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Das »Star Voyager«-Universum, Teil 1: Von »ARN BORUL« bis »Star Voyager«

Von der Promet zur Star VoyagerDas »Star Voyager«-Universum, Teil 1:
Von »ARN BORUL« bis »Star Voyager«
Eine SF-Serie und ihre wechselhafte Vergangenheit

»Star Voyager«. Ein Name, der nach Abenteuern auf fernen Welten klingt, nach Zusammentreffen mit außerirdischen Kulturen und faszinierenden Missionen in fremden Sternensystemen. Ein Name, der den geneigten SF-Fan hellhörig werden lässt und der neugierig auf mehr macht. Aber auch ein Name, mit dem die wenigsten etwas verbinden dürften.

 

Erwähnt man hingegen die Bezeichnungen »Arn Borul – Von Stern zu Stern«, »Raumschiff PROMET« oder »TITAN Sternenabenteuer«, so wird man sehr viel eher ein wissendes Kopfnicken oder einen verklärten Blick in vergangene Zeiten erhalten. Dem ein oder anderen dürfte es aber so gehen wie mir bis vor kurzem: All die genannten Namen lassen zwar erkennen, dass es sich bei den Erzählungen, die sich dahinter verbergen, um SF-Abenteuer handelt, doch viel mehr verbindet man damit nicht.

Eine echte Wissenslücke, wie ich in den vergangenen Tagen und Wochen feststellen durfte. Eine, die ich pünktlich zum Start der Romanreihe »Star Voyager« zu schließen gedenke. In diesem und den folgenden Teilen der neuen Zauberspiegel-Kolumne „Das »Star Voyager«-Universum“ möchte ich euch die spannende SF-Serie (mit ebenso tatkräftiger wie sachkundiger Unterstützung von Jörg Kaegelmann, dem ich dafür an dieser Stelle recht herzlich danke) ein wenig näher bringen. Zum Auftakt wollen wir dann auch dort starten, wo man am besten beginnt: ganz am Anfang.

Und da stellen sich zuallererst einmal die Fragen: Was ist »Star Voyager« eigentlich, und was haben all die zuvor genannten Namen miteinander zu tun?

E.C. Tubbs Star Voyager Band 1Ausgangs- und Endpunkt: »Star Voyager«
»Star Voyager« ist der Titel einer neuen SF-Reihe unter der Herausgeberschaft und Mitarbeit von E.C. Tubb, die ab Ende Oktober vom BLITZ-Verlag herausgegeben wird. Die Serie erzählt die Abenteuer des Raumschiffs TITAN, dessen Besatzung das Weltall auf der Suche nach neuen Planeten und unbekannten Kulturen durchstreift.

Vielen von Euch dürfte bekannt sein, dass sich der BLITZ-Verlag auf Neuausgaben und Weiterführungen bekannter (phantastischer) Romanreihen der vergangenen Jahrzehnte spezialisiert hat. Insofern überrascht es nicht weiter, dass »Star Voyager« keine ganz neue Serie ist, sondern die Fortsetzung einer Reihe, die schon vor einigen Jahren das Licht der Welt erblickte. Damals trug sie allerdings noch nicht den Namen »Star Voyager«. Nein, ihre ersten Schritte machte sie unter dem Titel »Arn Borul – Von Stern zu Stern«.

Womit wir auch schon beim Zusammenhang zwischen den verschiedenen Namen wären.

Arn Borul von Stern zu Stern Band 1»Arn Borul – Von Stern zu Stern« - Ein SF-Klassiker
»Arn Borul – Von Stern zu Stern« wurde 1971 unter der Federführung des deutschen SF-Urgesteins Kurt Brand entwickelt. Die ersten Romane erschienen im 14-tägigen Wechsel mit serienunabhängigen Einzelromanen im Kölner Andromeda-Verlag.

Was den Inhalt der Serie betrifft, so findet sich hierzu auf der Homepage des Fanzines Sternensonde: „Die Serie war ein Novum auf dem deutschen Markt. Während anderswo noch wilde Raumschlachten tobten, wurden hier friedliche, aber trotzdem spannende Forschungsabenteuer präsentiert, und während anderswo die Hosen der Helden noch verflixt und zugenäht waren, zeigte sich hier bereits eine sexuelle Freizügigkeit.“

»Arn Borul« war als Alternative zur schon damals den SF-Markt dominierenden Heftromanreihe »Perry Rhodan« gedacht. Ab Heft 20 wurde schließlich auf die Einzelromane verzichtet, und mit Heft 21 bekam die Serie einen neuen Titel: »Raumschiff PROMET«. Die Serie und vom Ex-Perry-Rhodan Autor und Ren Dhark Schöpfer Kurt Brand konzipiert und überwiegend geschrieben. Ihm zur Seite Hermann Peters und Hans Peschke.

