Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Schwert & Magie – Kurt Luif’s Geschichte eines Sub-Genres (Teil 14)

Schwert & MagieLiebe Fantasy-Freunde,
(14. Teil)

wir setzen unsere Serie über die Entwicklung der „Schwert & Magie" mit der 14. Folge fort. Diesmal beschäftigen wir uns mit einem der prominentesten Vertreter dieser Art von Fantasy. Gemeint ist:
Robert E. Howard
Neben H. P. Lovecraft und Clark Ashton Smith (über den noch zu berichten sein wird) war Robert E. Howard (1906 - 1936) der dritte Autor, der zum Erfolg von Weird Tales beitrug. In letzter Zeit wurden unzählige Artikel und Bücher über ihn verfasst und ein Großteil seiner Erzählungen wurde neu aufgelegt:

 

Conan (links deutsch / rechts original) Er war ein Massenschreiber für die Pulps, der insgesamt über 250 Storys geschrieben hat, von denen etwa 160 zu seinen Lebzeiten erschienen. Damit war er in der kurzen Zeitspanne, die er schrieb, weit produktiver als Lovecraft und Smith zusammen. Seine Rolle für die Weiterentwicklung der heroischen Fantasy ist unbestritten, durch seinen Helden Conan setzte er neue Impulse. Über seine schriftstellerischen Qualitäten gehen die Meinungen stark auseinander, aber darüber soll sich jeder Interessierte selbst eine Meinung bilden.

Geboren wurde Robert Ervin Howard am 22. Januar 1906 in Peaster, Texas. Sein Vater Dr. Isaac Mordecai Howard war ein Landarzt, der mit seiner Familie oft den Wohnsitz wechselte, und sich dann schließlich 1919 in Cross Plains niederließ, das damals 1500 Einwohner zählte und ein verschlafenes Hinterwäldlernest war (und ist).

Eine entscheidende Rolle in seinem Leben spielte seine Mutter, deren Mädchenname Hester Jane Ervin war. Howard war ein schwächliches, ängstliches Kind, das meist zu Hause steckte und sich an die Mutter klammerte, die ihm vorlas und Geschichten erzählte. Diese enge, man kann ruhig sagen unnatürliche, Bindung an seine Mutter ließ ihn dann später auch zerbrechen. Für technische Dinge interessierte er sich überhaupt nicht, auch nicht für die Jagd, die in dieser Gegend von Texas überaus populär war. Er war und blieb zeit seines Lebens ein Träumer, der den Realitäten des täglichen Lebens nicht ins Auge sehen konnte oder wollte. Bezeichnend dafür ist sein Verhalten: Als sein Hund Patch im Sterben lag, da packte er einen Koffer und verließ das Elternhaus für drei Tage, um mit dieser Situation nicht konfrontiert zu werden.

Zur Schule ging er nur äußerst ungern, denn er hasste Routine und Disziplin. Unter seinen Mitschülern war er alles andere als beliebt, denn er galt als verweichlichtes Muttersöhnchen, das er auch war. In dieser Zeit bekam er von seinen Mitschülern jede Menge Hiebe, und er war zu schwach, um sich wehren zu können. Als er zum Jugendlichen heranwuchs, begann er seinen Körper zu trainieren. Sein Programm bestand unter anderem aus Stemmen, Sandsackboxen und ausgedehnten Spaziergängen. Als ihn sein Vater fragte, wozu er dies tue, antwortete er:
„Vater, als ich zur Schule ging, mußte ich eine Menge einstecken, weil ich allein war und niemand meine Partei ergriff. Ich trainiere meinen Körper, damit ich, sollte mich ein solcher Schuft angreifen, ihn mit bloßen Händen in Stücke reißen, zerquetschen und ihm das Genick brechen kann.“
Dieses Trainingsprogramm war überaus erfolgreich, denn als er 1922 die Brownwood High School besuchte, belästigte ihn niemand. Er trat einem Amateurboxverein bei und besaß auch ein Pferd, auf dem er oft ausritt. Als Erwachsener war er über 1,80 groß und wog 90 kg, trank hauptsächlich Bier und neigte zur Fettleibigkeit, doch er rauchte nicht.

