Justifiers: Missing in Action - Das erste Taschenbuch
Missing in Action
Das erste Taschenbuch
Das erste Taschenbuch
Nun soll alles, was in der deutschen Phantastik-Szene Rang und Namen hat, den Stab übernehmen und den neuen SF-Kosmos mit abwechslungsreichen Abenteuern zum Leben erwecken. Niemand Geringeres als Christoph Hardebusch (»Die Trolle«, »Sturmwelten«) macht dabei den Auftakt.
»Collector« ist, sieht man sich die zum Buch erschienenen Rezensionen an, mit gemischten Gefühlen aufgenommen worden. Mich persönlich hat der Einstieg in die Welt von JUSTIFIERS sehr gut unterhalten. Von daher war ich gespannt, was »Missing in Action« alles zu bieten hätte und ob mir die weitere Reise durch das JUSTIFIERS-Universum noch genauso zusagen würde wie meine ersten Schritte in diesem faszinierenden Kosmos.
So viel sei vorweg verraten: Das erste Taschenbuch kann nicht in jeder Hinsicht überzeugen. Was genau ich an dem Werk auszusetzen habe, könnt Ihr in den folgenden Zeilen nachlesen.
Die äußere Gestaltung
weiß zu gefallen! Ganz wie »Collector« ist auch »Missing in Action« in klassischem Schwarz gehalten, wodurch das Cover spannungsverheißend und, in meinen Augen zumindest, irgendwie auch ein klein wenig edel wirkt. Gegenüber den abschreckend bunten Ansichten so manch anderer SF-Roman-Reihe ist dies eine echte Verbesserung! Auch der kunstvolle, hervorgehobene Justifiers-Schriftzug ist ein echter Hingucker und macht neugierig auf das Buch und seinen Inhalt.
Verbesserungswürdig ist allenfalls das nichtssagende Titelbild. An und für sich nett anzuschauen, ist es doch reichlich beliebig. Gleiches gilt im Übrigen für das Cover des kommenden JUSTIFIERS-Romans von Lena Falkenhagen. Hier dürfen die Verantwortlichen gerne noch ein wenig nachbessern und aussagekräftigere, aber eben nicht zu aufdringliche Titelbilder wählen.
Das Innenleben von »Missing in Action«
Den größten Teil des Buchs nimmt, wie sollte es auch anders sein, die Stand-Alone-Erzählung »Missing in Action« von Christoph Hardebusch ein. Die Geschichte ist zwar im JUSTIFIERS-Universum angesiedelt, funktioniert aber vollkommen unabhängig von Heitz »Collector«.
Hardebusch erzählt die Geschichte eines Teams von Justifiern (für alle, die es nicht mehr wissen: hierbei handelt es sich um militärartige Einsatzteams, bestehend aus Verbrechern, Söldnern und Betas, also künstlich erzeugten Mensch-Tier-Hybriden, die im Auftrag von Konzernen neue Planeten, notfalls mit Gewalt, erkunden und für die Besiedelung vorbereiten) unter der Leitung von John Owens. Auf dem Weg, im Auftrag von Stellar Exploration einen neuen Planeten in Besitz zu nehmen, entkommen die Justifiers mit ihrem Raumschiff nur knapp einer furchtbaren Katastrophe. Dabei wird ihr Shuttle jedoch so stark beschädigt, dass sie auf dem Zielplaneten notlanden müssen mitten in unwegsamer Wildnis. Gemeinsam mit einem Konzernfunktionär, seiner Leibwächterin und einigen Technikern, die sich ebenfalls an Bord des Schiffs befanden, kämpfen Owens und sein Trupp von nun an ums Überleben in einer gnadenlosen Welt, in der nicht nur die einheimische Vegetation eine tödliche Bedrohung darstellt
Keine Frage: Eine Ausgeburt an Originalität ist »Missing in Action« nicht. Hardebusch erzählt ein straff inszeniertes Abenteuer im bewährten 10 kleine Negerlein-Prinzip in einer an Pandora aus »Avatar« erinnernden Welt. Ganz im Stile von »Predators« und »Pitch Black Planet der Finsternis« müssen sich die Protagonisten einer mörderischen Fauna erwehren und sich nebenbei auch noch mit den Söldnertrupps eines feindlichen Konzerns herumschlagen, der ebenfalls Ansprüche auf den Planeten erhebt. Ach ja, und einen Weg zurück in die Zivilisation zu finden, gilt es natürlich auch noch.
