Vampire pflastern seinen Weg - Bradbury, Meyrink, Ewers & Co.
Hugh Walker's Horror Romane
Bradbury, Meyrink, Ewers & Co.
Wurzeln und Vorbilder des Horrorautors Hugh Walker
Bradbury, Meyrink, Ewers & Co.
Wurzeln und Vorbilder des Horrorautors Hugh Walker
Hugh Walker hatte gerade seine ersten Meriten als SF-Autor erworben und war als Förderer der Fantasy bekannt (was später in der Serie »Dragon«, den Magira-Romanen und der Herausgabe von »Terra Fantasy« gipfelte), als Pabel die Reihe »Vampir-Horror-Roman« starten wollte. Doch sein Interesse am Horror war schon wesentlich älter, vielleicht noch älter als das an der Fantasy.
Als literarische Vorbilder nennt Straßl Ray Bradbury und Robert Bloch. Erstgenannter ist ein exzellenter Stilist, der nicht nur SF schrieb, sondern auch ausgezeichnete phantastische Geschichten (und noch eine ganze Reihe anderer Dinge) verfasste. Ein zentrales Thema bei Bradbury ist der Einbruch des Phantastischen und des Übersinnlichen in die Realität, wobei die Grenzen zwischen Realität und Phantasie unmerklich verschwimmen, woran der lyrische Stil Bradburys erheblichen Anteil hat. Zudem wendet sich Bradbury oft dem leisen Grauen zu, das dem Menschen innewohnt. Seine Schrecken sind menschlich.
Stephen King, der kommerziell erfolgreichste Horrorautor, zieht in seinem Buch »Danse Macabre« aus seiner Sicht Bilanz über den Autor Bradbury (dem er es neben Robert Bloch, Jorge Luis Borge, Frank Belknap Long, Donald Wandrei und Manly Wade Wellman auch gewidmet hat). Man stellt fest, dass Stephen King (der ewige Bestsellerautor des Horror) selbst von Ray Bradbury beeindruckt war, obwohl seine Art zu schreiben wenig mit Bradbury und dessen Stil gemein hat.
Immerhin widmet King mit dem Kapitel »Something Wicked This Way Comes« (dt. Das Böse kommt auf leisen Sohlen) einen Abschnitt des Buches. Darin zeigt er aus seiner Sicht die Stärken und Schwächen Bradburys auf. Gerade diese subjektive Sichtweise macht das Kapitel sehr spannend.
Hugh Walker scheint von Bradbury beeinflusst, ohne ihn nachzuahmen. Dennoch scheint er Bradburys Ansätze, sich mit Horror auseinanderzusetzen, für sich adaptiert zu haben. Wie heißt es doch so schön in einem Monty Python-Sketch:
Adopt, adapt and improve. Motto of the Round Table (6)
Genau das scheint Hugh Walker mit den Ansätzen Ray Bradburyss gemacht zu haben. Er hat sich ihrer angenommen, sie angepasst und für sich persönlich weiterentwickelt.
Man findet die Wechselwirkung zwischen Realität und Phantasie auch in seiner Magira-Serie, vor allem in der neuen überarbeiteten Fassung, die zuletzt (endlich mal wieder komplett) bei Bastei-Lübbe erschienen ist.
Und beide Ansätze findet man ebenso in seinen Horrortexten. Dort zwar versteckter, denn es handelt sich um Heftromane, aber sie sind zweifellos vorhanden.
1965 hielt sich Hugh Walker im Rahmen eines Studentenaustauschprogramms in den USA auf. Diese Gelegenheit nutzte er zu einem Abstecher nach Los Angeles, um dort Ray Bradbury zu besuchen. Es wurde ein kurzweiliger Besuch: Ein Fan traf seinen Lieblingsautor.
Bradbury war sehr freundlich und ließ den Besuch sogar in seinem Keller in den dort gelagerten Sammlerschätzen stöbern. Es war zwar kein Besuch, bei dem Hugh Walker sich Anregungen für seine professionelle schriftstellerische Karriere holte, aber nach der Rückkehr nach Wien entstand eine Fan-Kurzgeschichte, in er Bradbury quasi eine Special Appearance gab. Es ist eine Erzählung, die als »Die Saat des Grauens« betitelt war.
In »Pioneer« Nr. 24 findet sich der erste Teil einer recht ausführlichen Auseinandersetzung mit Raymond Douglas Bradbury (so sein vollständiger Name). Der Gesamtbeitrag bildete ein Konglomerat, sozusagen einen bunten Flickenteppich, ergänzt durch Bildmaterial über Ray Bradbury.
Hugh Walker selbst steuerte einen Bericht der Begebenheiten um den Besuch in der Wohnung Ray Bradburys bei, der in diesem Band ebenfalls abgedruckt ist. Aus ihm spricht der Fan, der Verehrer des Raymond Douglas Bradbury.
Robert Bloch ist dagegen als Horror-/Thrillerautor bekannt. Er hat eine Unmenge an Kurzgeschichten geschrieben, und Ende der sechziger/Anfang der siebziger Jahre gab es kaum Anthologien, in der er nicht mit einer Erzählung vertreten war.
Robert Bloch lieferte zudem die literarische Vorlage zu Alfred Hitchcocks Film »Psycho« (USA 1960). Bloch brachte oft einen sehr schwarzen Humor und bittere Pointen in seine Kurzgeschichten ein. Manchmal war er ausgesprochen drastisch in der Wahl seiner Mittel. Bloch könnte angesichts einiger seiner Stories auch als zivilisierter Splatterer beschrieben werden. Im Grunde ist er in diesem ein Vorläufer der Autorengeneration um Stephen King. Das ist vielleicht zu kurz und griffig, um die ganze Wahrheit zu sein, aber es reicht für die Zwecke dieses Artikels.
