»Schön war die Jugend?« - Ausflüge in die Romanheftvergangenheit: Der unheimliche Besuch (Gaslicht 160)
Ausflüge in die Romanheftvergangenheit:
»Der unheimliche Besuch«
Gaslicht 160 von Nancy Buckingham
Dann also jetzt wieder ran an „good old England“, wo die Nebel wallen und der Himmel immer grau ist…und die Heldinnen hoffentlich nicht ganz so schutzbedürftig auf Spähwacht nach starken Männerarmen sind, neben der üblichen Suche nach der einzig wahren Liebe.
Ähm…ja…England war es schon…mit Nebel ist Essig.
Stattdessen heißt das ausgesuchte Stück „Dark Summer“ und kann durchaus auch mal mit gutem Wetter punkten. Die Verfasserin ist in diesem Fall Nancy Buckingham und wenn mein straff gespannter Reifrock es erst auch gar nicht glauben will, ist das doch ihr richtiger Name von Geburt an. Gemeinsam mit ihrem Männe John Sawyer erschuf sie binnen 25 Jährchen flotte 45 „gothic novel“ für die vorzugsweise weibliche Leserschaft und erwarb sich in diesem Genre so große Könnerschaft, das sie sogar einer der Vorsitzenden der „Romantic Novelists‘ Association wurde. Zwar stellte sie ihre schriftstellerische Produktivität ein, als ihr Gatte und Schreibpartner 1992 verstarb, doch sie weilt immer noch unter uns, deswegen muss ich vorsichtig sein, welcher Art von Rechnungen ich hier ausstelle.
Für Pabels „Gaslicht“-Reihe bot ihr Oeuvre natürlich eine gute Basis, die inländischen Romane hauseigener Autoren mit unterhaltsamen Übersetzungen zu ergänzen und so war „Der unheimliche Besuch“ erst die zweite Veröffentlichung Buckinghams in der Romanheftserie, der noch einige (wenn auch nicht alle) Werke folgen sollten.
Geschrieben noch in der Frühzeit ihrer gemeinsamen Karriere (1968) deutet der Roman allerdings – und das schicke ich jetzt ganz einfach mal vorneweg an, dass sie es mit den typischen Schmachtfetzen nicht eben so hatten und auch nur bedingt mit übernatürlichen Elementen oder Andeutungen spielten. Tatsächlich hat auch „Dark Summer“ tatsächlich kein einziges übernatürliches Element und das einzige Versatzstück, welches dem nahe kommt (und mit dem natürlich vorneweg geworben wird), löst sich nach wenigen Seiten praktisch in Luft auf.
Tatsächlich ist „Der unheimliche Besuch“ im Grunde ein simpler Krimi, wie sie seit 100 Jahren überall auf der Welt produziert werden, die Schilderung eines mysteriösen Mordfalls durch die Augen einer jungen Frau, die durch diesen Todesfall ihre ganz große Liebe gefährdet sieht. Je länger die Story dauert, desto „krimitypischer“ wird die Geschichte, die am Ende in bester Christiescher Tradition sogar eine ältere Dame präsentiert, die die richtigen Schlüsse aus den Vorgängen zieht, als der Protagonistin aus Gründen der leidenschaftlichen Verzweiflung pausenlos die Ohren flattern.
Das ist natürlich gar nichts Schlechtes, bewahrt uns Leser zumindest vor allzu klebrigen Geschmacklosigkeiten im Dialog und reduziert das Anpieksen der Schmerzgrenze auf die überdramatischen Reaktionen der armen Janice Pryor, die wohl eindeutig zu lange in arabischen Ländern enthaltsam leben musste.
Dann machen wir uns auf die Reise nach „Bishops Cranford“, wo schon der Ortsname andeutet, dass man hier eine prima TV-Serie ansetzen könnte…
»Ich hörte die Stimmen im Flur und dann stand er vor mir. Es war genau der Mark, den ich gekannte hatte, und er sah immer noch aus wie ein blonder Gott.« (Hach...)
