Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Diener des Satans
Der Vampir-Horror-Roman
Diener des Satans
Diener des Satans
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Mein Senf
Geschafft. Jeder Leser von Heftromanen kennt bestimmt diese Art von Geschichten, die sich anfühlen wie zehn Tage altes Brot im Mund... bei 40 Grad im Schatten. Meist hat man das Gefühl, sie haben doppelt so viele Seiten wie normal, und ein Ende ist nicht in Sicht. Dabei fing das Treiben rund um die irischen Seen recht witzig an. Beabsichtigt? Fast wie eine Persiflage zu amerikanischen Übersetzungen hier beim Vampir-Horror Roman. Da schmiss man sich auch schon mal, komplett zugedröhnt mit allerlei Drogen, auf Dämonenwesen (Satansmesse von Graat). Oder der Höllenfürst kam, wie bei Hubbard (Bote des Grauens), etwas spleenig rüber. Bannsprüche brüllende Parapsychologen hatten wir auch schon. Einmal war der Teufel sogar ein Arzt, der an Krebs forschte... oder so. Aber dass dem Belzebub mal die Knete ausgeht, hätte ich nicht gedacht... unglaublich! Das hat sich vor Holger Friedrichs noch keiner getraut.
Mit VHR 89 gibt ein weiterer Autor sein Grusel-Debüt bei Pabel. Holger Friedrichs aka Al Fredric ist zu den Vampiren gestoßen. Ich kenne ihn besser unter Roy Palmer vom DäKi- oder besser noch als einer der Autoren, vor dessen Romane ich mich schon als Jugendlicher gefürchtet hatte. Nicht weil sie so gruselig waren, sondern weil sie einen manchmal brutal aus der schönen Dämonenkiller-Welt herausrissen. Meine letzte DK Sichtung ist jetzt auch schon wieder ein paar Jährchen her, aber der Name Palmer ist hängengeblieben. Zusammen mit Hivar Kelasker (Hans Kneifel) und Gay D. Carson (Günter Dönges) war er für mich damals zwar nicht das Furunkel am Hintern der Serie, aber er war ziemlich nah dran. Was sich Vlcek und Luif (später auch Appel) mühevoll aufgebaut hatten, schmissen sie mit ihren Beiträgen unbekümmert wieder über den Haufen. Kam mir zumindest so vor. Heute sehe ich die Sache entspannter. Sie erfanden den Dämonenkiller des öfteren mal neu und der rote Faden der Serie wurde nicht selten grellbunt bis glühend. Sie waren die Könige der Einzelabenteuer, grob positiv gesehen. Ist jetzt aber, wie gesagt, schon ein paar Jahre her und ich neige zu Übertreibungen.
Als der DIENER DES SATANS 1974 in den Heftromanständern steckte, war Holger Friedrichs noch recht neu im Romangeschäft. Ein Jahr vorher hatte er beim Silber-Krimi (Zauberkreis) seine ersten Manuskripte an den Redakteur bringen können. Sein Bruder Horst schrieb schon länger bei Jerry Cotton mit und schubste ihn wohl ein wenig in diese Richtung. Da das Grusel-Genre bei den Verlagen noch recht neu war, konnte sich hier jeder berufene Autor schnell einen Namen machen. Viele taten sich schwer, die in anderen Bereichen (SF,Krimi) gefeiert wurden. Da war Holger nicht der einzige Autor, der mit Horror nichts anfangen konnte. Irgendwann hat er es auch eingesehen und ist zum Krimi (KX) zurück. Die meisten Romane veröffentlichte er allerdings bei den SEEWÖLFE`n unter Roy Palmer. Da passte das Pseudonym auch irgendwie besser hin als zum Däki, wo er nicht selten die Gruselfans auf die Palme brachte... stark übertrieben. Dank übrigens an Uwe Schnabel für seine Recherche rund um Holger Friedrichs Schaffen. Scheint ein sehr sympathischer Typ zu sein.