Neben angloamerikanischer SF & Fantasy sammelte Hugh Walker auch Texte der großen deutschen Phantasten Gustav Meyrink (1868-1932; u.a. Der Golem), Hanns Heinz Ewers (1871-1943; u.a. Alraune) und Karl Hans Strobl (1877-1946; u.a. Aus Gründen und Abgründen. Erzählungen), denen er stilistisch zwar nicht folgte (und im Heft auch nicht folgen konnte), die aber auch zweifelsfrei ihre Spuren bei Hugh Walker hinterließen.
Man findet die Wechselwirkung zwischen Realität und Phantasie auch in seiner Magira-Serie, vor allem in der neuen überarbeiteten Fassung, die zuletzt (endlich mal wieder komplett) bei Bastei-Lübbe erschienen ist.
Und beide Ansätze findet man ebenso in seinen Horrortexten. Dort zwar versteckter, denn es handelt sich um Heftromane, aber sie sind zweifellos vorhanden.
1965 hielt sich Hugh Walker im Rahmen eines Studentenaustauschprogramms in den USA auf. Diese Gelegenheit nutzte er zu einem Abstecher nach Los Angeles, um dort Ray Bradbury zu besuchen. Es wurde ein kurzweiliger Besuch: Ein Fan traf seinen Lieblingsautor.
Bradbury war sehr freundlich und ließ den Besuch sogar in seinem Keller in den dort gelagerten Sammlerschätzen stöbern. Es war zwar kein Besuch, bei dem Hugh Walker sich Anregungen für seine professionelle schriftstellerische Karriere holte, aber nach der Rückkehr nach Wien entstand eine Fan-Kurzgeschichte, in er Bradbury quasi eine Special Appearance gab. Es ist eine Erzählung, die als »Die Saat des Grauens« betitelt war.
In »Pioneer« Nr. 24 findet sich der erste Teil einer recht ausführlichen Auseinandersetzung mit Raymond Douglas Bradbury (so sein vollständiger Name). Der Gesamtbeitrag bildete ein Konglomerat, sozusagen einen bunten Flickenteppich, ergänzt durch Bildmaterial über Ray Bradbury.
Hugh Walker selbst steuerte einen Bericht der Begebenheiten um den Besuch in der Wohnung Ray Bradburys bei, der in diesem Band ebenfalls abgedruckt ist. Aus ihm spricht der Fan, der Verehrer des Raymond Douglas Bradbury.
Robert Bloch ist dagegen als Horror-/Thrillerautor bekannt. Er hat eine Unmenge an Kurzgeschichten geschrieben, und Ende der sechziger/Anfang der siebziger Jahre gab es kaum Anthologien, in der er nicht mit einer Erzählung vertreten war.
Robert Bloch lieferte zudem die literarische Vorlage zu Alfred Hitchcocks Film »Psycho« (USA 1960). Bloch brachte oft einen sehr schwarzen Humor und bittere Pointen in seine Kurzgeschichten ein. Manchmal war er ausgesprochen drastisch in der Wahl seiner Mittel. Bloch könnte angesichts einiger seiner Stories auch als zivilisierter Splatterer beschrieben werden. Im Grunde ist er in diesem ein Vorläufer der Autorengeneration um Stephen King. Das ist vielleicht zu kurz und griffig, um die ganze Wahrheit zu sein, aber es reicht für die Zwecke dieses Artikels.
Neben angloamerikanischer SF & Fantasy sammelte Hugh Walker auch Texte der großen deutschen Phantasten Gustav Meyrink (1868-1932; u.a. Der Golem), Hanns Heinz Ewers (1871-1943; u.a. Alraune) und Karl Hans Strobl (1877-1946; u.a. Aus Gründen und Abgründen. Erzählungen), denen er stilistisch zwar nicht folgte (und im Heft auch nicht folgen konnte), die aber auch zweifelsfrei ihre Spuren bei Hugh Walker hinterließen.
Weiter übten Filme einen gewissen Reiz auf den 1941 geborenen Hugh Walker aus. In die fünfziger Jahre fallen Science Fiction-Filme mit erheblichen Horroreinfluß (als Beispiel hierfür ist Hugh Walker »The Creature from the Black Lagoon« (dt. Der Schrecken vom Amazonas; USA 1954; Regie Jack Arnold) im Gedächtnis geblieben. 1957 kam »The Curse of Frankenstein« (dt. Frankensteins Fluch; GB 1957; Regie Terence Fisher; mit Peter Cushing als Frankenstein und Christopher Lee als Kreatur) in die Kinos. 1958 kam der Vampirfilm, der dieses Genre auf Jahre prägen sollte: »Dracula« (dt. Drakula; GB 1958; Regie: Terence Fisher: mit Christopher Lee als Dracula und Peter Cushing als Van Helsing). Diese Filme leiteten einen Horrorboom ein, der lange anhielt.
In jungen Jahren übten Filme mit Jugendverbot einen unbezwingbaren Reiz auf mich aus. Das waren meist Horrorfilme, bei denen ich mich mit wechselndem Erfolg am Kartenabreißer vorbeischwindelte. (10)
Damit kennen wir ein paar der Einflüsse, die auch sein Interesse am Horror ausprägten. Jedoch haben die Filme in seinen Werken wenig Spuren hinterlassen. Der Vampir, wie ihn Christopher Lee darstellte, ist bei Hugh Walker bestenfalls nur in Ansätzen zu finden. Die Filme scheinen mehr oder minder nur der Befriedigung des Bedürfnisses nach Horror gedient zu haben. Dazu natürlich der Wunsch, nicht jugendfreie Filme zu sehen, was ihn mit den Jugendlichen unserer Tage eint.
Hugh Walker stammt wie einige seiner Kollegen, wie Jürgen Grasmück, Ernst Vlcek, Werner Kurt Giesa und andere aus dem Fandom. Viele Fans haben das Bestreben, sich als Autoren zu versuchen. Die meisten von ihnen kommen jedoch nicht über Amateurpublikationen hinaus. Einigen wenigen gelingt es, einzelne Werke bei professionellen Verlagen unterzubringen. Und noch seltener können diese hoffnungsvollen Jungautoren wirklich auf Dauer Fuß fassen.
