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Männer der Zukunft - Die nächste Generation: W. A. Hary

Männer der Zukunft - Die nächste GenerationW. A. Hary

Als der Heftsektor Ende der achtziger Jahre kollabierte, traten die sogenannten Kleinverlage in Erscheinung und sprangen in die Bresche.  Blitz, HJB und Mohlberg sind vielleicht die geläufigsten Vertreter, aber auch Zaubermond, Romantruhe und Fabylon darf man nicht vergessen.

Am Anfang stand oft die Neuauflage einer alten Serie wie Raumschiff Promet oder Ren Dhark. Bald aber wurden die Programme auch um neue Romane erweitert. 

W. A. haryAllen gemein ist aber, dass sie sich dabei auf HCs oder SCs gestürzt haben. Nur Mohlberg veröffentlichte eine zeitlang noch richtige Heftromane. Nur Mohlberg? Nein, der eigentliche Heftromanverlag war Hary Productions. Hier erfüllte sich Wilfried Antonius Hary seinen persönlichen Traum und schrieb Einzelromane und Serien. Man kann ihn deshalb wohl mit Fug und Recht als "Deutschlands letzten SF-Heftautoren alter Schule" bezeichnen.

Wilfried Antonius Hary wurde 1947 geboren. Er schrieb zunächst Artikel und Kurzgeschichten für Zeitungen und Illustrierte, machte später auch eine journalistische Ausbildung. 1971 veröffentlichte er seinen ersten SF-Roman. Er hat auch auch Katastrophen-, Kriminal- und Gruselromane, Western und Liebesromane geschrieben. Mark Tate und Professor Zamorra sind wohl die bekanntesten Horror-Serien für die er geschrieben hat. Auch im Comic-Bereich hat er seine Spuren hinterlassen (He-Man).
 
Unternehmen DunkelplanetSchon kurz nach dem Erscheinen seines ersten Romans bei Zauberkreis Science Fiction 1971, bot sich dem jungen Hary eine Riesenchance. Er wurde als Autor für die leider nie erschienene Serie "Wächter der Galaxis" ausgewählt. Und das nachdem kurz vorher ein so renommierter Autor wie Kurt Brand nach zwei Proberomanen abgelehnt worden war. Zusammen mit Conrad Shepherd und Mandfred Wegener sollte er diese zunächst bei Bastei, dann aber endgültig bei Williams angesiedelte Serie verfassen. Durch die Übernahme und Abwicklung des Verlages blieb es leider bei den Exposés. Allerdings trug einer von Harys bei Gemini erschienenen Romanen in der Neuauflage bei Mohlberg den Titel "Wächter der Galaxis" und auch einer der ZSF-Romane behandelt einen Wächter.
 
Das Geheimnis der Unsterblichen"Infolge einer Reihe von Kriegen ist die Erde nicht mehr bewohnt. Die Menschheit hat neue Systeme entdeckt und sich dort niedergelassen. Kriege sind aus der Mode gekommen, seit der "Wächter", eine mystriöse Institution mit ungeahnten Möglichkeiten, auf Terra entstanden ist. Durch Robotsonden überwacht er die Evolution auf den Welten des Planetenbundes. Für die Regierungen ist der "Wächter" längst zum notwendigen Übel geworden.
Ausser jeweils zwei Menschen weiss allerdings niemand, dass der "Wächter" keineswegs unsterblich ist. Diese zwei aber sind Bestandteil seiner Einrichtung und ihr größtes Problem während ihres über hundertjährigen Lebens besteht darin, Nachfolger für sich selbst heranzuholen. Dies geschieht stets durch einen großangelegten Bluff. So auch diesmal. Der "Wächter" entsendet ein Raumschiff mit Androiden - die sich für die Menschheit indessen als Ausserirdische darstellen. Ihr Erscheinen gibt zwei radikalen Gruppen Anlass zu einer neuen Aktion gegen den verhassten "Wächter"..."
(Ankündigung zu Das Geheimnis der Unsterblichen).
Supernovaoder
"Zwanzig Lichtjahre von der Erde entfernt verwandelt sich eine Sonne in eine Supernova. Gigantische Energiemassen expandieren mit annähernd Lichtgeschwindigkeit und bedrohen das Leben in diesem Teil der Galaxis. Die Menschen der Erde und zwei weitere Rassen im All scheinen dem Untergang geweiht zu sein. Niemand ahnt etwas von der Gefahr, denn die Ortungsinstrumente sind auf elektromagnetische Impulse angewiesen, die nur wenig schneller sind als die heranrasende Hölle. Die Erkenntnis der Gefahr wird erst kurz vor der Vernichtung kommen. Zu wenig Zeit wird bleiben, einen technischen Stand zu erreichen, der die Rettung ermöglicht. Da tritt der galaktische Wächter auf den Plan, eine riesige Kugel aus hochmolekularverdichtetem Spezialstahl, die von einer längst untergegangenen Rasse unter der Projektbezeichnung "Insel in den Sternen" erbaut wurde. Der überdimensionale Computer schickt Androiden, um den bedrohten Rassen zu helfen. Aber die Androiden stoßen auf unvorhergesehene Schwierigkeiten ..."
(Ankündigung zu Supernova).
Jordans PlanetUnd erst ein paar Jahre später 1976 bot die neue Gemini-Reihe des Kelter-Verlages Hary wieder eine Plattform zur Veröffentlichung seiner SF Romane. Diese Reihe wurde geprägt von den Autoren aus der Arbeitsgemeinschaft für spekulative Thematik (AST), die sich Anfang der 70er Jahre vom SFCD abgespalten hatte. Ronald M. Hahn und H.J. Alpers veröffentlichten z.B. dort. In der Reihe erschienen bis auf wenige Ausnahmen nur neue Romane deutscher Autoren. Mit sechs Romanen verfasste Hary ein Achtel aller dort erschienen Werke. Doch schon 1977 nach immerhin 47 Titeln wurde die Reihe vom Verlag eingestellt, um stattdessen eine Zweitauflage von Ren Dhark auf den Markt zu bringen.
 