Raumschiff Promet»Raumschiff PROMET« - Eine Serie in Nöten
Der neue Titel mag deutlich griffiger klingen als der alte. Das ändert aber nichts daran, dass die Serie im Laufe ihrer langen, wechselreichen Geschichte so manches Mal arg in Bedrängnis gebracht wurde.

Den Auftakt der Schwierigkeiten machte dabei der finanzielle Zusammenbruch des Andromeda-Verlags. Dieser führte glücklicherweise nicht dazu, dass »Raumschiff PROMET« ein vorzeitiges Ende ereilte. Stattdessen nahm sich der neu gegründete Astro-Verlag der Reihe an und führte sie fort. Doch auch die neue Heimat erwies sich nicht gerade als sicherer Hafen. Mit der Pleite des Astro-Verlags wurde die Serie mit Band 65, mitten in einem Zyklus, bis auf Weiteres eingestellt.

Auch intern hatte die Space Opera mit so manchem Problem zu kämpfen. Geldstreitigkeiten führten dazu, dass Brand das Ende der Serie verkündete, ohne ihr einen vernünftigen Abschluss zu verpassen. Seine Autorenkollegen machten dennoch weiter (so schrieb etwa Ronald M. Hahn einen Band, der einen zu diesem Zeitpunkt unvollendeten Zyklus abschloss) – und das, obwohl Brand alle Rechte an der Reihe hielt. So kam es dazu, dass gerichtliche Schritte gegen die Fortsetzung in die Wege geleitet wurden. Der Verlag reagierte hierauf, indem er die Serie einer inhaltliche Radikalkur unterzog: Aus »Raumschiff PROMET« wurde »Raumschiff TITAN« und es wurde entschieden, einen Gutteil der Protagonisten auszutauschen. Bevor der Plan aber endgültig in die Tat umgesetzt werden konnte, ereilte den Astro-Verlag das zuvor erwähnte frühe Ende.

Raumschiff Promet 1 beim Blitz Verlag»TITAN Sternenabenteuer« - Der steinige Pfad in die Gegenwart
Zu Beginn der 1990er versuchten zwei Verlage – Milton und HJB – der Serie ein Comeback zu verschaffen. Beide Versuche scheiterten kläglich. Bis zum Revival der Reihe sollten noch einige Jahre ins Land ziehen.

1996 erwarb Jörg Kaegelmann mit seinem BLITZ-Verlag die Rechte an der Serie. Wurden zunächst die alten Romane sorgfältig bearbeitet und in neuer Auflage unter dem Titel »Raumschiff PROMET Classics« herausgegeben, so entschlossen sich die Verantwortlichen bald, in neue Gefilde vorzustoßen. Thomas Ziegler (Band 1 bis 9) sowie Ronald M. Hahn (Band 10 bis 12) verfassten die Exposés für »Raumschiff PROMET – Neue Abenteuer«. Die Bände dieser Reihe schlossen unmittelbar an die Classics-Serie an und schrieben die Geschehnisse im Universum von Arn Borul fort. Inhaltlich mussten sich Fans allerdings auf weit reichende Veränderungen einstellen; so gab es nicht nur ein neues Raumschiff zu bestaunen; auch an die Darstellerriege wurde kräftig gewerkelt.

Raumschiff Promet - Neue AbenteuerMit Band 12 wurde das Kapitel »Raumschiff PROMET – Neue Abenteuer« beendet. Stattdessen verpasste der BLITZ-Verlag der Serie gewissermaßen eine „Verjüngungskur“. Der Titel der Serie wurde erneut geändert, in »TITAN Sternenabenteuer«. Wieder standen inhaltliche Veränderungen an, und auch sonst tat sich einiges. Charaktere, Sprache, Schreibweise – alles wurde dem modernen Lesegeschmack angepasst. Thomas Ziegler zeichnete sich für die Exposés der Bände 14 bis 17 verantwortlich, für die Bände 13 sowie 18 bis 21 übernahm Manfred H. Rückert diese Aufgabe. Ab Band 22 stand S.H.A. Parzzival am Ruder und entwarf die Exposés für den elf Romane umfassenden Gefühlsjäger-Zyklus. Mit Band 32 erschien im August 2008 unter dem Titel »Das Lächeln der Angst« der bislang letzte Roman der Reihe.

So kommt es, dass Fans der Serie seit nunmehr über einem Jahr auf neue Abenteuer des Raumschiffs TITAN und seiner Besatzung warten. Doch das ist nun vorbei: Im Oktober 2009 wird ein neues Kapitel für die Crew der TITAN aufgeschlagen.

