»Dorian Hunter« revisited - Teil 11: Egotrip…
»Dorian Hunter« revisited
Teil 11 - Egotrip…
“Trip in die Unterwelt”
Mit diesem zweiten Beitrag zur Dämonenkiller - Serie hat Hans Kneifel sich im Vergleich mit seinem Debüt nicht nur gesteigert, sondern einen wirklich überraschend guten Roman abgeliefert.
Zu der Idee, in der Ichform aus Sicht einer Nebenfigur zu schildern, wodurch der erst spät auftauchende Hunter eigentlich zur Nebenfigur wird, kann man Vlcek (welcher einen entsprechenden Vorschlag im Expose machte) nur gratulieren, denn Kneifel hat diese äußerst überzeugend umgesetzt.
Im Gegensatz zu seinem ersten Band, bei dem man immer den Eindruck hatte, dass er weder mit den Figuren, noch mit der Handlung oder dem ganzen Background sehr viel anfangen konnte, schafft er es hier, den Leser gleich mit den ersten Zeilen zu packen und sowohl die Umgebung (welche für Kneifel, der auf Sardinien lebte natürlich ein Heimspiel war) als auch die Figuren sehr glaubwürdig und plastisch zu schildern.
Vor allem im ersten Drittel des Romans vergisst man stellenweise, dass man gerade einen Heftroman liest, der vergleichsweise gehobene Stil, die beklemmende Atmosphäre und die bizarren in die Realität einbrechenden Ereignisse, mit denen der Protagonist sich auseinandersetzen muss, erinnern beinahe an eine Erzählung von Lovecraft oder Poe.
Wie geht ein normaler Mensch mit dem Horror um? Kneifel beschreibt den Umgang mit einer solchen Situation hier sehr treffend: “Ich wanderte immer noch auf dem messerscharfen Grat zwischen Normalität und Irrsinn. Etwas Fremdes und unbegreifliches war in mein Leben eingebrochen.”
Die Geschichte bleibt lange auf diesem Niveau und entwickelt einen ganz eigenen, mitreißenden Sog, erst im letzten Drittel schaltet Kneifel wieder einen Gang runter, dafür ziehen Tempo und Spannung mit dem Auftauchen von Coco Zamis etwas an, wobei der Autor Hunters Gefährtin hier wesentlich überzeugender darstellt, als Kollege Palmer im “Gänsehaut” - Band.
Und auch wenn Valgruber nun wieder zur Nebenfigur degradiert wird, gibt es auch bei dem finalen Kampf gegen den Riesenkalmar nicht viel zu meckern, obwohl man natürlich keine Sekunde lang glaubt, dass Cocos kleiner Trick mit dem vergifteten Köder fehlschlagen könnte…
In Erinnerung bleibt einem dieser Roman allerdings sicher nicht aufgrund dieser finalen Szene, sondern eher wegen des mutigen Entschlusses, aus Sicht einer Nebenfigur in der Ichform zu schildern und in dem Zusammenhang wegen der originellen und einfach mal anders gestrickten ersten Hälfte…
Kein hysterischer Vater würde Angelas Tugend bewachen und das Messer ziehen, wenn ich nicht gleich Hochzeit schrie.
(DH Band 61)
Ihr Körper, ausgereift und warm, weich und jung, fest und federnd würde sich an mich pressen.
(DH Band 61)
“Ich schlage dich tot”, knurrte ich, “wenn du Schwierigkeiten machst. Ich habe dir eben das Leben gerettet.”
(DH Band 54)