Die Zwei-Mond-FestungHary schrieb deshalb ab 1978 Einzelromane für Terra Astra. Im gleichen Jahr begann er auch an der im Marken-Verlag erscheinenden Serie Erde 2000 mitzuarbeiten. Erde 2000 war die Fortführung der alten Zeitkugelserie. Mehr als die Hälfte aller Romane schrieb P. Eisenhuth(= Horst Hübner). Der nächstwichtige Autor war Hary. Die Serie wies zwei Abschnitte auf. Im ersten innovativen reisten die Zeitspringer in die Zukunft und entdeckten die Folgen negativer Trends, sei es das Versiegen der fossilen Brennstoffe, Cloning, Wetterkatastrophen etc.. Im zweiten ging es zyklisch orientiert eher konventionell um die Auseinandersetzung mit Ausserirdischen. Harys Romane bleiben vor allem in Erinnerung, weil er fast jedesmal irgendwelche ominösen Geheimorganisationen ins Spiel brachte.
 
Der Fremde1979 schlug dann seine große Stunde. Als Erno Fischer konnte er an der Serie die Terranauten mitarbeiten.

Ähnlich wie bei Gemini schrieben bei den Terranauten überwiegend Autoren aus dem Umfeld der AST, wie etwa Ziegler, Hahn und Pukallus. Besonders in Erinnerung blieben seine Schilderungen der Abenteuer des Ausserirdischen Cantos.

In der Heftromanserie gehörte Hary zu den wichtigeren Autoren. Seine Hoffnung nach Band 100 noch mehr Einfluss auf die Serie zu bekommen, erfüllte sich aber nicht.

Bei der Taschenbuchfortführung der Terranauten war er nur noch mit einem Band vertreten. Federführend wurde stattdessen Andreas Weiler (= Andreas Brandhorst).
 
Die Flucht der Solaner1981 schrieb Hary einen Roman für die Serie Atlan. Danach stieg er auf eigenen Wunsch aus, um sich stärker bei den Terranauten zu engagieren. Vermutlich hätte er auch Chancen für weitere Romane gehabt, vielleicht sogar irgendwann die Möglichkeit bekommen, bei Perry Rhodan mitzuschreiben. Aber er setzte stattdessen mit den Terranauten auf das letztlich falsche Pferd.
 
