Lory's Dracula: The Witching of Dracula
Band 6 der "The Dracula Horror Series" erschien nicht bei Pabel. Der Vollständigkeit halber hier eine kurze Inhaltsangabe des unübersetzten Romans.
In dem üblichen Prolog geht es um Odysseus und Circe. Er will sie mit dem Schwert töten, sie bleibt unverletzt.
Die Gegenwart (1974). Wolfsjäger Janos findet in Ungarn in einer Schlossruine einen Glassarg mit einer nackten Schönheit, die er für die Gräfin Bathory hält. Die Blutbaderin. Der Sarkophag ist mit einem Siegel verschlossen, das ein großes D trägt. Natürlich öffnet er den Sarg, die Schöne steigt heraus und raubt ihm seinen Willen, bevor sie verkündet, dass sie wieder auf der Welt wandelt und Dracul vernichten wird.
Die Frau besucht in Rumänien Arefu und die Ruine von Schloss Dracula, dann führt ihre Suche sie weiter zu Dr. Thorka, dem Freund von Professor Damien Harmon, der geholfen hat, den Vampir nach Amerika zu schaffen. Thorka kann ihr gerade noch entkommen, bringt dabei aber einen Beeinflussten um, der vor seinen Augen zu Asche verbrennt. Er ergreift die Flucht und schreibt seinem Freund Harmon einen Brief.
Graf Dracula ist die Frau wohlbekannt, es ist eine alte Feindin, die er besiegt und in den Sarg gepackt hat. Er nennt sie Sabor, dabei wird aber angedeutet, dass sie nicht nur die Bathory war, sondern viel älter ist und es sich möglicherweise um Circe alias Lilith aus der Bibel handelt. Das Harmon-Team reist nach Deutschland an den Rhein, wo Thorka mittlerweile untergetaucht ist. Aber Sabor hat bereits einen Haufen Sklaven erschaffen und es sich in einem alten Schloss über dem Rhein gemütlich gemacht.
Da sie Ktaras Ankunft spürt, weiß sie, dass ihr Erzfeind zu ihr gekommen ist. Sie lässt den Professor entführen und demonstriert ihm ihre Macht, stößt aber an ihre Grenzen, da Harmon Dank der Metallplatte im Kopf bekanntlich nicht zu beeinflussen ist. In der Zwischenzeit versuchen Cameron Sanchez und Ktara das Schloss zu stürmen. Sie kämpfen gegen Sabors Illusionskünste und es kommt, wie es kommen muss. Nachdem Sanchez ein paar der Beeinflussten, die stilgerecht mit Schwertern und Lanzen kämpfen, abgeknallt hat, wird er überwältigt – was für eine Überraschung - und landet in der Folterkammer. Sabor macht ihn mehr oder weniger gefügig und verpasst ihm nach einer Runde auf der Streckbank ein Brandzeichen. Das Ganze entpuppt sich aber nur als Falle für Ktara, die zur Hilfe kommt. Während die beiden scheinbar durch einen Feuerring kaltgestellt werden, empfängt Sabor den Vampir im Burgsaal.
In der Zwischenzeit findet Thorka im VW-Bus zwei getötete Diebe und den leeren Sarg von Dracula. Endlich fällt bei ihm der Groschen, wobei er seinem Freund seinerzeit geholfen hat. Er überlegt, den Sarg mit der Erde zu vernichten. Dann entscheidet er sich aber dafür, ihn zu verstecken. Danach eilt auch er zum Schluss.
Nach dem üblichen Gerangel stellt Sabor den Vampir mit Kreuzen kalt. Die erste Störung ist Thorka, der reinplatzt und sofort von Sabor betäubt wird. Aber Sanchez darf ausnahmsweise einmal den Tag retten, indem er sich aus der Illusionsfalle befreit und die Frau mit einer Lanze durchbohrt. Dadurch verliert sie kurz die Kontrolle über ihre Gedankensklaven, die Dracula übernimmt. Dracula saugt Sabor das Blut aus und macht sie kampfunfähig.
Während Thorka seinem Freund Vorwürfe über die Wahl seiner neuesten Waffe Dracula macht und Harmon ihm im besten NRA-Stil klarzumachen versucht, dass eine Waffe wertneutral ist, und sich die beiden darauf einigen, dass sie sich nicht einigen können, versenken Sanchez und Ktara die nun erneut in einem Glassarg schlafende Sabor im Rhein.
Bewertung:
Warum Pabel den Roman nicht für eine Veröffentlichung in Deutschland geeignet fand, wird ungeklärt bleiben. Vielleicht war es der Handlungsort Rhein. Obwohl Lory Deutschland kennt, da er von 1954 bis 1957 hier als Soldat stationiert war, zeigt er wie die meisten amerikanischen Pulp-Autoren der Nachkriegsjahre nicht wirklich viel Ahnung von Land und Leuten. Andererseits gibt es da bedeutend größere Heuler in anderen Action Adventure-Serien, die peinlicher und alberner sind. Das mit dem Rhein und seiner Burg ist sicherlich nicht besonders überzeugend, aber letztlich macht der Autor nichts aus dem Schauplatz; das könnte genauso gut in einem Schloss an der Loire spielen.
Der Schauplatz kann eigentlich der einzige Grund für die Ablehnung sein. Denn was die Gewalt angeht, ist der Roman handzahm. Er wäre ohne jede Kürzung durchgegangen. Tatsächlich ist der Roman trotz einiger netter konzeptioneller Ideen wie dem Schneewitchensarg und dem Bathory-Aufhänger ziemlich langweilig. Vielleicht war er der Redaktion zu mittelmäßig. Aber das würde bedeuten, dass Pabel bei seinen übersetzten Serien auf solche Dinge wie Qualität Rücksicht genommen hätte, was nun wirklich weit hergeholt scheint. Da muss man nur die Auswahl bei "Barnabas der Vampir" betrachten.
Für eine potentiell vielversprechende Figur bleibt Sabor die ganze Zeit als Superschurkin aus der Vergangenheit völlig blass. Auch wenn der Autor bemüht versucht, ihre Fähigkeiten der geistigen Beeinflussung und Illusionen als Bedrohung der Welt zu verkaufen, ist das alles auch im Kontext der Serie und ihres Universums arg ungläubig. Die eigentliche Handlung ist ausgesprochen lahm, das Ende wenig aufregend. Oder spannend. Die hier weiterentwickelte Backstory der Figuren ist wesentlich interessanter als der Rest. Der ganze Kampf zwischen Dracula und Sabor bleibt letztlich Mittelaltermarkt-Vorstellung mit seinen als Ritter verkleideten namenlosen Gehirnsklaven.
Hier hat der deutsche Leser nichts verpasst, die Auslassung ist kein schmerzlicher Verlust und der Roman kein Meisterwerk, das eine schwerwiegende Lücke in der deutschen Fassung der Serie hinterlassen hat.
Das Original:
Kommentare
Aus dem Handlungsort (Rheinland) hätte der Übersetzer sicher etwas machen können: z.B. Sabor in "Loreley" umzutaufen und sie dann bei ihrer Entsorgung im gläsernen Sarg im Rhein zur ewigen Wächterin des Nibelungenschatzes (natürlich in Draculas Auftrag) erklären.