Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Der Kopfjäger
Der Vampir-Horror-Roman
Der Kopfjäger
Der Kopfjäger
Mein Senf
Eigentlich hätte man annehmen können, dass es nochmal so richtig kracht wenn es dem letzten Bruder von Dorian Hunter an den unheiligen Kragen geht. Pustekuchen. Vielmehr spielte wieder, wie auch bei der weißen Wölfin (Däki 13) eine andere Figur die Hauptrolle. Die Idee mit dem Henker von Paris, Charles-Henri Sanson de Longval, war zwar nicht schlecht, aber er stahl dem eigentlichen Antagonisten de Buer mächtig die Schau.
Dieser war für mich auch nicht so richtig einzuordnen. Als Vampir war er zu unbedeutend und den „Mad Scientist“ konnte man ihm auch nicht so wirklich abnehmen. Er laberte viel, schrieb Tagebücher und wirkte etwas hilflos seinen selbstgebastelten Kreaturen gegenüber. Magisch begabt war er auch nur bedingt, und so hatte der Dämonenkiller ein relativ leichtes Spiel mit ihm.
Hunter hatte einiges an „Gerät“ aufgefahren um seinen Bruder in die ewige Verdammnis zu schicken. Angefangen mit einem selbstgemalten Kreuz und einem Bannspruch auf der Brust, ging es weiter mit Ilja Rogoffs Knoblauchkapseln, die er dem Vampir an den Kopf warf, einer Spraydose (bestimmt noch nicht FCKW frei) mit geweihtem Wasser und zum Finale ein angespitztes Holzkreuz. De Buer wusste wahrscheinlich gar nicht wie ihm geschah. Allein bei dem Bannspruch auf der Brust musste ich etwas schmunzeln. Ob sich der Vampir den ganzen Text durchgelesen hat, nach dem Motto:“ ...ach, was steht denn da... oh Kacke...ein Bannspruch...“, bleibt ungewiss, aber sein dummes Gesichts hätte ich gerne gesehen. Ein ernst zu nehmender Gegner war de Buer jedenfalls nicht, eher so ein Freizeitbastler. Bei diesen billigen China-Instant-Suppen (Yum-Yum)gibt es immer ein Tütchen mit Knoblauchöl. Das hätte de Buer sicherlich auch den Rest gegeben.
Apropos Knoblauch. Warum bekomme ich bei Davenport Romanen in letzter Zeit immer Kohldampf. Liegt es vielleicht an den reichhaltigen Mahlzeiten, die der Dämonenkiller zwischen seinen Dämonenvernichter-Tätigkeiten des öfteren so zu sich nimmt?
Ich verließ mein Zimmer, ging in die Bar des Hotels, trank ein Bier und aß zwei Sandwiches.
(Seite 11)
Ich bestellte einen Aperitif und griff nach der Speisekarte. Melville schloss sich meiner Bestellung an und wählte die passenden Weine dazu (Seite 13 – es gab übrigens Schnecken)
Der Ober servierte das Huhn auf normannische Art...
(Seite 14)
Ich schlief bis zehn Uhr und ließ mir ein ausgiebiges Frühstück und die Zeitung aufs Zimmer kommen.
(Seite 19)
Schließlich ging ich in ein Restaurant und aß etwas Leichtes
(Seite20)
Dabei sind wir erst auf Seite 20 und die Bierchen nebenher waren da noch nicht mitgezählt.
Gut, wir sind in Frankreich und dieses Land hat kulinarisch gesehen einiges zu bieten, aber es ist schon auffällig, wie oft der Dämonenkiller Leib und Seele zusammenhält. Zählt man seine Getränkebestellungen während eines Romans, kommt man zu dem Schluss, dass er entweder einiges verpacken kann oder sich stramm wie ein Ochse auf die Dämonen wirft. Ich frage mich auch, wo das ganze verköstigte Material so bleibt. Von „ er musste mal auf den Pott“ oder „ die Dämonen erwischten ihn auf der Toilette“ war nichts zu lesen. War überhaupt mal ein Geisterjäger/in auf dem Örtchen? Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern. Blähmonen gab es aber bis jetzt auch noch nicht. Nur mal so am Rande bemerkt.
