John Sinclair Revisited: Die 400er - Beginn einer neuen Ära (Teil 2)

Beginn einer neuen Ära
Teil 2
Teil 2

Sieht man jedoch von dem Spiel und den hiermit zusammenhängendem Handlungsstrang, in dem Sinclair und Bill sich mit Kamikaze herumschlagen ab, kann man den Rest des Romans als durchaus lesbar und stellenweise sogar spannend bezeichnen. Wenn man davon absieht, dass es den im Titel angekündigten Kult eigentlich nicht wirklich gibt, so reißt der Handlungsstrang um Suko, der sich mit einer im wahrsten Sinne des Wortes heißen Frau befassen muss, doch einiges raus. Zwar mag man sich fragen, warum der Autor nun plötzlich Baal ins Geschehen einflechten muss, und der Zusammenhang mit dem Sternenvampir mutet auch eher konstruiert als schlüssig an, aber immerhin tritt mit der Feuerfrau Belisana mal ein Gegner auf den Plan, der sich von der allmächtigen Dämonenpeitsche Sukos nicht sonderlich beeindrucken geschweige denn vernichten lässt. Allerdings scheint der Autor selbst nicht genau gewusst zu haben, was genau dieses Wesen denn nun sein soll. So wird sie mal als Göttin, dann wieder als Dämonin tituliert, wobei Suko sich noch an ersterem stört, da er angenommen hat, Göttinnen müssten doch eigentlich weise sein (wobei er Gegner wie etwa die Schlangengöttin Kali wohl vergessen hat). Ebenfalls störend für den Lesefluss ist die wiederholte Frage des Chinesen nach der Herkunft der Feuerfrau, deren Antwort er längst weiß. Ganz zu schweigen von der hochintelligenten Reaktion eines Hubschrauber-Piloten beim Anblick der fliegenden Feuerfrau: Was will die denn, verdammt!. Abgesehen von diesen und ähnlich sinnfreien Dialogen kann man diesen ersten Teil der Trilogie aber als annehmbar bezeichnen. Beide Handlungsebenen bieten genug Tempo und Action, dass zumindest keine Langeweile aufkommt, wenn man den Kampf gegen Kamikaze auch auf weniger Seiten hätte schildern können.

Diese kommt zwar nicht ganz so unterirdisch daher, allerdings gibt es auch hier eine Szene, die beim Rezensenten ein heftiges Stirnrunzeln auslöste, gefolgt von einem noch heftigeren Kopfschütteln. Da beschließt nämlich der Killer Kamikaze, trotz seiner Fesseln, einen Fluchtversuch zu wagen. Und wie stellt man sowas an? Nun, man rennt auf einen Wagen zu, wartet, bis einem die Tür geöffnet wird und schmeißt sich dann auf den Beifahrersitz (siehe Zitate)

Doch auch wenn die Handlung um John und Bill, die sich weiterhin mit Samaran herumschlagen, im Vergleich damit wie eine Offenbarung in Sachen Tempo und Action daherkommt, so gibt es auch hier mehr als nur einen Anlass für Verwunderung. Da ist zum einen der Opferdolch, welcher noch im Band zuvor als sehr starke Waffe beschrieben wurde, welche gar imstande war, gestandene Kämpfer wie Suko und Yakup zu bannen, und hier plötzlich wie eine stinknormale Waffe zum Einsatz kommt. Dementsprechend leicht wird es dem Helden gemacht, Samaran die Waffe abzunehmen. Zumal sie diesem auch noch aus der Hand gleitet. Anschließend tönt der Geisterjäger dann noch, es hätte ihn ein Stück Arbeit gekostet, an die Waffe heranzukommen (Haare rauf) Immerhin wird mit Kamikaze einer der Hauptgegner (zumindest aus der Kategorie Wasserträger derselben) ausgeschaltet. Dass Bill die goldene Pistole zu diesem Zweck gegen einen Menschen einsetzt (welcher sich ebenso wie ein schwarzblütiges Wesen in einer säureartigen Substanz innerhalb der Killerblase auflöst), darf allerdings als eher fragwürdige Methode betrachtet werden, auch wenn es sich um eine brenzlige Situation handelte.
Auch die Handlungsebene um Rasputins Tarot Karten, in welcher die Horror-Oma Sarah Goldwyn zum Einsatz kommt, trägt wie bereits erwähnt nicht wirklich dazu bei, dieses Heft lesenswert zu machen. Im Gegenteil wird dieser Abschnitt von Dark derart in die Länge gezogen, dass es weit über die Schmerzgrenze der Dehnbarkeit hinausgeht. Das wirkt sich vor allem auf die Dialoge verheerend aus, welche mit zunehmender Seitenzahl immer dümmlicher und sinnfreier werden. Die Protagonisten drehen sich mit ihren Aussagen ebenso im Kreis, wie die dünne Handlung um den Baal Diener Rasputin.
Dieser wird ob es dem geneigten Leser es nun passt oder nicht auch im nächsten Band noch eine tragende Rolle spielen. Aber das ist eine andere Geschichte
Mal hatten sie Sonne, dann wieder Schatten. Beides spiegelte sich auf ihren Gesichtern.
(JS Band 402 / S. 30)
Er sah den Buschstreifen näher kommen und hechtete kopfüber hinein, wobei er die Arme vorgestreckt hatte, um edle Teile zu schützen.
(JS Band 402 / S.42)
Diese eine Bewegung sah wie eine Flucht aus. Das merkten auch die kleineren Brände auf dem Wasser.
(JS Band 402 / S.58)
Durch die gefesselten Hände wirkte sein Lauf etwas grotesk. Mir kam es so vor, als hätte er etwas Känguruhhaftes an sich.
(JS Band 403 / S.20)
Sie ging nicht mehr so geschmeidig wie sonst, denn in ihren Knien verstärkte sich die Weichheit.
(JS Band 403 / S.22)
Das waren keine normalen Flammen. Irgendwie wirkten sie fester, waren dabei wie Wasser, das sich träge ausbreitete.
(JS Band 403 / S.56)
Meine Kleidung hatte angefangen zu qualmen. Die Funken klebten an ihr wie mit Geierkrallen.
(JS Band 403 / S.61)
Die Menschheit ist nicht so schlecht. Sie wird nur immer so schlecht gemacht. Das ist der Unterschied.
(JS Band 404 / S.6)
Samaran ächzte manchmal. Er formulierte Worte, die ich kaum verstand, die jedoch viel mit meiner Vernichtung zu tun hatten.
(JS Band 404 / S.21)
Ich will nicht gestört werden. Nicht heute, wo es um Sein oder Nichtsein geht. Das hast du doch begriffen, oder?
(JS Band 404 / S.48)
Ich will es einfach nicht sehen, hast du verstanden? Ich will das Kreuz nicht haben! Ich will nichts davon hören! Ich kann es nicht sehen!
(JS Band 404 / S.49)
Ich bekam Ludmilla zu packen und warf sie um. Dabei fiel ich auf sie, winkelte ein Bein an und drückte ihr das Kinn in den Leib.
(JS Band 404 / S.55)
Das Schweigen stand da wie eine Mauer. Es kam mir als Belastung vor.
(JS Band 404 / S.64)
Kommentare
Ich habe Tränen gelacht...danke