Hugh Walker kam in seiner Geburtsstadt Linz zum Fandom, wo er in einer Gruppe Gleichgesinnter an dem Fanzine »Galaktisches Souvenir« mitwirkte. Insbesondere die Texte, die er für dieses Zine schrieb, sind von einer Leichtigkeit und einem Humor, die ihm bedauerlicherweise in seinen späteren Werken, insbesondere in seinen professionellen Veröffentlichungen, abhanden gekommen sind (was nicht für den privaten Hubert Straßl gilt, aber seine Romane waren of von großem Ernst getragen).
Nach der Matura (dem österreichischen Abitur) in Linz zog es Hugh Walker nach Wien, mit dem Ziel, für das Lehramt an Gymnasien Englisch zu studieren. Die Linzer Gruppe zerfiel, weil sich ihre Mitglieder in alle Winde zerstreuten. Damit starb auch das »Galaktische Souvenir« nach nur sechs Nummern.
Hugh Walker stieß zur äußerst kreativen Wiener SF-Gruppe, die »Pioneer«, neben dem Berliner »Anabis« das herausragende Fan-Magazin seiner Zeit, herausgab. An »Pioneer« arbeiteten unter anderem auch Ernst Vlcek und Kurt Luif mit. Hugh Walker beschreibt diese Zeit so:
Hugh Walker stammt wie einige seiner Kollegen, wie Jürgen Grasmück, Ernst Vlcek, Werner Kurt Giesa und andere aus dem Fandom. Viele Fans haben das Bestreben, sich als Autoren zu versuchen. Die meisten von ihnen kommen jedoch nicht über Amateurpublikationen hinaus. Einigen wenigen gelingt es, einzelne Werke bei professionellen Verlagen unterzubringen. Und noch seltener können diese hoffnungsvollen Jungautoren wirklich auf Dauer Fuß fassen.
Hugh Walker kam in seiner Geburtsstadt Linz zum Fandom, wo er in einer Gruppe Gleichgesinnter an dem Fanzine »Galaktisches Souvenir« mitwirkte. Insbesondere die Texte, die er für dieses Zine schrieb, sind von einer Leichtigkeit und einem Humor, die ihm bedauerlicherweise in seinen späteren Werken, insbesondere in seinen professionellen Veröffentlichungen, abhanden gekommen sind (was nicht für den privaten Hubert Straßl gilt, aber seine Romane waren of von großem Ernst getragen).
Nach der Matura (dem österreichischen Abitur) in Linz zog es Hugh Walker nach Wien, mit dem Ziel, für das Lehramt an Gymnasien Englisch zu studieren. Die Linzer Gruppe zerfiel, weil sich ihre Mitglieder in alle Winde zerstreuten. Damit starb auch das »Galaktische Souvenir« nach nur sechs Nummern.
Hugh Walker stieß zur äußerst kreativen Wiener SF-Gruppe, die »Pioneer«, neben dem Berliner »Anabis« das herausragende Fan-Magazin seiner Zeit, herausgab. An »Pioneer« arbeiteten unter anderem auch Ernst Vlcek und Kurt Luif mit. Hugh Walker beschreibt diese Zeit so:
Die Atmosphäre war einzigartig. Die Sitzungen, bei denen wir an den Magazinen arbeiteten, zusammensaßen, schrieben und die Magazine druckten, würde ich nicht missen wollen. Das gibt es heutzutage nicht mehr. Heute arbeitet ein Redakteur vor sich hin, bekommt seine Disketten, druckt sie aus und schickt das Resultat an die Druckerei. (11)
Dieses Zitat stammt aus den frühen Neunzigern. Heute ist das Ganze mit noch mehr Technik durchsetzt. Disketten gehören längst der Vergangenheit an. Und wie eben der Zauberspiegel erscheinen inzwischen Zines gleich online., ohne dass noch eine Druckerei bemüht wird. In den Sechzigern entwickelten sich Fanzines aus regionalen Gruppen heraus. In den Achtzigern und Neunzigern waren die Mitarbeiter von Fanzines über das ganze Bundesgebiet und den übrigen deutschsprachigen Raum verteilt. Und heutzutage hat sich vieles ins Internet verlagert und theoretisch kann ein Fanzine seine Mitarbeiter in der ganzen Welt gewinnen (wie wir es gerade auch versuchen). Aber der ganz persönliche Kontakt ging verloren. Vieles ist virtuell geworden (mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt).
Die Wiener Gruppe war auch die Geburtszelle von FOLLOW. Es zeigt sich also, dass man in Wien sehr vielseitig war und sich die Aktivitäten in die verschiedensten Richtungen erstreckten. Davon konnte Hugh Walker nur profitieren nebenbei bemerkt war er auch einer der Motoren dieser Entwicklung und seine Geschichten hatten hier ein Forum gefunden, das für seine Art zu schreiben aufgeschlossen war. Für ihn war diese Zeit quasi ein Nährboden für spätere schriftstellerische Aktivitäten.
Zu Fanzeiten gewann Hugh Walker auch viele Preise bei Storywettbewerben. Er zählte schon damals unter den Amateuren nicht zum Durchschnitt und im Grunde war es nur eine Frage der Zeit, bis er den Durchbruch auf die professionelle Ebene schaffen würde. Und in der Tat erschien seine erste professionelle Story bereits 1967.
Schon seit seiner Linzer Zeit schrieb er Horrorgeschichten oder ließ Horrorelemente in seine Texte einfließen. Selbst reine SF-Geschichten hatten bei ihm Horror- und Fantasyelemente. Drei dieser Erzählungen legte seinerzeit »Fantasia« 65/66 vor, in denen sich schon Ansätze von dem finden, was er fünf Jahre später für den Pabel-Verlag schrieb.