Klingt nach reichlich Kurzweile, Gewalt und jeder Menge Action, oder? Genau das bekommt man auch geboten! In »Missing in Action« geht es richtig schön zur Sache. In rasantem Tempo jagt Hardebusch seine Charaktere durch eine aufregende, wenn auch recht vorhersehbare Story. Die Vorhersehbarkeit tut dem Lesevergnügen letztendlich allerdings glücklicherweise keinen Abbruch. Dank sympathischer Figuren und einer exzellenten Schreibe fiebert der Leser bis zur letzten Seite mit, immer mit leisem Bangen, welche Person es als nächste erwischt, und wer schlussendlich tatsächlich überleben wird.
Mit knapp 400 Seiten ist Hardebuschs Roman relativ knapp ausgefallen. Was aber ganz und gar keine üble Sache ist. Statt den Plot ellenlang auszuwalzen und die einzelnen Bestandteile wie den Kampf der Justifiers gegen die einheimische Tierwelt bis zum Exzess auszudehnen, räumt Hardebusch den verschiedenen Storyelementen einen relativ begrenzten Raum ein. Dadurch hat man nie das Gefühl, zu viel von ein und demselben Aspekt geboten zu bekommen; zudem ist diese Art des Storytellings dem Tempo des Romans ungemein zuträglich.
So viel sollte klar sein: Wer eine tiefgründige, düstere SF-Erzählung erwartet, der ist hier falsch. »Missing in Action« ist ein geradliniges Actionabenteuer mit überschaubarer Handlung, in dem öfter mal geflucht wird und es mitunter heftig zur Sache geht. Der Unterhaltungswert steht ganz klar im Vordergrund, alles andere ist zweitrangig.
Das Ende von »Missing in Action« rundet die Erzählung zwar ab, lässt aber durchaus Spielraum für weitere Romane um die von Hardebusch geschaffenen Figuren. Ich bin gespannt, ob der Bestsellerautor zurückkehren wird in die Welt von JUSTIFIERS. Wünschen würde ich es mir in jedem Fall: »Missing in Action« ist ein Roman, der durchaus eine Fortsetzung vertragen könnte. Alles in allem ein zwar einfach gestricktes, aber äußerst unterhaltsames SF-Abenteuer, das Lust auf weitere Geschichten aus dem JUSTIFIERS-Universum einerseits von Christoph Hardebusch andererseits macht. Ein gelungener Start in die Taschenbuchreihe!
Neben der Haupterzählung enthält »Missing in Action« den Auftakt eines Fortsetzungsromans aus der Feder von JUSTIFIERS-Schöpfer Markus Heitz. In diesem und den kommenden Romanen der Taschenbuchreihe darf sich der Leser auf eine düstere Story freuen, die neben einer reichlich finsteren Handlung eine Menge Infos über die Betas, ihre Entstehung und ihr Training enthält. Wer schon immer genaueres über die Mensch-Tier-Hybriden und ihre Aufzucht wissen wollte, hier erfährt er es.
Zwei Sachen sollten offensichtlich sein. Damit später aber niemand sagen kann, ich hätte ihn nicht vorgewarnt, erwähne ich sie trotzdem. Erstens: »Suboptimal I« endet mit einem fiesen Cliffhanger (was bei einem Fortsetzungsroman ja zu erwarten ist). Dessen Auflösung erfahren alle JUSTIFIERS-Fans erst im kommenden Jahr dann nämlich, wenn mit »Undercover« der zweite Band der Reihe erscheint.
Zweitens: »Suboptimal I« wurde von Markus Heitz geschrieben. Entsprechend liest sich die Geschichte auch: Sie ist düster, hart und absolut gnadenlos. Wer »Collector« gelesen hat, weiß in etwa, was auf ihn zukommt. Für alle die, die den Roman nicht kennen: Heitz bleibt auch dieses Mal seiner Linie treu und erzählt die nicht besonders leicht verdauliche, sprich nicht unbedingt jugendfreie Geschichte einiger Betas, bei deren Aufzucht ein folgenschwerer Zwischenfall geschieht, der die Chimären in furchtbarer, wenn auch äußerlich zunächst nicht sichtbarer Weise verändert.
