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Das »Star Voyager«-Universum, Teil 4: Über Inhalt, Stärken und Schwächen des ersten »Star Voyager«

Von der Promet zur Star VoyagerDas »Star Voyager«-Universum, Teil 4:
»Der Virenplanet«
Über Inhalt, Stärken und Schwächen des ersten »Star Voyager«-Romans

Bislang haben wir uns mit der Entstehungsgeschichte und den inhaltlichen Hintergründen von »Star Voyager« beschäftigt. Jetzt geht es ans Eingemachte. Im vierten und vorläufig letzten Teil der »Star Voyager«-Kolumne hier auf dem Zauberspiegel wenden wir uns endlich dem Auftaktband der Reihe zu, der unter dem vielversprechenden Titel »Der Virenplanet« erscheint. Reden wir auch nicht lange um den heißen Brei herum, sondern kommen unverzüglich zur Sache:
Star Voyager Band 1»Der Virenplanet« - Inhalt
Wer die ersten drei Teile dieser Kolumne gelesen hat, dem wird der folgende Hinweis bereits zu den Ohren raushängen. Sicherheitshalber (damit sich nachher auch ja keiner beschweren kann, ich hätte es nicht oft genug betont) erwähne ich es aber noch einmal: Das erste »Star Voyager«-Abenteuer baut unmittelbar auf den Geschehnissen der Reihe »TITAN Sternenabenteuer« auf, insbesondere auf den Ereignissen der Bände 22 bis 32. Für das Verständnis des aktuellen Romans ist deren Kenntnis sicherlich hilfreich. Es ist allerdings nicht zwingend notwendig, die elf Romane gelesen zu haben, werden alle relevanten Vorkenntnisse doch im Laufe der Handlung von »Der Virenplanet« knapp, aber immer im ausreichenden Maße vermittelt.

Was nun wiederum nicht heißen soll, dass sich die Lektüre der »Sternenabenteuer« nicht doch lohnen würde. Aber das ist eine andere Geschichte, die uns im Moment nur am Rande interessiert. Kommen wir zurück zu »Der Virenplanet«.

Die Geschichte des Romans beginnt am 28. August 2109. Wir erinnern uns: Die Lage auf der Erde ist mehr als angespannt. Genmanipulierte Monster und verheerende Naturkatastrophen plagen die Menschheit. Die wirtschaftlichen und politischen Zustände sind vielerorts katastrophal. Und die Attacke einer außerirdischen Rasse auf den blauen Planeten hat nicht gerade zu einer Verbesserung der Stimmung beigetragen.

Kurzum: Es sieht schlecht aus für die Erdbevölkerung. Insofern kommt der Suche nach neuen besiedelbaren Planeten und unentdeckten Rohstoffvorkommen in den Weiten des Weltalls eine immer größere Bedeutung zu. Da verwundert es nicht, dass verschiedene Kräfte und Fraktionen entsprechende Expeditionen mit aller Macht vorantreiben und ein regelrechter Wettlauf auf die Ressourcen des Spiralarms entbrennt.

In dieser angespannten Lage sendet Amos Carter, der Eigner der größten Raumschiffwerft Terras und seit kurzem Mitglied der irdischen Interimsregierung, seine Untergebenen auf riskante Missionen: Er leitet das von langer Hand geplante STAR VOYAGER-Programm in die Wege.

In dessen Rahmen wird das Prospektorenschiff JEANNE D'ARC neben einigen anderen Schiffen ausgesandt, nach neuen, besiedelbaren Welten zu suchen. Mit an Bord befindet sich auch der schweigsame Cyborg Cyberjohn Five, der von Carter mit einer ganz besonderen Aufgabe betraut wurde. Diese sorgt dafür, dass Cy eine ungeheure Entdeckung macht – und einem Plan auf die Schliche kommt, hinter dem eine schier unglaubliche Kraftanstrengung steckt.

Die Prospektorin Ceccyl Céraderon, die noch immer von schrecklichen Schuldgefühlen geplagt wird (glaubt sie doch, für die Invasion der Erde durch die Cadschiden verantwortlich zu sein), meldet sich freiwillig für ein gefährliches Experiment. Diese Entscheidung soll ihr zum Verhängnis werden, denn auf einem abgelegenen Planeten hat sie nicht nur mit den negativen Auswirkungen des Versuchs zu kämpfen, sondern stößt auch auf eine unheimliche, seit langem für ausgelöscht gehaltene Macht.

Auch die TITAN ist alles andere als untätig. Schon bald sehen sich Shalyn Shan und ihre Crew mit so manch unvorhergesehenem Problem in den Weiten des Kosmos konfrontiert ...