Die Erzählung »Die Saat des Grauens«, von der bereits die Rede war, wurde 1966 in Pioneer veröffentlicht (also ein Jahr, bevor er seine erste Story verkaufte). Sie ist in vielerlei Hinsicht für den schriftstellerischen Werdegang Hugh Walkers symptomatisch. Zum einen war Hugh Walker schon ein reiferer Fan (immerhin zählte er bereits 25 Jahre), der reichlich Erfahrungen gesammelt hatte, so dass seine Geschichten inzwischen sorgfältig durchdacht sind. Zum anderen brachte er das Talent mit, Geschichten zu schreiben. Hinzu kommt, dass er zu seiner Wiener Zeit auch schon Kontakt zur Profiszene hatte. Mit Übersetzungen für die »Utopia«-Reihe kam etwas Geld in die magere Studentenkasse.
Am Rande sei bemerkt, dass er seine leider 2003 verstorbene Frau Lore, damals noch mit Nachnamen Matthaey, auf diese Weise kennenlernte, denn sie betreute »Utopia« redaktionell.
Ein Fan aus dem nunmehr 21. Jahrhundert wird zwar finden, dass »Saat des Grauens« gut geschrieben ist (wenn auch der Stil noch nicht in aller Konsequenz durchgehalten wird) und einige interessante Ansätze verfolgt, aber er wird sich des Eindrucks kaum erwehren können, dass die Handlung keine Besonderheiten aufweist. Der Ansatz, eine SF-Story mit einem Horrorthema derartig zu verflechten, ja den Satan als Handlungsträger fungieren zu lassen, ist heute nicht ungewöhnlich.
1966 allerdings schon!
Die Wiener Gruppe war auch die Geburtszelle von FOLLOW. Es zeigt sich also, dass man in Wien sehr vielseitig war und sich die Aktivitäten in die verschiedensten Richtungen erstreckten. Davon konnte Hugh Walker nur profitieren nebenbei bemerkt war er auch einer der Motoren dieser Entwicklung und seine Geschichten hatten hier ein Forum gefunden, das für seine Art zu schreiben aufgeschlossen war. Für ihn war diese Zeit quasi ein Nährboden für spätere schriftstellerische Aktivitäten.
Zu Fanzeiten gewann Hugh Walker auch viele Preise bei Storywettbewerben. Er zählte schon damals unter den Amateuren nicht zum Durchschnitt und im Grunde war es nur eine Frage der Zeit, bis er den Durchbruch auf die professionelle Ebene schaffen würde. Und in der Tat erschien seine erste professionelle Story bereits 1967.
Schon seit seiner Linzer Zeit schrieb er Horrorgeschichten oder ließ Horrorelemente in seine Texte einfließen. Selbst reine SF-Geschichten hatten bei ihm Horror- und Fantasyelemente. Drei dieser Erzählungen legte seinerzeit »Fantasia« 65/66 vor, in denen sich schon Ansätze von dem finden, was er fünf Jahre später für den Pabel-Verlag schrieb.
Die Erzählung »Die Saat des Grauens«, von der bereits die Rede war, wurde 1966 in Pioneer veröffentlicht (also ein Jahr, bevor er seine erste Story verkaufte). Sie ist in vielerlei Hinsicht für den schriftstellerischen Werdegang Hugh Walkers symptomatisch. Zum einen war Hugh Walker schon ein reiferer Fan (immerhin zählte er bereits 25 Jahre), der reichlich Erfahrungen gesammelt hatte, so dass seine Geschichten inzwischen sorgfältig durchdacht sind. Zum anderen brachte er das Talent mit, Geschichten zu schreiben. Hinzu kommt, dass er zu seiner Wiener Zeit auch schon Kontakt zur Profiszene hatte. Mit Übersetzungen für die »Utopia«-Reihe kam etwas Geld in die magere Studentenkasse.
Am Rande sei bemerkt, dass er seine leider 2003 verstorbene Frau Lore, damals noch mit Nachnamen Matthaey, auf diese Weise kennenlernte, denn sie betreute »Utopia« redaktionell.
Ein Fan aus dem nunmehr 21. Jahrhundert wird zwar finden, dass »Saat des Grauens« gut geschrieben ist (wenn auch der Stil noch nicht in aller Konsequenz durchgehalten wird) und einige interessante Ansätze verfolgt, aber er wird sich des Eindrucks kaum erwehren können, dass die Handlung keine Besonderheiten aufweist. Der Ansatz, eine SF-Story mit einem Horrorthema derartig zu verflechten, ja den Satan als Handlungsträger fungieren zu lassen, ist heute nicht ungewöhnlich.
1966 allerdings schon!
Erst recht für die Geschichte eines deutschsprachigen Fans. Sieht man sich einmal in den einschlägigen Lexika an, was zu dieser Zeit im deutschsprachigen Raum an SF, Horror und Fantasy in deutscher Übersetzung verfügbar war, so ist das enttäuschend. Fantasy war quasi nicht präsent, und das zu einer Zeit, da Tolkien die USA eroberte! Das Angebot an Horrortexten war recht schmal. Man war vorwiegend auf die Klassiker, die internationalen und die deutschsprachigen, angewiesen. In der SF lagen zwar eine Reihe Texte vor, aber es handelte sich dabei vorwiegend um Space Operas. Ich will dieses Subgenre keinesfalls negativ bewerten (bin ich doch ein ausgewiesener Liebhaber dieser Spielart), aber die Übermacht der Space Operas war erdrückend.