Ich finde den Auftakt von »Suboptimal« recht gelungen. Die Kurzgeschichte lässt sich gewohnt flüssig lesen und ist gekonnt dramatisch und actionreich geschrieben. Einzig-
So, ich habe Euch gewarnt.
Einzig Heitz Vorliebe, diverse Schöpfungen seines JUSTIFIERS-Kosmos mit einem gewaltigen Appetit auf Menschenfleisch auszustatten, finde ich etwas befremdlich. Was die Collectors angeht: Na gut, das nimmt man beim ersten Mal halt so hin. Menschenfressende Aliens gehören zu einem Universum wie dem der Justifiers irgendwie dazu. Dass nun aber Betas auftauchen, die ebenfalls auf den Genuss menschlicher Körperteile gekommen sind, erscheint mir wenig geistreich. Dass Heitz weitaus mehr Phantasie besitzt und es nicht nötig hat, auf Altbekanntes zurückzugreifen, hat er spätestens in »Die Mächte des Feuers« bewiesen. Von daher hätte ich es weitaus besser gefunden, hätte der Autor mit einer Idee aufgewartet, die er nicht schon so ähnlich im Vorläuferroman untergebracht hat.
Aber wer weiß, wie sich die Story von »Suboptimal« entwickelt? Vielleicht kommt letzten Endes doch alles ganz anders, als man im ersten Moment denkt
»Suboptimal I« ist die spannend zu lesende Eröffnung einer düsteren Geschichte, die mit den kommenden Teilen, so nehme ich jedenfalls an, noch weitaus finsterer wird. Wer SF im Stile von »Collector« mag, wird auch an der neusten Heitz-Erzählung seine helle Freude haben.
Part III Was sonst noch so da ist und was fehlt!
So mancher Leser mag sich nun fragen, wieso ich zu Beginn dieses Artikels erwähnt habe, dass mich »Missing in Action« nicht in jeder Hinsicht überzeugen konnte. Bislang habe ich fast nur lobende Worte gefunden. Was also gibt es dann zu kritisieren?
Die Sache ist ganz einfach: Kritik habe ich an den Extras auszusetzen, die den Roman begleiten. Oder besser gesagt an jenen Extras, die ihn eben nicht begleiten.
So enthält »Missing in Action« zwar eine nett anzuschauende Inhaltsübersicht und ein kurzes, hilfreiches Glossar. Was hingegen fehlt, ist ein Vorwort, das den Roman in den Kontext des JUSTIFIERS-Universums einordnet.
Mir scheint, als wären die Verantwortlichen für den Roman davon ausgegangen, dass der Leser bestens über Heitz JUSTIFIERS-Projekt Bescheid weiß. Und ja: Wer »Collector« gelesen hat, wird mit »Missing in Action« keinerlei Probleme haben. Schwieriger gestaltet sich die Sache dagegen für Neueinsteiger. Insbesondere im Hauptroman werden viele Begriffe und Sachverhalte als gegeben bzw. bekannt angenommen und von daher nicht mehr erläutert. Wer bislang vom JUSTIFIERS-Universum noch nichts gehört hat, den kann dies zunächst durchaus ziemlich verwirren.
Ärgerlich. Dabei wäre dieser Mangel doch so leicht durch ein kurzes Vorwort zu beheben, in dem in wenigen Sätzen die Quintessenz von JUSTIFIERS geschildert wird. Mag sein, dass dies den meisten Lesern im Moment noch nicht als Problem erscheint. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, dass das Fehlen einer solchen Einführung den einen oder anderen Leser durchaus abschrecken kann. Insbesondere dann, wenn irgendwann einmal mehr als fünf oder sechs Teile innerhalb der Serie erschienen sind.
Bestes Beispiel sind die Romane zu »Warhammer« oder »Das Schwarze Auge«. Obwohl die Bücher zu beiden Spielewelten einen Großteil der SF-Regale in den Buchhandlungen meiner Umgebung ausmachen, habe ich von klein auf einen Bogen um diese Werke gemacht. Es gab mir einfach zu viele Romane, die ich nicht wirklich einordnen konnte, etwa was die empfohlene Reihenfolge zur Lektüre angeht. Ein paar einleitende Worte über die jeweiligen Welten hätten mich, obwohl ich keines der Rollenspiele spiele, vielleicht dazu bewogen, mir mal einen Roman zu kaufen.