Das der Dämonenkiller, bzw. Kurt Luif ab und an einen bissigen Humor an den Tag legte, machte die Serie für mich erst richtig interessant. Vielleicht muss man als Mann des geschriebenen Wortes auch mal Dampf ablassen und wenn es der erschaffenen Romanfigur zupass kommt, warum nicht. Auch ein wenig aus der Vergangenheit Dorians gab es diesmal wieder, denn der grantige Dämonenvernichter hatte mal einen Brotberuf:
Vor etwas mehr als drei Jahren, als ich noch als freiberuflicher Journalist arbeitete, verschaffte mir mein Agent ein lukratives Angebot einer großen englischen Illustrierten. Ich sollte eine Artikelserie über einige europäische Großstädte schreiben und die Städte so zeigen, wie sie wirklich sind. Ein unmögliches Unterfangen, da jeder Mensch eine andere Ansicht über eine Stadt hat. Da ich damals wegen einiger besonders bösartiger Artikel bekannt geworden war – die ich unter einem Pseudonym geschrieben hatte – war mir gleich klar gewesen, was der Chefredakteur wollte. Ich schrieb also in drei Fortsetzungen einen ätzenden Bericht über Paris, der mit sämtlichen Klischees aufräumte. Mir kamen die Franzosen genauso kleinkariert wie die Briten vor. Vor drei Jahren war ich überhaupt noch viel aggressiver und bösartiger gewesen. Ich hatte damals auch über London einen Bericht für eine amerikanische Zeitschrift verfasst, der es ebenfalls in sich gehabt hatte. Wochen danach wollten noch immer einige Leute nichts von mir wissen.
Mir kommen die Zeilen so vor, als wenn sie aus einem Interview mit Kurt Luif stammen.
Wer auf französische Zungenbrecher steht, wurde beim Kopfjäger ordentlich bedient. Quer durch Paris ging die Jagd und Luif zählte wohl alle Straßen und Kreuzungen auf, in die der Dämonenkiller seinen Fuß setzte. Also Stadtplan raus zum mitnavigieren: Gestartet wird in der Avenue de Verdun, die nicht unweit des Gare de I`Est liegt. Dann geht’s weiter in Richtung Rue du Faubourg – Montmatre – Rue de Wattignies – Avenue Pontiatowski – Bois de Vincennes über Route Circulaire du Lac... Ja, Kurt, du hattest damals einen sehr detaillierten Stadtplan von Paris und Umgebung und hast ihn auch gnadenlos benutzt. Diese sprachlichen „Stolpersteine“ waren für einen Normal-Gebildeten, ohne eine Unterrichtsstunde Französisch in der Schule, vielleicht ein wenig zu viel des Guten. Da hielten selbst die französischen Übersetzungen den Ball etwas flacher. Für Bildungsreisende auf Dorian Hunter´s Spuren aber sicherlich ein Muss. Die Namen der angesteuerten Lokalitäten spare ich mir diesmal.
Dass die Geschichte aus mehreren Blickwinkeln betrachtet wurde, wirkte etwas zäh. Nachdem Sybill u.a. ihre Version der Geschehnisse erzählt hatte, brachte de Buer nochmal alles in seinen Aufzeichnungen zu Papier um die Zusammenhänge ins rechte Licht zu rücken. Eigentlich bedurfte es dieser Nacherklärung gar nicht, denn so kompliziert war der Fall dann auch wieder nicht. Der Anfang von Luifs Story erinnerte zwar ein wenig an den Film „Fleisch“ von Rainer Erler, flachte dann aber in eine simple Mad Scientist/Vampir Geschichte ab. Nebenher gab es noch Geisterbeschwörungen und jede Menge „Henkersmahlzeiten“ - und das alles in einen Topf geworfen. De Buer war Luif wohl etwas zu langweilig, so dass er noch den Henker Sanson einführen musste. Mit ihm bekam der Leser zwar etwas realgeschichtliches geboten, aber so richtig gruseln konnte man auch mit ihm nicht. Das Ende war vielleicht das Highlight des Romans, denn der gottesfürchtige Sanson zeigte Reue (er konnte mit seiner Wiedererweckung nicht viel anfangen) und nahm sich selber aus dem Rennen. Die Frage, was mit seinen herumspazierenden geköpften Opfern passierte, blieb offen und Kommissar Tissiers spielte gar keine Rolle mehr.
Insgesamt gesehen war DER KOPFJÄGER kein Meilenstein oder Schlüsselroman der Reihe. Das Geschehen rund um den Dämonenkiller dümpelt irgendwie vor sich hin und ist vom fulminanten Anfang der Serie doch etwas abgerückt. Die Handlung beschränkt sich auf die Vernichtung von Dorians Brüdern, die eigentlich auch nur nebenher entsorgt werden, und bringt eigentlich nichts Neues in Richtung Schwarze Familie oder eigenen Freundeskreis. Vielleicht die erste Durststrecke im Dämonen-Killer-Kosmos oder die Ruhe vor dem Sturm. Seit dem LABYRINTH DES TODES zieht Dorian Hunter lieber alleine um die Häuser und versteckt sich hinter Masken und Pseudonymen ( heute Peter Garner). Coco müsste mittlerweile stinksauer sein, da sich Dorian auch nicht bei ihr meldet. Spätestens mit der Eigenständigkeit soll sich dieses Dahindümpeln aber wieder ändern und so richtig lahm wurde es ja auch wieder nicht. Mal schauen, wie es weiter geht. Der Roman lebte diesmal eher von Kurt Luifs lockeren und flüssigen Schreibstil und war trotz der eher simplen Handlung noch gut lesbar. Ist halt nicht alle Tage Sonntag...
