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Star Voyager - Raumschiff TITAN kehrt zurück

Raumschiff TitanRaumschiff TITAN kehrt zurück
Review der ersten beiden Romane der SF-Serie »Star Voyager«

Der Kosmos der Serie »Star Voyager«, die seit 2009 im BLITZ-Verlag veröffentlicht wird, scheint wahrlich unter keinem guten Stern zu stehen. Seit seinem Entwurf vor nunmehr 40 Jahren hat das fiktive Universum, das SF-Fans erstmals in der Serie »Arn Borul« präsentiert wurde, mit leider allzu realen Problemen zu kämpfen, angefangen von Bankrotterklärungen diverser Verlage, die jeweils die Rechte an der Serie hielten, bis hin zu Streitigkeiten der Autoren, die zeitweilig zur (vorrübergehenden) Einstellung der Serie führten (mehr Informationen rund um den Hintergrund und die Entstehungsgeschichte von »Star Voyager« findet ihr in diesem Artikel).

 

Der VirenplanetJa, wenn da nicht das finstere Schicksal einmal mehr zugeschlagen und der im Entstehen begriffenen Serie einen herben Rückschlag verpasst hätte. Mit Knoke und Tubb verstarben 2010 gleich zwei der drei Serienautoren, noch ehe die Reihe richtig in Gang kommen konnte.
Für die meisten anderen Serien hätte dieser Tiefschlag wohl das endgültige Aus bedeutet. Nicht so für »Star Voyager« und einen SF-Kosmos, der einfach nicht klein zu kriegen ist.

Falke ließ sich durch die schwerwiegenden Verluste nicht entmutigen. Gemeinsam mit seiner neuen Co-Autorin Y.F. Yenn machte er sich daran, die Geschehnisse aus »Der Virenplanet« fortzuschreiben. Das Ergebnis der Bemühungen: die Romane »Die Tochter des Pfauen« und »Welt der Kraken«, Band 1 und 2 der neuen Reihe »Star Voyager – Ein TITAN-Sternenabenteuer«.

Band 1 und 2 von »Star Voyager – Ein TITAN-Sternenabenteuer«  
Die neuen Bücher aus dem »Star Voyager«-Universum knüpfen unmittelbar an die Ereignisse aus »Der Virenplanet« an. Die dramatischen Entwicklungen, die dort in Gang gesetzt wurden, bestimmen die Geschehnisse der neuen Romane in erheblichem Maße mit.

Nachdem es der Besatzung der TITAN gelungen ist, das experimentelle Raumschiff RAHEL im Auftrag von Amos Carter zu beschlagnahmen, werden Shalyn Shan und ihre Crew auf eine neue Mission geschickt. Die TITAN soll ein bislang unerforschtes Sonnensystem unter die Lupe nehmen. Recht widerwillig, immer die Frage im Hinterkopf, warum Carter nicht möchte, dass die TITAN die finale Fertigungsphase der RAHEL begleitet, fügt sich Shan ihren Befehlen und bricht nach System 1205 auf. Hier stoßen die Raumfahrer auf einen geheimnisvollen Sumpfplaneten, der so manche Überraschung zu bieten hat – und für einen Teil der TITAN-Crew zu einer tödlichen Falle wird …

Auf der Erde schleicht sich unterdessen der Space Police-Agent Mirkko Mirsoian in das Verbrechersyndikat von Zizzi Moses ein. Ein riskantes Unternehmen nimmt seinen Lauf, denn Moses hat Pläne, die weit über die bloße Errichtung eines Drogenimperiums auf der Erde hinausgehen …

Die Tochter des PfauenDie neuen »Star Voyager«-Abenteuer im Überblick
Nachdem mir »Der Virenplanet«, der Pilotroman zur Serie »Star Voyager«, im Großen und Ganzen sehr gut gefallen hat, war ich gespannt, ob es den Folgeromanen gelingen würde, mein Interesse weiter aufrecht zu erhalten. Mit anderen Worten: Lohnt sich die Lektüre der SF-Serie, deren Bände mit 12,95 € für gerade einmal 160 Seiten ja doch recht teuer sind.
Hier meine Erfahrungen in einem kurzen Überblick:

