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John Sinclair Revisited: Die 400er - Beginn einer neuen Ära (Teil 2)

John Sincalir revisitedDie 400er
Beginn einer neuen Ära
Teil 2

Nachdem wir uns im letzten Teil wundern durften, warum Jason Dark seine Trilogie zum Thema Baal (aus dem ja dann sogar ein Sechsteiler wurde) nicht mit dem Jubiläumsband 400 startete, wenden wir uns heute eben diesem Mehrteiler zu, der eigentlich bereits mit Band 401 begann. In diesem Roman drehte sich alles um ein Spiel, das seine Teilnehmer mithilfe eines präparierten Chips zu Vampiren werden ließ, wobei sich am Ende herausstellte, dass einer der noch verbliebenen Hauptgegner Sinclairs, Akim Samaran, dahintersteckte.

 

Der FeuerkultErschien einem dieses Vorhaben schon in besagtem Band 401 mehr als suspekt, schließlich musste man sich fragen, warum überhaupt ein Elektronik – Chip in ein Spiel eingebaut werden sollte, das sich am Ende als ganz normales Gesellschaftsspiel herausstellte, so entpuppt es sich im JOHN SINCLAIR BAND 402 „Der Feuerkult“, als noch unsinniger und fragwürdiger, um schließlich im darauffolgenden Band vom Autor selbst als „Abfallprodukt“ eines ganz anderen Plans bezeichnet zu werden. Anscheinend war Dark irgendwann aufgegangen, dass es bei dieser ganzen Idee mit dem Spiel einfach zu viele Ungereimtheiten gab, und es dem Gegner am Ende kaum dazu dienen konnte, irgendeine Form von Macht auszuüben. Während zum Beispiel anfangs noch von einer „Massenbeeinflussung“ durch das Spiel die Rede ist, stellt sich später heraus, dass immer nur der Gewinner einer Partie zum Vampir werden kann. Da würde es mit der klassischen Methode (Keimübertragung durch Beißen) dann doch etwas schneller gehen… Schließlich wird in diesem Band 402 dann eine einzelne Person (Samarans Gehilfe, der Killer Kamikaze) losgeschickt, um die Chips in die Spiele einzusetzen… Hier hat der Autor sich also ganz offensichtlich völlig verzettelt und eine mehr als schlecht durchdachte Idee über zwei Romane ausgewalzt, nur um am Ende mit der oben genannten Bemerkung zurückrudern zu müssen.

Sieht man jedoch von dem Spiel und den hiermit zusammenhängendem Handlungsstrang, in dem Sinclair und Bill sich mit Kamikaze herumschlagen ab, kann man den Rest des Romans als durchaus lesbar und stellenweise sogar spannend bezeichnen. Wenn man davon absieht, dass es den im Titel angekündigten „Kult“ eigentlich nicht wirklich gibt, so reißt der Handlungsstrang um Suko, der sich mit einer im wahrsten Sinne des Wortes „heißen“ Frau befassen muss, doch einiges raus. Zwar mag man sich fragen, warum der Autor nun plötzlich Baal ins Geschehen einflechten muss, und der Zusammenhang mit dem Sternenvampir mutet auch eher konstruiert als schlüssig an, aber immerhin tritt mit der Feuerfrau Belisana mal ein Gegner auf den Plan, der sich von der allmächtigen Dämonenpeitsche Sukos nicht sonderlich beeindrucken geschweige denn vernichten lässt. Allerdings scheint der Autor selbst nicht genau gewusst zu haben, was genau dieses Wesen denn nun sein soll. So wird sie mal als Göttin, dann wieder als Dämonin tituliert, wobei Suko sich noch an ersterem stört, da er angenommen hat, Göttinnen müssten doch eigentlich weise sein… (wobei er Gegner wie etwa die Schlangengöttin Kali wohl vergessen hat). Ebenfalls störend für den Lesefluss ist die wiederholte Frage des Chinesen nach der Herkunft der Feuerfrau, deren Antwort er längst weiß. Ganz zu schweigen von der hochintelligenten Reaktion eines Hubschrauber-Piloten beim Anblick der fliegenden Feuerfrau: „Was will die denn, verdammt!“. Abgesehen von diesen und ähnlich sinnfreien Dialogen kann man diesen ersten Teil der Trilogie aber als annehmbar bezeichnen. Beide Handlungsebenen bieten genug Tempo und Action, dass zumindest keine Langeweile aufkommt, wenn man den Kampf gegen Kamikaze auch auf weniger Seiten hätte schildern können.

