Gänsehaut für die Ohren - Gruselkabinett (5) Die Unschuldsengel
Gänsehaut für die Ohren
Gruselkabinett (5) Die Unschuldsengel
Vor wenigen Tagen fand die neue BD-Fassung des Films "Schloss des Schreckens" eine Besprechung im Zauberspiegel. Ich widme mich nun noch einmal dem Hörspiel aus dem Hause Titania Medien. Mit der Reihe Gruselkabinett hat Titania-Medien als einziges Hörspiel-Label Gruselgeschichten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts angenommen, um sie adäquat zu vertonen. Bei inzwischen circa 160 Folgen ist das Gesamtergebnis recht durchwachsen, aber einige sehr gute Vertonungen sind darin zu finden, die bisher sogar überfällig waren. Die Unschuldsengel ist ein Beispiel dafür. Es basiert genau wie der Film "Schloss des Schreckens" auf einer Novelle von Henry James mit dem Titel "The Turn of the Screw" (z. Dt. Die Drehung der Schraube).
Die Handlung ist in etwa gleich mit dem Film. Beinahe könnte man sogar, dass nur der Ton des Films diesem Hörspiel als Vorlage diente. Aber so ist es freilich nicht, denn die Umsetzung von Film und hörspiel sind unabhängig voneinander aber eben der Vorlage sehr nahe.
Ein geisterhörspiel mit richtigen Gruselfaktor hat man bis dato kaum finden können. Es gab seinerzeit in der EUROPA-Gruselserie die Folge "Schloss des Grauens" (oder Das Gespenst vom Schlosshotel) eine Geistergeschichte, die aber eher an den Zeitgeist der frühen 80er-Jahre angepasst war und für Jugendliche gedacht war. Mit "Die Unschuldsengel" lieferte Titania-Medien erstmals ein vollwertiges Geister-Gruselhörspiel, welches wohl die Einschlafprobleme mancher Nacht-Hörspielhörer nicht lösen wird. Marc Grupe gelang ein akustisches Glanzstück mit hervorragenden Sprechern. Als Gouvernante Miss Giddens hört man Rita Engelmann, die u.a. als dt. Stimme von Catherine Deneuve & Kim Novak fungierte. Ferner synchronisierte sie Kate Jackson in der US-Serie "Agentin mit Herz". Als Mrs. Groose ist Regina Lemnitz zu hören, deren markante Stimme für derlei Rollen wie geschaffen scheint. So synchronisierte sie nicht nur Kathy Bates & Diane Keaton, sondern auch Roseanne Barr und Whoppi Goldberg. Die Geisterfiguren sprechen David Nathan (Leonardo di Caprio) und Arianne Borbach. Die Stimmen der Kinder kennt man aus dem Gruselfilm "The Others", der recht ähnlich angelegt ist und stammen von Charlotte Mertens und Lucas Mertens.
Im Gegensatz zum Film tritt Miss Giddens in dem Hörspiel sogar in ein Zwiegespräch mit den Geistern. Dies ist ein gewagter Vorstoß, der die nebulöse Darstellung der Gestalten in der Geschichte etwas aufweicht und plastischer macht. Das stört dem Gruseleffekt nicht wirklich, aber es ist schon ein anderes Bild der Figuren.
Die Musik zündet zu jeder Zeit und passt zur Atmosphäre, wird aber nur spärlich eingesetzt. Das Cover wirkt eher wie ein Gemälde mit Romantikcharakter als wie ein Gruselcover. Offenbar wollte man sich bemühen alle Elemente der Geschichte auf dem Bild unterzubringen (Geist, Kinder, Gouvernante, Schloss). Das wäre kaum nötig gewesen, zumal es das Bild etwas überlädt.
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