Mit Lichtgeschwindigkeit zurück in die 30er - H.G. Wells »Krieg der Welten« in neuer Fassung
Mit Lichtgeschwindigkeit zurück in die 30er
H.G. Wells »Krieg der Welten« in neuer Fassung
Denn Fernsehen gab es noch nicht. Seit Beginn der 20er Jahre hatte das Hörspiel die Gunst der Menschen erorbert. Begonnen hatte alles mit der Umsetzung von Theaterstücken für das Radio.
Orson Wells setzte mit seiner SF-Umsetzung auf eine wahrlich neue Form der hörbaren Unterhaltung.
Er inszenierte das Hörspiel "Krieg der Welten" als eine Art Reportage, in der ein Reporter, unterbrochen von Radiomusik, die Ereignisse erzählt. Auf diese Weise entstand teilweise der Eindruck, es handle sich um einen Tatsachenbericht. Die Handlung verlegte er von London in die USA. Damals ließen sich einige Zuhörer derart davon beeindrucken, dass sie tatsächlich glaubten, Außerirdische hätten die Erde heimgesucht. Das eine solche Auffassung selbst heute zu einer Art Massenpanik führen könnte, kann man sich gut vorstellen, wenn man bedenkt was in Facebook und Co. alles für bare Münze genommen wird.
So ähnlich muss es damals wohl auch gewesen sein. Wenn man den Überlieferungen glaubt, dann bleibt mein Leitspruch "Fake-News gab es schon immer" auch hier bestehen und geht zurück bis ins Geburtsjahr meiner Mutter (Mindestens). Damals mochten die Zeitungen also, alles etwas aufgebauscht zu haben. Mögen es die besorgten Aussagen der Hörspielhörer gewesen sein, oder die Phantasie der Zeitungsschreiber - alles ist möglich. Schließlich führte das Hörspiel in seiner Nachtbetrachtung damals zu einer Art "Hysterie", die man jedoch vorsichtig betrachten sollte. Sicher war die Aufregung eher gering gestreut und nur ein kurzzeitiges Thema. Richtig ist vielleicht, dass die Hörfunkanstalten seinerzeit viele besorgte Nachfragen erhielt.
Einen Bericht darüber findet man auch im Literaturcafe.
Die Medienbühne hat in den vergangenen Jahren einige interessante Hörspiele auf den Weg gebracht. Der Zauberspiegel wurde vor wenigen Jahren auf die Medienbühne aufmerksam, als das Label vier klassische Gruselhörspiele veröffentlichte: "Dr. Jeckyll & Mr. Hyde", "Jack the Ripper", "Der Mord in der Rue Morgue" und "Der Elefantenmensch". Alle vier sind wahre Meisterwerke der Hörspielkunst.
Nun nahmen sich die Hamburger des Urstoffes von Wells an. Sie wagen aber keine Wiederveröffentlichung des 38er Werkes. Dieses hätte die heutigen Hörspielhörer, die ehr die Qualität eines Hollywood-Filmes erwarten, sehr verstört. Man bereitet die Geschichte etwas auf. Selbst die literarische Vorlage muss nach 119 Jahren Federn gelassen und die ursprüngliche Faszination hat eingebüßt. Was lag also näher, als den Urstoff neu zu vertonen und dabei alle modernen Mittel der Hörspielkunst anzuwenden, inklusive einer erweiterten Handlung und hinzugefügten Figuren, Parts und Settings. Nicht zuletzt wird dies alles durch die frei gewordenen Rechte an dem Stoff möglich. Denn H.G. Wells verstarb vor 71 Jahren in London. Damit wird sein Werk sozusagen gemeinfrei. Einige Umsetzungen von ihm stehen derweil noch als modernes Hörspiel aus. So hat zum Beispiel auch Titania Medien Werke von Wells in seinem "Gruselkabinett" angekündigt. U.a. "Die Zeitmaschine" und auch "Krieg der Welten". Titania dürfte sich aber wie üblich um eine originalgetreue Umsetzung bemüht haben.
Die Umsetzung der Mediabühne kommt im 4 CD-Schuber daher (doppelt so lang wie von Titania-Medien), wird aber laut Homepage des Labels auch einzeln vertrieben. Übrigens erscheint die Produktion bei Lübbe-Audio. Man"hat namhafte Sprecher an Bord: Andreas Fröhlich (bekannt als Bob Andrews bei den drei ???), Sascha Rotermund (Benedict Cumberbatch, Jon Hamm aus »Mad Men«), Santiago Ziesmer (Steve Buscemi, »Spongebob«), Till Hagen (Kevin Spacey) sowie Rüdiger Schulzki (X-RAY 1 bei Larry Brent), Kerstin Draeger, Dieter B. Gerlach, u.v.a..
Freuen wir uns also auf "insgesamt auf vier" schöne Wells-Hörspele. Auch auf die Werke von Titania Medien. Und lauschen wir dem Hörspiel aller Hörspiele in neuer Form.