Mittlerweile habe ich mir die Mühe gemacht, im Internet über die Serien zu recherchieren, doch irgendwie ist mir die Lust, es jetzt noch zu versuchen und in die Reihen einzusteigen, vergangen. Hätte ich von Anfang an ein paar erklärende Worte in den Romanen vorgefunden, wer weiß, welche Bücher heute meine Regale zieren würden
Nicht jeder Leser hat Lust, vor der Lektüre (bzw. vor dem Kauf) eines Romans erst einmal das Internet nach Hintergründen zu durchforsten. Von daher hoffe ich sehr, dass in den folgenden Romanen der JUSTIFIERS-Taschenbücher ein entsprechendes Vorwort integriert und so verhindert wird, dass so mancher SF-Leser ohne Rollenspielerfahrung lieber auf Nummer sicher geht und die Romane links liegen lässt. Das wäre wirklich schade; zumindest die ersten Beiträge aus dem JUSTIFIERS-Universum sind nämlich wirklich fesselnd!
Fazit
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass der Auftakt der JUSTIFIERS-Taschenbuchreihe gelungen ist. Mit »Missing in Action« liegt ein gutes Buch mit zwei überzeugenden Storys vor, die gewaltigen Appetit auf mehr machen. Der JUSTIFIERS-Kosmos, das wird schnell deutlich, bietet Potenzial für eine Fülle packender Geschichten, und diese ersten Erzählungen machen Hoffnung, dass SF-Freunden noch so manch angenehme Lesestunde ins Haus steht.
Mir bleibt somit zu meiner großen Freude im Grunde nichts anderes übrig, als »Missing in Action« jedem zu empfehlen, der kurzweilige, actionreiche Romane mag und nichts gegen ein exotisch-futuristisches Setting und die ein oder andere drastischere Einlage einzuwenden hat.
Ich bin gespannt, ob Lena Falkenhagen so überzeugend weitermacht, wie ihre Kollegen Heitz und Hardebusch begonnen haben. Wenn es doch nur nicht so lange dauern würde, bis »Undercover« endlich erscheint
Daten zum Roman:
»Collector« ist, sieht man sich die zum Buch erschienenen Rezensionen an, mit gemischten Gefühlen aufgenommen worden. Mich persönlich hat der Einstieg in die Welt von JUSTIFIERS sehr gut unterhalten. Von daher war ich gespannt, was »Missing in Action« alles zu bieten hätte und ob mir die weitere Reise durch das JUSTIFIERS-Universum noch genauso zusagen würde wie meine ersten Schritte in diesem faszinierenden Kosmos.
So viel sei vorweg verraten: Das erste Taschenbuch kann nicht in jeder Hinsicht überzeugen. Was genau ich an dem Werk auszusetzen habe, könnt Ihr in den folgenden Zeilen nachlesen.
Die äußere Gestaltung
weiß zu gefallen! Ganz wie »Collector« ist auch »Missing in Action« in klassischem Schwarz gehalten, wodurch das Cover spannungsverheißend und, in meinen Augen zumindest, irgendwie auch ein klein wenig edel wirkt. Gegenüber den abschreckend bunten Ansichten so manch anderer SF-Roman-Reihe ist dies eine echte Verbesserung! Auch der kunstvolle, hervorgehobene Justifiers-Schriftzug ist ein echter Hingucker und macht neugierig auf das Buch und seinen Inhalt.
Verbesserungswürdig ist allenfalls das nichtssagende Titelbild. An und für sich nett anzuschauen, ist es doch reichlich beliebig. Gleiches gilt im Übrigen für das Cover des kommenden JUSTIFIERS-Romans von Lena Falkenhagen. Hier dürfen die Verantwortlichen gerne noch ein wenig nachbessern und aussagekräftigere, aber eben nicht zu aufdringliche Titelbilder wählen.
