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Sternenfaust: Die Genetics

Sternenfaust - Die GeneticsSternenfaust:
Die Genetics

Die großen Bösewichte kennen wir aus Filmen und Comics. Dr. Mabuse, Goldfinger, Doc Octopus und wie sie alle heissen bilden den Gegenpart zu den Heldenfiguren. So etwas gibt es auch im Heftbereich, im Science Fiction Bereich jedoch eher selten. Max von Valdec, der machthungrige Verfechter der Kaiserkraft, bei den Terranauten und Sigam Agelon, der skrupelose Orathone, bei Rex Corda, mehr fallen mir auf Anhieb nicht ein.

 

Sternenfaust Hardcover 13Allerdings sind die "Bösen" oft auch vielschichtiger mit einer Menge Grautönen angelegt.

Man denke z.B. bei Perry Rhodan an Hotrenor Taak, den Anführer der Laren in der besetzten Milchstraße, oder an Ribald Corello, den Supermutanten.

In den letzten Sternenfaustromanen feiert nun einer der alten Gegenspieler ein Comeback. Jurij R. Diaz, der frühere Lordmanager der Genetics, meldet sich zurück auf der Bühne des Geschehens! Damit rücken aber auch wieder die Genetics an sich in den Blickpunkt der Serienhandlung. Einst waren sie ein zentrales Merkmal der Serie, wurden dann aber doch recht schnell an den Rand des Geschehens gedrängt.

Erinnern wir uns noch einmal:

Sternenfaust 12In Band 12 "Space Surfer" heuerte ein neuer Leitender Ingenieur an Bord der Sternenfaust an. Die glück- und farblose  Catherine Black wurde durch einen auffälligen Pardiesvogel ersetzt. Zum einen nahm er in seiner Freizeit an galaktischen Spacesurfwettbewerben teil, zum anderen verfügte er über Facettenaugen. Simon E. Jefferson war ein für den Aufenthalt auf Methanplaneten modifizierter Mensch. Er konnte Methan atmen und  sah mit seinen Facettenaugen lediglich im Infrarotbereich, was ihm an Bord einige Probleme bereitete. Etliche Geräteanzeigen mussten entsprechend angepasst werden.

Jefferson war aber kein Einzelfall. In Band 18 "Die grüne Hölle" erfuhren die Leser mehr. Es gab innerhalb der Solaren Welten eine Genetiker-Förderation, die aus den drei Systemen Darelis, Epikur und Einstein bestand. Chef dieses Gebildes war eben Lordmanager Jurij R. Diaz. Während die offizielle Gesetzgebung der Solaren Welten genetische Manipulationen auf die therapeutische Anwendung bei Kranken beschränkte, sahen die Genetics dies ganz anders. Sie hatten kein Problem damit, Menschen regelrecht zu züchten und gezielt genetisch auf bestimmte Aufgaben und Berufsfelder vorzubereiten. Lange Zeit passierte dies eher im Verborgenen. Der damals offen ausgebrochene Krieg mit den Kridan wurde dann von den Genetics benutzt, um ihre Auffassungen zur genetischen Manipulation nun auch offiziell zu verkünden. Dahinter stand der TR-Tec-Konzern mit seinem Chef Sven Reichenthal, der sich auf biogenetische Projekte spezialsiert hatte. Von einer weiteren Liberalisierung der Gesetze versprach sich Reichenthal eine erhebliche Steigerung der Konzerngewinne.

Sternenfaust 42Als die Regierung der solaren Welten nicht bereit war, auf die Vorstellungen der Genetiker-Föderation einzugehen, verkündete diese kurzerhand ihre Unabhängigkeit und ging nun völlig ungeniert daran, ihre Bevölkerung weiter zu "optimieren". In Band 33 "Operation Nachtschatten" deckte die Sternenfaust weitere Machenschaften der Genetics auf. Inzwischen gab es mit dem Marine Ragnaröck S. Telford einen weiteren genetisch veränderten Menschen an Bord. Die Buchstaben standen übrigens für die dem jeweiligen Menschen zugedachte berufliche Ausrichtung. S also etwa für Soldier, R für Ruler und E für Engineer. Als Gegenleistung für eine militärische Unterstützung gegen die Dronte-Invasion liessen die Solaren Welten jedoch die Genetics in Frieden ziehen. In Band 42 "Einsatzziel Sharrakk-Station" konnte man dann erleben, wohin die Bestrebungen der Abtrünnigen inzwischen geführt hatten.

Sternenfaust 45Ein neuer Typus von Soldat war entstanden. Menschliche Gene waren mit denen von Tieren kombiniert worden. Dadurch hatten sie besondere Fähigkeiten wie z.B. eine fast vollkommene Tarnung erlangt, die sie normalen Menschen gegenüber in Vorteil versetzte. Drei Bände weiter 45 "Entscheidung der Genetics" trieben die Genetics ihre Bestrebungen zur Schaffung einer genoptimierten Gesellschaft auf die Spitze. Alle nicht genoptimierten Menschen mussten innerhalb kurzer Zeit die drei Systeme verlassen, wurden ausgewiesen. Sven Reichenthal bemühte sich dies zu verhindern und als er daraufhin von Diaz in seine Schranken verwiesen wurde, startete er den Versuch, alle Gentics auszulöschen, indem er eine speziell vom Konzern ins Erbgut eingebaute genetische Besonderheit zur Tötung aller optimierten Menschen einsetzen wollte. Die Genetics hatten diese Veränderung aber längst erkannt und ohne Wissen von Reichenthal unschädlich gemacht, so dass sie dem ihnen zugedachten Schicksal entkamen. Reichenthal beging daraufhin Selbstmord. Damit waren die Genetics auch vom Einfluß des Tr-Tec-Konzerns emanzipiert.  Während des ganzen Dronte-Zyklus hatten die Autoren immer wieder geschickt diesen Konflikt in das Geschehen an Bord der Sternenfaust eingeflochten. Etwa indem sie ein Besatzungsmitglied, das am Wolfsmenschensyndrom litt, mit Jefferson über Vor- und Nachteile der Genoptimierung diskutieren liessen.

