»Dorian Hunter« revisited - Teil 79: Blutige Umwege…
»Dorian Hunter« revisited
Teil 79 - Blutige Umwege ...
“Der Vampir vom roten Mond”
Auch in diesem Roman hat Earl Warren wieder die Gelegenheit, “seine” Figur Unga überzeugend und mit all ihren Stärken und Besonderheiten darzustellen, und diese Gelegenheit nutzt er erneut sehr gekonnt. So gelingt es ihm auch hier wieder, die ganze Palette der Emotionen des Cro Magnon absolut glaubwürdig und nachvollziehbar rüberzubringen.
Wobei man hier eigentlich bemängeln müsste, dass der zunächst noch übermächtig dargestellte Vampir Galahad dann fast mühelos und ohne einen Hauch von Gegenwehr vernichtet wird, während Unga ihn vorher noch über zwei Drittel des Romans hinweg einfach hat morden und saugen lassen, weil ein Angriff ihm zu riskant erschien.
Diesen Aspekt entkräftet Warren aber mit der unglaublichen Kraft und dem so lange aufgestauten Hass Ungas auf diese grausame Kreatur. Wenn er den Blutsauger hier mal eben mit ein paar Pflöcken umhackt, dann glaubt man ihm, dass er das tatsächlich schafft, ebenso wie der Vampir es nicht glaubt, bzw. dem Gegner zutraut, was ebenfalls zur Glaubwürdigkeit des Erfolgs beiträgt.
Auch Luguri, der hier wieder auf der Blutorgel spielt, wird von Warren so überzeugend dargestellt, wie es bei dieser Figur halt möglich ist. Natürlich kann auch er ihr nicht das Charisma verleihen, das sie nie hatte oder sie plötzlich bedrohlich erscheinen lassen, aber immerhin schafft er es, dass der Höllenfürst hier in seinem Auftreten nicht ganz so lächerlich erscheint, wie es früher immer der Fall war.
Für das ständige Hin und Her zwischen den beiden feindlichen Lagern, die nie so richtig wissen, ob sie sich nun verbünden oder doch lieber gegenseitig zerfleischen sollen, kann der Autor nichts, aber spätestens im letzten Drittel des Romans, als man dann in allerletzter Sekunde doch noch schnell beschließt, zu fusionieren, nervt es langsam.
Auch das Auftauchen Philips wirkt am Ende wie ein schneller Zauber aus dem Hut, zumal diese Figur inzwischen so übermächtig dargestellt wird, dass ihr Auftauchen beinahe immer gleichbedeutend mit einer positiven Wendung ist, ganz egal, wie ausweglos die Lage auch ist.
Dennoch ist man am Ende froh, dass hier zumindest ein Etappenziel erreicht wird und Ungas Odyssee endlich ein Ende hat, auch wenn diese ganz klar das Highlight des Zyklus war, und vor allem Earl Warren hier wirklich einige der besten Romane seiner Laufbahn abgeliefert hat.