Sadi-Maso Praktiken nicht unterwürfiger Frauen mit Männer (per Arzt-Überweisung) oder: Reportage aus der Zwischenrealität
Sadi-Maso Praktiken nicht unterwürfiger Frauen mit Männern (per Arzt-Überweisung)
PROLOG oder: Reportage aus der Zwischenrealität:
Warum stimmte der VdZ sofort zu, obwohl er eigentlich einen heiteren Beitrag für den Zauberspiegel verfassen wollte?
a) Weil der genannte Freund, nennen wir ihn der Einfachheit halber hier Dieter X., ein lieber Kerl ist, der sowohl den Vater wie auch die Mutter jahrelang bis zu deren Tod aufopfernd in seiner Wohnung pflegte und nun b) übel gestürzt war, mit Verdacht auf Fraktur des Lendenwirbelknochens 5 und c) weil der VdZ selbst schon - gelinde gesagt - suboptimale Erfahrungen machen durfte mit den überhaupt nicht unterwürfigen Frauen eben jenes Radiologisch-Medizinischen Versorgungszentrums, bei dem Dieter Xens Röntgen-Termin über die Bühne gehen sollte.
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So kam der Tag der Tage und der VdZ stand, nach einem herzhaften Frühstück - Haferflocken, frischem Obst, getrockneten Goji-Beeren, Hanföl, alles locker vermischt mir Kakao-Zimt-Sojamilch, und anschließendem Tässchen Espresso - dem guten Dieter X nach Kräften behutsam bei, in seinem schnittigen Raumtransporter auf einem eigens angeschafften und aufgeblasenen Gummi-Schwimmring (der Lendenwirbelknochen 5 hat viel mit dem Gesäß und den dort befindlichen Nerven zu tun) Platz zu nehmen, was der Genannte mit nur gelegentlich hervorgepressten fiependen Schmerzlauten kommentierte.
WARP 0,001 war die Höchstgeschwindigkeit, die die öffentlichen Hyperraum-Zeit-Nivellierungen gestatteten, wollte der VdZ den Gepeinigten nicht eines allzu frühen Schmerzinfarkts sterben sehen und zudem allzu schrille Kreischlaute vermeiden, die unweigerlich Beamte der Raum-Zeit-Ordnungsbehörden in ihrem - übrigens zufällig auf dem Cover des Print-Fanzines Baden-Württemberg Aktuell BWA No. 433 im eindrucksvollen Einsatz vor einer Art aus Ton nachgebildetem mittelalterlichen Festungs-Turm abgebildeten - Smart-Gleiter auf den Plan gerufen hätten.
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Guten Mutes kam man im genannten Medizinischen Versorgungszentrum des örtlichen Terra-Ara-Stützpunkts (MVZTAS) an.
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Auf den freundlichst entbotenen transgalaktisch-traditionellen "Guten Morgen-und-Ad Astra"-Gruß erfolgte die Antwort einer der beiden an der Empfangstheke mit Telekom-Diensten beschäftigten Damen (klischeehaft perfekt trug diese einen gepflegten Damenbart oberhalb der Oberlippe): "Krankenkarte?! Überweisung von Ihrem Arzt?!"
Die zittrige Vorlage dieser wichtigen Dokumente durch Dieter X wurde mit knappem Nicken quittiert.
Oberlippenbartfrau legte ihr Telekom auf, erhob sich zu ihrer beeindruckenden Körpergröße von 1,65 Meter, fixierte insbesondere den verkrümmt stehenden, jedoch immer noch knapp 1,90 Meter großen Dieter X.
"Hier bitteschön! Im Wartezimmer ausfüllen!" Ein mehrseitiges Dokument wurde dem deutlich Schmerzgepeinigten über die Theke gereicht. "Dann wieder her damit zu mir. - Haben Sie alles verstanden?"
Dieter X starrte fassungslos, mit bebender Unterlippe. Der VdZ entgegnete vermittelnd: "Klar. Notfalls kann ich ihm ja mit meinem Erinnerungsvermögen behilflich sein."
Das Spässchen zündete nicht, das Eis in der Stimme von Oberlippenbartfrau schwoll meterdick an: "Na, dann is ja gut. Ich bin hier."
Es klang wie eine Drohung.
