Seemannsgarn und kleine böse Storys - Hammerharte Horror Schocker 15
Seemannsgarn und kleine böse Storys
Hammerharte Horror Schocker 15
Dein Freund Bobby
Der Erzähler der Geschichte unternimmt mit seinem Freund Bobby einen Segeltörn in Richtung der Bermudas. Eigentlich möchte er Bobby gar nicht dabei haben, denn der ist nur damit beschäftigt, ein Bier nach dem anderen in sich hinein zu schütten. Da aber niemand sonst mit ihm mitfahren wollte und er nicht die ganze Zeit allein sein will, hat er sich entschieden, Bobby mitzunehmen.
Wegen der lauten Feierei versäumen die beiden den Wetterbericht zu hören, der einen starken Sturm für die nächsten Stunden voraussagt. Als der Orkan eintrifft, schafft der Erzähler es nicht, das Boot zu navigieren und der hoffnungslos betrunkene Bobby stellt keine Hilfe dar. Als das Schiff unterzugehen droht, retten sich beide in das Beiboot.
Am nächsten Tag treiben sie hilflos auf dem Meer. Bobby verbraucht seinen Vorrat an Wasser noch am selben Tag. Der Vorrat an Keksen ist nach zwei Tagen aufgezehrt und zu allem Überfluss lässt Bobby noch die letzte verbliebene Schnur über Bord gehen, als der versucht, einen Fisch zu angeln.
Der Erzähler ist stinksauer. Es fällt ihm daraufhin nicht schwer, Bobby nichts von seinem verbliebenen Wasser abzugeben und wenige Zeit später ist Bobby tot.
Es ist immer noch kein Land in Sicht und dem Erzähler knurrt der Magen. Schließlich beginnt er, Stücke aus der Leiche von Bobby herauszuschneiden und sie zu essen. Als der Geruch der Leiche immer unerträglicher wird, schmeißt er sie über Bord.
Wenige Tage später wird das Beiboot mit dem toten Erzähler gefunden. Nach der Obduktion ist der Pathologe verwundert. In der Regel sterben Menschen in derartigen Fällen an Verdursten, der Erzähler aber ist an einer Fleischvergiftung gestorben.
Autor Levin Kurio und Zeichner Geier präsentieren ein kleine, böse Geschichte.
Der Erzähler ärgert sich über das Verhalten Bobbys auf dem Schiff. Schaut man allerdings genau hin, ist der Erzähler sehr viel egoistischer und rücksichtsloser als der von ihm Gescholtene.
Er hat Bobby nur mit auf das Schiff eingeladen, weil niemand anders mit ihm fahren wollte. Bobby ist also nur Mittel zum Zweck. Er weiß ganz genau, dass Bobby die Fahrt zum Feiern nutzen wollte und der hatte auch nie einen Hehl aus seinen Absichten gemacht. Er feiert sogar ein bisschen mit, als sie den Wetterbericht überhören. Es besteht daher kein Grund, die Schuld bei Bobby allein abzuladen.
Im Beiboot zeigt sich die Gnadenlosigkeit des Erzählers, als er nicht einen Augenblick daran zweifelt, das Wasser mit seinem Freund zu teilen. Natürlich hat Bobby seinen großen Durst nach durchzechter Nacht zu verantworten, aber der Egoismus des Erzählers spiegelt sich in seinem rücksichtslosem Verhalten wieder. Das setzt sich fort, als er überlegt die Leiche doch nicht ins Meer zu schmeißen. Vielleicht ist sie ja noch zu was zu gebrauchen.
Der Erzähler beginnt von der Leiche zu essen, um zu überleben. Zynischerweise nimmt ihm genau das das Leben, denn Bobby hatte eine Fleischvergiftung. Was auch immer mit einer Fleischvergiftung gemeint sein soll. Die Botschaft lautet, dass der Erzähler aufgrund seines Egoismus selbst zu Tode gekommen ist. Er hätte einfach die Leiche über Bord schmeißen und sich weiter treiben lassen sollen. Er wäre gerettet worden.
Weiss
Professor Beinard führt in seinem Labor ein Experiment durch, mit dem er erforschen möchte, wie sich Menschen in einer komplett isolierten Umgebung verändern. Dazu hat er zwei Probanden in jeweils einen Raum gesperrt. Ein Mann und eine Frau.
Die beiden Räume sind durch eine Tür miteinander verbunden und die beiden Studienteilnehmer können sich besuchen. Zur Erhöhung des Isolationseffektes sind die Räume und deren Einrichtung komplett in weiß gefärbt, so wie die Bekleidung der beiden und sogar deren Haarfarbe. Die beiden Räume sind für die Forscher durch einseitig verspiegelte Scheiben einsehbar.
Der männliche Teilnehmer scheint nach mehreren Wochen zuerst unter der Situation zu leiden. Die Frau möchte ihm gut zureden und er beginnt sie sexuell zu belästigen. Sie kann sich aus der Umklammerung befreien und eilt in ihr Zimmer.
Aus Wut schlägt der Mann gegen eine Scheibe und verletzt sich dabei. Die rote Farbe des Blutes wirkt erleichternd auf ihn und er beschmiert damit die weißen Wände. Die Forscher wollen das Experiment nicht unterbrechen, um die weiteren Auswirkungen auf den Mann zu beobachten.
Der Mann nimmt eine der Scherben aus der zerschlagenen Scheibe und stürmt auf das Zimmer der Frau zu. Jetzt wollen die Forscher den Versuch abbrechen, aber es ist zu spät. Als sie eintreffen, finden sie die Frau in einer Blutlache liegend vor.
