LARRY BRENT - Eine Hörspiellegende kehrt zurück

2000 kehrte sowohl Sinclair als auch LARRY BRENT, MACABROS und der DÄMONENKILLER zurück. Doch während die drei letzt genannten nur eine Neuauflage erfuhren, wurde JOHN SINCLAIR von Lübbe-Audio neu produziert. Wenigstens von LARRY BRENT schob man 2003 4 Folgen nach, die neu produziert wurden. Doch das ist nun auch schon wieder fast 10 Jahre her.

JOHN SINCLAIR-Hörspiele laufen weiter bei LÜBBE AUDIO und haben bereits über 70 Folgen erreicht. Sogar eine eigene Classic-Serie wurde gestartet, die Johns Abenteuer aus dem Gespenster-Krimi, also seiner Frühzeit vertont. Ein über Jahre hinweg sehr erfolgreiches Konzept also, das man aber in jedem Falle dem Namen Sinclair schulden kann, und der Tatsache, dass es sich hier um eine noch exestierende Heftromanserie handelt.

Und sogar der Dämonenkiller erfuhr eine Neuvetronung, und zwar als DORIAN HUNTER bei Zaubermond-Audio (mit einem Zwischenspiel von Nocturna Audio). Auch hier finden sich genügend Hörer und man kann von einem erfolgreichen Konzept sprechen. 18 Folgen sind erschienen. Und obwohl Autor Marco Göllner zum Teil erhebliche Veränderungen an den Vorlagen vorgenommen hat, werden die Hörspiele von einem breitem Publikum angenommen. Vielleicht sind es diese Änderungen die nötig sind. Denn es gibt einen wichtigen Aspekt beim Marketing, und der lautet, das Heftromanleser nicht immer auch automatisch Hörspielkäufer sind. Dies wäre oder besser gesagt ist, der größte Irrglaube, der in der Hörspielbranche kusiert. Das beste Beispiel dafür dürfte Lübbes PERRY RHODAN sein. Der stieß langfristig nicht auf die nötige Akzeptanz am Hörspielmarkt. Somit haben Göllner und Co. völlig richtig gehandelt und einen sehr modernen Dorian Hunter geschaffen, der in seiner Grundstruktur dem aus den Romanen gleicht, aber noch viel draufgängerisch ist als dort beschrieben, und deren Abenteuer im Hörspiel eine gehörige Portion schwarzer Ironie erfahren durften. Leider allerdings oft zu Lasten des wahren Grusels und der Atmosphäre - doch das ist eine andere Geschichte.

Ein Betreben aller Hörspielmacher war es seit nunmehr 12 Jahren Larry Brent als Hörspiel zu produzieren. Jeder Hörspielproduzent versprach sich davon immer eine Goldgrube. Doch die Lizenzen lagen bei EUROPA, und die haben 2003 zwar neue Folgen produziert und mit sehr viel TAM-TAM, wie einer Live-Tour vermarktet, finanziell waren sie jedoch ein FLOP für EUROPA. 2007 versuchte man es nocheinmal, indem man Hörbücher von LAUSCH produzieren ließ. Auch diese waren ein FLOP. Und dennoch fragten sich viele Hörspielmacher: Wie kriege ich Larry Brent. Der Kampf um die Rechte war entbrannt. Es herrschte die Meinung vor; was EUROPA an Verkaufszahlen nicht reichte, ist mir gerade gut genug. Dabei wurde außer Acht gelassen, das LARRY BRENT heute kein Mensch mehr kennt. Die Hörer von damals sind längst viel älter und haben sich anderen Interessen zugewandt. Ein paar wenige sind es noch, die seit fast 30 Jahren auf neue Hörspiele warten. Die werden jedoch nie reichen, um wirklich einen Erfolg aus den Rechten zu machen. Aber was bei Dorian Hunter geklappt hat, muss bei Larry Brent nicht schief laufen, und somit hat sich die R&B Company behauptet, und die Rechte an Larry Brent erworben, als diese Anfang des Jahres frei wurden. Und man geht es clever an bei R&B. Man schmeißt die alten Vorstellungen, die einige wenige haben über Bord, und gibt Larry Brent einen völlig neuen Anstrich. Die PSA ist nicht mehr einfach nur die PSA, sondern eine geheime Special-Force. Und David Gallun, der geheimnisvolle Chef der Organisation ist weit weniger geheimnisvoll als früher. Zudem tritt er als Erzähler in Aktion und auch Larry Brent wird ein ICH-Erzähler. In den Romanen war das nie der Fall. Diese Änderungen wirken modern und vergrätzen den alten Fan. Doch der ist eine Rarität. Ziel ist es Hörspielhörer zu gewinnen, und keine ehemaligen Romanleser, oder Hörspielfans von 1983. Insofern kann man die Strategie von R&B nicht übel nehmen, auch wenn einige Veränderungen gravierend sein mögen. Doch was solte man sonst tun? Die Ur-Romanleser von Larry Brent aus dem 70er Jahren konnten schon mit den EUROPA-Hörspielen in den 80er Jahren wenig anfangen. Genauso geht es jetzt den Fans der 80er Jahre Hörspiele. Es ist eben eine andere Zeit, und für diese gilt es neue Fans zu mobilisieren. Dabei richtet sich R&B an die Hörspielfans von heute, und insbesondere an die von R&B. Somit entsteht eine Larry Brent-Serie die sich an einer zeitgemäßen Umsetzung nahe dem Stil einer Faith ausrichtet.