Stärken und Schwächen von »Der Virenplanet«

Dass mir die Lektüre des ersten »Star Voyager«-Abenteuers gefallen hat und ich die Serie jedem Science Fiction-Fan nur empfehlen kann, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Dennoch will ich nicht verschweigen, dass der Auftaktband durchaus die ein oder andere Schwäche hat. Bevor ich Euch also einige gute Gründe nenne, warum Ihr »Der Virenplanet« zur Hand nehmen solltet, werfen wir zunächst einmal einen Blick auf die Schwachstellen des Romans.
Hier wären insbesondere zu nennen:

  • Die Darstellung der Schurken. Während Shalyn, Cy und Co samt und sonders vorzüglich gezeichnet sind, weist »Der Virenplanet« einige Mängel hinsichtlich der Darstellung ihrer Gegenspieler auf. Diese wirken zumeist nicht wie gefährliche Verbrecher, sondern wie überdrehte Kinder. Sie sind vorlaut, lassen sich stets von ihren Gefühlen leiten und handeln im Grunde vollkommen irrational. Ein solches Verhalten mag man zweit- oder drittklassigen Handlangern ja noch zugestehen, doch dass selbst die Führungsriege der Schurken entsprechend charakterisiert wurde, irritiert mehr als nur bisschen. Es fällt daher leider nicht immer leicht, die Gegenspieler ernst zu nehmen.
  • Lust und Leidenschaft in den unpassendsten Momenten. Eines der Dinge, durch die sich die Vorgängerreihen von »Star Voyager« von anderen SF-Serien abhoben, war der Aspekt der größeren Offenheit gegenüber Sex. Daher verwundert es nicht, dass Sex, Lust und Leidenschaft auch in »Der Virenplanet« eine nicht unbeträchtliche Menge an Aufmerksamkeit zukommt. Positiv zu vermerken ist dabei, dass sexuelle Elemente niemals zu Selbstläufern verkommen, sondern dass ausnahmslos versucht wird, sie passend und stimmig ins Geschehen einzubauen. Negativ fällt aber auf, dass dieses Vorhaben nicht immer gelingt. So manche Figur verspürt in den unmöglichsten Momenten (etwa in solchen höchster Lebensgefahr) sexuelle Erregung, was dann auch allzu ausführlich im Text ausgeführt wird. Allen voran bei der Figur der Kadettin Aury Stanton scheint sich jeder zweite Gedanke um die körperlichen Freuden zu drehen. Was zu Beginn  noch frisch und unterhaltsam wirkt, wird nach einer Weile eher lästig, insbesondere dann, wenn die entsprechenden Passagen einer Szene kräftig in die Parade fahren und ihr eine gute Portion ihrer Dramatik nehmen.

So viel zu den auffälligsten Schwächen des Romans. Nun habe ich aber bereits erwähnt, dass die Lektüre von »Der Virenplanet« ein äußerst kurzweiliger und angenehmer Zeitvertreib ist. Mit anderen Worten: Das Buch mag seine Schwächen haben, doch die Stärken überwiegen bei weitem.
 
Ich kann hier unmöglich alle Aspekte aufführen, die mir an »Der Virenplanet« gefallen haben; das würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Den ein oder anderen guten Grund, den Roman zur Hand zu nehmen, möchte ich Euch dennoch nicht vorenthalten. Kommen wir also zu den Stärken des Buchs. Dazu lässt sich unter anderem Folgendes festhalten:

  • Auch ohne Vorkenntnisse hat man kein Problem, in die Serie hineinzufinden. Das hatten wir bereits und wird hier nur noch einmal der Vollständigkeit halber erwähnt.
  • Gut gezeichnete Protagonisten. Abgesehen von der Darstellung der Schurken haben die Autoren hinsichtlich des Personals alles richtig gemacht. Der Leser darf sich auf ein illustres Figurenensemble mit einer ganzen Reihe sauber gezeichneter, lebendig anmutender Charaktere freuen. Keine Figur gleicht der anderen, jede hat ihre eigenen Wesenszüge, Macken und Fähigkeiten.

Besonders erfreulich ist die Art und Weise, wie die persönlichen Dämonen der Protagonisten in die Handlung eingebaut wurden. Die Schattenseiten und individuellen Nöte der Charaktere kommen immer wieder zum Vorschein, drängen sich aber nie in den Vordergrund. Der Handlung bleibt so genug Raum, sich frei zu entfalten, während den Figuren wiederum genügend Platz zur Verfügung gestellt wird, ihr Wesen voll und ganz zur Geltung zu bringen. Alles in allem ein sehr harmonischer Mix, der hier bezüglich Ausgestaltung der Figuren und Vorantreiben der Handlung gefunden wurde.

