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Warum zum Wurmloch? - Deep Space Nine lesen?

Strae TrekWarum zum Wurmloch?
Deep Space Nine lesen?

Unser Chefredakteur leidet in seinem Leitartikel an der Frage, ob wir eigentlich unabhängig sind. Daraus ergab sich eine schöne und vor allem umfangreiche Diskussion, an der ich mich nicht beteiligt habe. Stattdessen möchte ich in indirekter Weise etwas zu der Wunde beitragen und gehe einer Bitte eines Verlages nach.  Anfang Januar vermeldete „Cross Cult“ über die Facebook-Seite der „Star Trek“-Romane, dass die „Deep Space Nine“-Romane sich derzeit am schlechtesten verkaufen. Das muss natürlich nichts heißen, schließlich ist es logisch, dass bei mehreren Reihen eine am wenigsten verkauft wird.

 

Die Mitglieder der Fan-Seite wurden gleichzeitig aufgefordert, einmal zu erklären, warum man die achte „Deep Space Nine“-Staffel eigentlich lesen sollte. Und diesem Wunsch möchte ich gerne nachkommen.

1999 flimmerte die letzte Episode der Serie „Deep Space Nine“ über die Bildschirme. Im Gegensatz zu „The Next Generation“ hatte die Serie ein relativ abgeschlossenes Ende, zumindest verließen viele wichtige Charaktere die Station. Seitdem sind elf Jahre vergangen. Und selbst im „Star Trek“-Universum ist die Serie verhältnismäßig alt. „Deep Space Nine“ endete im Jahr 2375, die Kinofilme trugen die Handlung aber bis ins Jahr 2379 weiter. Alle anderen Serien, die jetzt von „Cross Cult“ veröffentlicht wurden und nicht in der Zeit Kirks spielen, sind also schon vier Jahre weiter und bauen zum Überfluss auch noch aufeinander auf.

Wer das Großereignis „Destiny“ ganz genießen möchte, sollte zunächst die „Next Generation“- und die „Titan“-Bücher lesen, die zuvor erschienen sind. Zwar versteht man die Handlung auch so, aber einem sind erst alle Charaktere bekannt, wenn man die anderen Bücher kennt. Aus der Serie „Deep Space Nine“ taucht in „Destiny“ nur Ezri Dax auf, die nun Captain der Aventine ist. Wie sie dahin kam und warum sie jetzt da ist, erklären aber auch nicht die jetzt erscheinenden „Deep Space Nine“-Bücher, da die ja mehr als vier Jahre vorher spielen.

Gut isoliert
Genau darin liegt aber auch der Vorteil. Die „Deep Space Nine“-Bücher werden nicht umsonst mit einer 8 vor der Buchnummer nummeriert. Bei den Büchern handelt es sich um die achte Staffel der Serie. Und wie schon zuvor die Fernsehstaffeln von „Star Trek“ nicht zu großen Crossover-Aktionen tendiert haben, bleibt auch die achte „Deep Space Nine“-Staffel auf der eigenen Station. Das sorgt dafür, dass der Rahmen überschaubar bleibt. Wer also nur mal in die „Star Trek“-Bücher von Cross Cult reinschnuppern möchte, sollte mit „Deep Space Nine“ anfangen.

OffenbarungAußerdem bietet der Fortgang vieler alter Charaktere eine große Chance. Denn auch wer die TV-Serie nicht mehr ganz so gut in Erinnerung hat, findet in der achten Staffel einen leichten Einstieg. Captain Sisko, Constabel Odo, Chief O'Brien und Garak haben alle die Station verlassen. Für all diese Charaktere musste zwangsläufig Ersatz gefunden werden.

Daher wirkt der zweibändige Auftakt Offenbarung auch wie ein Pilotfilm, indem viele neue Charaktere vorgestellt werden. Zwar hätte man sich die Zweiteilung des Romans durchaus sparen können, aber hier trifft „Cross Cult“ keine Schuld, schließlich wurde der Roman in Amerika als Zweiteiler veröffentlicht.