Das Innenleben von »Missing in Action«
Den größten Teil des Buchs nimmt, wie sollte es auch anders sein, die Stand-Alone-Erzählung »Missing in Action« von Christoph Hardebusch ein. Die Geschichte ist zwar im JUSTIFIERS-Universum angesiedelt, funktioniert aber vollkommen unabhängig von Heitz »Collector«.
Hardebusch erzählt die Geschichte eines Teams von Justifiern (für alle, die es nicht mehr wissen: hierbei handelt es sich um militärartige Einsatzteams, bestehend aus Verbrechern, Söldnern und Betas, also künstlich erzeugten Mensch-Tier-Hybriden, die im Auftrag von Konzernen neue Planeten, notfalls mit Gewalt, erkunden und für die Besiedelung vorbereiten) unter der Leitung von John Owens. Auf dem Weg, im Auftrag von Stellar Exploration einen neuen Planeten in Besitz zu nehmen, entkommen die Justifiers mit ihrem Raumschiff nur knapp einer furchtbaren Katastrophe. Dabei wird ihr Shuttle jedoch so stark beschädigt, dass sie auf dem Zielplaneten notlanden müssen mitten in unwegsamer Wildnis. Gemeinsam mit einem Konzernfunktionär, seiner Leibwächterin und einigen Technikern, die sich ebenfalls an Bord des Schiffs befanden, kämpfen Owens und sein Trupp von nun an ums Überleben in einer gnadenlosen Welt, in der nicht nur die einheimische Vegetation eine tödliche Bedrohung darstellt
Keine Frage: Eine Ausgeburt an Originalität ist »Missing in Action« nicht. Hardebusch erzählt ein straff inszeniertes Abenteuer im bewährten 10 kleine Negerlein-Prinzip in einer an Pandora aus »Avatar« erinnernden Welt. Ganz im Stile von »Predators« und »Pitch Black Planet der Finsternis« müssen sich die Protagonisten einer mörderischen Fauna erwehren und sich nebenbei auch noch mit den Söldnertrupps eines feindlichen Konzerns herumschlagen, der ebenfalls Ansprüche auf den Planeten erhebt. Ach ja, und einen Weg zurück in die Zivilisation zu finden, gilt es natürlich auch noch.
Klingt nach reichlich Kurzweile, Gewalt und jeder Menge Action, oder? Genau das bekommt man auch geboten! In »Missing in Action« geht es richtig schön zur Sache. In rasantem Tempo jagt Hardebusch seine Charaktere durch eine aufregende, wenn auch recht vorhersehbare Story. Die Vorhersehbarkeit tut dem Lesevergnügen letztendlich allerdings glücklicherweise keinen Abbruch. Dank sympathischer Figuren und einer exzellenten Schreibe fiebert der Leser bis zur letzten Seite mit, immer mit leisem Bangen, welche Person es als nächste erwischt, und wer schlussendlich tatsächlich überleben wird.
Mit knapp 400 Seiten ist Hardebuschs Roman relativ knapp ausgefallen. Was aber ganz und gar keine üble Sache ist. Statt den Plot ellenlang auszuwalzen und die einzelnen Bestandteile wie den Kampf der Justifiers gegen die einheimische Tierwelt bis zum Exzess auszudehnen, räumt Hardebusch den verschiedenen Storyelementen einen relativ begrenzten Raum ein. Dadurch hat man nie das Gefühl, zu viel von ein und demselben Aspekt geboten zu bekommen; zudem ist diese Art des Storytellings dem Tempo des Romans ungemein zuträglich.
So viel sollte klar sein: Wer eine tiefgründige, düstere SF-Erzählung erwartet, der ist hier falsch. »Missing in Action« ist ein geradliniges Actionabenteuer mit überschaubarer Handlung, in dem öfter mal geflucht wird und es mitunter heftig zur Sache geht. Der Unterhaltungswert steht ganz klar im Vordergrund, alles andere ist zweitrangig.
Das Ende von »Missing in Action« rundet die Erzählung zwar ab, lässt aber durchaus Spielraum für weitere Romane um die von Hardebusch geschaffenen Figuren. Ich bin gespannt, ob der Bestsellerautor zurückkehren wird in die Welt von JUSTIFIERS. Wünschen würde ich es mir in jedem Fall: »Missing in Action« ist ein Roman, der durchaus eine Fortsetzung vertragen könnte. Alles in allem ein zwar einfach gestricktes, aber äußerst unterhaltsames SF-Abenteuer, das Lust auf weitere Geschichten aus dem JUSTIFIERS-Universum einerseits von Christoph Hardebusch andererseits macht. Ein gelungener Start in die Taschenbuchreihe!
