Horror der interessanten Art - Hammerharte Horror Schocker 3
Horror der interessanten Art
Hammerharte Horror Schocker 3
Der Bote
Einst beherrschten die Ameisen diese Welt. Sie errichteten prunkvolle Bauwerke und ausgeklügelte Straßensysteme. Die Entwicklung anderer Spezies hatte zuerst keinen Einfluss auf ihre Vormachtstellung. Einige dieser Wesen begannen sich zu entwickeln, dann aber doch wieder auszusterben. Nur das Volk der Ameisen überlebte.
Es kommt, wie es kommen musste. Eine neue Spezies machte sich an, sich die Welt untertan zu machen. Zu Beginn durchbrachen die Menschenaffen die Bauwerke der Ameisen, um die kleinen Wesen als Nahrung zu nutzen. Unaufhaltsam setzten sie ihren Siegeszug fort, in dem sie wie die Ameisen begannen, das Land mit ihren Häusern und anderen Bauwerken zu bebauen und zu erobern.
Anfangs hofften die Ameisen noch auf eine friedliche Kooperation. Die Hoffnung wurde schnell zerschlagen, da die Menschen sich immer weiter ausbreiteten und in den Lebensraum der Ameisen eindrangen und diesen zerstörten.
Die Ameisen traten den Rückzug an und versteckten sich in den Ritzen und Löchern der menschlichen Bauwerke. Hier kommt es zur Konfrontation, die den Lauf der Geschichte ändern wird. Ein Mensch versucht die Ameisen in seinem Haus mit Ködergranulat zu vernichten. Die Ameisen fressen die Köder und erkennen, dass sie sterben werden. Mit letzter Kraft schleppen die sterbenden Arbeiterinnen einige der Köder in die Küche und mischen das Granulat unter die Nahrung des Menschen. Während der nächsten Mahlzeit stirbt dieser elendig an seinem eigenen Essen.
Der einzige Überlebende dieses Massakers ist die Ameise Grottu, der anscheinend nicht von den Ködern gefressen hat. Er weiß nun, wie der Siegeszug der Menschen aufgehalten werden kann. Er macht sich auf den Weg, um die anderen Ameisenvölker darüber in Kenntnis zu setzen, wie die Menschen vernichtet werden können und die Ameisen wieder zu den Herren der Welt werden können.
Fazit
Der Leser steigt in die Geschichte ein, nachdem es bereits zur Konfrontation der Ameisen mit dem Menschen gekommen ist. Grottu wandert an den Leichen seines Volkes vorbei und begibt sich auf den Weg, um die anderen Ameisenvölker über die Ereignisse zu informieren. Er ist der Bote, der die Wende in diesem ewigen Krieg bringen wird. Nun endlich verfügen sie über eine Waffe, die sie gegen die Menschen wirksam einsetzen können. In Rückblenden erfährt der Leser, wie die einstmals herrschende Rasse der Ameisen immer weiter zurückgedrängt wird und wie es schließlich zu dem Ereignis kommt, dass die Wende einleitet.
Autor und Zeichner Levin Kurio setzt mehrere Twists in dieser 7-Seiten-Geschichte ein, die aber an keiner Stelle überladen wirkt. Wie schon in den in den vorangegangenen Ausgaben ist die Handlung in den einzelnen Panels stark verdichtet, wie es der Leser es aus den Comics vergangener Zeiten zu schätzen weiß.
Zuerst einmal funktioniert diese Geschichte wieder nach dem Prinzip „wer anderen eine Grube gräbt“. Der Mensch versucht, die Ameisen mit seinem Gift zu töten und wird schließlich selbst Opfer seiner Taten. Aber damit nicht genug. Er hat den Ameisen zudem noch den Schlüssel in die Hand gegeben, wie sie sich ihre alte Vormachtstellung wieder zurück erobern können. Grottu kommt als einzigen Überlebenden der Ereignisse nun die Aufgabe zu, die Ameisenvölker zum Widerstand gegen die Menschen aufzustacheln.
Eingebettet in diese Rahmenhandlung erfährt der Leser die Entwicklung der Welt aus der Perspektive der Ameisen. Es macht Spaß, sich diese Entwicklung einmal aus einer distanzierten Perspektive anzuschauen und lädt vielleicht zum Überlegen ein, wie wir Menschen uns gegenüber der Tierwelt so verhalten. So enthält diese Geschichte auch noch eine Öko-Botschaft.
