»Dorian Hunter« revisited - Teil 71: »Andere« Umstände…
»Dorian Hunter« revisited
Teil 71 - »Andere« Umstände ...
“Der Unersättliche”
Mit diesem Roman lässt Vlcek die Helden und auch den Leser noch etwas tiefer in den Malkuth - Komplex eintauchen und das kann man durchaus wörtlich nehmen, da es sich ja bei dem Schauplatz in dieser Handlungsebene um einen gigantischen Organismus handelt.
Eine auf den ersten Blick sicher nicht uninteressante Idee, die den damaligen Autoren die Möglichkeit bot, sich fernab der üblichen Horror - Themen mal auf einem ganz neuen, fremdartigen Gebiet zu versuchen.
Allerdings ist es gerade das fremdartige, was hier eher abschreckend wirkt, weil man sich dabei einfach zu weit von dem entfernt hat, was die Serie in der Anfangszeit ausmachte, noch wesentlich weiter, als es die letzten Zyklen bereits taten. Der Schauplatz Kether wird gerade in diesem Band derart bizarr dargestellt, dass Figuren wie Hunter und Coco Zamis hier wie Fremdkörper wirken, was sie letztlich ja auch sind.
Hinzu kommt, dass man dort, wie schon im letzten Roman, ohne den Ys - Spiegel nicht den Hauch einer Überlebenschance hätte. Hier haben die Macher, anstatt die Gelegenheit wahrzunehmen, dem Spiegel etwas von seiner geballten Macht zu nehmen, ihn sogar noch mächtiger gemacht. Da werden die Gegner dann mal eben verkleinert und verschwinden in dem Spiegel, man kann jedem Januskopf damit seinen Willen aufzwingen und ihn im Notfall sogar als Weltenschlüssel benutzen.
Auch fragt man sich hier erneut, woher denn bei Dorian Hunter auf einmal der Sinneswandel in Bezug auf seinen Erzfeind Olivaro kommt. Allein die Behauptung des ehemaligen Höllenfürsten, dass er gerne die Seiten wechseln würde, scheint Hunter zu reichen, um ihm alles zu verzeihen und zu vergeben, was diese Figur im Laufe der Serie so angestellt hat.
Es wird hier sogar ausgesagt, dass er ihm die Rettung “schuldig ist”, wegen seiner “Tendenz, dem Bösen abzuschwören” und er trägt es ihm nicht einmal nach, dass er ihn einst zu seinem Vasallen machte, der auf der Seite des Bösen wütete und mordete (Tomotada). Wer sich bei diesen Worten nicht ungläubig an den Kopf fasst, ist vermutliche gerade erst in die Serie eingestiegen.
Dass man sich dann am Ende für eine einfache Lösung entschieden hat, um den gerade erst auf der Erde erschienenen Kether - Sprössling zu vernichten, könnte löblich sein, allerdings erscheint eine solche Lösung nach diesem ganzen extrem aufwändig geschilderten Prozess der Geburt schon wieder etwas zu einfach, zumal Piranhas hier natürlich wieder einmal als blutrünstige Monster beschrieben werden, die sich auf alles stürzen, was nicht bei drei aus dem Wasser ist. Dass es sich dabei um einen Irrglauben handelt, wusste man in den 70er Jahren wohl nicht, und im Grunde muss man schon beinahe dankbar sein, dass hier nicht ein weiteres Mal der Ys - Spiegel herhalten musste.
Alles in allem ein ebenso merkwürdiger wie schwacher Roman, bei dem die Handschrift eines Ernst Vlcek an keiner Stelle spürbar ist. Hunter und Coco agieren hier so hölzern und leblos, dass man eher meint, man hätte es mit einem Roman aus der Feder von Roy Palmer zu tun, der in diesem Zyklus aber mit nur einem Exposé bedacht wurde - was beinahe schade ist, da gerade der vorliegende Band ihm sicher gelegen hätte…
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