Erster Eindruck: Na ja, na ja …

  • Auf den ersten Blick...
    ...wirken die beiden neuen »Star Voyager«-Romane, ehrlich gesagt, alles andere als sonderlich ansprechend. Weder die trashigen Titelbilder noch die abstrusen Titel (wie kommt man denn auf die Idee, einen SF-Roman »Die Tochter des Pfauen« zu nennen? Auch wenn es inhaltlich noch so sehr stimmen mag, klingt der Titel doch allzu … nun ja, sagen wir mal: „ausgefallen“ und „absonderlich“ …) hätten mich dazu bewogen, die Romane zur Hand zu nehmen, hätte ich nicht vorher schon »Der Virenplanet« gekannt und zumindest grob gewusst, was mich erwartet.
  • Für Neueinsteiger ungeeignet
    Auf dem Buchrücken von »Die Tochter des Pfauen« mag vielleicht die Zahl „1“ stehen; Leser, die »Der Virenplanet« nicht kennen, seien allerdings gewarnt: Die Lektüre des Buchs wird, obwohl es zweifelsohne sehr gut geschrieben ist, eine ziemlich mühselige Angelegenheit. Um die neuen Romane tatsächlich verstehen zu können, ist die Kenntnis von Band „0“ absolut unerlässlich. Zwar findet sich in den Büchern jeweils eine einseitige Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse im »Star Voyager«-Universum. Diese reicht aber bei Weitem nicht aus, um sich einen hinlänglichen Eindruck der notwendigen Hintergründe zu verschaffen. Von daher gilt: Unbedingt »Der Virenplanet« lesen, bevor man sich an »Die Tochter des Pfauen« heranwagt.
  • Die Story: Spannend, aber nicht ganz rund
    Handlungstechnisch sind die neuen Abenteuer leider nicht in jeder Hinsicht gelungen. Zum einen fehlt es beiden Büchern an echten Knackpunkten, die dem Leser zeigen, worauf die Autoren mit ihrer Serie eigentlich hinauswollen. Derzeit reiht sich ein Geschehnis einfach an das nächste. Zwar sind die verschiedenen Handlungsstränge kurzweilig und durchaus spannend in Szene gesetzt. Eine klare Linie lässt sich in der Serie aber noch nicht erkennen.
    Zum anderen wirken Teile der Handlung reichlich konstruiert. Allen voran ist hierbei der Storybogen um die TITAN-Besatzungsmitglieder Vanessa Modesta und Pat O’Healy zu nennen, die auf dem Sumpfplanten in System 1205 notlanden müssen und hier eine reichlich abenteuerliche Entdeckung machen. Weder diese noch das Verhalten, das die beiden Raumfahrer auf dem Planeten an den Tag legen, wirken sonderlich glaubwürdig.
    Von diesen Schwachpunkten abgesehen, weiß die Handlung der beiden Bücher den Leser allerdings unbedingt in ihren Bann zu ziehen. Falke und Yenn gelingt es, die einzelnen Storylines lebendig umzusetzen. Geschickt drehen sie immer wieder an der Spannungsschraube und halten ihr Publikum mit vielfältigen Handlungsbögen bei Laune. Von exotischen Abenteuern vor unwirtlicher Kulisse bis hin zu hochdramatischen Charaktermomenten, in denen die handelnden Charaktere bis an ihr Äußerstes gehen müssen, wird hier so einiges geboten. Als Leser ist man deshalb schnell bereit, über die genannten Schwachstellen hinwegzusehen – ganz einfach deshalb, weil der Rest der Handlung einfach zu packend ist, als dass man die Romane nach begonnener Lektüre nochmal aus der Hand legen möchte.
  • Die Darstellung der Protagonisten
    Was für die Handlung gilt, gilt ebenso für die Zeichnung der Handlungsträger: In vielerlei Hinsicht gelungen, stellenweise allerdings verbesserungswürdig. Letzteres trifft allen voran auf die Darstellung der Schurken zu. Schon in »Der Virenplanet« habe ich deren eindimensionale Beschreibung bemängelt. An dieser hat sich leider nichts geändert. Noch immer folgt die Zeichnung der „Bösen“ einfachsten Mustern. Die Bösen sind nicht einfach nur böse, ihr ganzes Wesen ist verkommen und von niedersten Trieben und Instinkten bestimmt, inzestuöse Beziehungen und prahlerisches Verkünden ihrer ach so finsteren Taten mit eingeschlossen.
    Ein Glück, dass es  neben Zizzi Moses und ihren Spießgesellen noch andere Figuren in den Romanen gibt! Die Darstellung der übrigen Charaktere ist nämlich weitaus besser gelungen als die der offensichtlichen Schurken. Falke und Yenn haben das Glück, auf ein ebenso facetten- wie umfangreiches Repertoire an markanten Figuren zurückgreifen zu können. Diese Möglichkeit nutzen die Autoren dankenswerter Weise aus und füllen die Bücher mit einer ausgesprochen vielschichtigen Darstellerriege, deren sehr unterschiedlichen Charaktere dank ausdrucksstarker Wesenszüge und nachvollziehbarer Entwicklungen zu überzeugen wissen.
  • Die Sprache der Romane: Flott, aber gewöhnungsbedürftig
    Wie schon »Der Virenplanet« sind auch die beiden neuen »Star Voyager«-Episoden gut geschrieben und lassen sich hervorragend lesen. Der lockere Tonfall und die mitunter alltagssprachlichen Wendungen und Ausdrücke sorgen dafür, dass die Lektüre des Romans ganz und gar unproblematisch von Statten geht – aber auch ein wenig gewöhnungsbedürftig ist. Dass in einem SF-Roman etwa die Rede von Telefonsex ist, ist nun mal alles andere als üblich in dem Genre. Wer aber bereit ist, den mitunter doch sehr legeren Ton der Autoren zu akzeptieren, der wird viel Freude an dem zeitweilig unkonventionellen, stets aber sehr eingängigen Erzählstil haben.