Star Voyager Band 2»Star Voyager« - Die Zukunft der TITAN
Mag die Geschichte von Kurt Brands Serie auch noch so wechselhaft sein, eines ist bis heute gleich geblieben: Wann immer die Reihe einen Relaunch durchmachte, immer änderte sich ihr Titel. So verwundert es nicht weiter, dass die kommenden Abenteuer unter einem neuem Namen auf den Markt gebracht werden. Nicht mehr nach »TITAN Sternenabenteuer« gilt es Ausschau zu halten, sondern nach »E.C. Tubbs Star Voyager« oder kurz »Star Voyager«. Unter diesem vielversprechenden Namen darf die Crew der TITAN zu neuen, atemberaubenden Abenteuern in den unendlichen Weiten des Weltalls aufbrechen.

Noch etwas hat sich verändert: Erschienen die bisherigen Romane im Paperback mit 160 Seiten Umfang, so werden die neuen Erzählungen – sehr zur Freude von Liebhabern – im edleren Hardcover mit Schutzumschlag und einem deutlichen Mehrumfang von über 500 Seiten je Roman veröffentlicht.

Einziger Wermutstropfen: Mehr als ein Band pro Jahr ist derzeit nicht geplant ...

Kurt Brand (1917 - 1991)Auf ins Abenteuer!
Kurt Brands verschiedenartig betitelte Serie mag niemals die Popularität von Reihen wie »Perry Rhodan« oder den »Terranauten« erreicht haben. Dennoch stellt sie einen nicht unbedeutenden Teil der deutschsprachigen SF-Literaturgeschichte dar. Einen Teil, der zudem noch lange nicht beendet ist. Die meisten SF-Serien der 70er und 80er Jahre sind längst – aus welchem Grund auch immer – abgeschlossen und/ oder eingestellt worden. Nicht so »Star Voyager«. Eine äußerst wechselvolle Vergangenheit liegt hinter der Space Opera. Doch egal, wie heftig sich die Widrigkeiten auch gestaltet haben: Die Serie hat standgehalten. Sie ist mit der Zeit gegangen, hat sich neuen Erfordernissen gestellt und veränderten Lesegewohnheiten angepasst – und startet nun wieder durch mit brandneuen, spannenden Abenteuern, die mit dem Roman »Der Virenplanet« ihren Auftakt finden.

So viel zur Entstehungsgeschichte von »Star Voyager«. Im nächsten Teil dieser Artikelserie widmen wir uns den inhaltlichen Hintergründen, den Protagonisten der Serie und der Frage: Ich kenne die alten Sternenabenteuer nicht – kann ich die »Star Voyager«-Romane dennoch problemlos lesen?“


Quellen und weiterführende Links:

Homepage des Blitz-Verlags
Infos zur Serie auf „Sternensonde – Die phantastische Homepage“
Infos zur Serie bei der Online-Zeitschrift „Schattenblick“
Wikipedia-Eintrag zu Kurt Brand
 

Kommentare  

#1 Laurin 2009-10-11 03:53
Meine ich das nur, oder bin ich der Einzige der mit dem Titel "Star Voyager" und dem Cover zum Band
"Der Virenplanet" Ähnlichkeiten zu STAR TREK heraus erkennt?
#2 Harantor 2009-10-11 04:01
Da möchtest Durchaus recht haben. Auch der Titel "Star Voyager" erweckt diesen Eindruck. Ein Wort in der Mitte eingefügt, würde eine Klage der Paramount und der Erben Roddenberrys nach sich ziehen :lol:
#3 Hermes 2009-10-11 12:31
Zitat:
Die Bände dieser Reihe schlossen unmittelbar an die Classics-Serie an und schrieben die Geschehnisse im Universum von Arn Borul fort.
Mhm, für mich war Raumschiff Promet eine der besten SF-Serien in Deutschland. Die neuen Abenteuer haben mich dagegen nicht in ihren Bann ziehen können. Habe mich durch 10 Bände gequält und dann zu lesen aufgehört. Es ist den Autoren nicht gelungen, das besondere von Promet einzufangen, die neuen Abenteuer (jedenfalls der erste Zyklus) sind einfach nur gewöhnliche SF-Kost.
#4 Larandil 2009-10-13 20:48
Zapperment! E.C. Tubb, von dem ich immerhin eine Handvoll Abenteuer mit Earl Dumarest quer durch Terra Nova, Terra Astra und seine eigene TB-Serie kenne - E.C. Tubb lebt und schreibt noch?!
#5 Stefan Holzhauer 2009-10-13 23:22
Edwin Charles Tubb wird übermorgen 90. Ich frage mich aber auch, was er mit der Reihe zu tun hat.

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