Es kursierten jedoch amerikanische und britische Ausgaben der verschiedensten phantastischen Romane, und wer des Englischen einigermaßen mächtig war, las diese Ausgaben, deren deutsche Übersetzung noch mehrere Jahre auf sich warten lassen sollte. Der wichtigste dieser amerikanischen Autoren war der in Zusammenhang mit Hugh Walker nicht wegzudenkende Ray Bradbury, dessen Texte er durch die Wiener SF-Gruppe kennenlernte. Hugh Walker selbst über seine frühen Geschichten:
Es kursierten jedoch amerikanische und britische Ausgaben der verschiedensten phantastischen Romane, und wer des Englischen einigermaßen mächtig war, las diese Ausgaben, deren deutsche Übersetzung noch mehrere Jahre auf sich warten lassen sollte. Der wichtigste dieser amerikanischen Autoren war der in Zusammenhang mit Hugh Walker nicht wegzudenkende Ray Bradbury, dessen Texte er durch die Wiener SF-Gruppe kennenlernte. Hugh Walker selbst über seine frühen Geschichten:
Ich habe nur eine oder zwei reine SF-Erzählungen geschrieben, während der Großteil aus Horror oder Fantasy bestand. Hier ist eindeutig der Einfluss von Bradbury zu erkennen, der ja selbst kein eigentlicher Science-Fiction-Autor ist, sondern dem Horror und der Fantasy viel näher steht. (12)
Aber zurück zu »Saat des Grauens«. SF- und Horrormotive finden sich bunt gemischt. Da sind auf der einen Seite Mutanten mit parapsychischen Fähigkeiten und ein riesiges Elektronengehirn. Das ist die Realität dieser Geschichte. Eine klassische, an der Space Opera orientierte Variante dieser Geschichte wäre nun, außerirdische Monstren auf Mutter Erde landen zu lassen, die sich für dieses Elektronengehirn interessieren und es angreifen. Die noch kleine Mutantenschar wehrt diesen Angriff aus dem All heroisch ab. Nebenbei bemerkt ließe sich aus diesem Grundkonzept eine Heftroman-SF-Serie machen, wenn die Mutantenschar als eine Abart der glorreichen Sieben auf eigene Rechnung oder im Auftrag Terras nun in den Weltraum abfliegt, um Planeten zu retten und Abenteuer zu erleben, Imperatoren stürzt und Rebellen hilft. Das hätte funktionieren können.
Aber Hugh Walker gab der Geschichte einen völlig anderen Dreh. In diese futuristische und ganz und gar technisierte SF-Welt dringen keine Aliens ein, sondern mythische Wesen. An Ihrer Spitze: Satan, Herr der Hölle, der die Menschheit vom Antlitz der Erde fegen will und es walkertypisch auch schafft. Satan stellt den Einbruch der (bösen) Phantasie in eine (fiktive) Realität dar.
Der Stil dieser Geschichte entspricht so gar nicht dem einer geradlinigen abenteuerlichen SF-Geschichte. Insbesondere die Eingangssequenz, in der Satan auf Erden erscheint, ist phantastisch (im doppelten Sinn des Wortes) geschrieben.
Der Teufel ohne Phantasie, ohne die Kraft zu erschaffen, wäre allein und einsam auf der Welt, weil nur die Kraft der Phantasie seine Geschöpfe am Leben erhält. Satan und seine Geschöpfe sind mächtiger und doch zugleich schwächer und verwundbarer als die Menschen. Sie würden vergehen, wenn es die Menschen nicht mehr gäbe das ist ihnen allen nur zu schmerzhaft bewusst. Satans Wesen, Geschöpfe der menschlichen Phantasie.
Ob es Hugh Walkers bewusste Intention war oder nicht, »Saat des Grauens« ist eine Parabel auf den Untergang der Menschheit aus sich selbst heraus. Die Geschichte hat einen eigenen Reiz und ist völlig ungewöhnlich für die Amateurgeschichten der sechziger Jahre im deutschsprachigen Raum.
Es ist mehr als nur ein Gag, dass die Geschöpfe um Satan herum in ihrem Leben Schriftsteller der phantastischen Literatur waren, als da sind der Marquis de Sade, Hanns Heinz Ewers, Edgar Allan Poe und Ray Bradbury, der hier in einer besonderen Rolle auftritt. Seine Zwitterrolle zwischen den Genres der phantastischen Literatur und die wichtigsten Ansätze seiner Arbeiten bringt Hugh Walker in besonderer Weise in die Erzählung ein. Ray Bradbury ist zwar ein Vampir, aber einer, der seine Menschlichkeit nicht verloren hat, der offen dazu steht
Aber Hugh Walker gab der Geschichte einen völlig anderen Dreh. In diese futuristische und ganz und gar technisierte SF-Welt dringen keine Aliens ein, sondern mythische Wesen. An Ihrer Spitze: Satan, Herr der Hölle, der die Menschheit vom Antlitz der Erde fegen will und es walkertypisch auch schafft. Satan stellt den Einbruch der (bösen) Phantasie in eine (fiktive) Realität dar.
Der Stil dieser Geschichte entspricht so gar nicht dem einer geradlinigen abenteuerlichen SF-Geschichte. Insbesondere die Eingangssequenz, in der Satan auf Erden erscheint, ist phantastisch (im doppelten Sinn des Wortes) geschrieben.
Der Teufel ohne Phantasie, ohne die Kraft zu erschaffen, wäre allein und einsam auf der Welt, weil nur die Kraft der Phantasie seine Geschöpfe am Leben erhält. Satan und seine Geschöpfe sind mächtiger und doch zugleich schwächer und verwundbarer als die Menschen. Sie würden vergehen, wenn es die Menschen nicht mehr gäbe das ist ihnen allen nur zu schmerzhaft bewusst. Satans Wesen, Geschöpfe der menschlichen Phantasie.
Ob es Hugh Walkers bewusste Intention war oder nicht, »Saat des Grauens« ist eine Parabel auf den Untergang der Menschheit aus sich selbst heraus. Die Geschichte hat einen eigenen Reiz und ist völlig ungewöhnlich für die Amateurgeschichten der sechziger Jahre im deutschsprachigen Raum.
