Aber als ich das letzte Mal etwas mit weniger als 25.000 Worten geschrieben habe, war Bill Clinton Präsident und das World Trading Center stand noch. Maximal 10.000 Worte? Das sind gerade mal zwei Kapitel. Ein kompletter Handlungsbogen in dem bisschen Platz? Man darf wohl sagen, dass ich mir in diesem Format nicht allzu viel zutraute.
Habe
eine Menge Zeit damit zugebracht, mit Ideen herum zu spielen und es
aufzuschieben. Beschloss irgendwann, ich hätte jetzt genug daran
herumgemacht; schrieb Worte auf, brachte sie später in Form. Das
erste Drittel von Revolutionary Justice entstand in den sechs
Stunden danach. Es stellte sich heraus, dass gar nicht viel
Überarbeitung nötig war.
Schon ironisch, dass die Hauptfigur William Walker jemand war, den ich für
Abenteurer in der Hölle mit Beschlag belegt hatte, nicht für
Anwälte. Aber er war mal Anwalt gewesen, und er war
interessanter als all die Profis, die mir einfallen wollten
In der ursprünglichen Reihe hatte es
in der Hölle eine revolutionäre Bewegung gegeben; dem Namen nach wurde sie
von Che Guevara geführt, und sie bekamen irgendwie nichts auf die
Reihe außer sich von bekannteren Figuren verdreschen zu lassen. Was
würde passieren, falls sich mal eine ernstzunehmende Gruppe
zusammenfindet? An dieser Stelle kam das Komitee ins Spiel.
Grundwissen über Aufstände, politischer Sachverstand Saul Alinsky
gehört dazu, der Autor von Die Stunde der Radikalen, und
George Orwell auch und die feste Absicht, Satan zu stürzen.
Walker war ein Freibeuter, kein
Revolutionär. Aber er war auch ein Opportunist, und es machte
einfach Sinn, wenn er für sie an der Basis arbeitete. Und der
Konflikt mit Guevara war offensichtlich.
Che Guevara hatte in der ursprünglichen
Reihe Flagge gezeigt, sogar sehr deutlich, war aber nie so etwas wie
eine Persönlichkeit geworden; er war einfach jemand, auf den andere
Figuren reagierten. Janet hat an einer Stelle mal gesagt, er sei
unfähig gewesen und ein Schlächter und dass sie mit ihm als Person
nie besonders viel anfangen konnte. Ich werde mit dem echten Che auch
nicht warm, aber er war zugleich ein Egoist und ein Romantiker.
Habe die Figur also auf ein großes Ego
angelegt und auf Inkompetenz. Ein ganz besonders großes Ego,
derartig ausgeprägt, dass ich einfach nur noch Witze darüber mache. Für
Che ging es bei der Rebellion überhaupt nie um den Sieg; der Sinn
der Rebellion ist ausschließlich die Verklärung Che Guevaras als
romantisches Idol.
Cobain schrieb sich selbst, ohne dass
ich mir groß Gedanken machen musste. Guevara brauchte jemanden, zu
dem er sprechen konnte, Cobain bot sich geradezu an, und ich mochte
es, wie die beiden sich gegenseitig austricksten. Am Ende machte es
mehr Spaß, über sie zu schreiben als über Walker.
Ursprünglich hätte "Revolutionary
Justice" viel länger werden sollen. Abbie Hoffmann, Anarchist aus den
Sechzigern, sollte eine viel größere Rolle bekommen, und die
Entscheidung hätte vor einem Gerichtshof aus bekannten
Revolutionären im Ruhestand fallen sollen. Dann machte ich mir klar,
dass Walkers kurze Erfahrung als Rechtsanwalt schon ausreichte, um
die Geschichte geeignet zu machen, und dass die 10.000-Worte-Marke
schon recht nahe war. Was also jetzt die Auflösung der Geschichte
ist, hätte eigentlich ein Wendepunkt am Ende des zweiten Aktes
werden sollen. Aber so ist es besser und mehr auf den Punkt, denke
ich.
Hat Spaß gemacht, die Geschichte zu
schreiben. Sehr interessantes Universum als Spielplatz; ich sehe in
der Hölle reichlich Platz für schwarzen Humor, und der gefällt mir
am besten. (Der beste komische Film, der je gemacht wurde
vielleicht der beste Film überhaupt ist meiner Ansicht nach
Stanley Kubricks Dr. Strangelove oder Wie ich lernte, die Bombe zu
lieben. Natürlich lachst Du über den nuklearen Weltuntergang,
wozu soll er denn sonst gut sein?). Freue mich darauf, mehr für
diese Welt zu schreiben vor allem mehr über Che Guevara und Kurt
Cobain.
Revolutionary Justice, © Leo Champion; Perseid Publishing, 2011
2011© Lawyers in Hell (Janet Morris), 2011, all rights reserved
Übersetzung: Harald Weber