Die Terranauten: Die Verbannten von Oxyd (Band 32)
Die Verbannten von Oxyd
Band 32 von Erno Fischer (= W. A. Hary)
Band 32 von Erno Fischer (= W. A. Hary)
Erno Fischer führt mit diesem Roman seine Oxyd-Trilogie (Bände 19, 20 und 21) sowie den Cantos-Handlungsstrang (Bände 13, 19, 20, 21 und 23) fort. Erstmals lässt er in einem seiner Romane die bekannten Protagonisten wie David terGorden, Llewellyn 709 und Asen-Ger, die auch von den anderen Autoren benutzt werden, agieren, wenn es auch nur in den letzten zehn Seiten passiert.
Der Auftakt ist recht unübersichtlich. Wie bereits bei einem früheren Roman von Wilfried A. Hary angemerkt, lässt er nur wenige Protagonisten namentlich agieren; bis etwa Seite 41 kommt er gerade einmal mit acht Figuren aus, die per Namen erwähnt werden. Ansonsten agieren Gruppen: die Grauen Treiber, die Veränderten (die einmal Graue Treiber waren), die gefangenen Treiber und die Terranauten darunter. Da all diese Gruppen über die gleichen Fähigkeiten verfügen, mag sich dem Leser oft nicht erschließen, welche Gruppe gerade was macht, zumal sich die Grauen Treiber aus den Geretteten der HADES sowie den Treibern um Queen Quendolain zusammensetzen, von denen wiederum einige auf dem Weg sind, sich zu Veränderten zu entwickeln.
Auch der Schreibstil des Autors mag nicht wirklich packen: Er ist unpräzise; gemachte Aussagen werden des Öfteren sofort im nächsten Satz revidiert:
( ) Sie führten die Analyse der Bordatmosphäre durch. Jedenfalls war das ihre Absicht.Allerdings muss ich dem Autor zugutehalten, dass er die eingefahrenen Wege der SF immer wieder verlässt. Wilfried A. Hary stürzt sich auf die Phantastik, und auch wenn mir sein Schreibstil oft nicht zusagen mag: Inhaltlich bietet er eine interessante Kost, entwickelt einen eigenen Kosmos, der überzeugen kann.
Es ging daneben.
Carmen wunderte sich gar nicht darüber, denn hier waren sowieso alle Naturgesetze auf den Kopf gestellt. Nichts funktionierte in gewohnter Weise - außer der Schwerkraft.
Und das war im Grunde genommen ebenfalls unnatürlich. ( )
Die Terranauten Band 32, Seite 25
Bei den Ausführungen zu Cantos bzw. zu den Genessanern allgemein sammelt er sogar gewaltig viele Pluspunkte bei mir:
( ) Seine Heimatwelt Genessos wurde von teilgeschlechtlichen Einzelindividuen bewohnt. Die Art der Fortpflanzung und auch der Fortpflanzungstrieb entwickelten sich erst nach erfolgter Partnerwahl. Kaum ein Lebewesen ähnelte dem anderen, was eine Folge der variablen Grund-DNS war, nach der praktisch alle Lebewesen mit jedem anderen, auch der unterschiedlichsten Art, zur Kopulationsfähigkeit reifen konnten. Dadurch wäre theoretisch sogar möglich, dass Cantos mit einem menschlichen Partner einen Nachkommen zeugte.Nach dem unsäglichen Band 29 mit der dortigen Erklärung, warum die Grünen Flieger die Frauen auf Rorqual gefangen halten und sich die Serie damit in die tiefsten SF-Niederungen begeben hat, kommt nun überraschend Wilfried A. Hary daher und beschreibt mit einfacher Sprache und unkompliziert nachvollziehbar eine absolut fremdartige Spezies, skizziert vielfältige Möglichkeiten für die Zukunft, die neugierig machen.
Ein Umstand, den Cantos zur Zeit wenig ins Auge fasste. ( )
Die Terranauten Band 32: Seiten 41/42
Bei der Loge auf Rorqual hat der Autor es versäumt, eine Erklärung zu liefern, warum nun die Treiber doch ihre PSI-Fähigkeiten dort nutzen können. Hier ließe sich aber mit dem Auftauchen Phönix' eine Erklärung in zwei Absätzen herbeizaubern, so dass dies nicht gravierend auffällt.
Fazit: Ein Roman, der anfangs mit den verschiedenen Treibergruppen sehr unpräzise daherkommt, dank seiner Ideen und der überzeugenden zweiten Hälfte einen sehr positiven Gesamteindruck hinterlässt.