Fünf Jahre ist es her, seit Janice Pryor, damals „sweet seventeen“ einen Sommer bei ihrer Tante Francis in Bishops Cranford verbracht hat. Sie machte die Bekanntschaft mit Sally Buxton und ihrem netten Bruder Derek und verliebte sich „head over heels“ in dessen Cousin Mark Galbraigh, der ähnliches fühlte – wäre da nicht die mondäne-aufgedonnerte Schauspielerin Rhoda Lamont gewesen, die ebenfalls um Mark herum scharwenzelte. Janice war bei Marks übereinnehmender Mutter nicht gut gelitten und zerstörte so die Hoffnungen des jungen Mädchens, die dann ihrem Vater an den Persischen Golf folgte, um dort der Traum aller jungen Mägdelein anno 1968 zu werden: Sekretärin. Nun ist sie krank geworden und aufgrund irgendeines obskuren Quacksalbers muss sie ihre Maladie ausgerechnet in einem typischen englischen Sommer auskurieren. Also zurück zum Tantchen, wo, wie sie weiß, Mark inzwischen Rhoda geehelicht hat. Über dem obligatorischen Kreuzworträtsel erfährt sie dort, dass Rhoda bei dem ebenfalls obligatorischen Hotelbrand (aha, aha…) ums Leben gekommen ist und Mighty Mark nun wieder frei für zarte Spülhände ist. Prompt macht ihre Pumpe Extratouren.
Die Situation im Freundesreigen ist beim nun anstehenden Besuch eine neue: Marks Papa ist verstorben, die Mama noch dominierender, Dereks Papa hatte einen Schlaganfall und nun schuften Derek und Mark gemeinsam in der väterlichen Firma zwecks Kopf-über-Wasser-halten.
Derek ist auch ganz schmuck und macht den ersten Zug, als er Janice für den kommenden Abend zu einem Date einlädt. Jetzt Auftritt Mark, der immer noch so unverschämt gut aussehen soll, dass sogar ich beim Lesen ganz nervös werde (man stelle sich die Szene mit einem bombastischen Hollywoodscore vor). Auf Beileidsbekundungen wegen Rhoda reagiert er kremsch, in Sachen Date aber ist er offen, doch lässt er Derek den Vortritt, um sich „später“ bei Janice zu melden.
Am nächsten Abend macht Derek auf Lebemann mit „gut essen und gut tanzen“ und die beiden haben Spaß. Dass Mark in der Firma aushilft, kommt Janice‘ Begleitung aber nicht gut zu pass, denn offenbar steht er selbst bei seinem Vater mit Talent weniger hoch im Kurs als sein Cousin. Janice ist zwar wegen Mark komplett unter Einfluss, kann das aber halbwegs unterdrücken – ahnt jedoch, dass Derek da ganz andere Pläne hat. Natürlich will er noch mit auf ein Kaffee oder ein Popperchen hinterher, doch sie entschwindet mit Verweis auf ihre angegriffene Gesundheit (was sie hat, wird nie so ganz klar, vermutlich Überarbeitung).
In der Folge beweist Derek, dass Janice offenbar bestes Hochzeitsmaterial für ihn zu sein scheint, denn er belagert die Holde fortwährend mit Unternehmungsvorschlägen, die sie zunehmend in Not immer wieder ausschlägt, weil sie ja das Festnetztelefon bewachen muss.
Erst als sie nach vier Tagen Telefonwache mal ins Dorf traut, steht Mark in seinem Nobelhobel plötzlich neben ihr. Bei einer kleinen Fahrt kommt das alte Feuer wieder in Gang und man beschließt, am Sonntag eine Runde segeln zu gehen. Und so machen sie es dann auch, das Wetter ist gut, der Picknickkorb gefüllt und sie fällt auch nicht ins Wasser, das genügt für einen gemütlichen Schnubbler auf See. Mark würde am liebsten künftig 28 Stunden am Tag mit ihr verbringen, doch leider hat er ordentlich Arbeit in der Firma zu schaffen. Also sieht man sich nicht so oft, dafür um so genießerischer und alsbald kommt auch Derek auf den Trichter.
Natürlich nimmt er das nicht so locker und macht seinen Cousin ein wenig schlecht, schließlich hat dieser damals stante pede diese Schauspielerin geehelicht, kaum dass Janice abgereist war. Doch das stört Janice nur bedingt, sie nimmt sogar eine Sekretärinnenstelle in der Firma an.
