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Das Ende oder »nur« ein neuer Anfang?

MythenlandDas Ende ...
...oder »nur« ein neuer Anfang?

Nach fünf Monaten endet der erste „Mythenland“-Zyklus mit dem fünften Roman „Die dunkle Welt“. Die Serie geht damit erst einmal in eine Pause, die mit fadenscheinigen Argumenten begründet wird. Es bleibt abzusehen, ob „Mythenland“ aus dieser Pause zurückkehrt und ob das überhaupt wünschenswert ist. Denn der fünfte Teil der Serie bleibt vollkommen hinter den Erwartungen zurück. Wenn man das Ende des Zyklus positiv bewerten möchte, dann kann man sagen, dass das Ende durchaus überraschend ist. Leider ist das überraschende an dem Ende, dass beinahe nichts passiert.

 

Der erste Zyklus der Serie trägt den Titel „Murgon“. Interessanterweise war diese Bezeichnung nur als Untertitel des vierten Romans zu finden. Trotzdem signalisiert dieser Ausdruck, dass der Zyklus den Kampf gegen Murgon, den Fürst der Unterwelt, erzählt. Da man bereits im ersten Roman erfahren hat, dass Murgon Mythenland erobern will, hätte das eine durchaus interessante Geschichte werden können.

Gleichzeitig hat Ferkau eine faszinierende Gruppe von Gefährten geschaffen. Das gibt es zwei Barbs, die ihre Tochter suchen, einen Barbar, der sein Gedächtnis sucht, einen Zwerg der Ruhm und Ehre sucht und Amazonen, die die Heilung für eine Krankheit suchen, die ihre Männer befallen hat.
Bis zum vierten Band werden alle fündig, bis auf die Amazonen. Dies gelingt gleich zu Beginn des fünften Bandes, in dem die Gruppe erfährt, dass es gar kein Drachenei bedarf, um die Amazonen zu heilen. Während dieser Suche gelangen die Gefährten mal gerade bis nach Dandoria, der Hauptstadt Mythenlands.

Die dunkle WeltMurgon wird im ersten Band ausführlich charakterisiert. Ferkau bemüht sich ersichtlich, seinen Bösewicht nicht einfach nur böse wirken zu lassen. Murgon ist böse, weil er das Opfer eine familiären Tragödie ist. Das Problem dabei ist nur, dass man Murgon daher kaum ernst nimmt. Er wird kein überzeugender Bösewicht. Immer wieder hat er sentimentale Anfälle und vor allem trifft er regelmäßig so dämliche Entscheidungen, dass man sich überhaupt nicht vorstellen kann, dass er bei einem Feldzug gegen Mythenland Erfolg haben könnte.

Gleichzeitig fragt man sich, wo eigentlich die Verbindung zwischen Murgon und den Gefährten liegt. Man möchte nicht glauben, dass es einzig die Tochter der beiden Barbs, Bluma, ist, die eine Verbindung zwischen den beiden Gruppen herstellt. Doch spätestens ab dem vierten Roman, in dem die Vorgeschichte des Barbar Connors erzählt wird, ist klar, dass dies die einzige Verbindung ist. Eine Konfrontation der Gefährten mit Murgon kann somit nur noch durch einen mutigen Schritt Murgons stattfinden.

Und genau der geschieht im fünften Band – dem Finale des ersten Zyklus – nicht. Murgon erwartet das Ankommen seiner Tochter, die von den Elfen geschickt wurde, um ihn zu töten. Er zieht sie auf seine Seite, sie tötet ihn trotzdem. Das ist selbst für einen schwachen Bösewicht ein ehrloses Ende. Die Gefährten erleben derweil in Dandoria mit, wie sich der Inquister Balger zum neuen König aufschwingt. Das ist aber in keiner Weise spannend, da Balger von Ferkau mittlerweile auch positiv beschrieben wird. Zu keinem Zeitpunkt hat man im Finale also wirklich Angst um die Helden.

Dennoch kommt es noch zu einem ärgerlichen Tod. Die Anführerin der Amazonen, Lysa, ist mit Connor zusammen. Eine Frau in Dandoria verliebt sich in Connor, nimmt Kontakt zu den Gefährten auf, bewirtet diese und vergiftet Lysa. Damit wird keine Spannung erzeugt, das klar ist, was die Frau vor hat. Der Tod Lysas ist einfach nur unwürdig und es wirkt so, als hätte Ferkau unbedingt noch eine Hauptfigur sterben lassen wollen.