Es ist mehr als nur ein Gag, dass die Geschöpfe um Satan herum in ihrem Leben Schriftsteller der phantastischen Literatur waren, als da sind der Marquis de Sade, Hanns Heinz Ewers, Edgar Allan Poe und Ray Bradbury, der hier in einer besonderen Rolle auftritt. Seine Zwitterrolle zwischen den Genres der phantastischen Literatur und die wichtigsten Ansätze seiner Arbeiten bringt Hugh Walker in besonderer Weise in die Erzählung ein. Ray Bradbury ist zwar ein Vampir, aber einer, der seine Menschlichkeit nicht verloren hat, der offen dazu steht
"Nein, ich gehöre nicht zu euch", sagte er. "Ich habe mich nie der grausamen Phantasie verschrieben. Meine Geister waren immer freundlich. Oder fast immer. Meine Qualen waren immer menschlich. Meine schrecklichsten Momente wurzelten immer tief im Menschen selbst, in der Seele (...)
Dem gegenüber stehen die grausamen, sexuell gefärbten Phantasien von Satan und de Sade:
"Sie?"
"Ja", sagte der Teufel. "Ein süßes Leben von zweiundzwanzig Lenzen. Der Unschuld, Freunde, ein Lämmchen." Er lächelte. "Also nichts für die Gefilde unserer geliebten Hölle. Aber den Legionen der Rechten, Gerechten und Aufrechten wollen wir sie näherbringen. Wie bewiest Ihr doch, Marquis ...", er deutete in die Runde der Männer, "... in Eurem Buche?"
"Unschuld muss leiden", flüsterte de Sade, und seine Hände krochen gleich brünstigen Spinnen über seinen leblosen Leib. "Unschuld muss leiden, leiden, leiden...!"
"In diesem Punkte sind wir uns einig." (13)
Ich bin mir sicher, wenn Hugh Walker »Saat des Grauens« als SF-Geschichte aufgezogen hätte und aus irgendeinem Grunde wäre eine Gruppe SF-Schriftsteller aufgetreten, dann hätte er Bradbury ebenfalls sagen lassen, er gehöre nicht dazu zumindest nicht richtig.
Auch die übrigen Schriftsteller werden kurz, aber treffend charakterisiert. Besonderen Raum nimmt hierbei de Sade ein, den Hugh Walker recht aufmerksam studiert haben muss.
Witziger und genauso treffend wird Hanns Heinz Ewers charakterisiert. Thomas Mühlbauer schrieb einst in Achtzigern im (noch kopierten) Zauberspiegel folgende Zeilen:
Auch die übrigen Schriftsteller werden kurz, aber treffend charakterisiert. Besonderen Raum nimmt hierbei de Sade ein, den Hugh Walker recht aufmerksam studiert haben muss.
Witziger und genauso treffend wird Hanns Heinz Ewers charakterisiert. Thomas Mühlbauer schrieb einst in Achtzigern im (noch kopierten) Zauberspiegel folgende Zeilen:
Was damals, als das Buch diesen undenkbaren Erfolg hatte, als verlockend sündig erschien und die Leser mit aufreizender Schwülstigkeit umgarnte, zeigt sich heute besonders in den Kapiteln I-V als abstoßend, eklig und pervers. Von den Geschmacklosigkeiten einmal abgesehen, ist der Roman in einer fiebrigen Morbidität geschrieben, die die dekadente Stimmung der damaligen Zeit hervorragend wiedergibt. Interessant sind auch die kurzen Unterbrechungen, die als 'Auftakt', 'Intermezzo' und 'Ausklang' irgendwo zwischen Verfall, Kitsch und lyrischer Dichtung liegen. (14)
Hugh Walker lässt Poe kurz und knapp ausrufen:
"Ihr seid pervers, Hanns-Heinz!" (15)
In dieser Geschichte findet man am deutlichsten die Wurzeln des Horrorautors Hugh Walker.
Auch deshalb, weil er später ein Exposé (datiert auf den 24. September 1972) unter dem Titel Die Saat des Grauens (am 14. Oktober nachzulesen in Exposés) vorlegt. Darin greift er das in der »Pioneer«-Geschichte verwendete Thema nochmals auf, allerdings entfernt er zumindest im Exposé die Gastauftritte der alten und neuen Horrormeister und verlegt die Handlung in unsere Zelt beziehungsweise in die siebziger Jahre. Ansonsten bleibt der Grundgedanke der Handlung im Exposé erhalten. Sie wird um wenige Elemente ergänzt, wie zum Beispiel den Helden, einen Horrorschriftsteller, und dessen Reise in die Welt der Phantasie.
Die Saat des Grauens als Heftroman wurde leider nie geschrieben. Leider, kann man eigentlich nur sagen, denn es wäre interessant gewesen, wie Hugh Walker dieses Thema zum zweiten Mal umsetzt.
Allerdings weiß Straßl leider nicht mehr, ob er dieses Exposé überhaupt beim Pabel-Verlag vorgelegt hat. Er kann sich kaum besinnen, es geschrieben zu haben. Nun wird man wohl nie erfahren, ob der Verlag wegen der religiösen und jugendschützerischen Fragwürdigkeiten das Konzept ablehnte, denn am Ende siegt der Teufel uneingeschränkt, wenn er auch erkennen muss, dass er nun ein lebendiges Wesen geworden ist und damit auch sterben muss.
Auch die beiden übrigen Geschichten, die in »Fantasia« 65/66 vorgelegt wurden, »Der Fall Moracek« und »Reich ohne Schatten«, eine Koproduktion mit Franz Schwabeneder, geben uns Hinweise auf Hugh Walkers Neigung zum Horror.
»Der Fall Moracek« ist weniger bedeutsam, handelt es sich dabei um eine humoristische Story, die auf eine witzige Pointe hingeschrieben wurde. Allerdings ist diese Geschichte zu lang, als dass die Pointe wirklich überraschen könnte. Weniger wäre hier mehr gewesen (ungewöhnlich für den Autor Straßl, der doch eher nach Motto: In der Kürze liegt die Würze gearbeitet hat).
