Die phantastischen Welten des Karl-Ulrich Burgdorf: Klocke & Wohlrath (die Lorentz) über »Der Hexer« - Ein Interview aus »Fantasia 304e« und Nachfragen
Klocke & Wohlrath (die Lorentz) über »Der Hexer«
Ein Interview aus »Fantasia 304e« und Nachfragen
Laut der Einführung traf sich bei Hubert Straßl ein kleiner Freundeskreis, um ein Interview mit dem Autorenduo Iny Lorentz (= Iny Klocke und Elmar H. Wohlrath) zu führen.
Das Interview, von R. Gustav Gaisbauer mit Unterstützung von Roswitha Gaisbauer, Gabriel Nemeth, Hubert Straßl und Franz Schöpf geführt, nimmt mit mehr als 100 Seiten den größten Raum des Fanzines ein. Abgerundet wird das Fantasia mit Selbstvorstellungen von Iny Klocke und Elmar H. Wohlrath sowie einer Liste der Veröffentlichungen.
Das Interview geht sehr in die Tiefe; das Autorenehepaar hat dabei keine Scheu, auch die Romanheftvergangenheit anzusprechen. Daneben werden die ersten Gehversuche in Fanzines thematisiert, der Schritt hin zu Kurzgeschichtenveröffentlichungen in Anthologien und nach einer mehrjährigen Auszeit dann das Comeback mit den großen Erfolgen.
Leider werden dabei einige Heftromane der Anfangszeit, die dem Phantastikleser allzu bekannt sind, im Gespräch kaum thematisiert. Einzig die Liste der Veröffentlichungen führt überraschend die neun „Der Hexer“-Romane auf, die in Zusammenarbeit mit Wolfgang Hohlbein entstanden sind:
Gustav: Erzähle bitte auch noch über die Grusel- und Heimatromane aus Eurer Feder.
Iny: Die Gruselromane stammen ja aus der Zeit, als wir zusammen mit Wolfgang Hohlbein Kurzgeschichten veröffentlicht haben. Etwa zu der Zeit hat Elmar als Ghostwriter beim Hexer mitgeschrieben. Ich habe auch einen dieser Romane verfaßt. Das hörte aber auf, als wir nicht mehr in dieser Gruppe um den Anthologisten waren.
Elmar: Das hätte ohnehin aufgehört, weil die Serie eingestellt wurde.
AUS UNSEREM LEBEN. Iny Klocke & Elmar H. Wohlrath Fantasia 304e, Seite 16/17
Als großer Hexer-Fan hatte ich dann doch einige weitere Fragen zum „Hexer“ und habe das Autorenpaar per Email kontaktiert und Rückantwort erhalten.
Den Antworten vorangestellt wurde seitens des Autorenpaares:
Unsere Mitarbeit bei der Hexer-Reihe war eine interessante Erfahrung für uns, da wir damals noch am Anfang unserer Karriere standen. Wir haben durch die Zusammenarbeit mit Wolfgang Hohlbein viel gelernt.
: Nach 35 Jahren können wir nicht mehr sagen, ob Karl-Ulrich Burgdorf ein Exposé für das Labyrinth der weinenden Schatten geschrieben geschrieben hat. Wir erhielten die Informationen von Wolfgang. Auf jeden Fall war dies der erste Roman für die Reihe, den wir geschrieben haben.
(Hinweis im Nachgang des Interviews: „Labyrinth der weinenden Schatten“ ist Band 6, während Karl-Ulrich Burgdorf das Exposé für Band 8 verfasst hat.)
: In einer so langen Zeitspanne entwickeln sich einige urban legends. So haben wir diesen Band nicht unaufgefordert geschrieben. Es wäre auch schlecht gegangen, da der Roman in die Reihe passen musste.
Wolfgang hatte angefragt, ob wir ihm einen Band unverbindlich schreiben könnten. Er wusste ja selbst nicht, ob wir in der Lage dazu waren. Das Ergebnis hat ihm jedoch zugesagt und so kam es zu weiteren Manuskripten, die wir an ihn abgeliefert haben.
Aus dem Kopf können wir leider nicht sagen, das Labyrinth nun die Nr. 6 oder 8 der Reihe ist. Wir sind eher der Ansicht, dass es Nr. 8 war. Geschrieben haben wir ihn auf gut Glück, da Wolfgang erst sehen musste, ob wir und unser Schreiben der Reihe gerecht wird. Natürlich haben wir gehofft, dass es zu einer Veröffentlichung kommt. Ohne Risiko erreicht man beim Schreiben nur selten sein Ziel.
: Was die Identität Robert Cravens betrifft, so waren wir aufgrund der Anfrage durch Wolfgang eingeweiht, hatten aber die strikte Anweisung, dies nicht weiterzugeben.
:Was die in Fantasia genannten Romane betrifft, so sind sie zum großen Teil aus einer Zusammenarbeit mit Wolfgang entstanden. So hat er teilweise von uns geschriebene Einzelromane verlängert und zwei Bände daraus gemacht, oder aus zwei hintereinander folgenden drei, da ihm die Fülle an Ideen, die wir ihm geliefert haben, für einen, bzw. zwei Bände zu viel war und er sie an den üblichen Rhythmus anpassen wollte.
Weshalb wir nicht als Co-Autoren genannt wurden, mag daran liegen, dass Wolfgang unsere Manuskripte bearbeitet hat, um sie zu verlängern.
(Hinweis im Nachgang des Email-Interviews: In der Weltbildedition wird Elmar Wohlrath als Mitautor von Band 46 angegeben.)
: Die Zeitspanne zwischen dem ersten von uns geschriebenen Hexer-Roman bis zum nächsten ist dadurch zu erklären, dass die Planung für das erste Jahr bereits zu Beginn gemacht wurde. Man kann eine so komplexe Reihe nicht mit einem einem oder zwei Romanen beginnen. Es muss genug Material für etliche Monate vorhanden sein.
: Ob Karl-Ulrich Burgdorf weitere Exposés geschrieben hat, wissen wir nicht. Wie schon erwähnt, erhielten wir unsere Informationen von Wolfgang. Für die Romane wurde ein gewisser Rahmen vorgegeben, an den zu halten uns nicht schwer gefallen ist. Im Rahmen dieser Vorgaben konnten wir frei schreiben.
: Ein oder zwei Mal konnten wir eigene Ideen mit einbringen. Z.B. übernahm Wolfgang die Idee, auf die uns eine Reise nach Tunesien gebracht hatte, und die wir dann auch selbst ausführen durften.
: Natürlich gab es Überlegungen, wie es mit dem Hexer weitergehen sollte. Das Ende kam auch für uns überraschend. Es kann sogar sein, dass es damals ein paar Romane gab, die zwar geschrieben waren, aber nicht mehr veröffentlicht wurden.
: Nach dem Ende der Serie haben wir die weitere Entwicklung nicht mehr verfolgt. Im Nachhinein können wir auch nicht sagen, ob wir weiter mitgemacht hätten. Wir waren doch etwas weit vom Schuss und Wolfgang hatte zu dem Zeitpunkt mehrere Autoren um sich versammelt, die näher wohnten und sich daher öfter treffen konnten, um ihre Projekte mit ihm zu besprechen.
Das Interview wurde per Email im Januar 2019 geführt.
Die Fragen für den Zauberspiegel stellte Thomas Martner.
Thomas Martner bedankt sich beim EDFC für die vielen sehr schönen Fantasias, unter denen die Interviewausgabe Nr. 304e eine herausragende Position einnimmt.