Tja, liebe Leser. Denkt immer schön daran. Sollten mal Ameisen in eurer Küche rumkrabbeln, haben sie sich vielleicht an eurem Essen zu schaffen gemacht und dort etwas hineingetan. Vielleicht war Grottu auch schon bei euch zuhause?
Maria
Die spärlich bekleidete Maria wandelt nachts durch einen dunklen Park. Ein Räuber zieht sein Messer und stürzt sich in der Hoffnung auf leichte Beute auf Maria. Sie kann dem kräftigen Kerl nichts entgegensetzen und lässt sich benommen forttragen. Die gefesselte Maria ist die ideale Beute für ihn, denn nun kann er sie, wie schon zuvor andere seiner Opfer, nach Herzenslust mit seinem Messer zerlegen.
In diesem Moment geht der Mond auf und Maria verwandelt sich in ein werwolfartiges Wesen. Nun wird der Spieß umgedreht und Maria stürzt sich auf den Räuber, um ihn wiederum zu zerlegen und anschließend aufzufressen.
Kurz zuvor war Maria von zuhause weggelaufen. Sie wollte sich selbst umbringen, da sie ihre Existenz als Monster nicht mehr ertragen konnte. Ihr Freund hatte sich auf die Suche nach ihr begeben und trifft nun am Ort des Geschehens ein. In der Vergangenheit hatte Maria viele unschuldige Menschen umgebracht, heute aber hat es mal den richtigen getroffen.
Fazit
Levin Kurio präsentiert uns als Autor und Zeichner, zusammen mit Roman Turowski als Tuscher, einen netten, kleinen Slasher. Wie schon bei anderen Geschichten zuvor, erfährt der Leser nur die Namen der Personen, die im Blickpunkt der Geschichte stehen. Wir erfahren weder den Namen des Räubers, noch den des Freundes, nur den von Maria.
So bangt der Leser mit dem Schicksal Marias, als sie von dem Räuber entführt und in das Waldstück getragen wird, um dort mit dem Messer fein säuberlich zerlegt zu werden. Und hier dreht sich dann das Schicksal: Aus dem Opfer Maria wird die Jägerin, die sich auf den Räuber stürzt und diesen auffrisst.
Maria hatte sich von zuhause weggeschlichen, weil sie ihr Schicksal nicht mehr länger ertragen konnte. Nachts verwandelte sie sich in das Biest und hatte Jagd auf unschuldige Menschen gemacht, um sie zu zerreißen und anschließend zu fressen. Sie hatte anscheinend vor, ihrem Leben ein Ende zu setze. Aber nun hat sie doch zu viel Angst vor ihrem Tod.
In dieser Nacht ist ein wenig Druck von ihr genommen. Als Maria und ihr Freund die abgenagten Knochen des Räubers in der Dunkelheit zurücklassen, kann sie sich trösten, dass zumindest in dieser Nacht kein Unschuldiger gestorben ist.
Der Schlächter von Oakwood Manor
Auf Oakwood Manor spukt es. In jeder Nacht erscheint dort punkt Mitternacht ein Geist und tötet jeden, der sich auf dem Anwesen befindet. Michael Lineker ist professioneller Geisterjäger und wird angeheuert, um den Geist zu vernichten.
Die Warnungen der Einwohner eines nahegelegenen Dorfes schlägt er aus, als er in den frühen Abendstunden nach Oakwood Manor aufbricht. Er bereitet seine Waffen vor und begibt sich in Stellung. Minute um Minute rückt die Zeit auf Mitternacht vor, aber es passiert nichts.
Schließlich ist es punkt Ein Uhr und die Geisterstunde ist vorbei, als der Geist wie aus dem Nichts auftaucht und Lineker mit einem Beil erschlägt. Was Lineker nicht bedacht hatte: Die Uhr wurde in der vorherigen Nacht wegen der Zeitumstellung auf eine Stunde zurückgestellt. Geister kennen anscheinend keine Sommerzeit.
Fazit
Eine schöne Pointe hat diese Geschichte. Die Geisterstunde beginnt schlag Mitternacht um 0.00 Uhr und endet eine Stunde später um 01.00 Uhr. Jetzt weis der Leser zumindest, dass Geister die Zeitumstellung nicht kennen. Wir sollten daher in der Sommerzeit in der Zeit von 23.00 – 24.00 Uhr lieber keine Spukschlösser mehr besuchen.