Wrack aus der VergangenheitAls 1986 der letzte Versuch unternommen wurde, eine neue Serie am Markt zu plazieren, war Hary natürlich wieder dabei. Neben W.K. Giesa, Uwe Anton und Frank Rehfeld zählte er zu den Autoren des im Merkur-Verlages erscheinenden Stargate. Auch hier blieb es letztlich bei einem Band. Zwar sollte ursprünglich jeder der vier Autoren bis Band 20 mit fünf Romanen vertreten sein, doch wäre Hary erst mit den Bänden 14-17 drangewesen. Nach der Pleite des Merkur-Verlages und der Weiterführung durch die Firma Volker Krämer wurden jedoch stattdessen ab Band 12 andere als die ursprünglich vorgesehen Bände gebracht. Harys Bände wurden erst in einem Sonderdruck des EDFCs gebraucht und fanden später Eingang in die bei Hary Productions erschienen Neuauflage. Innerhalb des Autorenteams war Hary für den (pseudo)wissenschaftlichen Hintergrund  zuständig.
 
Der BeutezugAls die Möglichkeiten im Heftsektor zu schreiben dann immer schlechter wurden, gründete Hary seinen eigenen Verlag. Dies war zunächst nur einer von mehreren Kleinverlagen. Zuerst wurden die dortigen Romane noch auf Diskette vertrieben. Später gewann der Verlag dadurch Profil, dass er sich auf Heftromane spezialisierte und nicht auf die Buch- bzw. Softcoverproduktion setzte. Und dort erschienen über Jahre hinaus Heftromane im POD-Verfahren. Neben der Fortführung von Harys ursprünglich bei Kelter erschienenen Gruselserie Mark Tate waren dies: Herr der Welten, Gaarson Gate und Star Gate. Dazu kam noch die Reihe ad astra. Und Hary schrieb unter seinem Namen oder unter Pseudonym die überwältigende Mehrzahl der dort veröffentlichenten Romane. Zum Teil wurden auch frühere Romane von Hary einfach in die Serien aufgenommen. Diese Serien boten aber auch jungen Autoren die Möglichkeit, einmal einen richtigen Roman zu schreiben. Bekanntester Autor dort dürfte Alfred Bekker sein.
 
SChmarotzerplanetHary schrieb darüber hinaus aber auch für andere Kleinverlage. Dazu gehörten beispielsweise Blitz mit Raumschiff Promet - Neue Abenteuer oder Mohlberg mit Ren Dark Xtra.
 
Schwerpunkt war dann aber die Arbeit an den eigenen Serien. Mit Gaarson Gate nahm er Motive  der Star Gate-Serie auf. Herr der Welten spielt in einem eigenen Kosmos und Stargate führte die ursprüngliche Serie nach Harys Vorstellungen weiter. Dabei wurden die alten Hefte allerdings durch zwischendurch eingeschobene neue Abenteuer ergänzt. Bemerkenswerter Weise läuft die Serie jetzt schon länger als 5 Jahre und umfasst mehr als siebzig Titel.
 
Wilfried Antonius Hary ist eine der markantesten Persönlichkeiten im Bereich der deutschen SF in den letzten dreissig Jahren. Egal ob Erde 2000, die Terranauten oder Star Gate, egal ob Gemini, Terra Astra oder Zauberkreis SF, Hary war dabei. Und sogar Atlan durfte es einmal sein. Er hat an einigen Serien und Reihen mitgewirkt, aber erst im eigenen Verlag konnte er wirklich konzeptionell arbeiten.  Leider ein wenig unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Er ist ein echter "Heftautor", der in fast allen Genres zu Hause ist. Seine Reihe ad astra ist die letzte Heftreihe in der deutschen SF. Nur hier konnten Nachwuchsautoren in den letzten Jahren noch abgeschlossene Einzelromane schreiben.
 
Planet der AusgestossenenZauberkreis SF:
(1971-1972)

107 Unternehmen Dunkelstern
128 Das Geheimnis der Unsterblichen

Gemini Science Fiction:
(1976-1977)

3 Planet der Ausgestossenen
6 Flucht ins Ungewisse
18 Supernova (Neuauflage Sirius)
25 Ein Planet wird versteigert
27 Das Metallmonster
34 Kampf der Mutanten

Terra Astra:
(1977-1985)

316 Erde im Umbruch
345 Die Milliardenwelt
367 Planet der Wunder
399 Versuchsanordnung Erde
Ich, der Computer407 Ich, der Computer
415 Hundert Jahre Frist
423 Jordans Planet
447 Brennpunkt Candor
457 Zukunftsträume (C)
474 Kinder des Nichts
487 Aktion Götterdämmerung
493 Wege im Nirgendwo
513 Die Reise zum Atom
526 Mahlstrom Universum
546 Bullmanns Weltraumfahrten
586 Das Tor zur Welt
598 Treffpunkt Zukunft (C)
627 Wahrscheinlichkeiten
 
