift verlassen, das gleich noch diverse andere Leute mit umbringt und Aufmerksamkeit auf sich zieht? Und warum verbrät man Hunderte von Häftlingen mit einer Arbeit, die sie nicht beherrschen, anstatt sinnvoller arbeitende Spezialisten daran zu setzen?
Auch dass Scott und Luden kurz vor Ludens Flucht noch enttarnt werden und Scott den Aufseher anschließend angeblich nur „betäubt“, wirkt dazugelogen, hört man von dem Kerl und einer eventuellen Verfolgung des Flüchtigen doch nie wieder etwas.
Dann wäre da noch – und hier war Facepalm dann doch angesagt – die nicht überzeugend geschauspielerte Finte, mit der Scott dem Chamboden-Schurken den Plan aus den Federn leiert, die wirkt wie eine Logikdampframme – vor allem, dass anschließend nicht geschossen, sondern zum Arbeitseinsatz abkommandiert wird. Absoluter Käse, aber musste wohl sein, damit unser Held auf Fährte bleibt. Später verlässt er sich auf ein abstruses Ich-treibe-halbwegs-auf-Bahn-im-Weltall-Himmelfahrtskommando und wird gerettet, wie nur die Helden gerettet werden können. Und warum ein Wissenschaftler für eine Strecke von 100 Meilen (also ca. 160 km) durch die Wüste wirklich 12 Tage brauchen soll, erschließt sich mir auch nicht – er benötigt dann später auch nur acht.
Die Alien-Schwarz-Weiß-Malerei, die hier ferner noch betrieben wurde, hat man Jahrzehnte später in Serien wie „Sternenfaust“ zum Glück ein wenig aus dem starren Korsett herausgetrieben, hier aber konnten Machtblöcke noch Machtblöcke sein.
Für mich schlussendlich ein schön-schnöder „Ballermann“-Roman, der bemüht ist, auch andere Dinge zu bieten, sie aber irgendwie nicht so logisch auf die Reihe bekommt wie die Actionelemente.
Schön zu sehen, dass selbst gestandene SF-Autoren wie Tubb bei zügig verfassten Serien solche Schnitzer rissen – ich kann dem Mann hier leider nicht das gleiche annähernde Niveau wie ein gängiger PR-Autor zugestehen. Aber unterhaltsam ist die Story schon und bringt mit gewissen Einschüben (der hemmungslose Purge-Karneval, die Ablehnung der Menschheit aufgrund von Falschinformationen, die Vorsicht bzw. Fragilität der geführten interkulturellen Beziehungen) sogar hochaktuelle Elemente zur Sprache.
Wer da in den Besitz von Romanen kommen kann, sollte zeitgeschichtlich interessiert ruhig mal einen Blick riskieren – es lohnt sich, wenn man die Historie der Entstehung immer mit auf dem Schirm hat.
Kommentare
Zitat: Ach ja, was wäre die SF in Heft, Buch, Film und Game ohne ihre so beliebten Ventilationsschächte ...
Tja, Quadratfuß hätte der Übersetzer dann umrechnen sollen. Das kommt auch heute bei Ü aus dem E immer wieder vor, dass wegen des Lokalkolorits (oder wegen Faulheit?) die Maßeinheiten wie Meilen, Gallonen, Yard, Inch etc. nicht adäquat ins Deutsche mitübersetzt werden.Dabei verlangt das nur eine Tabelle und einen Taschenrechner.Ist eine Minutensache. Aber für Hefte vielleicht doch zu anspruchsvoll, wer weiß ...
Oben erwähnter Manfred Wegener schrieb übrigens auch an "Commander Scott" mit.
Anbei noch einige Infos zu Heft 6.
Commander Scott
Band 6: Die Todesmaterie
Originaltitel: Seetee Alert!
Erschienen: 06. Mai 1975
Links zu mehr "Commander Scott"-Infos:
www.zauberspiegel-online.de/index.php/phantastisches/gedrucktes-mainmenu-147/4121-commander-scott-eine-serie-von-ec-tubb
heftromanarchiv.jimdo.com/romanhefte-ab-1945/c/commander-scott/
de.wikipedia.org/wiki/Commander_Scott
Zitat: Die "Terranauten" waren nicht schlecht, aber ich finde sie manchmal überbewertet.
www.isfdb.org/cgi-bin/pe.cgi?36155
Vielen Dank, den Link hatte ich noch nicht gesehen. Die Cover gibt's auch bei dem zweiten von mir angegebenen Link:
heftromanarchiv.jimdo.com/romanhefte-ab-1945/c/commander-scott/
Damals habe ich nur einen oder zwei "Scott" gelesen und fand es ziemlich langweilig. Vielleicht hätte ich mehr gekauft, wenn Tubb draufgestanden hätte. Schon klar, dass DAW keine zwei Tubb-Serien im Programm haben wollte, und verglichen mit Dumarest ist "Cap Kennedy" ziemlich schlecht, das wäre keine gute Werbung gewesen, trotzdem.
Vor ein paar Jahren habe ich mir mal einen Stapel "Scott" besorgt. Alles Nicht-Tubb. Ich hielt es größtenteils für misslungen bis schlecht.
zitiere MHR:
Ein wahres Wort
Tja, das könnte ich doch tatsächlich Wort für Wort unterschreiben (einschließlich des Terranauten-Einschubs).