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Der VdZ schleppte Dieter X Richtung Wartezimmer. Dort wurde gerade ein cirka 90jähriger hagerer Mann von einer freundlichen blonden Dame in hautenger weißer Jeans instruiert:
"Das da müssen Sie gaaanz austrinken ... aber in Ruhe, bis in dreißig Minuten. Wegen den Nieren von Ihnen. Dann erst können wir Sie hooolen. Zum CT."
"Wie bitte? Das trink ich Ihnen in einer Minute aus."
"Na-hein", widersprach die blonde Dame. Tief beugte sich dabei zu dem 90jährigen hinab, wodurch erstens ein riesiger weißer Jeans-Vollmond mitten im Wartezimmer aufging und zweitens der Beweis erbracht wurde, dass Body Mass Index und IQ grundverschiedene Werte sind. "Ganz langsam trinken Sie das, wenn ich es doch saaage. Wegen den Nie-hieren von Ihnen ... Dann hooole ich Sie ab."
"Warum trink ich das nochmal langsam, bitte?"
"Wegen den Ni-hieren. Das Getränk muss sich erst ausbreiten, also in Ihrem Körper. Dann sieht man nämlich mehr."
Die Frau des Greises griff resolut ein: "Ja, so machen wir das."
"NEIN!" Die blonde Dame richtete sich auf und schüttelte das edle Haupt so heftig, dass ihr Doppelkinn schlackerte und blonde Haarsträhnen wirbelten. Streng reckte sie einen zucccinigroßen Zeigefinger. "SIE trinken das natürlich nicht!!!"
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"Kommst Du mit, VdZ?", flehte Dieter X, als er nur wenig später von derselben blonden Dame mit dem ermunternden Sätzchen: "Jetzt sind Sie dran!" gebeten wurde, ihr zu folgen.
Natürlich kam der VdZ mit.
"Kabine 4!"
"Die da?" erkundigte sich Dieter X - nicht zu Unrecht, da es sowohl links wie rechts des Korridors numerierte Kabinentüren zu bewundern gab.
"Wo steht RÖNTGEN drauf?"
"Links?"
"Na, sehen Sie."
"Tut er eben nicht", half der VdZ aus. "Nicht so wirklich gut. Er hat vor lauter Schmerzen und Aufregung seine Brille zuhaus vergessen."
"Ihr Männer findet doch schneller eine Ausrede als eine Maus ihr Loch." Aber wenigstens lachte sie glockenhell auf, bevor sie dem VdZ und Dieter X die gut gepolsterte Kehrseite zuwandte und demonstrierte, dass zwei Halbmonde in weißen Jeans doch tatsächlich eine Art Reibungshitze erzeugen können. Ein Anblick, der den VdZ auf Jahre hinaus traumatisieren sollte (was er zu jenem Zeitpunkt natürlich noch nicht wissen konnte.)
"Frauen sind schon genetisch weniger schmerzempfänglich", ließ der stets harmoniesüchtige Dieter X den VdZ an seiner Herzensgüte und seinem Wissen teilhaben. "Wegen Geburten und so. Das würde kein Mann aushalten. Wir Männer lassen schon die Mama anrufen, wenn ein Schnupfen im Anflug ist."
Da wusste er noch nicht, was ihm nach der Passage von Kabine 4 im RÖNTGEN-Raum blühte.
Und wonach genau er nach Kabine 4 und RÖNTGEN-Raum eiskalt und sehr emotional sabbernd verlangen würde.
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In Kabine 4 - einer Art Schleuse zwischen allgemein zugänglichem Korridor und RÖNTGEN-Raum - in der es für zwei Personen plus einem Stuhl ausgesprochen eng wurde, gesellte sich forsch eine weibliche Person zu Dieter X sowie dem VdZ. Eine überaus dürre Frau mit brünetten Haaren und modischem Prinz-Eisenherz-Haarschnitt und dem aufmunternden Gesichtsausdruck einer KZ-Wärterin. Im rechten Nasenflügelchen blitzte frohgemut ein stählernes Piercing - ein niedliches winziges Glücksklee-Blatt.
Da der VdZ mit demonstrativ vor der Brust verschränkten Armen da stand, befahl Prinz-Eisenherz-Haarschnitt-Frau Dieter X: "Hose und Schuhe ausziehen! Unterhose anlassen! DAS da über das nackte Glied und die Hoden!"
Lässig deutete sie auf einen auf dem einzigen Stuhl in Kabine 4 liegenden DIN-A-4 seitigen, in Plastik eingeschweißten Cartoon, der veranschaulichte, wie das Befohlene praktisch auszuführen war - also "Unterhose anlassen, DAS da über das nackte Glied und die Hoden". Dieter X und der VdZ bestaunten zweifelnd das Objekt, welches über das nackte Glied und die ebensolchen Hoden des Dieter X gestülpt werden sollte.