Conan (links deutsch - rechts original) Schon mit 15 Jahren hatte er beschlossen, Schriftsteller zu werden. Seine Lieblingslektüre war das Adventure Magazine, für das so bekannte Autoren wie Talbot Mundy und Arthur O. Howden schrieben. Sein Traum war es, einmal eine Story für dieses Magazin zu schreiben, ein Traum, der sich nicht erfüllte. 1921 schickte er eine Geschichte an sein Lieblingsmagazin, die aber postwendend zurückkam. Howard schrieb dann für die Schülerzeitung The Tatter, und im Herbst 1924 gelang ihm sein erster Verkauf an ein Profi-Magazin. Weird Tales nahm seine Story Spear and Fang an und zahlte dafür $ 16,--. Er schrieb weiterhin für Weird Tales und verkaufte die folgenden Storys: The Hyena, In The Forest Of Villefere und Wolfshead. Neben seinem Studium arbeitete er in zahllosen Berufen, so war er Privatsekretär eines Rechtsanwalts, Postbeamter, Hilfsarbeiter, etc. 1927 besuchte er das Heward Payne College und lernte Buchhaltung. Er schloß den Kurs mit einem Diplom ab, konzentrierte sich aber sofort ganz auf das Schreiben von Kurzgeschichten. Howard schrieb über diese Zeit:
„Ich hätte ohnehin nicht als Buchhalter arbeiten können. Nach dem Kursende stellte die Buchhaltung für mich ein größeres Rätsel dar als zuvor. Seit dem Sommer 1927 tue ich fast nichts außer Geschichten zu produzieren. Ich verkaufe nur einen kleinen Teil davon, doch kann ich davon leben. Vielleicht könnte ich mit etwas anderem mehr Geld verdienen, aber dann hätte ich nicht dieselbe Freiheit.“
Er schrieb oft Tag und Nacht, und sein Ausstoß an Storys war gewaltig, aber der Erfolg ließ lange auf sich warten. Howard war ungemein vielseitig, denn neben seinen Storys für Weird Tales verfasste er auch Piraten-, Geister-, Sport-, Western-, Abenteuer- und sogenannte „Wahre“-Geschichten, die er an die verschiedensten Pulp- und Slick-Magazine schickte. Er verkaufte aber nur zwei bis fünf Storys pro Jahr. Die ersten Jahre war sein Einkommen äußerst mäßig, so verdiente er 1926: $ 50; 1927: $ 37,56; 1928: $ 186,00; 1929: $ 772,50. Erst ab 1930 stieg sein Einkommen auf über 1000 Dollar pro Jahr, und 1935 verdiente er sogar über 2000 Dollar, eine Summe, mit der man zu jener Zeit sehr gut leben konnte.

Wie die meisten Schriftsteller wurde auch Howard von Büchern der Autoren, die er besonders schätzte, beeinflußt. Jack London war einer seiner Lieblingsschriftsteller, und in all seinen Werken ist der Einfluß der folgenden Autoren zu spüren: Edgar Rice Burroughs, Robert W. Chambers, Harold Lamb, H. P. Lovecraft, Talbot Mundy, Sax Rohmer.

Unwahrscheinlich fasziniert war er von den Kelten, ihren Sitten und Gebräuchen und ihren Sagen. Dieses Interesse wurde vermutlich durch die Abstammung seiner Mutter ausgelöst, denn die Ervins waren ein Clan des schottischen Hochlands, also keltischer Abstammung. Gelegentlich unterzeichnete er seine Briefe an Freunde als „Raibeard Eiarbhin hui Howard". Sein Interesse an den Kelten spiegelt sich in seinen Storys um die Helden Turlogh O'Brien und Cormac MacArt wider.

Mehr über Howard in der nächsten Folge unserer Serie über wichtige Autoren der Fantasy.

Schwert & Magie - NachtragNachtrag von Kurt Luif
Als ich 1980 diese Serie schrieb (ich habe keine Ahnung mehr, wer im Verlag die Idee dazu hatte und weshalb ich sie schreiben durfte) war für mich Howard-Conan bereits erledigt. Ich war Gründungs-Mitglied von FOLLOW (1965 Wien) und beschäftigte mich da einige Zeit verstärkt mit Fantasy, las Conan auf Englisch ab 1967, war anfangs recht angetan, hatte sogar Amra abonniert, doch das änderte sich, als de Camp und der unnötige Carter ihre Conan-Storys beisteuerten.

Die US-Ausgabe von Lancer Books war eine Zumutung, die Bände erschienen nicht chronologisch. CONAN (Band 1) erschien als Nummer 5, und so ging der Sauhaufen hurtig weiter. Man verlor den Faden, vermutlich wäre da auch mein Urteil über de Camp und Carter milder ausgefallen, hätte ich CONAN (Band 1) zuerst gelesen …

Schließlich war mit Band 12 (Lancer Books) vorerst Schluss.
1971 schlug der von mir wenig verehrte Günter M. Schelwokat bei Heyne zu. Als Band 3202 wurde Conan veröffentlicht. Ich traute meinen Augen nicht: das war ein dünnes Bändchen von 157 Seiten! Die US-Ausgabe war 221 Seiten lang!!!

Da war ein Brief von Howard an P. S. Miller und The Hyborian Age, part 1 abgedruckt. In allen Bänden der amerik. Ausgaben gab es recht ausführliche Einleitungen von de Camp, wie er und Carter die Restbestände von Howards Werk entdeckt und bearbeitet hatten.

Es gab ja später eine Neuübersetzung, da waren diese Einleitungen auch nicht drinnen …
Die Übersetzung von Fritz Moeglich (nicht Wulf H. Bergener, wie Horst behauptet [gelesen und verstanden, ist korrigiert, hhva]) war gar nicht so schlecht; es wurde eben gekürzt. Die folgenden Bände waren auch nicht umfangreicher. Conan der Usurpator: US-Edition 256 Seiten, German-Edition 144 Seiten!!!

Die Titelbilder waren eine Frechheit; Herbert Bruck kopierte teilweise die Originale von Frank Frazetta, die waren allerdings meist auch keine Offenbarung. Je zwei dieser Bilder (siehe oben) habe ich gescannt, was soll man dazu sagen? 
 
Für diese redaktionelle Meisterleistung und andere ähnliche Sünden sollte Schelwokat im Fegefeuer schmoren, die Hölle wäre allerdings auch nicht schlecht …       

Im Zauberspiegel gibt es jede Menge zu Howard

 

 

Copyright Kurt Luif, 1980, 2011

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles