»Dorian Hunter« revisited - Teil 60: Offene Geheimnisse…
»Dorian Hunter« revisited
Teil 60 - Offene Geheimnisse …
“Tanz der Furie”
Wie bereits im letzten Roman von Earl Warren, passiert auch in diesem vorletzten Band des Samurai - Zyklus so einiges. Da Hunter anfangs noch über die Goldbarren verfügt und dank seiner Fähigkeiten auch imstande ist, an die darin gespeicherten Informationen zu gelangen, werden hier bereits ein paar Rätsel gelöst und Fragen beantwortet.
Dass Olivaro kein Dämon im herkömmlichen Sinne ist, hat er ja bereits im letzten Roman selbst verkündet, weshalb die Angaben um seine Herkunft keine große Überraschung mehr darstellen. Wobei man sich hier natürlich unweigerlich fragt, wann Vlcek wohl die Idee hatte, diese Figur so umzukrempeln, dass aus dem zwar undurchschaubaren, aber letzten Endes “normalen” Mitglied der Schwarzen Familie ein Wesen wurde, das einer fremden Welt entstammt.
Dabei dürfte relativ klar sein, dass dieser exotische Background der Figur erst im Nachhinein verliehen wurde, um sie wieder etwas interessanter zu machen und sie erneut in den Fokus des Geschehens zu rücken. Ob ein derart krasser Schritt dafür nötig war, sei zunächst mal dahingestellt. Dass man aber dann krampfhaft versucht hat, alle bisherigen auf dieser Figur basierenden Ereignisse irgendwie mit ihrer neu erdachten Herkunft in einen Zusammenhang zu bringen, zeugt natürlich erst recht von einem Konstrukt.
Auch die Aussage, dass Olivaro der Schwarzen Familie einen großen Dienst erwiesen hat, indem er mit der Geburt Tomotadas die Bedrohung durch den Dämonenkiller von ihr nahm, erscheint etwas undurchdacht, denn schließlich hat erst der später geborene gegenwärtige Hunter der Familie wirklich massiven Schaden zugefügt. Im Vergleich damit hat etwa ein Michele da Mosto so gut wie gar nichts bewirkt.
Der Dämonenkiller weiß nun also bereits, womit er es bei seinem alten Gegner zu tun hat, dass er ursprünglich ein Gesandter dieser fremden Welt / Macht war, der sich dann gegen sein Volk wendete. Als Coco ihm dann aber von ihrem Zwangsbündnis mit Olivaro erzählt, hat er das scheinbar wieder vergessen, da er seine Erkenntnisse mit keiner Silbe erwähnt, sondern über ihn spricht, als sei er noch immer der Dämon Olivaro. Besser gesagt scheint hier wohl der Autor vergessen zu haben, dass Hunter bereits über Olivaros Herkunft informiert ist.
Nicht vergessen hat er dagegen den Südseedämon Te-Ivi-o-Atea, der hier seinen letzten Auftritt hat und ein leider eher unbefriedigendes und unrühmliches Ende findet. Zwar vermutet Hunter allen Ernstes, dass die Tatsache, von einem Steinkopf zerquetscht zu werden, einem Dämon wie ihm nichts anhaben könnte, aber da der Stein von Vagos Magie beseelt ist, stirbt er halt doch.
Unterm Strich hat Warren hier einen zwar durchaus spannenden Roman geschrieben, der ein hohes Tempo aufweist und in dem viel passiert, der aber am Ende wieder die üblichen Fragen aufwirft. Etwa warum der Gegner (in diesem Fall Vago) wieder einen derart komplizierten Plan entwickeln muss, um die Goldbarren zu beschaffen.
Er entstammt einer fremden Macht / Welt, muss sich aber dennoch der üblichen schwarzmagischen Rituale bedienen, inklusive Opferungen und Untoter, um die Barren von A nach B zu schaffen? Und als Krönung sucht er dann, wie vor ihm schon Luguri und diverse andere Dämonen beim Anblick des Ys - Spiegels sofort das Weite. Auch wenn hier eine Verbindung zu dem Kleinod angedeutet wird, ist ein solcher Ausgang in letzter Zeit einfach extrem überstrapaziert worden.
Nach all diesen Verwicklungen, den völlig undurchdacht und planlos erscheinenden Aktionen Olivaros, dem ständigen “Rollentausch” des Dämonenkillers und dem langsam gar nicht mehr so furchterregenden sondern nur noch deplatziert wirkenden Samurai erfüllt einen die Aussicht auf das Ende dieses Zyklus fast mit Erleichterung…