Doch dann kommt die dunkle und stürmische Nacht und es klopft an der Tür des einsamen Hauses! Janice öffnet und sieht sich den tot geglaubten Rhoda Lamont gegenüber, die nicht spontan in Brüssel verbrannte, sondern schon vorab ihrem Marky Mark davon gehoppelt war, als es nicht genug Luxus gab und sogar das Erbe von Daddy schmal ausfiel. Sie nutzte den Brand, um abzutauchen; Mark nutzte die Identifizierung der Leiche, um sie loszuwerden, alle waren irgendwie zufrieden. Jetzt ist Miss Mondän jedoch die Kohle ausgegangen (sie hat inzwischen zwei Verhältnisse leer gefeiert) und sie will noch mal gut abgreifen, indem sie von Janice einige tausend Dollar fordert, damit ihre Rückkehr keinen Skandal verursacht und das eine mögliche Hochzeit verhindert. Die hat jedoch gar nichts auf Tasche und will auch keinen roten Heller zahlen, weswegen sie die böse Rhoda in gerechtem Zorn vor die Tür weist.
Nach dem erfolgreichen Zusammenheulen diverser Taschentücher, entschließt sie sich, Mark schnelle alles zu erzählen, wird telefonisch aber von dessen Mutti abgebügelt. Kaum erreicht sie ihn doch noch, steht er auch schon in der Tür und gibt zu, nach dem Muss-ja-Prinzip damals in Brüssel irgendwas identifiziert zu haben. Er hatte damals nämlich einen kalten Fisch geheiratet, nachdem dieser ihm erfolgreich vorgeschwindelt hatte, von ihm angebumst worden zu sein, was aber gar nicht stimmte. Nach allerlei halsbrecherisch dramatischen Verkündigungen düst er dann zum einzigen Hotel in der Stadt, um seine Angetraute zur Rede zu stellen.
Doch Rhoda ist nicht dort und so nimmt Janice am nächsten Morgen an, die Aktrice hätte nun vielleicht die gestrenge Mama Galbraigh um Penunse angehauen, weil da im Säckel noch mehr Scheine stecken. Wegen einiger höchst verdächtiger Anzeichen bei „Mutter“ ist auch Mark dieser Meinung.
So stellt man den Drachen zur Rede, der nach etwas Widerwillen dann auch zugibt, dass Rhoda vorbei geschaut hat. Leider ist sie gar nicht froh, dass Rhoda zuerst bei Janice war, denn so kriegt sie auf dem Tablett serviert, dass Mark eine Zukunft mit Janice plant. Offenbar hat Rhoda der guten Mama einen Scheck über 500 Dollar aus der Hüfte geleiert (warum eigentlich Dollar, das spielt doch hier in England…?) und die möchte die Affäre damit wohl gnädigst im Garten vergraben, so wegen Skandal undsoweiter…
Mark lässt also erst einmal den Scheck prüfen, doch der ist noch nicht eingelöst und mehr passiert auch damit gar nicht. Das belastet natürlich die Stimmung, nicht zuletzt weil ein angesüffelter Derek ihr auch weiter die Ohren volljammert.
Vier Tage später ist es dann soweit: Rhodas Leiche treibt draußen im See, irgendjemand hat ihr den Hahn zugedreht – und das offenbar schon vor vier Tagen. Sergeant Hayes, der gar nicht tumbe Ortspolizist, bekommt schon bald raus, um wen es sich bei der Unbekannten handelt und Mark muss erneut die Leiche seiner Frau identifizieren. Da kein Scheck gefunden wird, gerät bei Mark und Janice nun Lady Galbraith unter Verdacht, weil die sich ja so sicher war, dass Rhoda nicht zurückkehren würde. Dennoch klammern sich die beiden an die Idee, eines Fremden oder ehemaligen Liebhabers Rhodas, den sie ausgenommen hatte.
Das nutzt aber nichts, denn Mark wird nun – bar jeden Alibis – zum Hauptverdächtigen.