Durch mein Alter hatte ich nie die Möglichkeit, „Deep Space Nine“ im Fernsehen zu sehen und die DVD-Boxen sind ja erst vor kurzem auf einen halbwegs verträglichen Preis gefallen. Aufgrund der vielen positiven Stimmen über die achte „Deep Space Nine“-Staffel habe ich sie schon vorher auf Englisch gelesen, ohne mehr als fünf Episoden der Serie zu sehen. Solange man den groben Hintergrund der Serie kennt, also weiß, dass die Raumstation an einem Wurmloch zum Gamma-Quadranten liegt und gegen Ende der Serie mit einem Krieg gegen das mächtige Dominion zu kämpfen hatte, ist eigentlich alles nötige Wissen da. Den Rest kann man sich entweder erschließen oder er ist nicht wichtig beziehungsweise wird in den Romanen erklärt.

Die achte Staffel bietet also einen recht einfachen Einstieg in die „Star Trek“-Romanwelt, ohne gleich Gefahr zu laufen, in große mehrbändige Crossover-Ereignisse eingebunden zu werden.

Stationsleben – das „Serienfeeling“
Die „Enterprise-D“ flog mit Picard sieben Jahre lang durchs Weltall und traf dabei auf putzige Aliens. „Deep Space Nine“ hing mit Sisko mehrere Jahre im Weltall und traf dabei auf putzige Aliens. Erst im Verlauf der Serie wandte man sich von den Einzelfolgen ab und schuf den dichtesten Handlungsbogen, den „Star Trek“ erlebt hat. Dennoch bleibt „Star Trek“ eine Serie, die in erste Linie mit sehr guten Einzelfolgen glänzt, als mit langen, staffelübergreifenden Handlungsbögen.

Der AbgrundDie achte „Deep Space Nine“-Staffel verbindet beides miteinander. Die Staffel hat ein zentrales Handlungsfeld, was zu Beginn der Lektüre noch nicht ganz klar ist. Dennoch werden Themen wie Kiras Ausschluss aus der bajoranischen Religionsgemeinschafts, Jake Siskos Verschwinden und Tarn'atars Beobachtung der Arbeit auf der Raumstation von Anfang an immer wieder aufgegriffen. Gleich nach den Pilotromanen folgt so eine sehr gelungen Einzelgeschichte, in der Bashir mit Sektion 31 in Kontakt kommt. Aber obwohl es schon völlig genügen würde, wenn man sich gänzlich auf Bashir konzentriert, baut der Roman eine Nebenhandlung auf Deep Space Nine auf. So etwas sorgt dafür, dass in der Serie „serienfeeling“ aufkommt. Schließlich waren viele Folgen der TV-Serien so aufgebaut, dass es neben der Haupthandlung noch ein paar Szenen auf der Station gab, in denen es hauptsächlich um Probleme zwischen zwei dort zurückgebliebenen Charakteren geht.

Mehr „gemenschelt“ (oder „geferengiet“ und „gebajorant“) wird sonst nur in der „Titan“-Serie und die hat das Problem, dass da kaum ein Charakter vorher bekannt war. In der achten „Deep Space Nine“-Staffel kann man wiederum eine Mischung aus alten Bekannten und interessanten neuen Personen erleben.

Gute Geschichten, mit Konsequenzen
„Star Trek“ war schon immer eine etwas vergessliche Serie. Auch „Deep Space Nine“ machte da keinen Halt vor. Häufig betraf das große Vergessen Charakterentwicklungen. So verlor Dax in einer Episode zum Beispiel einen Liebhaber und war zum Ende der Episode todunglücklich, wovon man nie wieder etwas hörte. Und obwohl „Deep Space Nine“ mehr langfristige Beziehungen zwischen den Charakteren zuließ als die anderen Serien, passierte es doch immer mal wieder, dass etwas vergessen wurde.

Nicht so in der achten Staffel. Hier wird konstant an den Beziehungen zwischen den Charakteren gearbeitet. Quark verliebt sich in die neue Sicherheitschefin Ro. Anstatt dass das einmal erwähnt wird und danach höchstens sporadisch erwähnt wird, gibt es in den ersten Romanen jedes Mal wieder Quark/Ro-Szenen. Dax und Bashir müssen feststellen, dass ihre Beziehung eine Phase erreicht hat, in der nicht alles einfach ist. Während Ezri anfängt, in die Kommandlaufbahn der Sternenflotte zu kommen, fängt Bashir immer mehr an seine Beschützerinstinkte raushängen zu lassen, was natürlich auch Probleme mit sich bringt.