Sternenfaust 63Im neuen Morax-Zyklus ab Band 52 war zunächst keine Rede mehr von den Genetics. Erst in Band 63 "Die Erben der Genetics" tauchten sie wieder auf. Aufgrund der Entwicklung ständig neuer, verbesserter Typen wurden immer mehr alte Typen überflüssig und arbeitslos auf den Welten der Genetics. Deshalb ging die Regierung dazu über, sie auf unbedeutende, entfernte Kolonien zu deportieren. Am Ende wurde auch Jurij R. Diaz davon überrollt und ein Opfer seiner eigenen Politik. Er gab aber nicht auf, liess sich auf einem entfernten Minenplaneten von der Sternenfaust befreien und beantragte politisches Asyl bei den Solaren Welten. Danach ging es mit den Morax weiter und erst mit Beginn des neuen Zyklus ab Band 76 spielte auch Diaz wieder eine Rolle. Es gab ein insgesamt sehr undurchsichtiges Komplott (siehe insbesondere Band 81 "Der hohe Rat"). Scheinbar half Diaz dem Ratsvorsitzenden Rudenko dabei, mittels eines Virus Panik auf den Solaren Welten zu verbreiten, damit dieser seine politischen Ziele besser verfolgen konnte. Nach und nach stellte sich aber heraus, dass Diaz sein eigenes Süppchen kochte und sich seinerseits zum wahren Herrscher der Solaren Welten aufschwingen wollte. Schließlich wurde er enttarnt und in Band 92 "Widerstand" an die Regierung der Geneticer-Welten ausgeliefert. Damit schien sein Schicksal endgültig besiegelt. 

Aber weit gefehlt! Inzwischen brodelte es auf den Welten der Genetics. Der neue Lordmanager Wynton R. Canetti musste sich mit einer erstarkenden Widerstandsbewegung auseinandersetzen. Und als Diaz von den Solaren Welten ausgeliefert wird, warteten am Übergabepunkt schon Sympathiesanten aus dem Widerstand und empfingen ihn.

Sternenfaust 134Danach mussten die Leser lange warten, bis sie wieder etwas von Genetics und Diaz hörten. Im Ganzen Basiru-Aluun-Zyklus spielten sie keine Rolle. Aber in der aktuellen Handlung sind sie wieder dabei. Schon lange stand im Hintergrund der Verdacht, dass der FAR HORIZON Konzern bei seinen Forschungen zur Telepathie heimlich mit den Genetics kooperierte. Handfeste Belege dafür gab es aber nicht. Dann erkrankte Dana Frost, die Kommandantin der STERNENFAUST an einer scheinbar unheilbaren Krankheit (134 "Die Wahrheit über Dana Frost"). Nachdem weder die Mediziner der solaren Welten noch der Orden der Christophorer wirklich helfen konnten, versuchte sie verzweifelt ihr Glück bei den Genetics. Und dort entdeckte sie Erstaunliches! Ihre Erkrankung war den Genetics nicht unbekannt. Tatsächlich erkrankten nur Genetics. Die Folgerung war schockierend aber unabweisbar! Auch Dana Frost war genoptimiert. Zusammen mit einer hauptsächlich aus Genetics bestehenden Mannschaft machte sie sich daraufhin auf die Suche nach einem Heilmittel. Nur wenig später erfuhr man auch wieder etwas über Diaz. Der ehemalige Lordmanager betätigte sich als Kindesentführer und Erpresser (Band 137 "Eine Milliarde Credits"). Und auch im aktuellen Band 139 "Jagd auf Nicki Berger" sorgt Diaz wieder für Wirbel. Er lässt Nikki Berger entführen, eine begnadete Suggestorin, die einst die Sternenfaust kaperte und den Großteil der Besatzung aussetzen liess.

Wenn man in zwanzig Jahren über die Serie Sternenfaust schreibt und die Frage stellt, was war das Besondere daran, werden auf jeden Fall die Genetics genannt werden. So wie die Mutanten für Perry Rhodan, die Cyborgs für Ren Dhark oder die Treiber für die Terranauten sind sie ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal der Serie. Aber wie diese auch sind sie auch auf Dauer schwierig zu handhaben und können falsch dosiert schnell die Spannung zerstören. Trotzdem muss man zumindest den Autoren der Bände bis Nummer 100 attestieren, dass sie sehr sensibel mit dem Thema umgegangen sind. Und sie haben es sogar verstanden, die Leser zum Nachdenken darüber anzuregen, wieweit eine genetische Veränderung des Menschen und seines Erbgutes gehen darf.

Die Frage ist, ob es den jetzigen Autoren und dem neuen Redax gelingt, an diese Tradition anzuknüpfen, oder ob man mehr und mehr der Versuchung erliegt, nur noch auf die effekthaschenden, spektakulären Potentiale der Genetics zu setzen.

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