Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

»Dorian Hunter« revisited - Teil 39 - Es grünt so grün…

»Dorian Hunter« revisited»Dorian Hunter« revisited
Teil 39 - Es grünt so grün…

Im September 2018 wurde die legendäre Dämonenkiller - Serie im Bastei - Verlag unter dem Namen Dorian Hunter neu gestartet. Die ersten 50 Bände sind erschienen und ein Ende ist nicht in Sicht. In dieser Artikelserie werfe ich einen kritischen Blick auf die alten Romane im neuen Gewand und begleite den “Dämonenkiller” auf seinem Weg in jene Gefilde, die bislang nur in Buchform erreicht wurden…

Das grüne Phantom“Das grüne Phantom”
Dorian Hunter Band 89
von Earl Warren
(EV: DK 86 / 13.04.76)
Um mehr über Hermes Trismegistos und dessen Pläne zu erfahren, fährt Hunter nach Frankfurt zur Magischen Bruderschaft und befragt den Geist des Faustus. Dessen Hinweise führen ihn  in das kleine Dorf Schössen, in dem es angeblich einen Hexenzirkel geben soll. Hunter, der sich als Parapsychologe ausgibt, erfährt vor Ort, dass sich der aus dem Dorf stammende Werner Schmidt in letzter Zeit seltsam verhält.

Tatsächlich wurde er zuvor von dem Südsee - Dämon Te-Ivi-o-Atea präpariert und verwandelt sich nun nachts in ein grünschuppiges Monster, welches wiederum von Olivaro benutzt wird, um gegen Hekate zu intrigieren. Hunter macht Schmidt ausfindig und verspricht, ihm zu helfen, bevor es jedoch dazu kommt, wird dieser von einem Mitglied des Hexenzirkels entführt, dessen Anhänger glauben, dass die von ihnen verehrte Hekate Schmidt helfen könnte.

Diesen Umstand macht Olivaro sich zunutze, um Hekate gegen Hermes Trismegistos auszuspielen. Als die Fürstin der Finsternis und Schmidt in Hamburg aufeinandertreffen, lässt er das Monster in Hermes Namen aus der tabula smaragdina zitieren und es kommt zum Kampf.

Auch Hunter greift in die Auseinandersetzung ein, worauf Hekate sich zurückzieht, während Schmidt die Flucht in die Alster gelingt. Als ihm klar wird, was er in Gestalt des Monsters getan hat, schwimmt er in eine Schiffsschraube und wird von dieser zerrissen.

Nach dem herausragenden Band um die “geraubte Mumie” liefert Warren hier wieder einen eher durchschnittlichen, um nicht zu sagen schwachen Roman ab, der doch einige Längen aufweist.

Vor allem die Nebenhandlung um Werner Schmidt, der zum grünen Monster mutiert, zieht sich stellenweise etwas in die Länge.
Spannung kommt hier eigentlich nur bei der anfänglichen, noch packend geschilderten Entführung und Präparierung durch den Südsee - Dämon und der finalen Begegnung mit Hekate auf, auch wenn an der Stelle sicher niemand vermutet hat, dass die Fürstin der Finsternis hier allzu sehr in Bedrängnis gerät.

Dass ein Olivaro hier mal wieder intrigieren darf, mag zwar vom Ansatz her interessant erscheinen, allerdings muss er doch einen erheblichen Aufwand betreiben, um die beiden Parteien gegeneinander auszuspielen. So etwas sollte ein Dämon wie Olivaro doch mit weniger Aufwand und Mühe hinbekommen.

Handwerklich liefert Warren wie immer solide Kost ab, vor allem die Beschwörung des Faustus, bei der er seinen typischen Humor aufblitzen lassen kann, ist amüsant zu lesen und auch Olivaro wird hier im Gegensatz zum letzten Roman wieder so dargestellt, wie man ihn kennt.

Dass Hunter und seine wieder mal eher überflüssigen Begleiter Thomas Becker und Peter Plank sich von einem Mitglied des Hexenzirkels mal eben überrumpeln und ihren Schützling abjagen lassen, ist dann schon ein bisschen ärgerlich, auch wenn der Roman andernfalls natürlich vorbei gewesen wäre.

Überhaupt plätschert die Handlung in der zweiten Hälfte ein wenig vor sich hin, und auch das Finale, bei dem Hunter im letzten Moment durchs Kellerfenster kommt, um seiner großen Feindin noch schnell ein paar Dämonenbanner vor die Füße zu werfen, überzeugt nicht so recht.

Abschließend kann man konstatieren, dass die Handlung des aktuellen Zyklus hier nicht wirklich vorangebracht wird, es tauchen zwar wichtige Figuren und Namen auf, es werden erneut zwei feindliche Parteien gegeneinander aufgehetzt, aber letztlich passiert nicht wirklich viel.

Kommentare  

#1 Robert Martschinke 2022-02-03 17:22
Mal davon abgesehen, dass die Handlung praktisch nur von äußerst unwahrscheinlichen „Zufällen“ zusammengehalten wird - „zufällig“ ist die Partnerin des dämonisch infizierten Seemanns Mitglied eines Hexenzirkels, „zufällig“ beschwören Hunter & co. gerade jetzt den Faust, „zufällig“ kommen just zwei Zuhälter vorbei, als das Monster im Bett liegt, „zufällig“ ist der Totengräber gerade tagelang außer Haus – mutet es doch reichlich kindisch an, was vermeintliche Erzdämonen für kleinliche Scharmützel inszenieren, um sich gegenseitig eins auszuwischen. Notabene hätte sich alles auch ohne Hunter & co. genauso abspielen können. Die drei laufen der Handlung bis kurz vorm Finale hinterher und haben am Ausgang der Geschichte auch keinen nennenswerten funktionalen Anteil.
- Das Beste an dem Roman ist tatsächlich der Prolog auf Tonga. (Wollte abends Fisch essen, hatte danach aber irgendwie keinen Appetit mehr drauf. :-x )
#2 Cartwing 2022-02-03 18:02
Zitat:
mutet es doch reichlich kindisch an, was vermeintliche Erzdämonen für kleinliche Scharmützel inszenieren, um sich gegenseitig eins auszuwischen.
Vielleicht dachte man damals, dass ein möglichst
komplizierter, aufwändiger Plan die Handlung komplexer erscheinen lässt.
Nur ging das leider oft auf Kosten der Logik und Glaubwürdigkeit...
#3 Andreas Decker 2022-02-04 10:17
Ich konnte dem Roman schon zur Veröffentlichungszeit nichts abgewinnen. Alles ist bestenfalls abstrus. Die Fehde der Dämonen erinnert endgültig an Streit im Kleingartenverein, und absoluter Tiefpunkt ist das Monster auf der Reeperbahn. Da fehlt nur noch der NDR-Reporter und das Interview im Ohnesorg Theater.

Dieses thematisch immer mehr Platz einnehmende Coming-Out der Schwarzen Familie in der Öffentlichkeit ist so unglaublich dämlich und killt jede Atmosphäre. In diesem Fall hatte man als damaliger Leser sofort vor Augen, wie Hans Albers von der Davidswache mit dem Knüppel auf Olivaros Monster losgeht. (Der Polizist im Roman bleibt zwar namenlos, aber das Bild bleibt hängen.) Hier springt der Junge mit den Wasserski gleich über eine ganze Hai-Herde.
#4 Cartwing 2022-02-04 13:12
Zitat:
fehlt nur noch der NDR-Reporter und das Interview im Ohnesorg Theater.
Später gab es dann ja wirklich mal ein Interview mit Luguri... :lol:

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles