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Die Terranauten - Die Stunde des Riemenmanns (Band 09)

Die  Terranauten Die Stunde des Riemenmanns
Band 09 von Robert Quint (= Rainer Zubeil)

Llewellyn 709 wurde zusammen mit fünf weiteren Treibern in den Toten Räumen von Berlin, einem umgebauten Bunkerkomplex, das dem KAISER-Konzern als Gefängnis dient, eingesperrt. Alle anderen inhaftierten Treiber sind bereits in den Mondkerkern untergebracht. Der Riemenmann findet einen Ausweg aus dem Gefängnis. Trotz der Angriffe der ‚Gemeinschaft der Dunklen’ (Gefangene, die in einer Art religiöserer Gemeinschaft Einsamkeit und Dunkelheit im Bunker suchen und jegliche Lichtquellen zerstören) können sie fliehen.

 

Die Stunde des RiemenmannsMax von Valdec muss sich in der Konzilskammer verantworten, kann die meisten Bedenken ausräumen. Einzig der Frage um David terGordens Aufenthalt scheint er nicht ausweichen zu können, als er aus der Sitzung gerufen wird.

Hadersen Wells fordert im Namen des Rates der Logenmeister von Zoe Max von Valdec auf, Asen-Ger und David ter Gorden aus der Haft zu entlassen und der Gerichtsbarkeit der Summacums zu unterstellen. Der Konzilsvorsitzende bestreitet wie bereits in der Konzilskammer, den Aufenthaltsort Davids zu kennen – wird dann aber von Wells unter Druck gesetzt: Die Abordnung habe anschließend noch einen Termin bei Carlos Pankaldi.

Von Valdec befürchtet, dass trotz seiner Maßnahmen und der PSI-Bewachung durch Graue Wells telepathischen Kontakt zu David herstellen konnte. Er lässt den BIOTRONIKS-Erben durch Queen Mandorla selbst auf einen Energiesatelliten verlegen. Dann erfährt er vom Gefangenenausbruch…

In den Ruinen Berlins bekommen Llewellyn 709 und die wenigen nicht wieder eingefangenen Flüchtlinge Hilfe des Nomans Hanstein. Er zeigt ihnen eine Villa, in der sie vorübergehend sicher sind.

Die Begegnung mit David hat seine Bewacherin Mater Pernath verändert: Ihre Ansichten ändern sich. Dass Max von Valdec das Terranautenproblem radikal lösen will und dabei nicht mehr zwischen Terranauten und Treiber unterscheidet, erschreckt sie. Sie findet die Geflohenen in der Villa und hilft ihnen bei der weiteren Flucht, teilt Llewellyn zudem den Aufenthaltsort Davids mit.

Mater Pernath schmuggelt die Gruppe nach Berlin, von wo aus sie mit einem Frachtcontainer zum Frachthafen von Stojska-Stellar (Ural) verfrachtet werden. Nach der Trennung von den Treibern hadert sie mit sich selbst. Sie offenbart sich Max von Valdec zu einem Zeitpunkt, wo er die Flucht der Terranauten nicht mehr verhindern kann und tötet sich anschließend selbst.

Max von Valdec befiehlt Queen Mandorla, David zu töten. Doch sie kann es nicht…

Llewellyns Gruppe stielt einen Ringo und sie fliegen, wie von Max von Valdec befürchtet, den Statelliten ES 50 an. Ohne Mühe können sie andocken, geraten dann aber in Kämpfe. Der Treiber Ishmail Tout wird dabei getötet und bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
David terGorden und Qeen Mandorla stoßen zu ihnen. In dem Augenblick erreichen mit vier Ringos weitere Graue den Satelliten. Die Befreiung Davids hat zu lange gedauert.

Queen Mandorla gibt David die ID-Karte Touts und schwärzt mit einem leichten Laserschuss Davids Gesicht. Nach der Ankunft der Grauen übernimmt Mandorla das Kommando und lässt die Treiber festnehmen. Llewellyn konnte (nach Mandorlas Anweisung) den Satelliten manipulieren. Er explodiert mit Touts Leiche, die für David gehalten wird.

Llewellyn 709, Ishmail Tout alias David und die anderen werden nach Luna in die Kerker gebracht.

Robert Quint (Rainer Zubeil)Mit Band 9 legt Rainer Zubeil seinen zweiten Terranautenroman vor. Obwohl die positiven Charaktere zum Schluss genau da sind, wo sie sich bereits am Anfang befinden (nämlich in der Hand des Konzils), ist es dennoch ein Roman, der wichtig für die Serie ist.

Gerade die Personenschilderungen sind Zubeils große Stärke: Das Drama um Mater Pernath, die sich langsam aufbauenden Sympathien, die Pernath und auch Queen Mandorla David entgegen bringen und rückwirkend auch Flints Verhalten in den vorhergegangenen Bänden verständlich machen, sind schlüssig erzählt und sehr gut in die Haupthandlung eingebettet.
Die Person Scanner Cloud, bei der Flucht aus dem Bunker nicht ganz unwichtig, wirkt geheimnisvoll. Noch kann man diese Figur nicht einordnen.
Gelungen finde ich, dass der Roman aus mehreren Perspektiven angegangen wird: Llewellyn 709 und David steht Max von Valdec als gleichwertig geschilderter, allerdings konträrer Charakter gegenüber. Nicht zu vergessen Mater Pernath und Queen Mandorla, die nicht so einfach in eine Schublade zu stecken sind.

Schon faszinierend, wie Rainer Zubeil mit den Handlungsträgern agiert: Sei es, dass er Spannung aufbaut, weil man sie als Leser in Schubladen stecken kann (Llewellyn 709 und David terGorden: die Guten, Max von Valdec: der Böse), sei es, dass er eine andere Art Spannung erzeugt, da er  über die Figur(en) im ungewissen lässt: Scanner Cloud, Queen Mandorla, Mater Pernath. Selbst einmal getroffene Entscheidungen werden hinterfragt und auch mal revidiert – alles nachvollziehbar und doch unberechenbar.

Zwar handelt auch dieser Roman wie bereits so oft von Flucht und Verfolgung, doch das Schema wird zumindest bei David durchbrochen: Der Autor nutzt diesen Handlungsstrang, um zu variieren und die Charakterentwicklung aller Beteiligten voranzutreiben.

Handlungstechnisch weiß Zubeil ebenso zu überzeugen: Der Roman wirkt in sich stimmig und bringt zumindest den roten Faden bei den ‚kleinen Entwicklungen’ voran: Max von Valdecs Wille, das Treiberproblem insgesamt zu lösen, wurde bereits in Band 7 und 8 intensiver angedeutet, und Davids Fähigkeit, Graue zu Beeinflussen und die Auswirkungen der Operation rückgängig zu machen, erklärt vieles auch rückwirkend. Davids Rollentausch ist gut durchdacht und eröffnet für die folgenden Romane interessante Perspektiven.

Leider hat der Roman auch zwei (kleine) Schwächen, die nicht verschwiegen werden sollen:

Das Aufeinandertreffen Mater Pernath mit Llewellyns Gruppe alleine mit Zufall zu erklären wirkt ein wenig billig. Hier hätte Rainer Zubeil eine schlüssigere Erklärung liefern müssen.