Vereinfacht ausgedrückt: Es handelte sich um die Nachbildung einer übergroßen Vulva. Diese Nachbildung bestand, wie Dieter X alsbald herausfand, aus Blei und war außen wie in der vulgären Vertiefung mit Plastik überzogen.
"Wahrscheinlich ein Schutz vor den Röntgenstrahlen", mutmaßte der VdZ tröstend. "Damit du auch danach noch Kinder zeugen kannst."
"Mit 56?!", schnappte Dieter X, erstmals ein klitzekleines bisschen gereizt.
"Peter Maffay hat das mit knapp 70 noch geschafft."
Dieter X enthielt sich jeden weiteren Kommentars, entledigte sich seiner Schuhe und Jeans, nicht ohne einmal fast umzukippen und den VdZ mehrfach anzurempeln. Der ihm dennoch vielsagend die Vulva in Plastik und Blei (ViPuB) vom Boden aufhob (auf dem sie nach dem Beinahe-Umkippen des Dieter X polternd gelandet war), darreichte und überflüssigerweise klarstellte: "Ich heiße nicht Jens Spahn. Ich werd` dir das Ding also nicht anlegen, Mann."
Tapfer nickend griff sich Dieter X mit der linken Hand die ViPuB - die sehr schwer war (Blei!) und zog mit der rechten den Gummibund seiner mit Superman-Motiven geschmückten Unterhose nach unten.
Die Tür von Kabine 4 wurde im gleichen Moment mit energischem Ruck vom RÖNTGEN-Raum her geöffnet.
"Noch nicht fertig?" Prinz-Eisenherz-Haarschnitt-Frau begutachtete mit missmutig hochgezogener rechter Augenbraue Dieter Xens Rakete (Modell Hansrudi Wäschers "Nick"-Comics) plus spärlich behaarter Kronjuwelen.
"Ich kann mich kaum bewegen", klagte Dieter X. "Ich bin hier, weil mein Arzt einen Bruch des Lendenwirbelknochens 5 vermutet. Das tut saumäßig weh!"
"Ich kann Ihnen nicht helfen. Kommen Sie einfach in den Röntgen-Raum, wenn Sie so weit sind."
Prinz-Eisenherz-Haarschnitt-Frau zog sich zurück. Die Tür blieb offen. Aus dem RÖNTGEN-Raum hörte man Murmeln, dann Gekicher.
Dieter X mühte sich stöhnend und fluchend, aber nach allen Regeln der Kunst, und vollbrachte es, die ViPuB über all das zu drücken, was vor den Röntgenstrahlen geschützt werden sollte.
"Komme ...", ließ er Prinz-Eisenherz-Haarschnitt-Frau wissen, nickte dem VdZ zu und betrat tapfer den kalten Röntgen-Raum.
Nach dem ersten Schritt schon knallte die buchstäblich bleischwere ViPuB auf den gefliesten Boden.
Plus Unterhose.
Das war der Moment, in dem der VdZ die Augen schloss und den Rest des Dramas überwiegend akkustisch miterlebte.
Vor allem die Schreie des Dieter X.
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Natürlich gelangte der kaum Bewegungsfähige, der zudem panisch versuchte, Unterhose plus ViPuB wieder an den richtigen Körperbereichen anzubringen und dort zu halten, NICHT auf die mit Papier abgedeckte Liege, so sehr er mit den Füßen scharrte und ViPuB und Unterhose einmal mehr verlor. Also schritt der VdZ - sich am Rascheln von Papier und vor Anstrenung keuchendem Dieter X orientierend - zur Hilfsaktion.
"Was wollen SIE denn hier drin? SIE haben hier drin nichts verloren!"
"Und ich hab keine Überweisung", bekannte der VdZ. "Und?! Wollen Sie SO etwa Röntgenaufnahmen von Herrn X machen?"
Der VdZ durfte Dieter X dabei behilflich sein, sich auf die Liege zu bugsieren.
"Auf den Rücken legen! - Uuuund atmen. Uuund Luft anhalten."
Fluchtartig verließ Prinz-Eisenherz-Haarschnitt-Frau den Röntgen-Raum in den angrenzenden Kontrollbereich.
