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Vampire pflastern seinen Weg - Hugh Walker und sein ›Held‹

Vampire pflastern sein Weg Hugh Walkers Horror Romane
Hugh Walker und sein ›Held‹
Spät kam er, aber er kam

Hubert Straßl und Helden - das ist ein gespaltenes Verhältnis.

Straßl hätte den Helden ›M
ythor‹ spannend gefunden, wenn dieser mit dem von ihm angepeilten dunklen Erbe ausgestattet worden wäre. Harry Fuchs aus seiner ›Dracula‹-Miniserie kommt dem typischen aufrechten Horrorhefthelden am Nächsten.

 

Aber da gab es auch noch einen Helden, den er bislang in drei Romanen zum Einsatz brachte: Robert Steinberg (dessen Nachname durchaus einen gewissen regionalen Bezug zu Hubert Straßl aufweist).

 

Legende des GrauensSteinbergs Berufsbezeichnung und Habitus kommt dem klassischen Hefthelden schon sehr nahe. Er ist ein ›Rezeptor‹. Michael Schönenbröcher umschrieb das in der Ankündigung von »Legende des Grauens« (Dämonen-Land 150) so:
Rezeptoren sind Menschen, die eine außergewöhnliche Begabung besitzen: Sie können fremde Gedanken empfangen und mit dem Geist anderer Lebewesen - auch Tieren - verschmelzen. Robert Steinberg ist ein solcher Rezeptor. Doch seine telepathische "Antenne" ist feiner (...)
Er ist als ›Parascout‹ tätig und arbeitet für ein Institut, das sich mit übersinnlichen Phänomenen befasst. Von dieser Grundausrichtung her gesehen ist das ein klassischer Heftheld wie ›Sinclair‹, ›Hellmark‹ oder der Archetyp des Kämpfers wider dem Übersinnlichen ›Larry Brent‹. Wer den Autor nicht kennt, der könnte nun vermuten, dass ein mit reichlich Waffen versehener Spzialagent mit einer ›bondschen‹ Aura umgeben die Dämonen zum Teufel jagt. Wer aber Hubert Straßl und seine Romane kennt, der weiß, dass Straßl so nicht tickt.  

Straßl begann Geschichten über ›Robert Steinberg‹ zu schreiben, als er mit seinen Neuausgaben im »Dämonen-Land« zum beliebtesten Autor wurde. Da hatte er schon über ein Jahrzehnt lang keinen Horrorroman mehr verfasst. 

Die Hölle in mir»Die Hölle in mir« (Dämonen-Land 50, August 1991) ist ein stilistisch einwandfreies Stück Horrorliteratur, aber abgesehen von äußeren Veränderungen ist er im Kern ein typischer Hugh-Walker-Roman geblieben. Es ist dem Autor nicht vorzuwerfen, dass er Lieblingsthemen verfolgt, aber gerade wenn man im Zeitraum von drei Wochen Hugh Walkers sämtliche Horrorhefte neu liest (wie ich es für die Recherche des Beitrages in FANTASIA 65/66 getan habe), fallen die Wiederholungen stärker auf, als bei den seinerzeit großen Abständen zwischen den Originalveröffentlichungen. Doch selbst dann ist Straßl lesbarer als viele seiner Kollegen.

Hugh Walker blieb seinen Themen grundsätzlich treu. Regionaler Bezug, das Übersinnliche (die Phantastik) dringt in die Alltagswelt (des Autors) ein. Dennoch: Robert Steinberg ist dabei Straßls Version eines Hefthelden. Harry Fuchs war eher der Versuch, den Mainstream zu treffen. Nun versuchte sich Straßl an seinem eigenen Typus des Helden. Der Autor wählte gar die Ichform für seine Erzählung. Dabei zeigte er mehr als deutlich, was mit dieser Erzählform möglich und machbar ist, wenn man nur ein bisschen Gehirnschmalz investiert.

Hugh Walker ergründete seinen Charakter und setzte ›Robert Steinberg‹ allein dadurch von den ›herkömmlichen‹ Kollegen ab.

Konsequent griff er das Thema nahezu zwei Jahre später anlässlich des 150. Bandes von »Dämonenland« wieder auf.
 
Das siebente OpferSeinen letzten Auftritt hatte Robert Steinberg dann nach einer Pause von einem Jahrzehnt für die »Vampir Horror«-Reihe im Zaubermond Verlag 2004. In dem Band »Das siebente Opfer« (der auch Beiträge von Dan Shocker, Jo Zybell, Bernd Frenz und Uwe Voehl enthält) war Straßl mit dem dritten und bislang letzten Abenteuer von ›Robert Steinberg‹ in »Der Teufelmacher« vertreten.

Hier zeigt Straßl noch einmal, dass er einer der ganz Großen des deutschsprachigen Horrorromans unserer Zeit ist. Besonders beeindruckend waren dabei die ersten Seiten des Romans. Der Einstieg ist eine flott geschriebene Szene mit Action, die aber nicht überladen wirkte und den Leser mit auf eine spektakuläre Reise nahm.

Dieser Einstieg gehört mit zum Besten, das Straßl geschrieben hat. Schade, dass dieser Roman nur das kleine Publikum der Jäger und Sammler erreichte.
 
Dennoch halte ich es für einen Trugschluss, anhand der drei Romane zu folgern, dass Hubert Straßl daraus eine von ihm verfasste monatlich oder vierzehntägig erscheinende Endlosserie machen könnte. Das wäre nicht sein Ding, und nach zehn Bänden und der Ergründung der seelischen Tiefen Steinbergs hätte Hubert genug und würde sich neue Betätigungsfelder suchen.

Hubert Straßl ist nicht der Typ für Endlosserien. Hugh Walker widmet sich einem Thema nur so lange, wie es ihn selbst fasziniert. Daher ist es gut, wenn Steinberg nur alle paar Jahre das Licht der literarischen Welt erblickt. 


Straßl beweist auch mit diesem Roman, dass er kein typischer Heftautor ist. Er kommt nur zufällig mit dem geforderten Umfang eines Heftes prima zurecht, entfernt sich aber ansonsten weit von den Schemata - selbst dann, wenn er versucht, sich diesen Mustern anzunähern.
 
Insofern ist der Straßl'sche Held Steinberg ein Außenseiter. Aber einer, den kennenzulernen sich lohnt.
 

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