Der Vertraute
Der Vertraute
Und Luzias einziges Talent, ebenso geheim wie die Verwandtschaft zu der unmoralisch lebenden Tante, sind kleine magische Sprüche, mit denen sie sich ihr Leben ein wenig erleichtert, z.B. verbranntes Brot wieder genießbar macht, ein paar Eier mehr im Korb sind, oder andere kleine Milagritos (spanisch für "kleines Wunder") im Alltag.
Luzias Leben ändert sich abrupt, als ihre Dienstherrin Luzias Geheimnis entdeckt und sie dazu zwingt, bei den Essen in den herrschaftlichen Räumen Familie und Gäste mit ihrem Können zu unterhalten.
Für die Herrin des Hauses, die mit ihrem Schicksal als Ehefrau eines niederen spanischen Adelsmannes ohne Vermögen und mit nur geringem Einkommen zutiefst unzufrieden ist, bietet Luzias Zaubereien die Chance, in der Gesellschaft aufzusteigen. Die Künste ihres Küchenmädchens ist etwas Besonderes und macht sie zur gefragten Gastgeberin und willkommenen Gast bei Empfängen anderer Adeliger.
Als Antonio Pérez, ein in Ungnade gefallener Sekretär des spanischen Königs, von Luzias Kunstfertigkeit erfährt, sieht dieser in ihr seine Chance darauf, wieder in der Gunst seines Herrschers aufzusteigen. Der spanische König hat gerade erst eine Niederlage seiner Armada hinnehmen müssen und sucht nun nach Mitteln und Wegen, im Krieg gegen England wieder die Oberhand zu gewinnen.
Pérez will Luzias Fähigkeiten dazu nutzen, sich wieder ins Gespräch beim spanischen König zu bringen, und sorgt dafür, dass sie bei einem Wettkampf um die Rolle eines Art "magischen Beraters" als seine Favoritin antritt.
Luzia selbst sieht in diesem Wettkampf ihre Chance auf ein besseres Leben und ergreift die Chance. Dabei stolpert, schreitet und stürzt sie durch eine ihr bisher völlig unbekannte Welt von Scharlatanen, Heiligen und Alchemisten. Dabei kreuzt immer wieder ein mysteriöser Vertrauter von Pérez ihren Weg, Santángel. Mit dessen Hilfe versucht sie zu überleben.
Leigh Bardugo ist eine Millionensellerin von Fantasybüchern, teils für Heranwachsende, wie hier bei dem Buch "Der Vertraute" auch für Erwachsene.
Mit dem Buch "Der Vertraute", in Englisch "The Familiar" betritt Leigh Bardugo eine Welt, die den meisten von uns aller Wahrscheinlichkeit nach unbekannt ist: Das Spanien der Renaissance, mit Inquistion, Aberglaube, beginnender Wissenschaft noch verbunden mit magischen Vorstellungen und Ritualen.
Hinter dem Begriff des "Familiar" verbirgt sich ein im keltisch-westeuropäischen Raum ein, zumeist in tierischer Form, Hexentier, das den Hexen dabei helfen soll, die Kräfte zu kanalisieren, die ihnen zur Seite stehen, ihnen helfen. Ein Beispiel neuerer Zeit ist zum Beispiel die Katze in der Serie Sabrina.
In Leigh Bardugos Roman ist der Vertraute in mehrfacher Hinsicht zu verstehen, denn der Vertraute, den Luzias Leben gefährlich und so romantisch macht, ist eben dieser mysteriöse Santángel, auch als Skorpion bezeichnet. Ich habe versucht herauszufinden, ob es in der spanischen Tradition ebenfalls den Familiaren als Vertrauten einer Hexe gibt, denn nichts anderes ist im Grunde Luzia mit den "kleinen Wundern", ihrer starken Magie. Leider habe ich keinen Hinweis darauf gefunden, ob auch die spanische Überlieferung solche "Hexentiere" kennt.
Leider konnte mich "Der Vertraute" nicht wirklich überzeugen, auch wenn es gut geschrieben ist, und es größtenteils nicht schwer fiel, in die Geschichte einzutauchen. Der Autorin (und ihren Übersetzerinnen) ist es gelungen, durch die Sprache, die Vergleiche und Einfachheit der Worte ein Gefühl dafür zu vermitteln, wie die Menschen in der damaligen Zeit gedacht und gesprochen haben könnten, das machte das Lesen interessant. Die Geschichte selbst jedoch war mir bis auf einen Twist zu vorhersehbar, zu wenig originell, so dass ab dem ersten Auftauchen des seltsamen Mannes in Luzias Leben die Frage eher zu sein schien, wie sie sich am Ende doch bekommen würden. Es ist ein unterhaltsames Buch, wenn man eine andere Form der unsterblichen Liebe lesen möchte, und man kann sich damit gut die Zeit vertreiben, aber mir war die Handlung einfach zu vorhersehbar.