Neben der Haupterzählung enthält »Missing in Action« den Auftakt eines Fortsetzungsromans aus der Feder von JUSTIFIERS-Schöpfer Markus Heitz. In diesem und den kommenden Romanen der Taschenbuchreihe darf sich der Leser auf eine düstere Story freuen, die neben einer reichlich finsteren Handlung eine Menge Infos über die Betas, ihre Entstehung und ihr Training enthält. Wer schon immer genaueres über die Mensch-Tier-Hybriden und ihre Aufzucht wissen wollte, hier erfährt er es.
Zwei Sachen sollten offensichtlich sein. Damit später aber niemand sagen kann, ich hätte ihn nicht vorgewarnt, erwähne ich sie trotzdem. Erstens: »Suboptimal I« endet mit einem fiesen Cliffhanger (was bei einem Fortsetzungsroman ja zu erwarten ist). Dessen Auflösung erfahren alle JUSTIFIERS-Fans erst im kommenden Jahr dann nämlich, wenn mit »Undercover« der zweite Band der Reihe erscheint.
Zweitens: »Suboptimal I« wurde von Markus Heitz geschrieben. Entsprechend liest sich die Geschichte auch: Sie ist düster, hart und absolut gnadenlos. Wer »Collector« gelesen hat, weiß in etwa, was auf ihn zukommt. Für alle die, die den Roman nicht kennen: Heitz bleibt auch dieses Mal seiner Linie treu und erzählt die nicht besonders leicht verdauliche, sprich nicht unbedingt jugendfreie Geschichte einiger Betas, bei deren Aufzucht ein folgenschwerer Zwischenfall geschieht, der die Chimären in furchtbarer, wenn auch äußerlich zunächst nicht sichtbarer Weise verändert.
Ich finde den Auftakt von »Suboptimal« recht gelungen. Die Kurzgeschichte lässt sich gewohnt flüssig lesen und ist gekonnt dramatisch und actionreich geschrieben. Einzig-
So, ich habe Euch gewarnt.
Einzig Heitz Vorliebe, diverse Schöpfungen seines JUSTIFIERS-Kosmos mit einem gewaltigen Appetit auf Menschenfleisch auszustatten, finde ich etwas befremdlich. Was die Collectors angeht: Na gut, das nimmt man beim ersten Mal halt so hin. Menschenfressende Aliens gehören zu einem Universum wie dem der Justifiers irgendwie dazu. Dass nun aber Betas auftauchen, die ebenfalls auf den Genuss menschlicher Körperteile gekommen sind, erscheint mir wenig geistreich. Dass Heitz weitaus mehr Phantasie besitzt und es nicht nötig hat, auf Altbekanntes zurückzugreifen, hat er spätestens in »Die Mächte des Feuers« bewiesen. Von daher hätte ich es weitaus besser gefunden, hätte der Autor mit einer Idee aufgewartet, die er nicht schon so ähnlich im Vorläuferroman untergebracht hat.
Aber wer weiß, wie sich die Story von »Suboptimal« entwickelt? Vielleicht kommt letzten Endes doch alles ganz anders, als man im ersten Moment denkt
»Suboptimal I« ist die spannend zu lesende Eröffnung einer düsteren Geschichte, die mit den kommenden Teilen, so nehme ich jedenfalls an, noch weitaus finsterer wird. Wer SF im Stile von »Collector« mag, wird auch an der neusten Heitz-Erzählung seine helle Freude haben.
Part III Was sonst noch so da ist und was fehlt!
So mancher Leser mag sich nun fragen, wieso ich zu Beginn dieses Artikels erwähnt habe, dass mich »Missing in Action« nicht in jeder Hinsicht überzeugen konnte. Bislang habe ich fast nur lobende Worte gefunden. Was also gibt es dann zu kritisieren?
Die Sache ist ganz einfach: Kritik habe ich an den Extras auszusetzen, die den Roman begleiten. Oder besser gesagt an jenen Extras, die ihn eben nicht begleiten.