Der VdZ reagierte zu langsam. KLICK. Die erste Röntgenaufnahme des Beckenbereichs von Dieter X plus ViPuB.
"Uuund weiter atmen. - Jetzt auf die linke Seite drehen!"
Erneut war der VdZ behilflich, diesmal sogar mit angehobenen Lidern. Dieter X standen Tränen der Scham und Erniedrigung in den Augen.
"Niiicht mehr atmen!"
Diesmal flitzte der VdZ schnell genug in Kabine 4 zurück.
KLICK hörte er hinter sich. Er knallte die Tür von Kabine 4 zum RÖNTGEN-Raum nicht zu, damit er wieder rein kam. Mit angehaltenem Atem lauschte er.
"Worauf warten Sie?! Sie sind FERTIG!"
Noch bevor der VdZ reagieren konnte, war aus dem Röntgen-Raum ein mörderischer Aufprall zu hören, dann gellendes Kreischen. Hektisches Fußgetrappel. Kommandos, erteilt von weiblichen Stimmen. Verunsicherten, nun fast menschlich klingenden Stimmen.
Der VdZ riss die Tür auf.
Vermutlich, um Prinz-Eisenherz-Haarschnitt-Frau doch noch zu imponieren, hatte der stets nach Harmonie gierende Dieter X versucht - ohne Hilfe zu erbitten - von der Liege runter zu kommen.
Dies war ihm spektakulär geglückt. Per Sturz. Und Landung auf dem Gesicht, unter anderem.
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EPILOG I:
Der Notarzt kam so schnell, als hätte er klug aus Erfahrung vor der Tür von Kabine 4 gewartet. Er stellte fest: "Da ist nicht nur die Nase kaputt gegangen, sondern mindestens auch ein Arm gebrochen."
Dieter X wurde ganz vorsichtig auf die fahrbare Notarzt-Liege gepackt, fixiert und erhielt eine Spritze gegen die Schmerzen.
Eine Röntgenärztin des MVZTAS - ausgewiesen durch Namensschild - kam mit flatternden Kittelschößen herbei geeilt, übersah Notarzt und Patienten geflissentlich und erkundigte sich beim VdZ: "Gehören Sie zur Familie?" Ohne eine Antwort abzuwarten, drückte sie ihm den bereits fertigen schriftlichen Befund der Röntgen-Untersuchung in die Hand.
Natürlich warf der VdZ einen verdutzten, nichtsdestotrotz aber neugierigen Blick darauf.
Der letzte Satz der "Röntgenologischen Beurteilung" ist ihm auch einen Tag danach nur zu gut noch im Gedächtnis:
"Zum sicheren Frakturausschluss Lendenwirbelknochen wird Durchführung einer CT- oder Kernspin-Untersuchung der Lendenwirbelsäule empfohlen."
***
EPILOG II:
Heute, am 9. Oktober, gegen 9 Uhr, besuchte der VdZ Dieter X im Krankenhaus.
"Hallo, VdZ", grüßte Dieter X nur schwer verständlich unter der prächtig geschienten Nase hervor.
"Gleichfalls hallo. Na, Du Bruchpilot?"
Dieter X winkte mit eingegipstem linken Arm ab und versuchte, sich aufzurichten. "Du hast mir doch von diesem Science Fiction-Clüble erzählt ...?"
"Dem SFC Baden-Württemberg? Yep."
"Und von dieser euphorischen Buchbesprechung von einem gewissen Uwe Lammers ...?!"
"JA, MEIN GEBIETER?"
"Genau. Jaaa, so hieß dieser Schmöker. Von dieser Annabel Nochmalwas. Von Sado-Maso und einer gequälten jungen Frau, die genau dadurch geil wird und sich unterwirft und sexuell befreit werden will von so einem jungen, reichen Typen ..."
"Oookay ...?"
"Du musst mir diesen Roman un-be-dingt besorgen und ins Krankenhaus bringen! ich werde erst nächste Woche entlassen."
"Also, DAS kann ich irgendwie nicht so richtig verantworten, vor meinem Gewissen ..."
"Gut", flüsterte Dieter X, ganz ruhig. "GUT! - Alternativ kannst du mir auch eine nicht registrierte Faustfeuerwaffe, ein Küchenmesser, einen Hammer, Plastikbinder und die Privatadresse von Prinz-Eisenherz-Haarschnitt-Frau besorgen!"
ENDE
Kommentare
Übrigens, bleib bitte stark und bring Dieter nur eine der alternativ von ihm gewünschten Waffen.