Ein Zyklus soll immer auch eine abgeschlossene Geschichte erzählen. Das tut der „Murgon“-Zyklus. Aber es gelingt dem Autor im Finale nicht einmal, ein annähernd episches Gefühl zu erzeugen. Während im dritten Band – dem bisher besten der Serie – der Kampf zwischen zwei Riesenvölkern noch in beinahe epischer Breite angedeutet und letztendlich verhindert wird, passiert im Finale einfach gar nichts.

Zum Schluss wird Murgon einfach durch seine Tochter ersetzt, die auf einmal zu einer wirklich bösen Elfe mutiert, und die Gruppe reist wieder in verschiedene Himmelsrichtungen, löst sich also auf. Immerhin legt Ferkau damit Ansätze für einen weiteren Zyklus.

Dieser zweite Zyklus bedürfte aber einiger Änderungen, um wirklich spannend zu werden.

  • Es müsste im Verlauf zu einer wirklichen Zuspitzung kommen. „Mythenland“ plätscherte bisher immer auf einem relativ interessanten Niveau vor sich hin. Aber es plätscherte nun einmal hauptsächlich, anstatt zum Ende hin wirklich zu wirbeln. Das glückte nur einmal im dritten Roman.
  • Der Bösewicht müsste auch eine wirklich Bedrohung sein. Murgon hatte zwar alle Macht über die Mächte der Unterwelt, aber er selbst wirkte zu schwach und unsinnig.
  • In Mythenland müssten klare Strukturen geschaffen werden. Es ist eigentlich nicht begreifbar, warum Murgon nicht sofort zugeschlagen hat. In Mythenland gibt es keine Staaten. Der größte Zusammenschluss ist Dandoria und selbst das ist nur eine einzelne Stadt. Hätte Murgon schnell zugeschlagen, hätte er sich viele Stämme unterwerfen können, bevor überhaupt irgendjemand etwas mitbekommen hätte.
  • „Mythenland“ ist extrem schlicht geschrieben. Die Charaktere sind unglaublich oberflächlich. Dass sie ständig von Weibern reden, ist vielleicht noch dem „mittelalterlichen Flair“ geschuldet, dass aber zum Beispiel Bluma glaubt, Darius könne sie nicht lieben, weil sie klein und dick ist, ist einfach nur albern. Bluma soll der intelligenteste Charakter in der Serie sein und kommt nicht einmal auf den Gedanken, dass Liebe vielleicht auch über Äußerlichkeiten hinaus geht. Das ist das platteste Beispiel einer Welt voller schlichter und einfältiger Charaktere. 
    Mindestens so schlimm ist, dass die Charaktere ständig alles unerklärliche damit entschuldigen, dass sie in einem „Land der Mythen“ leben. So schlicht war man wohl nicht einmal im Mittelalter. Bloß weil die Welt aus unerklärlichen Gründen „Land der Mythen“ heißt, muss man damit ja nicht gleich alles entschuldigen. Schließlich hat auch in unserer „Welt“ jedes Volk seine Mythen und entschuldigt damit nicht alles unerklärliche. Etwas mehr Wissensdurst könnte auch den Lebewesen Mythenlands nicht schadne.
  • Rückblenden sind zwar nett, aber auf Dauer ein wenig zu viel. In den letzten beiden Romanen wurde es mit den Rückblenden einfach übertrieben. Das wirkte zu sehr, als ob man die Haupthandlung einfach noch einmal strecken wollte. In dem Fall hätte man auch einfach einen Roman weglassen können und den Zyklus auf vier Romane begrenzen können.
  • Vielleicht sollte man die Mogelpackung „Mythenland“ mit einem vernünftigen Schriftsatz ausstatten und die Seitenzahlen damit reduzieren. Der Vorteil, dass Mythenland auch noch von Menschen mit extrem schwachen Augenlicht ohne Brille gelesen werden kann, kompensiert nicht, dass man sich ärgert, mehr Geld abgezogen zu bekommen, weil der Verlag durch eine große Schrift viele Seiten drucken muss.

Mehr Tiefgang, mehr Zuspitzung und mehr Bedrohung – wenn Mythenland im nächsten Jahr damit zurückkehrt, könnte die Serie wirklich unterhaltsam werden. Der nächste Zyklus hätte auch den Vorteil, dass man nach dem durchwachsenen Finale des ersten Zyklus mit geringen Erwartungen in die nächsten Romane gehen würde. Diese zweite Chance sollte sich Kelter nicht entgehen lassen, schließlich wäre eine mitreißende Taschenheft-Fantasy-Serie eigentlich eine gute Sache.

Kommentare  

#31 Lefti 2010-09-17 18:21
@karl:

Jetzt, wo Du es sagst, fällt es mir wie Schuppen aus dem Haar:
Natürlich TORN ohne h.
Und natürlich auch Infinity statt Splitter. :oops:

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