Als Janice die Infos, die sie von Rhoda bekommen hat, wieder zusammen setzen kann, fährt sie spontan nach London, wo sie in einem Quartier namens „The Barrows“ nach dem Mann sucht, der zuletzt Rhoda ausgehalten hatte. Dazu nutzt sie ihre natürliche Ähnlichkeit und tarnt sich als Rhodas vermeintliche Schwester. Nach längerer Suche kann sie einen Mr. Willard aufstöbern, dessen Geld Rhoda durchgebracht hat, um sich dann abzusetzen, als er gerade Blinddarm hatte. Er ist nicht sehr erfreut über Janice‘ „Schwester“, aber mit der OP hat er leider ein Alibi für den Mord.
Zurück in Bishops Cranford ist Mark inzwischen verhaftet worden, wie Tante Francis zu berichten weiß. Vor das Zusammentreffen der Liebenden in der Polizeistation hat der liebe Gott aber erst das Verhör gesetzt, durch das sie jetzt durch muss. Hayes erweist sich als ganz freundlich, setzt sie aber wegen ihrer Reise nach London auf den Pott, denn NATÜRLICH hatte die britische Polizei das alles längst auf dem Schirm.
Die Beweise sind jedoch erdrückend, denn in Marks Wagen findet sich der zerrissene Scheck und die Leiche wurde mit seinem Boot transportiert.
Tatsächlich scheint sich Mark auch in sein Schicksal zu ergeben, auch wenn Janice vermutet, dass er nur seine Mutter schützen will, die im Dorf so tut, als sei nichts geschehen.
Ein paar Tage später lädt Tante Francis dann Derek zum Essen zu sich und Janice ein. Derek folgt der Einladung, bringt Marks Schicksal allerdings nur wenig Empathie entgegen. Er bestreitet, dass Mark der Retter der Firma im Handstreich war und dass er ihm sehr wohl einen Mord zutrauen würde. Als Tante Francis jedoch von dem Verdacht gegen Margaret Galbraith erzählt, ist Derekt schockiert und weist diese Idee vehement zurück, obwohl er seine Tante nicht sonderlich mag.
Als Janice am nächsten Tag in der Stadt ist, wird sie von Derek im Wagen mitgenommen. Er parkt in einem Waldweg und fragt sie, warum sie beim Essen zu dem Thema geschwiegen hat. Doch sie war ja selbst überrascht gewesen. Überraschenderweise bekommt sie nun von Derek erneut eine Liebeserklärung, doch als sie die brüsk zurück weist, fährt er aus der Haut. Er behauptet, Mark hätte ihm damals bereits Rhoda vor der Nase weggeschnappt und bezichtet sie der Gier als Motivation. Dabei rutscht ihm dann auch heraus, dass er Rhoda die Luft abgedreht hat, als die ihn nach einem zufälligen Zusammentreffen höhnisch zurückgewiesen hatte. Das nutzte er dann, um den Verdacht auf Mark zu lenken. Derek macht also mit seinen patentierten Würgehänden sich auch an Janice‘ Hals zu schaffen, als plötzlich die Polizei die Szene betritt. Er flieht mit Janice, die jedoch in einem günstigen Moment den Zündschlüssel abziehen kann. Also setzt Derek die Flucht zu Fuß fort und stürzt sich dann in auswegloser Lage in einen tiefen Steinbruch.
Hayes klärt später Janice darüber auf, dass Tante Francis beim Essen ein Verdacht gekommen war, den sie an ihn weiter gegeben hatte, weswegen Derek überwacht worden war. Mark jedoch ist damit entlastet und happyendet mit Janice.
»Dreitausend Dollar für die Exklusivrechte an einem so attraktiven Mann wie Mark, das ist doch nicht zuviel verlangt. Überleg‘s dir, Janice!« (Finde ich aber auch...)
Na also, da haben wir es doch, das schickliche Happy End, das sich schon eine Weile angedeutet hatte. Es ist sicher kein Meisterwerk an Konstruktion, was die Buckingham hier abgeliefert hat, aber es ist zumindest solider Stoff, der nicht gar zu stark im Sülz verschwindet. Ein oder zwei Verdächtige vor Ort hätten der Story sicher noch besser gestanden, als der hanebüchene Ausflug in die „Barrows“ nach London, wo ordentliche Leute dann auf den „Pöbel“ treffen und wo es nie so ganz sicher ist.
Am schlimmsten in diesem kleinen Krimimelodrama sind leider die leidenschaftlich-dramatischen Szenen, wann immer sich Mann und Frau ihre Liebe oder ihre Verzweiflung gestehen, denn immer dann wird es eckig und sülzig und tierisch aufgesetzt. Ansonsten liefert das Autorenpärchen hier eine ganz hübsche Romanleistung ab, die einfach noch ein paar Nebenfiguren gebraucht hätte, die aber wiederum hier nicht reinpassen, weil der Roman in der Ich-Form geschrieben wurde.
So verschwindet Dereks Schwester nach dem Auftakt vollkommen und auch Mutter Margarets engumschlungene Fangarme um Mark werden nie so ganz nach Bedürfnis definiert, so dass der Konflikt darum (der durchaus möglich gewesen wäre) nie zur Entfaltung kommt. Offensichtlich wird der Sohnemann ja einfach nur knapp gehalten und ist sonst zur allgemeinen Dienstbarkeit angehalten. Und er folgt dem auch noch brav.
Darüber hinaus könnte das – abzüglich der wilden Leidenschaft, die die Protagonistin zu einigen exzessiven Reaktionen in Gesprächen treibt – auch ein passabler „Cherringham“-Roman sein, nur eben nicht hauptumfänglich auf Krimi gepitcht, sondern mit der unerfüllten Liebe im Fokus.
Da spielt dann auch Tante Francis plötzlich nach beiläufigem Beginn (wo allerdings schon erwähnt wird, dass sie mit erfolgreichen Teilnahmen an einem Radioquiz wohl nicht ganz so tattrig sein kann) erfolgreich die Miss-Marple-Rolle, mit interessierten Bemerkungen mögliche Verdächtige zielgenau aus dem Takt bringen zu können, die sich dann auch prompt verraten. Merke, alte Damen, die ständig Kreuzworträtsel lösen, sind die größte Herausforderung für einen Mörder.
Eine Chance vertan wird leider mit den mehrfachen Andeutungen, der gute Mark könnte eigentlich ein ganz anderer Charakter sein, als es Janice vorgegaukelt wird. Derek erwähnt mehrfach spöttisch, dass Mark eben nicht die Firma allein gerettet hätte und dass er nicht nur der gefühlvolle Herzenstyp wäre, doch dafür findet sich später keine Entsprechung mehr. Stattdessen scheint das dann alles nur von Dereks Geltungssucht und seiner Vernachlässigung im Ansehen seines Vaters ausgelöst worden zu sein.
Ein beabsichtigter Füller ist dann auch die London-Episode, die eigentlich so gar nichts bringt, außer Rhodas Charakter noch etwas besser darzustellen, weil der Herzenstyp nun mit Handschellen aus dem Spiel ist und tendenziell für Janice „Verzweifeltsein“ die beste Zustandsalternative darstellt.
Über das anno 1968 dargestellte Frauenbild will ich mich jetzt mal nicht mehr aufregen – Janice will halt mit 17 Karriere machen und gestaltet dieses als Sekretärinnendasein in Diensten ihres Vaters. Das wurde damals schon so verwendet, doch ich habe Krimis aus den 30ern und 40ern gelesen, wo die Emanzipation durchaus weiter fortgeschritten war als hier. Aber nun gut, es ist eine „romantic mystery novel“, da will ich jetzt nicht zu ausgiebig nörgeln.
Extrapunkte gibt es von mir für einen endlich mal brauchbar präsentierten Showdown, bei dem von Würgehänden über quietschende Reifen bis zum theatralischen Suizid wirklich alles dabei ist und nicht nur von einem Schuss in der Dunkelheit zu hören ist und man dann dem zitternden Reh schildert, was außerhalb der Szenerie noch so alles passiert ist.
Insgesamt also formal wie erzählerisch eine der besseren Übersetzungen meiner kleinen Herbstrundreise rund um den Kampfplatz unglücklicher Liebe – leider für meine Leser ohne allzu dreiste Peinlichkeiten, die genüßlich zu schildern wären, aber manchmal kann man so eine Sache auch einfach mal ernst durchziehen. Schweres Atmen bei Liebesschwüren hier mal ausgenommen.