Savage Dragon 4
Savage Dragon 4
Nach der Konfrontation mit dem Vicious Circle in der letzten Ausgabe bleibt Dragon verletzt in den Straßen von Chicago zurück. Er wird von Rapture gefunden und in ein Krankenhaus gebracht. Die Heldin hat sich in den grünen Drachen verliebt und die beiden landen im Bett.
Nach einiger Zeit kehrt er in den Polizeidienst zurück und stellt sich den Schurken des Vicious Circle entgegen, die die Bevölkerung der Stadt weiterhin verunsichern. Lieutnant Darling gilt als vermisst, denn er ist augenscheinlich bei einer Auseinandersetzung mit dem Circle ums Leben gekommen. Allerdings ist der Polizeichef gar nicht tot, denn mit der Unterstützung Dragons hat der seinen Tod vorgetäuscht, um den Nachstellungen der Schurken zu entgehen.
Overlord ist damit beschäftigt, weitere Metawesen für seine Organisation zu gewinnen. Nun ist der Blick auf Mace gerichtet und auch die Polizei versucht, den Kämpfer für sich zu gewinnen.
Fazit
Image Comics wird zu Beginn der 90er Jahre aus der Taufe gehoben. Der Verlag ist ein loser Zusammenschluss der Studios bekannter Zeichner wie Todd McFarlane und Marc Silvestri. Die Idee in Image Comics besteht darin, dass ein Schöpfer eines Comiccharakters nicht nur die kreative Kontrolle über seine Figur hat, sondern auch die vollständigen Rechte. So ist es an ihm, die Vermarktung und die Entwicklung der Figur zu steuern. Die Charaktere von Marvel und DC sind Eigentum der Verlage, entwickelt ein Autor oder Zeichner eine neue Figur, wenn er für eine ihrer Serien arbeitet, liegen die Rechte automatisch beim Verlag.
In den späteren 90er Jahren wird DC mit der Etablierung des Imprints Vertigo einen ähnlichen Weg gehen und den Kreativen die Rechte an ihren Schöpfungen lassen. In den 2000ern wird DC diese Entwicklungen wieder rückgängig machen, da die Comiccharaktere ihren Weg in die Kinos finden, und der Verlag das große Geschäft mit der Verfilmung seiner Figuren wittert. Viele Zeichner und Autoren wenden sich von DC mit ihren eigenen Kreationen ab und finden den Weg zu Image. Damit gilt Image Comic heute als der Verlag der „Creator-Owned-Comics“ und bringt fantastische Stoffe, wie Walking Dead von Robert Kirkman heraus.
Bei der Gründung von Image sind es vor allem die Zeichner, die dort eine Rolle spielen. Das Augenmerk liegt zu dieser Zeit noch nicht auf den Autoren. Und so fallen die ersten Image-Serien vor allem durch ihre fulminanten grafischen Umsetzungen auf und weniger durch ausgefeilte Charaktere und innovative Storylines. Savage Dragon ist ein Kind dieser Zeit und in den gegenwärtigen Zaubersternausgaben ist dieser Spirit noch deutlich zu spüren.
Es gibt ein Schaulaufen mehrerer Schurken und Helden, die wiederholt in Kämpfe münden. Das wirkt phasenweise etwas verworren und erschwert dem Leser, sich mit den Figuren zu beschäftigen. Überhaupt erzeugt die Vielzahl der Charakere in Verbindung mit den sehr dynamischen Zeichnungen ein Durcheinander, dass die Story mitunter etwas belanglos erscheinen lässt und beim Leser Müdigkeit erzeugt. Etwas weniger wäre hier mehr gewesen. Einige der Schurken wirken wie Zerrbilder und haben eher einen humoristischen Einschlag. Jimbo, the mighty Lobster, beispielsweise, hat nicht einmal eine nachvollziehbare Motivation gegen Dragon anzugehen. Seine Intension für eine Auseinandersetzung besteht allein darin, der Öffentlichkeit zu beweisen, dass er der Stärkere ist.
Inhaltlich gibt es einige Entwicklungen, von denen nicht ganz klar ist, ob sie in den folgenden Ausgaben noch eine tragende Rolle spielen werden. Rapture verliebt sich in den Dragon und landet schließlich mit ihm im Bett. Der will die Beziehung langsam angehen lassen, ist er doch noch immer traumatisiert von den Ereignissen der ersten Storyline, als Debbie nach der ersten gemeinsamen Nacht ermordet wird. Das birgt auf jeden Fall Potential für eine weitere, spannende Charakterentwicklung.
Lieutnant Darling gilt als vermisst und wird für tot gehalten. Der Leser erfährt auf einer Seite, dass er und Dragon seinen Tod nur vorgetäuscht haben. Die Ereignisse haben hingegen nicht in der regulären Savage Dragon Serie stattgefunden, sondern in der ersten Ausgabe der Serie Vanguard. Es ist leider nicht unüblich, dass wichtige Entwicklungen nicht in der jeweiligen Serie stattfinden, sondern in einem Crossover oder einer neuen Serie. So werden die Leser angehalten, sich auch diese Ausgaben zuzulegen. Die wichtigsten Ereignisse werden zwar auf einer Seite zusammengefasst, Komplettisten könnten aber das Gefühl haben, dass ihnen etwas fehlt.
Die Handlung dieser Ausgaben ist schnell zusammengefasst ,und der Verlauf der Geschichte wirkt an vielen Stellen etwas holprig. Der Schwerpunt liegt auf den langen Kämpfen und den dynamischen Layouts, die sich phasenweise über eine ganze Seite ziehen. Leser, die an den ausufernden Zeichnungen eines Erik Larsen ihre Freude haben, werden hier bestens bedient. Wer eine tiefgründige Story sucht, die über ein Mittelmaß einer Superheldengeschichte hinauskommt, könnte enttäuscht sein. Die Seiten sind schnell durchgelesen, da insbesondere die Actioneinlagen wenig Text enthalten. Darin besteht denn auch die Gefahr, dass die deutschen Leser durch derartige Geschichten schnell gelangweilt sein könnten und sich anderen Stoffen mit mehr Substanz zuwenden. Das Angebot ist umfangreich genug. Es lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen, ob Larsen mit seinem Dragon noch einen Weg mit mehr Storytelling einschlagen wird. Savage Dragon ist sicherlich eine der langlebigsten Serien von Image und hat in der US-Version seine Leser. Es wird sich zeigen, ob die deutsche Ausgabe ausreichend Leser wird halten können. Zu diesem Zeitpunkt dürften sich allerdings eher die Nostalgiker angesprochen fühlen.