The Tale of five books (1) - Die Zukunft war Gestern
The Tale of five Books (1)
Die Zukunft war Gestern
Ich werde nicht über Leih- Buchverlage oder Autorenpseudonyme referieren, sondern die Bücher als das nehmen, was sie sind. Es wird also immanent der reine Band und sein geschriebener Inhalt bewertet.
Den Anfang macht
Bevor ich zum eigentlichen Inhalt und zur Bewertung komme, möchte ich noch ein paar Worte zum Autor sagen, der natürlich allgemein bekannt sein dürfte.Er ist der Begründer von REN DHARK in den Sechziger Jahren und RAUMSCHIFF PROMET in den Siebzigern und schrieb auch viel außerhalb der SF. Das wird hier jetzt nicht behandelt.Auch bei Perry Rhodan war er beinahe von den Anfängen bis zu Band 208 dabei.
Zum Buch:
Eine Maschine auf dem Erdmond, die Mammut-Tronik, bricht bei einem Experiment zusammen. Die As-Onen sollen aus ihrer Protonenhülle gebrochen werden.Das scheint zunächst zu misslingen.Der Hauptverantwortliche, Pol Turk, wirkt erst geschockt, rüstet dann jedoch ein Raumschiff mit einem neuen, von ihm erfundenen Antrieb aus,um zur Sonne „Rho-Prometheus“ zu fliegen.Von ihm stammt der Ausdruck: „die Zukunft war gestern“.Einige Überraschungen stehen der Besatzung noch bevor.
Ich möchte den Plot jetzt nicht gänzlich auflösen, wie allgemein in einer Rezension üblich oder in einem Spoiler. Dies ist ja auch keine normale Rezension,sondern soll nur die Lesbarkeit heutzutage solch alter SF-Romane bewerten und prüfen.Die meisten Leser werden den Roman kennen; wer ihn nicht kennt, liest jetzt folgende Beurteilung durch:
Kurt Brand hatte immer einen eigenen Stil, an den sich manche Leser vielleicht erst gewöhnen müssen.Davon abgesehen, fängt der Roman nicht nur spannend an, sondern auch die Sprache ist durchaus angemessen und auch heute noch verwendbar. Einige Besonderheiten von Brand scheinen natürlich hindurch. Die „As-Onen“ hat er später noch als Triebwerke von Raumschiffen bei REN DHARK verwendet, warum auch nicht. Er wäre nicht der erste Schriftsteller, der seine Ideen variiert öfter in die Erzählungen einbringt.Auch hier gilt also: die Beschränkung der Begriffswelt und ihre Variation als ästhetische Aufgabe. Das tut dem Roman keinen Abbruch.Brand nimmt hier auch ein wenig die „Quarks“ der realen Welt vorweg, die Bestandteile des Protons sind, und dasselbe zum großen Teil ausmachen. Bei ihm sind es eben Teilchen, die eng um das Proton kreisen. SF darf und soll das, mit der Naturwissenschaft spekulieren.
Die Sprache ist ansonsten einfach gehalten, doch recht ausdrucksvoll.Das Buch lebt von Aktion und Dialogen und das ist nicht falsch. Dadurch wird die Handlung klar vorangetrieben.Die Protagonisten sind durch ihre Sprache und selten durch Beschreibung des Aussehens charakterisiert, wie bei Brand üblich.Einige Formulierungen sind naturgemäß sehr brandspezifisch und klingen im heutigen Kontext seltsam aber keineswegs veraltet.Mit einigen Umformungen könnten sie auch heute noch in Konkurrenz zu aktuellen Romanen stehen.Wer allerdings moderne, elaborierte Beschreibungen von emotionalen Innenwelten erwartet, ist fehl am Platz.Fast alle Ängste, Probleme und dergleichen werden ausschließlich in der dritten Person thematisiert und mit kurzen Beschreibungen abgefertigt:(Zitat)
„Sah sie denn nicht, dass er Angst um sie hatte!“
Dadurch ist die Schreibart im Stil schnell und trotz des Alters des Romans, einiger astronomischer Seltsamkeiten, die ich der SF aber grundsätzlich zubillige und einiger brandspezifischer Begiffsbildungen, auch heute noch lesbar. Die Charaktere, insbesondere Pol Turk, aber auch die anderen handelnden Personen sind für die damalige Zeit klar auskonturiert und bedürfen innerhalb eines SF-Romans, der ja keine psychologische Abhandlung ist,sondern sich mit Weltraumaktionen abgibt, keiner weiteren intensiven Entwicklung.Die Helden und Heldinnen mögen, wie damals üblich in der SF, etwas „hoppla-hopp-jetzt-komm-ich“ daherkommen (etwa wie Figuren von Cambpell oder Doc Smith), doch macht das die Handlung besonders frisch und dem gewählten Thema keinen Abbruch.
Deshalb denke ich, kann auch dieser Roman noch gleichwertig neben heutigen Werken bestehen, denn auch die heutigen SF-Bücher, die manchmal des Verkaufs wegen hoch gepriesen werden, sind nicht immer gut (z.B: Baxter, den ich erst sehr mochte, aber das ist einen eigenen Artikel wert). In diesem Sinne kann trotz der eher einfach gewählten Sprachstruktur des Romans dieser Band prinzipiell auch heutzutage noch bestehen neben aktuellen Neuerscheinungen.Wer sich also an dem bekannten Duktus von Brand gewöhnen kann, der sollte dieses Buch ruhig noch einmal zur Hand nehmen.Manche Dinge, gerade in der SF-Welt, muss man eben „cum grano salis“ nehmen und nicht gleich im Vorfeld pauschalisierend abwerten, nur weil sie einige Jahrzehnte älter sind.In diesem Sinne kann man Brands Buch durchaus als einen Klassiker der deutschen SF einordnen und auch so bewerten:Das Buch ist noch immer lesenswert. Es kann also, wenn man den sltsamen Brand-Stil abzieht mit drei von fünf möglichen Supernovas brillieren.
Kommentare
Wenn man mit Kurt Brand oder K.H.Scheer loslegt. bekommt man natürlich die o.g. positive Einschätzung.
Keine Angst! Es kommen auch noch schlechtere Autoren dran, die dann ihr Fett abkriegen.Da gibt es schon einige Kandidaten, die heute, zumindest unter Pseudo, kaum noch bekannt sind ... und das ist gut so.Denn so mancher Leihbuchband aus dieser Zeit ist grottenschlecht geschrieben, auch wenn die Grundidee gut war. KHS unter seinem Klarnamen werde ich aber nicht thematisieren.Es wird allerdings niemand von vornherein verdammt!
Ich lese recht genau und untersuche den Stil und den Inhalt ... mal sehen.
Aber bitte nicht immer nur auf die leidig bekannte Vorliebe für Innen/Außenansicht herumhacken.
Vergleichen mit den damaligen amerikanischen Titeln, einordnen in das Gesamtwerk des jeweiligen Autors, Bedeutung für die weitere Entwicklung der SF in Deutschland usw.