 

Fazit: Spannend, aber nicht für jedermann geeignet

Welt der KrakenDie neuen »Star Voyager«-Romane bieten spannende SF-Unterhaltung, die allerdings nicht jedermanns Sache sein wird. Vor allem Neueinsteiger in den Serienkosmos werden mit den Büchern ihre liebe Not haben. Erstlesern sei daher dringend die Vorablektüre von »Der Virenplanet« empfohlen.

Auch Hard-SF-Fans und ganz allgemein Leser, die etwas trashiger SF wie »Maddrax« oder auch Markus Heitz‘ »Justifiers« eher abgeneigt gegenüberstehen, werden den Auftaktromanen der Serie nur wenig abgewinnen können. Der lockere Erzählstil, der legere Umgang mit Sex (für welchen der »Star Voyager«-Kosmos im Übrigen schon immer stand) sowie einige in Teilen recht absurd anmutende Handlungselemente (wie etwa Inseln, die in Wahrheit die Kadaver verendeter Riesen-Lebewesen sind) werden ihnen das Leben schwer machen.

Wer bereit ist, sich auf all dies einzulassen, wird, sobald er sich in der komplexen Historie des SF-Kosmos zurechtgefunden hat, spannendes, ausgesprochen unterhaltsames Lesefutter geboten bekommen, das dank abwechslungsreicher Storylines und (größtenteils) interessanter, vielschichtiger Protagonisten zu gefallen weiß. SF-Fans, die ungewöhnlichen Geschichten gegenüber aufgeschlossen gegenüber stehen, sollten sich daher in jedem Falle überlegen, sich die Romane trotz der recht hohen Buchpreises zuzulegen.

Mir persönlich hat die Lektüre von »Die Tochter des Pfauen« und »Welt der Kraken« jedenfalls viel Spaß gemacht, erwähnte Schwächen hin oder her. Ich bin froh, dass ich mich nicht von den wenig attraktiven Covern und den seltsamen Titeln habe abschrecken lassen, und ich hoffe sehr, dass die Serie nach den Schwierigkeiten der Vergangenheit nun endlich in ruhigeres Fahrtwasser kommt und Falke und Yenn noch so manch weiteres SF-Abenteuer rund um die Crew der TITAN zum Besten geben werden. Band 3 und 4 sind in jedem Falle schon mal fest eingeplant. Mal schauen, ob diesen nicht noch viele weitere Bände folgen werden...


Die Tochter des PfauenDaten zu den Romanen:

Die Tochter des Pfauen
Star Voyager 1
von Matthias Falke und Y.F. Yenn
BLITZ Hardcover
Erschienen: 2010 (Deutschland)
160 Seiten; 12, 95 €
ISBN: 978-3-89840-289-7

Welt der Kraken
Star Voyager 2
von Matthias Falke und Y.F. Yenn
BLITZ Hardcover
Erschienen: 2010 (Deutschland)
160 Seiten; 12, 95 €
ISBN: 978-3-89840-314-6


Blitz Verlag

 

Kommentare  

#1 Laurin 2011-01-22 00:45
Ja, die Cover sind wirklich nicht das Gelbe vom Ei, was ja noch nichts über den Inhalt aussagen muß.
Aber dem unbeleckten Einsteiger fallen sie nun mal als erstes ins Auge. :-|

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