Ärgerlich wie bereits in den letzten Romanen die fehlenden Zeitangaben. Gerade bei diesem Band weiß man als Leser nun gar nicht, wie lange Lllewellyn 709 bereits in den Toten Räumen ist (zumindest lange genug, um von all den anderen Gefangenen als Anführer akzeptiert zu werden). Auch bei der Parallelhandlung um David fehlt diesem in der Einzelhaft jegliches Zeitgefühl…

Band 9 kann theoretisch einige Tage wie auch einige Wochen nach dem 8. Band spielen. Selbst das Auftauchen der Abordnung um Hadersen Wells lässt eine zeitliche Einordnung nicht zu: Wurde doch in Band 5 noch ausgesagt, dass der Rat frühestens über das Terranautenproblem nachdenkt, wenn grundsätzlich über die KAISER-Kraft ein Beschluss gefasst wurde – womit in vier bis acht Wochen zu rechnen wäre. Viel Spielraum also…

Fazit:
Ein Roman, der Spaß macht und tatsächlich zeigt, wie viel Potential eine Heftromanserie haben kann.

Kommentare  

#1 Des Orphan 2010-08-04 17:50
Dieses Heft ist das mit Abstand beste bis hierhin.
Robert Quint alias Thomas Ziegler beweist mit der Nummer 9 der Terranauten erstmals, dass er auch der mit Abstand talentierteste Autor des Teams ist.
Die Handlung ist perfekt komponiert und strotzt nur so vor innovativen Ideen bezüglich des Hintergrunds der Serie.
Allein die Szenen in den "Toten Räumen", dem Treibergefängnis, sind in ihrer Darstellung fast spürbar bedrohlich. Auch die Idee der "Dunklen", einer Gruppe wahnsinnig gewordener Inhaftierter heizt die düstere Stimmung noch zusätzlich an.
Ein weiterer Handlungsstrang um David terGorden in einer gläsernen Zelle wird vom Autoren so dicht und treffend beschrieben, wie ich es mir nicht besser vorstellen kann.
Und bei all diesen Szenarien, die wirklich das letzte an Möglichkeiten aus diesem Handlungsstrang heraus holen, vergisst Ziegler niemals die menschliche Komponente.
Die Schilderung Davids, welcher in der aus Glas- Faszetten bestehenden Zelle langsam den Verstand verliert und schließlich sogar in Tränen ausbricht, stellt meiner Meinung nach eine- hinsichtlich der Darstellung eines "Helden" in einem Heftroman- absolute Innovation dar.
Auch Llewellyn 709 wird berührend menschlich dargestellt, als er in Kontakt mit dem Treiber- Mädchen Angila Fraim kommt und deren leicht anzügliche Neckereien ihn in tiefe Unsicherheit stürzt. Ziegler macht somit auch Llewellyns Sexualität zu einem Thema, welches dem Roman zusätzliche Tiefe verleiht.
Auch Ziegler scheint inzwischen aufgefallen zu sein, dass man völlig gefühllose Grau- Gardisten kaum spannend "rüberbringen" kann. So kreiert er ganz nebenbei den Umstand, dass die Grauen Garden aufgrund ihrer Gehirnoperation oft unter Minderwertigkeitskomplexen hinsichtlich abwertender Äußerungen ihnen gegenüber leiden. Dieser Umstand äußert sich jedoch eben nicht in innerem Rückzug, sondern in Aggessivität. Dies in Verbindung mit den Charakteren der Mater Pernath und der Queen Mandorla und ihren zunehmenden Bedenken hinsichtlich ihrer Rolle in diesem Spiel um Einfluss und Macht, schaffen völlig neue Eindrücke des Lesers für diesen Serien-Kosmos. Erstklassig!
Mit jeder Seite macht Ziegler "Die Terranauten" atmosphärisch dichter, nachempfindbarer und lebendiger.
Es ist während des Lesens kaum zu glauben, dass man hier der Handlung eines "Groschenheftchens" folgt.
Das gegen Ende des Romans alles etwas schnell und hastig abläuft mag man bemängeln; hinsichtlich der Qualität dieser Episode, sollte es allerdings keine Zweifel geben.
Wie gesagt: "Die Stunde des Riemenmannes" stellt einen absoluten Höhepunkt innerhalb der Serie dar.

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