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Kommentar des Autors zu “Revolutionary Justice”

Lawyers in Hell Kommentar des Autors zu
»Revolutionary Justice,«
 einer Geschichte in Lawyers in Hell
 
Ich kam durch meinen Freund „Mad“ Mike Williamson dazu. Dachte, es wäre eine Gelegenheit, etwas an eine bekannte Reihe zu verkaufen; hätte mir nie träumen lassen, dass es einmal viel mehr werden würde. Obwohl ich nicht besonders viel über Kurzgeschichten wusste.

Seit ich Mitte der 90er ernsthaft mit dem Schreiben anfing, hatte ich so etwa zehn Geschichten in Romanformat geschrieben. Vielleicht noch mal halb so viele mit zwischen 25.000 und 50.000 Worten.


Lawyers in HellAber als ich das letzte Mal etwas mit weniger als 25.000 Worten geschrieben habe, war Bill Clinton Präsident und das World Trading Center stand noch. Maximal 10.000 Worte? Das sind gerade mal zwei Kapitel. Ein kompletter Handlungsbogen in dem bisschen Platz? Man darf wohl sagen, dass ich mir in diesem Format nicht allzu viel zutraute.


Habe eine Menge Zeit damit zugebracht, mit Ideen herum zu spielen und es aufzuschieben. Beschloss irgendwann, ich hätte jetzt genug daran herumgemacht; schrieb Worte auf, brachte sie später in Form. Das erste Drittel von „Revolutionary Justice“ entstand in den sechs Stunden danach. Es stellte sich heraus, dass gar nicht viel Überarbeitung nötig war.

 
Schon ironisch, dass die Hauptfigur – William Walker – jemand war, den ich für „Abenteurer in der Hölle“ mit Beschlag belegt hatte, nicht für „Anwälte“. Aber er war mal Anwalt gewesen, und er war interessanter als all die Profis, die mir einfallen wollten …
 
In der ursprünglichen Reihe hatte es in der Hölle eine revolutionäre Bewegung gegeben; dem Namen nach wurde sie von Che Guevara geführt, und sie bekamen irgendwie nichts auf die Reihe außer sich von bekannteren Figuren verdreschen zu lassen. Was würde passieren, falls sich mal eine ernstzunehmende Gruppe zusammenfindet? An dieser Stelle kam das Komitee ins Spiel. Grundwissen über Aufstände, politischer Sachverstand – Saul Alinsky gehört dazu, der Autor von „Die Stunde der Radikalen“, und George Orwell auch – und die feste Absicht, Satan zu stürzen.
 
Walker war ein Freibeuter, kein Revolutionär. Aber er war auch ein Opportunist, und es machte einfach Sinn, wenn er für sie an der Basis arbeitete. Und der Konflikt mit Guevara war offensichtlich.
 
Che Guevara hatte in der ursprünglichen Reihe Flagge gezeigt, sogar sehr deutlich, war aber nie so etwas wie eine Persönlichkeit geworden; er war einfach jemand, auf den andere Figuren reagierten. Janet hat an einer Stelle mal gesagt, er sei unfähig gewesen und ein Schlächter und dass sie mit ihm als Person nie besonders viel anfangen konnte. Ich werde mit dem echten Che auch nicht warm, aber er war zugleich ein Egoist und ein Romantiker.
 
Habe die Figur also auf ein großes Ego angelegt und auf Inkompetenz. Ein ganz besonders großes Ego, derartig ausgeprägt, dass ich einfach nur noch Witze darüber mache. Für Che ging es bei der Rebellion überhaupt nie um den Sieg; der Sinn der Rebellion ist ausschließlich die Verklärung Che Guevaras als romantisches Idol.
 
Leo ChampionCobain schrieb sich selbst, ohne dass ich mir groß Gedanken machen musste. Guevara brauchte jemanden, zu dem er sprechen konnte, Cobain bot sich geradezu an, und ich mochte es, wie die beiden sich gegenseitig austricksten. Am Ende machte es mehr Spaß, über sie zu schreiben als über Walker.

Ursprünglich hätte "Revolutionary Justice" viel länger werden sollen. Abbie Hoffmann, Anarchist aus den Sechzigern, sollte eine viel größere Rolle bekommen, und die Entscheidung hätte vor einem Gerichtshof aus bekannten Revolutionären im Ruhestand fallen sollen. Dann machte ich mir klar, dass Walkers kurze Erfahrung als Rechtsanwalt schon ausreichte, um die Geschichte geeignet zu machen, und dass die 10.000-Worte-Marke schon recht nahe war. Was also jetzt die Auflösung der Geschichte ist, hätte eigentlich ein Wendepunkt am Ende des zweiten Aktes werden sollen. Aber so ist es besser und mehr auf den Punkt, denke ich.

Hat Spaß gemacht, die Geschichte zu schreiben. Sehr interessantes Universum als Spielplatz; ich sehe in der Hölle reichlich Platz für schwarzen Humor, und der gefällt mir am besten. (Der beste komische Film, der je gemacht wurde – vielleicht der beste Film überhaupt – ist meiner Ansicht nach Stanley Kubricks „Dr. Strangelove oder Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“. Natürlich lachst Du über den nuklearen Weltuntergang, wozu soll er denn sonst gut sein?). Freue mich darauf, mehr für diese Welt zu schreiben – vor allem mehr über Che Guevara und Kurt Cobain.


Revolutionary Justice, © Leo Champion; Perseid Publishing, 2011
2011© Lawyers in Hell (Janet Morris), 2011, all rights reserved
Übersetzung: Harald Weber

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