Baals OpferdolchSchließlich taucht noch der große Erzrivale Samaran auf (Enthüllungstusch!) und der Leser darf sich den zweiten Teil, JOHN SINCLAIR BAND 403 „Baals Opferdolch“, zu Gemüte führen. In diesem werden die beiden Handlungsebenen des ersten Teils fortgesetzt und die Ereignisse spitzen sich weiter zu, was allerdings nicht bedeutet, dass die Qualität des Vorgängers gehalten oder gar getoppt werden kann. Zwar bekommen Suko und Yakup es hier mit Akim Samaran persönlich zu tun und der Kampf gegen den nunmehr zum Dämon aufgestiegenen Erzschurken erweist sich auch als durchaus anspruchsvoll und herausfordernd, allerdings kommt es gerade in diesen Passagen zu sprachlichen Aussetzern und zum Teil völlig sinnfreien, wirren Dialogen, so dass die Spannung, die hier aufkommen könnte gleich wieder im Keim erstickt wird. Hinzu kommt noch, dass das Verhalten der Protagonisten mehr als einmal Rätsel aufgibt und vom Leser kaum nachzuvollziehen ist. Da wäre zum Beispiel die Szene, in der Suko sich Akim Samaran schnappt und kurzerhand ins Wasser wirft, nachdem er mit Buddhas Stab die Zeit angehalten hat, um sich anschließend zu fragen, ob dieser wohl ertrunken ist, obwohl er kurz vorher seiner Verwandlung in ein Feuerwesen (ähnlich wie Belisana) beiwohnen durfte. Auch der Ninja Yakup hat das mitbekommen, aber der steht nur daneben und hadert mit sich, ob er Samaran nun töten soll oder nicht. Dann erkennt Suko den Opferdolch, welcher sich plötzlich wie durch Zauberei in Samarans Besitz befindet, obwohl er bis dahin nur in der anderen Handlungsebene um Sinclair erwähnt wurde, usw.

Diese kommt zwar nicht ganz so unterirdisch daher, allerdings gibt es auch hier eine Szene, die beim Rezensenten ein heftiges Stirnrunzeln auslöste, gefolgt von einem noch heftigeren Kopfschütteln. Da beschließt nämlich der Killer Kamikaze, trotz seiner Fesseln, einen Fluchtversuch zu wagen. Und wie stellt man sowas an? Nun, man rennt auf einen Wagen zu, wartet, bis einem die Tür geöffnet wird und schmeißt sich dann auf den Beifahrersitz… (siehe Zitate)

Karten des UnheilsAuch fragt man sich, warum Samaran Sinclair am Ende zum Duell auffordert, anstatt sich erst mal abzusetzen und so kurz nach seiner Wandlung zum Dämon zu erstarken. Viel Sinn macht das nicht, es entsteht eher der Eindruck, dass der Autor unbedingt einen Cliffhanger einbauen wollte, schließlich muss ja auch im dritten Teil, dem JOHN SINCLAIR BAND 404 „Karten des Unheils“, noch etwas passieren, und es passiert auch etwas, allerdings  - im Vergleich zu den beiden Vorgängern nur noch sehr wenig. Da scheint der Autor wohl gemerkt zu haben, dass er mit dem vorläufigen Abschluss der Samaran – Handlung keinen ganzen Roman füllen konnte und baute noch schnell ein ominöses, vom großen Rasputin stammendes Tarot – Karten Spiel und somit einen weiteren, an den Haaren herbeigezogenen Bezug zur Baal – Thematik ins Geschehen ein.

Doch auch wenn die Handlung um John und Bill, die sich weiterhin mit Samaran herumschlagen, im Vergleich damit wie eine Offenbarung in Sachen Tempo und Action daherkommt, so gibt es auch hier mehr als nur einen Anlass für Verwunderung. Da ist zum einen der Opferdolch, welcher noch im Band zuvor als sehr starke Waffe beschrieben wurde, welche gar imstande war, gestandene Kämpfer wie Suko und Yakup zu bannen, und hier plötzlich wie eine stinknormale Waffe zum Einsatz kommt. Dementsprechend leicht wird es dem Helden gemacht, Samaran die Waffe abzunehmen. Zumal sie diesem auch noch aus der Hand gleitet. Anschließend tönt der Geisterjäger dann noch, es hätte ihn „ein Stück Arbeit gekostet“, an die Waffe heranzukommen (Haare rauf)… Immerhin wird mit Kamikaze einer der Hauptgegner (zumindest aus der Kategorie Wasserträger derselben) ausgeschaltet. Dass Bill die goldene Pistole zu diesem Zweck gegen einen Menschen einsetzt (welcher sich ebenso wie ein schwarzblütiges Wesen in einer säureartigen Substanz innerhalb der „Killerblase“ auflöst), darf allerdings als eher fragwürdige Methode betrachtet werden, auch wenn es sich um eine brenzlige Situation handelte.     