Sogar die Titel der ersten 30 Folgen gab man bei R&B nun bekannt. darunter sind vor allem die Top-Feind-Romane um Dr. Satanas, den ersten Tschang-Fu-Dreiteiler, sowie die Familie Crowden, die erstmals in "Mordaugen" auftritt. Einer bunter Querschnitt also, bei dem sogar Chopper in der vierten Folge mit dabei ist. Nicht chronologisch vorzugehen, ist dabei die einzig denkbare Vorgehensweise. Larry Brent erlaubt dies von der Struktur her. Trotz dem roten Faden, der sich durch die Romane zieht, aber nie so richtig präsent ist. Denn umstrukturiert wurde bei Larry Brent schon viel. So erschienen einige Romane aus den 70er Jahren später in der eigenen Serie in den 80ern, wiederum in anderer Reihenfolge. Dafür mussten einige Bände sogar ergänzt, bzw. umgeschrieben werden. Also geht es im Hörspiel eigentlich nur genauso weiter.

Bei der äußeren Aufmachung hat man sich für Wendecover entschieden. Ich bin zumeist kein Freund davon, wenn es nicht unbedingt sein muss, denn man muss dabei das Booklet immer so furchtbar verdrehen beim herausnehmen. Timo Würz zeichnet hier die neuen Cover, die zwar modern daher kommen, aber LB-Feeling nicht wirklich aufkommen lassen wollen. Die alten Lonati-Bilder versprühen da schon mehr Charme, und man hätte diese allein nehmen sollen. Ist natürlich nur meine Meinung. Aber ich brauche nicht unbedingt Würz-Cover, wenn ich einen Lonati hab. Welches Cover da die Fans wählen ist klar. Vielleicht sollte man nach 12 Folgen mal fragen, wieviele Hörer das Lonati-Cover gewählt haben. Ich bin da echt gespannt.

Wie die Umsetzung letztlich aussehen wird, muss man sehen. Die Trailer stießen bei mir auf wenig Gegenliebe. Mir gefällt eben kein Larry Brent, der aus der ICH-Perspektive erzählt, und der ein Beziehungsmensch zu sein scheint. Die große Liebe hat er nie gehabt, in den Romanen. Dort war er immer nur in Morna verliebt. Aber wir werden sehen - ein Trailer soll mich nicht zu vorschnellen Äußerungen hinreißen lassen. Auch nicht die Tatsache, dass ich einige Sprecher gut gewählt finde - wie Karen Schulz-Vobach und David Nathan. Doch Jo Jung als Erzähler und Jaron Löwenberg als Larry Brent sind nochmal eine andere Sache. Ich denke, hier hätte es noch andere Möglichkeiten gegeben. Ziemlich klar ist allerdings, das die EUROPA-Crew um Rainer Schmitt, eher nicht mehr in diesen Rollen gesehen werden kann. Henry König hat allerdings eine ähnlich klingende Stimme wie sein Bruder Günter und wäre als Erzähler denkbar gewesen. Doch esgibt noch mindestens ein Dudzent weitere Möglichkeiten. Welche Atmosphäre uns in den neuen Hörspielen erwartet bleibt abzuwarten. Eine Promo-Version wurde mir angeboten, um diesen Artikel hier zu schreiben, doch ich lasse mich lieber vom Gesamtwerk zu einer Meinung hinreißen (also mit Cover und allem Drum Dran der der ersten beiden Teile). Der Produzent spricht davon, das sich einige Kleinigkeiten ändern, Larry Brent bekommt als Figur mehr Tiefe. Und aus X-RAY wird EKS-RAY (gesprochen) um mehr ans englische anzulehnen. Also auch ein Punkt, der darauf hindeutet, das man sich nicht unbedingt an die LB-Fans der 70er und 80er Jahre richtet. Bei denen hatte sich das einfach X-RAY einfach eingebürgert.

 

Der neue Larry Brent kann sich vielleicht behaupten, und einen Stück vom Hörspielkuchen am Markt ergattern, ähnlich wie FAITH, vielleicht auch ähnlich wie DORIAN HUNTER. Doch ich denke allzu große Erwartungen darf man da einfach nicht haben, weil eben die zeiten vorbei sind, in denen Heftroman-Geisterjäger die Hörspielfreunde beflügelt haben. Vorbei seit 25 Jahren.

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