Wir begleiten Michael Lineker auf seinem Weg zu dem Anwesen und dürfen an seinen Gedanken teilhaben. Er schlägt die Warnungen der Dorfbewohner in den Wind, weil er sich für einen echten Profi hält. Er betrachtet die Geisterjagd, wie ein Spiel. Mann gegen Geist, in dem natürlich er, der unüberwindbare Lineker als Sieger hervorgeht. Er weiß genau, wie er vorgehen muss und wo er zur Stelle sein muss. Er ist perfekt vorbereitet und hat immer die richtige Ausrüstung dabei.
Lineker ist in seiner Coolness so wunderbar überzeichnet und so kommt die Pointe ziemlich witzig daher. Da hält er sich für so unüberwindbar und professionell, um dann an einer simplen Angelegenheit wie der Zeitumstellung zu scheitern.
Autor der Geschichten im Horror Schocker ist gewöhnlich Levin Kurio. Nun erscheint erstmalig eine Story von Boris Koch. Koch veröffentlich seit vielen Jahren Romane und Kurzgeschichten und dürfte dem Leser am ehesten durch seine Drachenflüstererromane bekannt sein. Die Zeichnungen übernimmt Klaus Scherwinski und erzählt die Geschichte in klaren, sehr düster gehaltenen Bildern. Vor allem die schöne Kollorierung fällt wegen ihrer kräftigen Farben ins Auge. Scherwinski ist bereits seit vielen Jahren im Comicgeschäft tätig und hat für Reihen wie Transformers, G.I. Joe oder dem Heavy Metal Magazine gearbeitet.
Der Bestatter
Der Bestatter besucht eine letzte Kundin an diesem Winterabend. Er hat gerade sehr viel zu tun, denn im Winter sterben immer mehr Leute als im Sommer.
Die Frau möchte, dass er ihren Mann mitnimmt. Das Problem ist nur, dass er noch gar nicht richtig tot ist. Der Ehemann ist Seemann und hat sich bei einem Landurlaub auf einer karibischen Insel eine Krankheit eingefangen. Nun siecht er langsam dahin und die Frau kann diesen Zustand nicht mehr ertragen. Dem Bestatter kommen Zweifel und er lehnt zunächst ab. Die überaus gute Bezahlung der Frau lässt ihn dann allerdings umdenken und er legt den Dahinvegetierenden in einen Sarg und nagelt ihn zu.
Auf dem Rückweg entpuppt sich der Kranke als Untoter und dem Bestatter kommt eine Idee. Fortan wird der Untote dem Bestatter als Assistent dienen. Vor allem in der arbeitsreichen Winterzeit kann er ihn von einigen Arbeiten zuhause entlasten. Der Bestatter hat den perfekten Arbeitnehmer gefunden, der nie krank ist, keinen Urlaub braucht und zudem auch keinen Lohn einfordert-
Fazit
Autor und Zeichner dieser Geschichte ist Roman Turowski, den der Leser bereits aus vorherigen Geschichten des Horror Schocker kennt. Nun liefert er seine erste eigene Story in dieser Reihe ab. Die Pointe am Ende ist überraschend. Der Leser würde doch zuerst vermuten, dass der Untote entsorgt wird oder dass der Bestatter zum Opfer wird. Nun wird er zum Assistenten. Was kann sich ein Arbeitgeber auch mehr wünschen als einen derartigen Mitarbeiter? Keinen Lohn, kein Urlaub, keine Pausen oder Schlaf, keine Krankheit. Der perfekte Arbeitnehmer.
Turowskis Zeichnungen haben ihren ganz eigenen Stil, die gut in das Gruselgenre passen. Auffällig sind die überproportionierten Rundungen, die den Figuren etwas Unheimliches geben.
… über den Styx
So heißt die Leserbriefseite, auf der Levin Kurio ab dieser Ausgabe Anfragen und Meinungen der Leserschaft abdruckt und auch Stellung zu ihnen nimmt. Leserbriefseiten finde ich auch in den Zeiten des Internets eine schöne Sache.
Hammerharter Horror Schocker 3
Der Bote