Doch zwei Dinge sind auffällig. Zum einen bedient sich Hugh Walker hier wieder des Einbruchs der Phantasie, des Übernatürlichen in die Realität, was für ihn den Horror ausmacht. Zum anderen aber, und das ist viel bedeutsamer, wird hier seine Neigung deutlich, Geschichten und Romane in seiner unmittelbaren Umgebung anzusiedeln, also in seiner eigenen Realität.
Das ist ein Zug an ihm, der ihn in gewisser Weise mit Stephen King verbindet. King hat über Jahre hinweg seine Romane in einem fiktiven Städtchen angesiedelt, das aber sehr eng an die Realität angelehnt war: Es ist die Umgebung, in der er geboren wurde, in der lebte, Bundesstaat der USA, Maine. Und aus diesen Erfahrungen, aus dieser Realität heraus ließ Stephen King seinen Horror erwachsen.
Sehr ähnlich verhält es sich mit Hugh Walker. Er schöpft aus seiner erlebten Umwelt seine Schauplätze, in die er das Grauen einbrechen läßt, wo er die Grenzen zwischen Realität und Phantasie verwischt. Dazu findet man gern den einen oder anderen Menschen seiner Umgebung wieder. Man muss nur hinschauen.
Auch in der Koproduktion mit Franz Schwabeneder, »Reich ohne Schatten«, nimmt die Geschichte ihren Ausgang in Österreich, während einer Zugfahrt, aus der heraus der Held in eine Fantasywelt geschleudert wird.
Das eigentlich Bemerkenswerte an »Reich ohne Schatten« sind die beiden Autoren. Ihre Stile könnte kaum unterschiedlicher sein. Und obwohl die einzelnen Beiträge von Hugh Walker und Franz Schwabeneder nicht gekennzeichnet sind, so fällt es dem Leser nicht sonderlich schwer, zu erkennen, wer welche Textpassagen verfasste:
Hugh Walker zeichnet für die atmosphärisch dichten und komplexeren Abschnitte verantwortlich. Franz Schwabeneder dagegen scheint der Mann fürs Grobe zu sein. Die Ich-Person wird bei den Passagen, für die er verantwortlich zeichnet, zum Helden, der geradlinig und überlegen denkt.
An zwei Szenen, die kurz aufeinanderfolgen, soll der große Unterschied zwischen den Stilen dargestellt werden. Das erste geht höchstvermutlich auf Hugh Walker zurück:
Auch deshalb, weil er später ein Exposé (datiert auf den 24. September 1972) unter dem Titel Die Saat des Grauens (am 14. Oktober nachzulesen in Exposés) vorlegt. Darin greift er das in der »Pioneer«-Geschichte verwendete Thema nochmals auf, allerdings entfernt er zumindest im Exposé die Gastauftritte der alten und neuen Horrormeister und verlegt die Handlung in unsere Zelt beziehungsweise in die siebziger Jahre. Ansonsten bleibt der Grundgedanke der Handlung im Exposé erhalten. Sie wird um wenige Elemente ergänzt, wie zum Beispiel den Helden, einen Horrorschriftsteller, und dessen Reise in die Welt der Phantasie.
Die Saat des Grauens als Heftroman wurde leider nie geschrieben. Leider, kann man eigentlich nur sagen, denn es wäre interessant gewesen, wie Hugh Walker dieses Thema zum zweiten Mal umsetzt.
Allerdings weiß Straßl leider nicht mehr, ob er dieses Exposé überhaupt beim Pabel-Verlag vorgelegt hat. Er kann sich kaum besinnen, es geschrieben zu haben. Nun wird man wohl nie erfahren, ob der Verlag wegen der religiösen und jugendschützerischen Fragwürdigkeiten das Konzept ablehnte, denn am Ende siegt der Teufel uneingeschränkt, wenn er auch erkennen muss, dass er nun ein lebendiges Wesen geworden ist und damit auch sterben muss.
Auch die beiden übrigen Geschichten, die in »Fantasia« 65/66 vorgelegt wurden, »Der Fall Moracek« und »Reich ohne Schatten«, eine Koproduktion mit Franz Schwabeneder, geben uns Hinweise auf Hugh Walkers Neigung zum Horror.
»Der Fall Moracek« ist weniger bedeutsam, handelt es sich dabei um eine humoristische Story, die auf eine witzige Pointe hingeschrieben wurde. Allerdings ist diese Geschichte zu lang, als dass die Pointe wirklich überraschen könnte. Weniger wäre hier mehr gewesen (ungewöhnlich für den Autor Straßl, der doch eher nach Motto: In der Kürze liegt die Würze gearbeitet hat).
Doch zwei Dinge sind auffällig. Zum einen bedient sich Hugh Walker hier wieder des Einbruchs der Phantasie, des Übernatürlichen in die Realität, was für ihn den Horror ausmacht. Zum anderen aber, und das ist viel bedeutsamer, wird hier seine Neigung deutlich, Geschichten und Romane in seiner unmittelbaren Umgebung anzusiedeln, also in seiner eigenen Realität.
Das ist ein Zug an ihm, der ihn in gewisser Weise mit Stephen King verbindet. King hat über Jahre hinweg seine Romane in einem fiktiven Städtchen angesiedelt, das aber sehr eng an die Realität angelehnt war: Es ist die Umgebung, in der er geboren wurde, in der lebte, Bundesstaat der USA, Maine. Und aus diesen Erfahrungen, aus dieser Realität heraus ließ Stephen King seinen Horror erwachsen.
Sehr ähnlich verhält es sich mit Hugh Walker. Er schöpft aus seiner erlebten Umwelt seine Schauplätze, in die er das Grauen einbrechen läßt, wo er die Grenzen zwischen Realität und Phantasie verwischt. Dazu findet man gern den einen oder anderen Menschen seiner Umgebung wieder. Man muss nur hinschauen.