Was gab es sonst noch?
Das Titelbild von Thole verrät schon ein wenig, in welche Richtung der Roman geht. Ein an die Decke starrender Männerkopf, mit passender 70er Kotletten-Frise, ist an eine Art Ghetto-Blaster angeschlossen. Na dann viel Spaß. Der Kopflose im unteren Viertel des Bildes hat, aus Ermangelung an Augen, von der nackten Maid gar nichts. Pech gehabt.
Zum fünfundsiebzigsten Band der Serie gibt es natürlich einen Grund zum feiern. Dabei wurde mächtig, seitens des Verlages, auf den Putz gehauen und ehrlich gesagt gab es zu dieser Zeit in Deutschland auch nichts Vergleichbares. Bastei (GK) und Zauberkreis (SGK) hatten zwar auch Anthologie-Serien, aber die kamen doch etwas anders rüber. Die Macher von Pabel bezogen die Leserschaft immer weiter ein und so langsam wurde VAMPIR-INFORMIERT zu einer richtigen Leser-Kontaktseite. Zwar drohte man wieder mit Berichten aus der Parapsychologie (gähn- da gibt’s bessere Fachbücher) aber man versprach, auch den Durchschnitts-Konsumenten zu Wort kommen zu lassen. Das Feedback der Leser war damals wohl sehr groß, doch man wollte es genau wissen und startete erneut eine Umfrage:
Was gefällt Ihnen an Vampir? Was nicht?
Wie finden sie die Umschlagbilder?
Welche Themen hätten Sie gerne in „Vampir Informiert“ besprochen?
Welche sind ihre Lieblingsautoren?
Welche Romanthemen interessieren Sie am meisten? Klassische Horrorthemen über Vampire, Werwölfe, Frankenstein usw.? Okkulte Themen über Geister, Medien, Spukhäuser usw.?
Wie stehen Sie zu Zyklen und Serien wie etwa Der Dämonenkiller, Dracula oder Frankenstein?
Alle Antworten hat man wohl nicht berücksichtigt, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand etwas gegen die Übersetzungen aus Frankreich hatte, die ja eigentlich das Salz in der Suppe innerhalb der Serie waren. Zu gewinnen gab es diesmal...nix.
Zudem konnte man noch bei Hubert Straßl (Hugh Walker), Redaktion Follow und Magira, ein Portfolio zum Thema DER GOLEM/Walter E. Guth bestellen. Für 3.- DM bekam man dann eine Mappe mit 12 schwarz-weiß Zeichnungen zugeschickt. Ich hätte damals zugegriffen.
Der nächste Artikel „Der magische Schrumpfkopf“ von Earl Warren kommt leider etwas später (bin ja eh mittlerweile bei monatlicher Erscheinungsweise angelangt). Zwei Umzüge und ein Urlaub zwingen mich zu dieser Maßnahme. Ich glaube, bzw. bin ich mir da ziemlich sicher, der Zauberspiegel wird es überleben...
Kommentare
Folgendes schrieb Ernst Vlcek im Exposé für diesen Roman:
"Vorbemerkung:
Es hat sich als dramaturgisch wichtig herausgestellt, einen Band einzuschieben. Die bereits geschriebenen Exposés 14, 15 und 16 werden zu 15, 16 und 17 umnumeriert. In diesem Einschubband soll der letzte von Dorian Hunters "Brüdern" Dr. Frederic de Buer ausgeschaltet werden, so dass nach Asmodis Beseitigung keiner mehr von Hunters Brüdern übrigbleibt."
Ich habe vor einiger Zeit darüber schon einen Artikel hier geschrieben. Hier der Link:
www.zauberspiegel-online.de/index.php/phantastisches/gedrucktes-mainmenu-147/7658-dmonenkiller-wie-entsteht-ein-expos#comment-11775
Luif hat immer gut recherchiert, und sein Hunter war ein Typ mit Ecken und Kanten. Was diversen späteren Autoren leider völlig abging.
zitiere Thomas Mühlbauer:
Das ist wahr. Eine selten gelungene Nebenhandlung.
Das Expose zum Roman liest sich in der Kürze recht spannend. Irgendwie hat Luif im Endergebnis dann die "zünftigen Einkehren" als Füllstoff benutzt und den Stadtplan von Paris ordentlich durchgeschüttelt. Fertig. Nein, so schlecht war der Roman dann auch nicht. Luif bleibt halt Luif
Für mich hatte die Serie von den Bänden 13 bis 17 eine Pause eingelegt: 13 und 14 war nur noch ein hastiges Bruder-Abhaken, und der Dreiteiler um Asmodis Ende war recht blutleer und langgezogen - der Moloch war von all diesen Romanen noch der beste.