Bekenntnisse eines Heftromanlesers - Lektüre der Jugend
Bekenntnisse eines Heftromanlesers
Lektüre der Jugend
Das hat mich aber nie interessiert. Wer will schon diese Grütze lesen?
Des weiteren haben mir meine Eltern geraten: "Lies doch mal Astrid Lindgren, Enid Blyton, Die drei Fragezeichen oder Karl May, das sind wirklich schöne Bücher für Jugendliche!"
Mag ja sein, aber nicht für mich, ich wollte Gruselgeschichten haben. Möglicherweise hätten mir die drei Fragezeichen sogar gefallen, aber die hatte ich nie im Zugriff.
"Jetzt lies halt endlich mal was Schönes!" haben meine Eltern gefordert. "Aber ich lese doch was Schönes", habe ich gesagt und ihnen ein paar Gruselcomics und Horrorromane gezeigt. "Aber das ist doch nichts Schönes", haben sich meine Eltern beschwert, "das ist doch alles furchtbares Zeug!"
Stimmt, und so bin ich Zeit meines Lebens bei diesen schrecklichen und garstigen Gruselgeschichten geblieben und habe auf die seriöse Literatur gepfiffen. Besonders viel Bildung habe ich dabei zwar nicht abbekommen, und ein großer Literat ist auch nie aus mir geworden, aber dafür hatte ich eine Menge Spaß! Und genau darauf kommt es im Leben doch an, dass man Spaß hat an dem, was man macht, und genau das hatte ich mit meinen Gruselgeschichten letztendlich erreicht. Warum soll ich mich durch banale Quatschbücher lesen, wenn man auch das literarische Grauen in seiner reinsten Form erleben kann: Horrorheftromane, der perfekte Schund, aber mit viel Liebe geschrieben, mit noch mehr Liebe gelesen und kultisch verehrt von seinen Fans.
Die Science-Fiction-Fraktion hat mich ebenfalls immer schief angesehen. "Lies doch lieber Perry Rhodan oder Atlan!" haben sie mir gesagt. Hat mich aber nie interessiert. Ich wollte nicht in den Weltraum fliegen, ich wollte lieber in die Hölle hinabsteigen und den Dämonen bei ihrem Kampf um die Höllen-Hierarchie beistehen.
DAS war spannende Lektüre, wie man sie kein zweites Mal mehr findet. Vor allem Serienhelden mit Fortsetzungscharakter hatten es mir angetan, die waren am allerbesten, aber auch viele Einzelromane waren erstklassige Unterhaltung.
Und wenn ich heute meine Horror-Leidenschaft und meine Vorliebe für schreckliche Geschichten Revue passieren lasse, dann fällt mir dazu das folgende Gedicht ein, das meine Jugend perfekt auf den Punkt bringt:
In diesem Sinne: Lest mal wieder einen guten Gruselroman!
Meine persönliche Top Ten: Die zehn besten Horror-Heftromanserien aller Zeiten
Und was ist mit John Sinclair?
Hat mir nie so wirklich gefallen. War mir irgendwie zu brav, zu bieder und zu banal.
Die anderen Serienhelden waren einfach besser: Dorian Hunter & Professor Zamorra rules!
Was ebenfalls noch eine Erwähnung wert ist: Die Titelbilder des Vampir-Horror-Romans sind einzigartig und genial. Das waren die besten Cover, die es je für eine Heftromanserie gegeben hat, denn das sind noch ECHTE und richtig gute Horrorbilder gewesen. Der VHR war in jeder Hinsicht ein Juwel unter den Heftromanserien! Schade, dass es dafür nie eine Zweitauflage gegeben hat.