Der Mann stürzt sich auf die Forscher und schneidet einem von ihnen die Kehle durch. Daraufhin flüchtet er und will das Labor verlassen. Er irrt durch die Gänge der Anlage und findet eine Leiter, die nach oben in die Freiheit führt. Er öffnet die in der Decke eingelassene Luke und will in die erlösende Freiheit gelangen. Als er hindurchschlüpft, sitzt er in einer verschneiten, endlosen Weite. Es ist wieder alles weiß.
Die Geschichte ist geschrieben und gezeichnet von Michael Vogt. Vogt ist bereits seit vielen Jahren in der deutschen Comicszene aktiv. Erste Veröffentlichungen hatte er in dem Magazin Sprechblase und war von 1988 – 1992 für die Gespenster Geschichten des Bastei Verlages tätig. Nach deren Einstellung arbeitete er als Texter und Zeichner für das MAD Magazin. 2004 erhielt er mit anderen Künstlern zusammen den ICO Independent Comic Preis für deren Projekt Inkplosion, eine Webplattform für Comics. Die Geschichte weiß ist seine erste Arbeit für Weissblech Comics.
Vogt beschreibt in seiner Geschichte ein Experiment, das auf mehreren Ebenen für die Protagonisten schief geht.
Der männliche Proband ist mit der Isolation zunehmend überfordert. Er versucht sich der Frau sexuell zu nähern, um aus der Tristesse des Experimentes auszubrechen. Er gerät in Wut, als er von ihr einen Korb bekommt. Er verletzt sich mit der Scherbe und der Kontrast des roten Blutes zu dem weißen Umfeld versetzt ihn in Aufruhr. Er beginnt die Wände mit seinem Blut zu beschmieren und sein Verstand setzt aus. Er stürmt in den Nachbarraum und tötet die Frau. Die in den Raum eilenden Forscher geht er ebenfalls an und schneidet einem von Ihnen die Kehle durch. Er will nur noch raus hier und findet schließlich den rettenden Ausgang. Als er die Luke öffnet und hindurchsteigt, befindet er sich wieder in einem weißen Umfeld. Das unterirdische Labor befindet sich in einer eingeschneiten Landschaft. Er beginnt völlig zu verzweifeln.
Die weibliche Teilnehmerin ist in dem Experiment ziemlich stabil und kommt gut mit der Isolation zurecht. Die Forscher vermuten schnell, dass sie mit den Bedingungen sehr viel besser zurechtkommt als ihr Mitproband. Allerdings bezahlt sie das Experiment mit ihrem Leben.
Die Forscher sind zu Beginn in einer beobachtenden Rolle. Sie überlegen frühzeitig einzugreifen, als der Mann die Wand mit seinem Blut verschmiert. Der Laborleiter entscheidet, das Experiment weiter laufen zu lassen. Er will sehen, wie der Proband mit der Situation umgeht. Erst als der Mann in den Raum der Frau stürmt, eilen sie ebenfalls in diesen. Aber es ist zu spät. Der Mann hat bereits soweit die Kontrolle über sich verloren, dass er einen der Wissenschaftler angreift und ihm die Kehle durchschneidet. Tragischerweise wird der Forscher getötet, der das Experiment frühzeitig abbrechen wollte.
Die Geschichte beschreibt schön, wie die Isolation den Probanden in eine Situation manövriert, aus der er allein nicht mehr herauskommt. Die Hilfe in Form eines Abbruch kommt leider zu spät und die Situation eskaliert derart, dass es am Ende nur noch Verlierer gibt.
Wachwechsel
In der Nähe der afrikanischen Küste haben sich Piraten auf einer Rettungsboje versteckt, um von einem Schiff aufgenommen zu werden und dieses zu überfallen.
Ein Containerschiff nimmt die vermeintlich Schiffbrüchigen auf und die Seeräuber können das Schiff unter ihre Kontrolle bringen.
Einer der Piraten kann den Steuermann töten bevor der einen Funkspruch absetzen kann. Der Pirat wundert sich über die veraltete Ausrüstung an Bord und erfährt die schreckliche Wahrheit aus dem Logbuch.
35 Jahre zuvor entdeckt die Mannschaft in einem der Container Flüchtlinge, die aus Afrika wegwollen. Die Offiziere entscheiden, die Menschen über Bord zu schmeißen und schicken sie so in den sicheren Tod. Ein alter Mann verflucht das Schiff und die Mannschaft wird ziellos auf dem Meer umherirren, ohne jemals ihr Ziel zu erreichen.
Die Mannschaft hofft den Fluch zu lösen, indem sie anderen Schiffbrüchigen das Leben rettet. Nun nach 35 Jahren nehmen sie die Boje mit den Piraten auf und der Fluch ist gebrochen. Allerdings müssen jetzt die Seeräuber für ihre Untaten bezahlen. Fortan werden sie ziellos bis in alle Ewigkeit über die Meere irren, bis sie ihre Taten wieder gutgemacht haben.
Till Lenecke präsentiert als Autor und Zeichner zum Abschluss dieses Heftes schönstes Seemannsgarn.
Die Mannschaft des Schiffes ereilt ein Fluch, als sie die blinden Passagiere dem sicheren Tod übergeben. Die Männer werden erst erlöst, als sie andere Menschen auf See retten wollen. Für die Wirkung des Fluches scheint es irrelevant zu sein, dass die Piraten gar nicht gerettet werden wollten, sondern nur das Schiff überfallen wollen. Zur Lösung des Fluches scheint allein die Intension der Mannschaft von Bedeutung zu sein, etwas gutes zu tun.
Die Piraten hatten ihrerseits nichts gutes im Sinn und eröffnen das Feuer auf die Mannschaft. Daher löst der Fluch sich nicht einfach auf, sondern er geht auf sie über. Nun sind sie dazu verdammt, ziellos über die Meere zu fahren.
Hammerharte Horror Schocker 15