Auch in der Koproduktion mit Franz Schwabeneder, »Reich ohne Schatten«, nimmt die Geschichte ihren Ausgang in Österreich, während einer Zugfahrt, aus der heraus der Held in eine Fantasywelt geschleudert wird.
Das eigentlich Bemerkenswerte an »Reich ohne Schatten« sind die beiden Autoren. Ihre Stile könnte kaum unterschiedlicher sein. Und obwohl die einzelnen Beiträge von Hugh Walker und Franz Schwabeneder nicht gekennzeichnet sind, so fällt es dem Leser nicht sonderlich schwer, zu erkennen, wer welche Textpassagen verfasste:
Hugh Walker zeichnet für die atmosphärisch dichten und komplexeren Abschnitte verantwortlich. Franz Schwabeneder dagegen scheint der Mann fürs Grobe zu sein. Die Ich-Person wird bei den Passagen, für die er verantwortlich zeichnet, zum Helden, der geradlinig und überlegen denkt.
An zwei Szenen, die kurz aufeinanderfolgen, soll der große Unterschied zwischen den Stilen dargestellt werden. Das erste geht höchstvermutlich auf Hugh Walker zurück:
Mehr und mehr Wesen wuchsen in den Himmel, wie Ranken sturmgepeitschter Pflanzen, griffen nach dem bleichen Mondlicht, sogen es auf und machten die Nacht schwärzer. Wie Dämonen schienen sie ihre Wurzeln zu befreien und die Erde von sich zu werfen in einem taumelnden Auf-und-Nieder in den dunklen Nachthimmel hinein.
Sie kamen heran wie gewaltige Wogen nachtschwarzen Wassers in einem Ozean von Leben. (...) Sie landeten auf dem weichen Boden wie satte, schwere Regentropfen. Und ebenso zahlreich fielen sie vom Himmel wie der kalte Regen einer Spät-Oktobernacht, Stetig. Es war, als vermählte sich der Himmel mit der Erde. ( ) Ein Wall bleicher Gestalten mit großen, glühenden Augen, in denen die Nacht lebte. (...) Schön waren diese Gesichter. Bleich wie Elfenbein, gegossen in schwarze, nächtliche Schatten. (...) Ihre Münder waren halb offen, und in ihren Kehlen pulsierte heißer Atem. (...) Der Mund verlieh ihren Gesichtern etwas Grausames, Tierisches. Gier! Eine lüsterne, ewig unbefriedigte Gier. (...) Zwei volle Brüste beherrschten den Oberkörper, deren dunkle Warzen mit kleinen Höfen wie tanzende Kobolde aus dem milchigen Weiß der Haut abstachen. (...) Es war nicht die Luft, die diese Flügel trug, sondern der Geist uralter Dinge, der in ihnen lebte. Die Brüste waren zu schön, um zu säugen, und der Schoß war zu verlangend, um zu gebären. (16)
Nun das zweite Zitat, allem Anschein nach von Franz Schwabeneder.
Seine Durchlaucht, der Fürst der Hölle, stand keine drei Schritte vor mir und grinste süffisant. (...) Befriedigt?"
Die Frage war hart. Ich erholte mich aber rasch, da ich in seinen dunklen, intelligenten Augen den bösen Zynismus erkannte, mit dem er die Frage gestellt hatte. (...)
Mir wurde beinahe übel vor Zorn. "Satan!" zischte ich.
"Ein wahres Wort." Sein Grinsen wurde breiter und in der Folge unausstehlich.
In dieser Sekunde musste ich rot gesehen haben. Ich stürzte mich auf ihn. Aber er hatte sich aufgelöst, bevor ich richtig landen konnte. Der Schwefelgeruch war unangenehm stark und brachte mich wieder zur Besinnung. Er stand wieder vor mir. Drei Schritte. In diesem Moment hätte ich ihn ankotzen mögen. (17)
Hier stehen zwei Stile konträr gegenüber. Der lyrisch angehauchte Stil Hugh Walkers und der konventionelle Schwabeneders. »Reich ohne Schatten« hätte eine wesentlich bessere Erzählung werden können, wäre jeder dieser Autoren in eine eigene Rolle geschlüpft. Es wäre also besser gewesen, zwei Personen, zwei unterschiedliche Charaktere in diese Welt der Phantasie zu versetzen, so dass jeder der beiden Autoren seine Figur schildern kann. So hätten Straßl und Schwabeneder beide ihre Stärken in die Geschichte einbringen können. In der gewählten Form wirkt die Hauptperson dagegen ein wenig schizophren. Selbst unaufmerksame Leser der Erzählung werden bemerken, dass Ray Bradbury auch in dieser Erzählung seine Spuren hinterließ.
Hugh Walker hatte sich in der Wiener SF-Gruppe zu einem recht ungewöhnlichen Autor entwickelt. Magira wurde dort geboren, sein Hang zum Horror hatte sich verfestigt und er hatte sein literarisches Vorbild gewählt: Ray Bradbury, ohne dessen Einfluss einige Werke Hugh Walkers ganz anders ausgesehen hätten.
Die Erzählungen Hugh Walkers waren bereits großteils ausgereift, der Weg ins Profilager wurde eingeschlagen. Zunächst waren das vereinzelte Kurzgeschichten und der Versuch, Fantasy bei Verlagen zu plazieren.
Hugh Walker hatte sich in der Wiener SF-Gruppe zu einem recht ungewöhnlichen Autor entwickelt. Magira wurde dort geboren, sein Hang zum Horror hatte sich verfestigt und er hatte sein literarisches Vorbild gewählt: Ray Bradbury, ohne dessen Einfluss einige Werke Hugh Walkers ganz anders ausgesehen hätten.
Die Erzählungen Hugh Walkers waren bereits großteils ausgereift, der Weg ins Profilager wurde eingeschlagen. Zunächst waren das vereinzelte Kurzgeschichten und der Versuch, Fantasy bei Verlagen zu plazieren.