Auch die Handlungsebene um Rasputins Tarot – Karten, in welcher die „Horror-Oma“ Sarah Goldwyn zum Einsatz kommt, trägt wie bereits erwähnt nicht wirklich dazu bei, dieses Heft lesenswert zu machen. Im Gegenteil wird dieser Abschnitt von Dark derart in die Länge gezogen, dass es weit über die Schmerzgrenze der Dehnbarkeit hinausgeht. Das wirkt sich vor allem auf die Dialoge verheerend aus, welche mit zunehmender Seitenzahl immer dümmlicher und sinnfreier werden. Die Protagonisten drehen sich mit ihren  Aussagen ebenso im Kreis, wie die dünne Handlung um den Baal – Diener Rasputin.

Dieser wird – ob es dem geneigten Leser es nun passt oder nicht – auch im nächsten Band noch eine tragende Rolle spielen. Aber das ist eine andere Geschichte…

Kleine Zitate - Grosser Meister

Lichtspiele
Mal hatten sie Sonne, dann wieder Schatten. Beides spiegelte sich auf ihren Gesichtern.
(JS Band 402 / S. 30)

Wo hängt er denn …
Er sah den Buschstreifen näher kommen und hechtete kopfüber hinein, wobei er die Arme vorgestreckt hatte, um edle Teile zu schützen.
(JS Band 402 / S.42)

Schlaues Feuer …

Diese eine Bewegung sah wie eine Flucht aus. Das merkten auch die kleineren Brände auf dem Wasser.
(JS Band 402 / S.58)

Beuteltier - Killer …
Durch die gefesselten Hände wirkte sein Lauf etwas grotesk. Mir kam es so vor, als hätte er etwas Känguruhhaftes an sich.
(JS Band 403 / S.20)

Puddingbeine …
Sie ging nicht mehr so geschmeidig wie sonst, denn in ihren Knien verstärkte sich die Weichheit.
(JS Band 403 / S.22)

Gegensätze ziehen sich an …
Das waren keine normalen Flammen. Irgendwie wirkten sie fester, waren dabei wie Wasser, das sich träge ausbreitete.
(JS Band 403 / S.56)

Tierisch heiß …
Meine Kleidung hatte angefangen zu qualmen. Die Funken klebten an ihr wie mit Geierkrallen.
(JS Band 403 / S.61)

Der Weisheit letzter Schluss …
„Die Menschheit ist nicht so schlecht. Sie wird nur immer so schlecht gemacht. Das ist der Unterschied.“
(JS Band 404 / S.6)

Zwischen den Zeilen …
Samaran ächzte manchmal. Er formulierte Worte, die ich kaum verstand, die jedoch viel mit meiner Vernichtung zu tun hatten.
(JS Band 404 / S.21)

Hamlet rotiert …
„Ich will nicht gestört werden. Nicht heute, wo es um Sein oder Nichtsein geht. Das hast du doch begriffen, oder?“
(JS Band 404 / S.48)

Sinne beisammen?
„Ich will es einfach nicht sehen, hast du verstanden? Ich will das Kreuz nicht haben! Ich will nichts davon hören! Ich kann es nicht sehen!“
(JS Band 404 / S.49)

Kamasutra?
Ich bekam Ludmilla zu packen und warf sie um. Dabei fiel ich auf sie, winkelte ein Bein an und drückte ihr das Kinn in den Leib.
(JS Band 404 / S.55)

Eher befreiend …
Das Schweigen stand da wie eine Mauer. Es kam mir als Belastung vor.
(JS Band 404 / S.64)

Kommentare  

#1 Postman 2011-11-22 17:28
Ich verspreche alleine wegen der Zitate am Ende des Artikels werde ich dieser Serie treu bleiben. Die Überschriften könnten passender nicht sein.
Ich habe Tränen gelacht...danke :lol:
#2 Cartwing 2011-11-22 18:40
Und das waren nur die "besten"... ich hätte noch viel mehr bringen können, aber wie sagte schon Jason Dark (wenn auch in Bezug auf Trilogien): Zuviel des Guten ist ungesund ;-)

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