Sirius:
(2002)
5 Das Festival von Tasner (zusammen mit Alfred Bekker)
7 Wächter der Galaxis (= Gemini 18)
 
Sternenkriegerad astra:
(1999-2010)
5 Sternenkrieger
6 Das Geheimnis der Unsterblichen (= ZSF 128)
13 Ameisen
17 Treffpunkt Zukunft I (= Terra Astra 598)
18 Treffpunkt Zukunft II (= Terra Astra 598)<
27 Invasion des Rauchers
90 Unternehmen Dunkelplanet (= ZSF 107) 
 
Erde 2000:
(1978-1979)

6 Titel
erster Band: 9
letzter Band: 33

Die Terranauten:
(1979-1981)

13 Titel
erster Band: 13
letzter Band: 92

Das Schiff der TräumeTerranauten Taschenbücher:
(1984)
1 Titel
Nr. 109

Atlan:
(1981)

1 Titel
Nr. 515

Stargate:
(1986)

1 Titel (+ 4 nicht mehr erschienene)
Nr. 5

Ren Dhark:
Ren Dhark 99:
(2002)
1 Titel
Nr. 124 (mit Alfred Bekker)
Das haus es Krieges
Ren Dhark Xtra:
(2002-2004)
4 Titel
erster Titel: 3
letzter Titel: 7
 
Raumschiff Promet:
 Neue Abenteuer:
(1998)
2 Titel
erster Band: 2 (zusammen mit Konrad Schaef)
letzter Band: 4 (mit Achim Mehnert)
 
Herr der Welten:
(1998-2005)
53 Titel
Bio-G.A.Uerster Band: 1
letzter Band: 53
 
Gaarson Gate:
(1999-2008)
64 Titel (etliche zusammen mit anderen Autoren)
erster Band: 1
letzter Band: 77
 
Star Gate (Hary):
(2005-2010)
erster Band: 5
letzter Band: 74
 
Wilfried Antonius Hary
(*1947)
erste Veröffentlichung: 1971
Pseudonyme: W.A. Travers, Erno Fischer

Kommentare  

#1 Wolfgang Trubshaw 2010-09-13 02:47
Ich habe ihn immer sehr gerne gelesen. Seine Mikro-Reihe in den späten Terra Astra Heften habe ich höchst kreativ gefunden, mit einigen wirklich faszinierenden Wesen und Figuren. Ganz allgemein mag ich seinen Schreibstil an sich, habe irgendwie immer verstanden, "wo der Autor herkommt". Er war für mich auch einer der Wenigen, dessen Geisterkrimis lesenswert waren, Mark Tate mag nicht die Krone der Schöpfung gewesen sein, aber imho weitgehend unterschätzt. Oran und so war stimmig und etwas "anders".
#2 Peter 2010-09-13 19:48
Auch wenn es hier um SF geht, möchte ich trotzdem eine Sache erwähnen.

W.A.Hary war ja auch im Horrorheft aktiv und hat dabei seine eigene (Sub-)Serie um den Geisterjäger Mark Tate geschrieben.

Nach der Einstellung des Geister-Krimis brachte er seine Serie im Selbstverlag raus, und zwar als sog. "Diskomane". Dabei handelt es sich um Textdateien, die er auf Disketten verschickte. Also sozusagen eine frühe Form des pdf-Dokuments per eMail...

Da mußte ich sofort dran denken, als ich oben "Allen gemein ist aber, dass sie sich dabei auf HCs oder SCs gestürzt haben." gelesen habe.
#3 Remis Blanchard 2010-09-13 21:53
W. A. Hary hatte viele seiner Romane als Diskomane verschickt ehe er sie als Heftromane herausbrachte. Darunter waren Herr der Welte und Gaarson Gate, wahre Perlen der SF. Mark Tate erscheint immer noch als Heftroman und es scheint kein Ende in Sicht.
#4 bondit 2010-09-14 19:00
:-) Ich bin beeindruckt. Sie scheinen viele scheffel zu haben , unter die Sie Ihre Lichter üblicherweise stellen. Aber Geminificktion würde ich doch ...-fiktion schreiben, oder hatte die Geminini außergewöhnliche Gewohnheiten? hx2sch
#5 Hermes 2010-09-14 19:55
@bondit

nein die Geminis hatten keine besonderen Gewohnheiten!

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