  • Eine abwechslungsreiche Handlung. »Der Virenplanet« verfügt über eine ganze Reihe interessanter Handlungsstränge, die sich nicht nur vom Thema her unterscheiden, sondern jeweils auch auf ganz spezielle Art und Weise umgesetzt wurden. Ob dichte, ganz auf einzelne Personen konzentrierte Psychodramen, dramatische Weltraumabenteuer oder spannende, an Krimis und Spionagethriller erinnernde Storylines, »Der Virenplanet« bietet reichlich Abwechslung. Im Zusammenspiel ergänzen sich diese verschiedenartigen Handlungsebenen perfekt zu einem komplexen Ganzen, das dem Leser einen interessanten Blick aus verschiedenen Perspektiven auf den ebenso gefährlichen wie wundersamen Serienkosmos gewährt.
  • Ausgezeichnete Schreibe. Ein großes Manko vieler SF-Romane ist der Schreibstil der Autoren. Viel zu viele Bücher aus dem Genre ergehen sich in ellenlangem Technogeschwafel, das wissenschaftlich und faszinierend klingen soll, den Leser letzten Endes aber nur langweilt. Auch in »Der Virenplanet« wird man gelegentlich auf Passagen stoßen, in denen (pseudo-)wissenschaftliche Erkenntnisse und kosmische Zustände bzw. Vorgänge ausführlich dargelegt werden. Glücklicherweise sind solche Einschübe a) immer auf einen vernünftigen Umfang beschränkt und b) eher selten anzutreffen. Als Leser muss man sich nicht vor seitenlangem Technogebrabbel fürchten, sondern darf sich vielmehr auf ein vorzüglich geschriebenes Abenteuer freuen, in dem die spannende Handlung und die Entwicklung der Protagonisten im Vordergrund stehen. Erzählt werden die Geschehnisse aus verschiedenen Perspektiven; mal kommt ein Er-Erzähler, dann wieder ein Ich-Erzähler zu Wort. Ein sehr angenehmer, lebendiger Stil, wie ich finde, der sich schon bei anderen Serien (etwa »Perry Rhodan«) bewährt hat.

Was sich glücklicherweise nicht ändert, ist die Qualität der Schreibe: Egal, welcher Handlungsstrang gerade abgearbeitet wird, egal, aus welcher Perspektive erzählt wird, die Geschichte lässt sich durchweg flüssig und ohne Mühen lesen.

»Der Virenplanet« - Lektüre für jedermann?
Der Auftakt der »Star Voyager«-Reihe erweist sich als rundum gelungen; »Der Virenplanet« ist ein fesselnder Roman geworden. Die erzählte Geschichte ist spannend und abwechslungsreich, der Serienkosmos wirkt vielleicht ein klein wenig zu peppig, aber nichtsdestotrotz durchdacht und reich an Potenzial, und die Protagonisten wissen dank sorgsamer Charakterisierungen zu überzeugen.
Zugegeben: Ein ganz großes, unvergleichliches SF-Epos ist die Serie sicherlich (noch) nicht, dazu fehlt der Geschichte die Wucht und die Tiefe, die Sagas wie Herberts »Dune« oder Glukhovsky »Metro 2033« auszeichnen. Enorm unterhaltsam gestaltet sich die Space Opera aber allemal, weshalb man die Frage, ob sich die Lektüre des Romans wirklich lohnt, nur mit einem entschiedenen „Ja!“ beantworten kann. Ausgezeichnet erzählt und reich an vielfältigen, samt und sonders packenden Handlungssträngen ist »Der Virenplanet« die ideale Lektüre für alle Leser, für die SF großes Abenteuer und aufregende, faszinierende Missionen in den unbekannten Tiefen der Galaxis bedeutet.

So viel für diesmal. Mit diesem Beitrag verabschiede ich mich bis auf Weiteres von allen Lesern der »Star Voyager«-Artikel. Ich hoffe, ich konnte Euch einen ersten Einblick in das Universum des Raumschiffs TITAN und seiner Besatzung geben. Und wenn ich es geschafft habe, Euch neugierig auf »Der Virenplanet« bzw. die »Star Voyager«-Reihe insgesamt zu machen – umso besser. Sollte mir dies tatsächlich gelungen sein, so hoffe ich, wir lesen uns nächstes Jahr wieder, pünktlich zum Erscheinen der neuen Abenteuern des Raumschiffs TITAN.


Star Voyager Band 1Daten zum Buch:
Der Virenplanet –
E.C. Tubbs Star Voyager 1
von Matthias Falke & Michael Knoke
BLITZ Hardcover
erschienen: Herbst 2009 (Deutschland)
512 Seiten; 24,95 €
ISBN: 978-3-89840-281-1
Limitiert auf 888 Exemplare
Blitz Verlag
 
 

Kommentare  

#1 a3kHH 2009-11-11 21:18
Zitat:
Ich hoffe, ich konnte Euch einen ersten Einblick in das Universum des Raumschiffs TITAN und seiner Besatzung geben.
Ich kannte die Serie bisher nicht, Deine Artikel waren für mich sehr hilfreich und informativ. Ich hab' den ersten Band jetzt auch vor mir liegen, bin mal gespannt, wie er mir gefällt.
#2 Gabriel Adams 2009-11-13 17:12
@ a3kHH

Ich wünsche dir viel Spaß bei der Lektüre! Mir jedenfalls hat der Roman im Großen und Ganzen gefallen, und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung.
Hoffentlich unterhält er dich genauso gut wie mich!

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