So enthält »Missing in Action« zwar eine nett anzuschauende Inhaltsübersicht und ein kurzes, hilfreiches Glossar. Was hingegen fehlt, ist ein Vorwort, das den Roman in den Kontext des JUSTIFIERS-Universums einordnet.
Mir scheint, als wären die Verantwortlichen für den Roman davon ausgegangen, dass der Leser bestens über Heitz JUSTIFIERS-Projekt Bescheid weiß. Und ja: Wer »Collector« gelesen hat, wird mit »Missing in Action« keinerlei Probleme haben. Schwieriger gestaltet sich die Sache dagegen für Neueinsteiger. Insbesondere im Hauptroman werden viele Begriffe und Sachverhalte als gegeben bzw. bekannt angenommen und von daher nicht mehr erläutert. Wer bislang vom JUSTIFIERS-Universum noch nichts gehört hat, den kann dies zunächst durchaus ziemlich verwirren.
Ärgerlich. Dabei wäre dieser Mangel doch so leicht durch ein kurzes Vorwort zu beheben, in dem in wenigen Sätzen die Quintessenz von JUSTIFIERS geschildert wird. Mag sein, dass dies den meisten Lesern im Moment noch nicht als Problem erscheint. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, dass das Fehlen einer solchen Einführung den einen oder anderen Leser durchaus abschrecken kann. Insbesondere dann, wenn irgendwann einmal mehr als fünf oder sechs Teile innerhalb der Serie erschienen sind.
Bestes Beispiel sind die Romane zu »Warhammer« oder »Das Schwarze Auge«. Obwohl die Bücher zu beiden Spielewelten einen Großteil der SF-Regale in den Buchhandlungen meiner Umgebung ausmachen, habe ich von klein auf einen Bogen um diese Werke gemacht. Es gab mir einfach zu viele Romane, die ich nicht wirklich einordnen konnte, etwa was die empfohlene Reihenfolge zur Lektüre angeht. Ein paar einleitende Worte über die jeweiligen Welten hätten mich, obwohl ich keines der Rollenspiele spiele, vielleicht dazu bewogen, mir mal einen Roman zu kaufen.
Mittlerweile habe ich mir die Mühe gemacht, im Internet über die Serien zu recherchieren, doch irgendwie ist mir die Lust, es jetzt noch zu versuchen und in die Reihen einzusteigen, vergangen. Hätte ich von Anfang an ein paar erklärende Worte in den Romanen vorgefunden, wer weiß, welche Bücher heute meine Regale zieren würden
Nicht jeder Leser hat Lust, vor der Lektüre (bzw. vor dem Kauf) eines Romans erst einmal das Internet nach Hintergründen zu durchforsten. Von daher hoffe ich sehr, dass in den folgenden Romanen der JUSTIFIERS-Taschenbücher ein entsprechendes Vorwort integriert und so verhindert wird, dass so mancher SF-Leser ohne Rollenspielerfahrung lieber auf Nummer sicher geht und die Romane links liegen lässt. Das wäre wirklich schade; zumindest die ersten Beiträge aus dem JUSTIFIERS-Universum sind nämlich wirklich fesselnd!
Fazit
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass der Auftakt der JUSTIFIERS-Taschenbuchreihe gelungen ist. Mit »Missing in Action« liegt ein gutes Buch mit zwei überzeugenden Storys vor, die gewaltigen Appetit auf mehr machen. Der JUSTIFIERS-Kosmos, das wird schnell deutlich, bietet Potenzial für eine Fülle packender Geschichten, und diese ersten Erzählungen machen Hoffnung, dass SF-Freunden noch so manch angenehme Lesestunde ins Haus steht.
Mir bleibt somit zu meiner großen Freude im Grunde nichts anderes übrig, als »Missing in Action« jedem zu empfehlen, der kurzweilige, actionreiche Romane mag und nichts gegen ein exotisch-futuristisches Setting und die ein oder andere drastischere Einlage einzuwenden hat.
Ich bin gespannt, ob Lena Falkenhagen so überzeugend weitermacht, wie ihre Kollegen Heitz und Hardebusch begonnen haben. Wenn es doch nur nicht so lange dauern würde, bis »Undercover« endlich erscheint
Daten zum Roman: