»Dorian Hunter« revisited - Teil 20 - Pfählt sich von selbst…
»Dorian Hunter« revisited
Teil 20 - Pfählt sich von selbst …
“Der Vampir von Venedig”
Ein weiterer Roman aus der Feder des “Butler Parker” - Autors Günther Dönges und nicht wirklich sein bester Beitrag zur Serie, auch wenn man natürlich konstatieren muss, dass die Vorlage nicht allzu viel hergibt.
Einmal abgesehen von der zwar klassischen aber nichtsdestotrotz schwachen Handlung schafft es Dönges auch hier leider nicht, die zentrale Figur glaubwürdig darzustellen. Würde er den Helden nicht Dorian Hunter nennen und ihn zwischendurch eine Players rauchen lassen, könnte dieser auch unter einem anderen Namen agieren, was vielleicht besser gewesen wäre. Hunter verhält sich hier - entgegen seiner sonst eher ruppigen, direkten Art - viel zu nett und freundlich und bedient sich einer Ausdrucksweise, die eher zum bereits erwähnten Butler passen würde, als zum Dämonenkiller.
Andererseits hätte wohl selbst ein Neal Davenport nicht sehr viel mehr aus dem Stoff herausholen können. Da er bei der Umsetzung der Exposes aber des öfteren eigene Ideen einbrachte und auch schon mal diverse Änderungen vornahm, hätte er vielleicht die Szene mit dem Vampir, der aus dem Fenster fällt und von der Gondel gepfählt wird, etwas modifiziert bzw. weggelassen und ihn stattdessen von Hunter erledigen lassen, welcher hier nur tatenlos daneben steht.
Ein ziemlich unrühmlicher Abgang für einen Vampir, der zu früheren Zeiten immerhin für Angst und Schrecken sorgte. Dass seine Diener sich dann am Ende gegen ihn wenden, kann da als nicht unbedingt vorhersehbare Wendung auch nichts mehr rausreißen. Da hat sogar der Palmersche “Gast aus dem Totenreich” dem Dämonenkiller mehr abverlangt. Was einem hier unterm Strich geboten wird, ist ein schwacher Roman mit einem schwachen, um nicht zu sagen lächerlichen Finale.
Bei diesem Roman handelt es sich um den vorletzten Band des Autors. Es folgt noch “Das Ungeheuer von Loch Ness” (welcher nach einem weiteren Einschubband als Band 97 erscheinen wird), und das war es dann. Besonders traurig wird darüber wohl auch der heutige Leser nicht sein.
Kommentare
Trotzdem hat er durchaus Qualitäten. Vom Sound her erinnerte mich das Ganze stellenweise an das furztrockene hypermaskuline Lonesome Cowboy-Pathos in den Western von GF Unger und HC Hollister. Die Story braucht ein Weilchen, um in die Hufe zu kommen, entpuppt sich schließlich aber als durchaus clevere Parabel auf Faschismus und Mitläufertum.
(Dorian zu den aktiven und passiven Mitläufern: “Jeder muss mit seiner Schuld allein fertig werden.“ - Zu den überlebenden Opfern: „Vergessen Sie, wenn Sie können!“ - Zu guter Letzt zum bundesrepublikanischen Geschichtsverständnis: „Der Vampir existiert nicht mehr.“)
Dass der (interessanterweise bis zuletzt namenlose) „Bösewicht“ schließlich ein reichlich banales Ende findet, passt in diesen Kontext. Man könnte den Schluss sogar dahingehend lesen, dass er sich gewissermaßen via Suizid aus der Verantwortung stiehlt. - Eine gängige Praxis von Tyrannen und Diktatoren.
Zitat: Ob Vlcek das im Hinterkopf hatte, als er dieses Exposé schrieb, weiß ich nicht.
Ich glaube eher, dass er sich nicht allzu viele tiefschürfende Gedanken zu dem Plot gemacht hat, aber schön wenn man dem Ergebnis noch etwas positives abgewinnen kann.
Ich persönlich fand, dass es einer der bisher langweiligsten Romane war, bei dem so gar kein Dämonenkiller Feeling aufkommen will.
Zitat: Ein Suizid wäre wirklich mal was anderes, aber das war ja in diesem Fall nur Blödheit...
Mit dem Däki, wie ich ihn schätze und mag hat das zwar dennoch nicht sehr viel zu tun, aber ganz offen gestanden gefallen mir auch längst nicht alle Romane von Master Vlcek...
Nicht, dass die Story so toll gewesen wäre. Eben ein typischer Lückenfüller, um den Autoren der Zyklusgeschichte Zeit zu verschaffen.