Eine poe(e)tische Hörspielreise: Gestört aber genial? Edgar Allan Poe - Die Hörspielreihe
Gestört aber genial?
Edgar Allan Poe - Die Hörspielreihe
Er verpackte seine eigenen Geschichten mit den Mysterien seines Lebens. Ein Schachzug, der einige Folgen lang für gute Unterhaltung sorgte, v.a. gepaart mit bekannten Schauspielern als Sprecher.
Eines der größten Mysterien im Dasein Poes schien die Zeit zu sein, die in etwa kurz vor seinem Tod eine Rolle spielte. Angeblich verschwand Poe hier für Wochen und tauchte irgendwann in zerlumpter Kleidung wieder in Baltimoore auf, ohne sagen zu können, was eigentlich geschah. (1)
Diese Zeit kann auf die Hörspielserie übertragen, jene Zeit gewesen sein, in der er fiktional nach seiner Identität suchte (Folgen 1 -25) und vielleicht auch - aber das ist Phantasie - die Zeit danach, als er versuchte seine Identität zu beweisen. Zwischen all diesen Erzählsträngen in Halas Hörspielserie schwingt eine gewisse Zerrissenheit Poes mit. So glaubt er mal dem Geheimnis seiner Vergangenheit auf den Grund gehen zu müssen, mal nimmt er davon Abstand und will neu anfangen. Liegt hier auch das Motiv für Poes unstetes Leben in Wirklichkeit und ist es schließlich die Ausgangslage für sein mysteriöses Ende? Oder hat Poe dies sogar selbst alles inszeniert um seinen Abgang in der Symbolik seiner Prosa zu gestalten?
Vielleicht lieht die Wahrheit irgendwo dazwischen. So sprechen unterschiedliche Quellen von einer psychiatrischen Krankheit Poes. Das Spektrum der Deuter von heute reicht dabei einer depressiven Episode bis hin zur bipolaren Störung. Eine Diagnostik ist sicher schon zu seinen Lebzeiten nicht möglich gewesen. Galten doch auch damals noch Werte, die so einen Menschen, schlicht als verrückt eingestuft hätten. Noch einige Jahrzehnte zuvor als von Dämonen besessen verurteilt, wäre Poe als er selbst im Spektrum seiner Geschichten kaum aufgefallen. Hier lebte er möglicherweise seine Phantasien aus und schildert sein Gefühlsleben auf sehr mystische Weise. Man denke nur an "Der Rabe", die unter recht dramatischen Bedingungen entstand. Der Rabe sagt dem Erzähler das Ende seines Seelenheils voraus. Poe schreibt dies, während seine Frau schwer krank danieder liegt.
Schaut man sich seine Werke im einzelnen an, so schwanken die Geschichten von bizarr und verworren bis prosaisch und unheimlich.
Mit "Die Morde in der Rue Morgue" legte er gar den Grundstein für eine neue Form des Kriminalromans - die Detektivgeschichte.
Die Manie & Depression Selbsthilfevereinigung hat eine Liste mit Persönlichkeiten veröffentlicht, die berühmt sind/waren und einer bipolaren Störung litten. Dabei geht es vereinfacht gesagt, um das Gefühl der Euphorie, welches schnell zu einem Zustand höchster Betrübnis werden kann. Die Liste mit Menschen, deren Diagnose zum Teil auch posthum erfolgte listet auch Edgar Allan Poe. (2)
Das Wechselbad der Gefühle beschreibt Melchior Hala bei seiner Figur Poe in jeder Hörspielfolge aufs Neue. Wenn zum Großteil auch nur ansatzweise. Doch es zeigt wie sich der Autor mit der tatsächlichen Figur auseinander gesetzt haben mag. Auch wenn vieles diffus bleibt. Aber genauso diffus war letztlich der echte Poe, über dem man so viel weiß und doch so wenig.
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(1)= https://www.focus.de/kultur/buecher/tid-13142/edgar-allan-poe-vergiss-lenore_aid_363243.html
(2)= www.bipolaris.de
Querverweis:
https://www.psychisch-erkrankt.de/affektive-stoerungen/bipolare-stoerung/#:~:text=Bekannte%20Beispiele%20sind%3A%20Hermann%20Hesse,Richard%20Nixon%20und%20viele%20mehr.