ZwielichtWo die Konitunität in der achten Staffel hinführen kann, erlebt man am Besten im fünften Band Zwielicht. Dies ist das Buch mit der schwächsten Hauptgeschichte. Dennoch ist der Roman der bisher beste, da der Autor die Hauptpersonen so gut beschreibt, dass der Roman und seine vielen Nebenhandlungen einfach Spaß machen. Denn neben der Haupthandlung werden viele angerissene Handlungsstränge der ersten vier Bücher wieder aufgegriffen und Veränderungen, die im vorherigen Band Dämonen der Luft und Finsternis angerichtet wurden, verarbeitet. So kommt der Roman auf ordentliche 592 Seiten, die rundum unterhaltsam sind, weil sie auf vier vorherige Romane aufbauen.

Dabei macht keiner der Romane den Fehler eines schlechten Heftroman-Zyklus, permanent in der Luft zu hängen. Jedes Buch erzählt eine eigene, in sich abgeschlossene Geschichte. Ausgenommen ist dabei natürlich nur „Offenbarung“, das ja zweigeteilt ist. Aber selbst die Haupthandlung von „Zwielicht“ ist in sich abgeschlossen, obwohl der Roman der erste von vier Teilen der Mini-Serie „Mission Gamma“ ist. Das sorgt dafür, dass jeder Roman einen vernünftigen Höhepunkt und ein befriedigendes Ende aufweisen kann.

Dunkle Schatten
Das tollste ist natürlich, dass die achte Staffel bis zum Schluss immer besser wird. Dann kommen alle Handlungsstränge in dem Roman „Einheit“ (Englisch: „Unity“) zusammen. Damit dieser Artikel aber keine reine Lobeshymne wird, muss noch hinzugefügt werden, dass es danach leider stark bergabgeht. Denn der amerikanische Verlag hat sich danach mehr auf die Borg, „Next Generation“ und „Voyager“ konzentriert als auf „Deep Space Nine“. Die neunte Staffel startet mit einem durchschnittlichen Buch, dem zwei schlechte Episoden folgen, dann wurde sie quasi eingestellt. Zur Zeit erscheinen auf Englisch gerade Bücher, die „Deep Space Nine“ auf etwas lieblose Art und Weise an die Handlungszeit der aktuellen „Star Trek“-Zeit anpassen. Da ist es dann vorbei mit gelungenen Einzelgeschichten, die sich zu einem großen Ganzen zusammenfügen und dem „Serienfeeling“.

Das heißt aber auch, dass man noch genießen kann, was in den USA bereits zerstört ist. Die zehnbändige achte Staffel von der bereits fünf Bücher erschienen sind, sollte man sich – wenn man etwas Gefallen am „Star Trek“-Universum findet - nicht entgehen lassen, auch wenn man mit „Deep Space Nine“ bisher nicht besonders viel Berührungspunkte hatte.

Kommentare  

#1 Bernhard 2011-02-24 13:38
Meine Güte. Ist DS9 wirklich schon so alt? Es ist, als sei es gerade erst gestern gewesen, dass ich die Folgen um den großen Domionion-Krieg, die Schlacht um Cardassia etc. brav jede Woche Samstag 16 Uhr auf Sat.1 mitverfolgt habe. Aber es muss wohl so sein. Schließlich kamen danach noch zwei Staffeln Voyager und vier Staffeln Enterprise. Und die letzte Folge von Enterprise ist auch schon ewig her.
#2 Larandil 2011-02-24 20:47
zitiere Bernhard:
Meine Güte. Ist DS9 wirklich schon so alt? Es ist, als sei es gerade erst gestern gewesen, dass ich die Folgen um den großen Domionion-Krieg, die Schlacht um Cardassia etc. brav jede Woche Samstag 16 Uhr auf Sat.1 mitverfolgt habe.

Korrekt. Das DS9-Finale lief im März 2000. Wir sind extra früher von der Buchmesse in Leipzig abgehauen, um die Folge zu sehen ...

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