Die ersten 3 Seiten vom DIENER... ließen sich eigentlich noch ganz gut an, aber dann wurde es schräg. Sado trifft auf Maso. Während sich die laszive Samanta auf einem Stuhl rekelt, verhaut der Satan den Hintern des Pensionswirten mit einer Peitsche. Was man da alles raus lesen kann, rein psychologisch. Bei der schwarzen Messe im Keller von „Kilkea House“ waren alle Anwesenden splitternackt – selbst die schwabbelige Alte (die Pensionswirtin), wie Friedrich sie so schön beschrieben hat. Nun ja, hat sich keiner selber gemacht (auch wenn manche so aussehen). Lassen wir die fette Frau mal bei Seite. Und man hatte Spaß am Foltern. Nicht wenige Zangen wurden glühend gemacht und auch benutzt. Eine Peitsche war immer dabei, und wenn nicht, gab es mit bloßer Faust eins aufs Maul. Die Riemen hatte ich vergessen und das Luftabdrücken - eine Spezialität der schwabbeligen Fetten (O-Ton). In Hinsicht „brutal“ kann man dem Autor wirklich keinen Vorwurf machen, das konnte er. Holger, Holger...
Positiv zu werten war der Versuch, mal wieder einen Serienheld-Typen ins Rennen zu schicken. Friedrichs Protagonist Camargo Alvis wäre vielleicht noch zwei, drei Nummer wert gewesen, hätte sich der Autor nur etwas Mühe mit ihm gegeben. So gesehen konnte Alvis einfach alles, sah gut aus, war ausreichend versorgt und hatte immer gute Laune. Ein richtiger Sonnenschein... aber auch extrem langweilig. Helden mit Ecken und Kanten waren angesagt. Sollte es eine Fortsetzung gegeben haben (?), bin ich wenigstens vorgewarnt.
Zu seinem Erstling bei den Vampiren kann ich nur sagen: Nee du , das mit Nedo war nix!
Der Teufel ist blank, braucht eine neue Bude und bastelt sich ein paar tumb/naive Diener. Dabei hatte Nedo eigentlich eine Menge drauf. Er konnte durch Mauern gehen, seine Macht an andere weitergeben usw., aber so ein hin genuschelter gälischer Bannspruch hat ihn aus den Latschen kippen lassen. Ein portugiesischer Vollbartträger, mit latent parapsychologischen Kenntnissen, hat ihm mit einer konventionellen Handfeuerwaffe auf Seite 63 einfach das Licht ausgeblasen. Okay, irgendwann muss man ja mal zum Ende kommen. Dazwischen gab es jede Menge verwirrende Ortswechsel und allerhand Menschen mit Namen, die einem Knoten in die Zunge zauberten. Mit dieser unfassbaren Menge an Informationen möchte der Feierabendleser einfach nicht konfrontiert werden. Das ist auch der größte Knackpunkt des Romans: Zuviel hin und noch mehr her. Obendrauf pflanzte er zusätzlich ein paar gälische Bannsprüche zum selbst übersetzen. Kann mir richtig gut vorstellen, wie der der Otto-Normal-Leser 1974, um 23.20 Uhr im Halbschlaf, in einem Deutsch/Gälisch Langenscheidt nach Antworten suchte.
Überhaupt ließ Friedrich einiges offen. Warum schüttete Nedo sein Elixier nicht einfach in die Suppe oder warum nur die paar Piepen von den Chefs der Hexen? Er hätte mit seinen Fähigkeiten doch in die Vollen greifen können. Und warum hat er die Vögel so schnell entsorgt? Sie hatten noch halbwegs so etwas wie Gefahr verströmt (wenig, aber immerhin). Hat Bernhardt blind zugegriffen? Wer hat ihn zum Dämonen-Killer geholt?
Hätte man jetzt nicht einige überwiegend gute bis grandiose Vampir-Horror-Romane hinter sich, würde der DIENER DES SATANS natürlich besser wegkommen. Vielleicht war es auch noch zu früh für Friedrich... oder bei einem anderen Verlag. Ein paar Jahre später hatte der Leser nicht mehr einen so hohen Anspruch an seine Lesekost, scheint mir. Pabel hat uns am Anfang zu sehr verwöhnt.
Man muss Holger Friedrich zugute halten, dass er neu im Genre war und sich bestimmt eine Menge Mühe gegeben hat, aber über eine nette, etwas zu lange Leserstory ist er mit Vampir 89 nicht hinausgekommen. Obwohl ich da auch schon schöner geschriebene und besser durchdachte gelesen habe. Er hat es nicht geschafft, die Geschichte halbwegs ins Glaubwürdige zu ziehen oder ihr etwas Atmosphäre zu verleihen. Irgendwann merkte man, dass der Autor auch keine Lust mehr hatte. Verzweifelt hat er einen Ausweg aus dem Dilemma gesucht und irgendwie nicht gefunden. Viel Kontakt mit Grusel/Horror hatte Holger Friedrich vorher wohl nicht gehabt. Ich tippe mal, dass er zwei bis drei Romane der VHR Serie gelesen hat, um zu schauen wie es geht. Ein paar Versuche hat er aber noch...
Was gab es sonst noch?
Thole versucht zu retten, was zu retten ist. Der Romanheft-Konsument schaut ja zuerst aufs Titelbild - der Inhalt ist ihm zunächst egal - und sieht eine verheißungsvolle Szene. Die Freude auf einen gruseligen Leseabend beginnt... und schon landen 1,20 (abzüglich Bla und Blubb...) bei Pabel in der Kasse. Cleverer Schachzug diesmal, wenn das Cover besser ist als der Inhalt. Die Vögel hast du schön gemalt, Carolus.
Auf den VAMPIR INFORMIERT Seiten meldete sich diesmal der leidgeplagte Leser zu Wort. Gabi K. gefiel die Dämonenkiller-Serie sehr gut, wünscht sich aber ein paar Drudenfüße über den einzelnen Kapiteln, Hanni D. beschwert sich, wenn ich es recht verstanden habe, über zu viel Sex beim Dämonenkiller und der Wolfgang S. weiß nicht, wie er an die Vampir-Taschenbücher kommen soll. Vielleicht durch Infos in den Heften? Der Verlag ist clever und schlägt ein Abo vor.
Helmut H. kann sich eine Welt mit Dämonen vorstellen, nur Monster sind ihm zu unglaubwürdig. Stimmt, die Monster alter Zeiten haben mittlerweile menschliche Formen angenommen...
Der nächste Band der Serie kommt von Frank Sky. Der Hörspiel-Spezialist hat bis jetzt ähnlich „gute“ Romane wie Holger Friedrich geliefert. Habe schon ein wenig Angst vor den 63 Seiten, gespickt mit unzähligen Namen die sich keine Sau merken kann. Sky/H.G. Franziskowsky/H.G.Francis ließ nicht selten ganze Busladungen voller Akteure anrollen. Bei der Leseprobe zu MÖRDERISCHE KNOCHENHÄNDE ist noch alles ruhig. Sollte ich mich täuschen?
Kommentare
Altes Brot im Mund... Ja, das passt schon.
Man muss ziemlich lange dran kauen...
Furunkel am Hintern der Serie... auch nicht schlecht... wobei man natürlich nicht vergessen darf, dass er beim DK nicht unbedingt die besten Exposés bekommen hat
Habe die Däkis von HF auch nicht mehr so genau auf der Pfanne, aber so richtig gefreut habe ich mich über sein Pseudonym auf dem Cover auch nicht. Wer weiß, was er mit den guten Exposes angefangen hätte...
Aber seine VHRs sind arg durchwachsen. Er hatte oft einen guten Aufhänger, und seinen Italien-Romanen kann man anmerken, dass er Land und Leute kannte - er hat ja wohl da gelebt zu der Zeit -, aber zu oft ging die Handlung dann in die Grütze.
Dieser Roman ist einfach nur albern. Da hat aber auch die Redaktion versagt. Da waren wohl entweder die Zeit oder der Wille nicht vorhanden, die gröbsten Schnitzer rauszunehmen. Andererseits waren die besten Zeiten der Reihe 1974 langsam vorbei. Passendes Übersetzungsmaterial gab es kaum noch und wurden für die Taschenbücher gebraucht, die Franzosen wollte man nicht mehr und es klappte ja auch mit den Hausautoren. Dazu kam die Jugendschutzdebatte langsam in Fahrt. Solange man die Qualität der Cover halten konnte, war der Rest nicht mehr so wichtig.