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Kürzlich angeschaut und für ... mittelmäßig ... befunden: Carrie

Geschautund befundenKürzlich angeschaut und für ...
...
gut ... befunden
Carrie

Die 16-jährige Carrie ist nicht zu beneiden: Ihre alleinerziehende Mutter Margaret  ist fanatisch religiös und betrachtet ihre Tochter als Frucht der Sünde eines einmaligen Fehltritts. Eine strenge und weltfremde Erziehung sorgt dafür, dass die schüchterne und bieder gekleidete Carrie in ihrer Schule eine Außenseiterin ohne Freunde ist, die von ihren Mitschülern ständig verspottet und gehänselt wird.


Geschautund befundenIn ihrer Verzweiflung entdeckt die Teenagerin eines Tages, dass sie telekinetische Kräfte besitzt. So hat sie etwa die Fähigkeit, Gegenstände schweben zu lassen und zu steuern, wenn sie sich stark genug konzentriert.

Als Carries Mitschüler beim Abschlussball ihrer Schule mit ihren Mobbing-Attacken eindeutig zu weit gehen, nimmt sie blutige Rache an ihren Peinigern! (1)

Zu Neuverfilmungen habe ich ein ungutes Verhältnis. Sie sind in den wenigsten Fällen gut genug, um dem Original auch nur annähernd das Wasser reichen zu können. Manchmal sind sie gut genug, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen und losgelöst vom Original für sich zu stehen.

Carrie vergleicht man schon aufgrund des Titels unweigerlich mit dem Brian de Palma-Film aus dem Jahre 1976, in dem Sissy Spacek als satanische Telekinetin einen Highschool-Jahrgang ins Jenseits beförderte. Und zwar allesamt in einem packenden Finale. Gerade dieses Finale hat den Film zum Klassiker seines Genres gemacht. Das Remake von Kimberly Pierce ist ein behutsamer Umgang mit dem Klassiker. Voller Respekt arbeitet man die Geschichte auf und transportiert diese in die Jetzt-Zeit. Ich bin immer dagegen, wenn Romanverfilmungen um Jahrzehnte in die Zukunft verlegt werden. Hier ist es eine Ausnahme, denn die Thematik um Mobbing ist aktueller denn je. Und gerade Schüler sind in dieser Thematik ausgelastet, man denke nur an Cyper-Mobbing. Und tatsächlich: Cyber-Mobbing gibt es auch in Carrie. das Opfer wird per Handy gefilmt und im Internet bloß gestellt. Carrie darf in diesem Remake auch ein wenig mehr mit ihren telekinetischen Fähigkeiten spielen als noch 1976.


Das Finale verliert sich leider in zu schnellen Bildern. Brian de Palma hat damals zum Kunstgriff des Zeitraffers gegriffen und damit wenigstens teilweise  das Grauen etwas plastischer eingefangen. Hier gelingt das nicht, oder nur ansatzweise. Die Bilder wirken zu künstlich und überzeugen in Ihrer Gänze nicht. Dafür wird der Mord Carries an ihrer Erzfeindin zu exzessziv dargestellt.


Chloë Grace Moretz ist in ihrer Rolle keineswegs schlechter als einst Sissy Spacek. Sie verkörpert den furchtsamen Teenager mit den dämonischen Kräften geradezu wie in einer Hommáge an die damalige Darstellung durch Spacek. Auch Julianne Moore wirkt wie ein Abziehbild ihrer Kollegin Piper Laurie, die 1976 als Carries Mutter agierte und weit mehr unheimlich und dämonisch dargestellt wurde als Carrie selbst. Alle anderen Darsteller bleiben dagegen blass - wie in einem mißglückten B-Movie. Das Original hatte schon allein da mehr zu bieten mit Darstellern wie Nancy Allen und John Travolta.

Am Ende von Carrie stellt sich die Frage was Gut und Böse ist. Kings Botschaft war eindeutig. Nicht Carrie selbst ist der Dämon, eigentlich sind es die Mitschüler. Carrie ist ein Opfer. Ein Opfer ihrer Mutter und der anderen Schüler. Die Dämonie geht von der Mutter aus, die Mitschüler scheinen ihre Handlanger oder Hofstaat in der Hölle zu sein, die eine Ausgestoßene traktieren.
Kings Lieblingsthema Telekinese dient als das Horrorelement des Altmeisters. Im Film 1976 tastet man sich behutsam an das Ende heran. Im neuen Film bemüht man sich darum, aber man kann den Charme des damaligen Films nicht erreichen.

Carrie
(Carrie)
mit Judy Greer, Julianne Moore, Chloë Grace Moretz, Portia Doubleday, Alex Russell, Samantha Weinstein, Gabriella Wilde, Ansel Elgort, Zoë Belkin, Karissa Strain, Katie Strain
Regie: Kimberly Peirce
USA 2013, ca. 90 Min.

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2014-04-24 17:25
Ich passe, auch wenn ich Judy Greer als Schauspielerin sehr mag. Ich habe das Original gesehen, ich habe die Tv-Adaption mit ihrem bescheuerten neuen Ende gesehen, da brauche ich diese "Interpretation" wirklich nicht.
#2 Thomas Mühlbauer 2014-04-24 18:59
Vor allem war das Mädchen sowohl damals wie auch heute keine Dämonin oder gar Des Satans jüngste Tochter, sondern schlicht und einfach eine Mutantin. :D
#3 G. Walt 2014-04-24 21:50
im film damals wie in dem neuen wird allerdings angedeutet, dass Carries Mutter eine Liason mit dem Satan hatte und dann Carrie geboren wurde. Genausogut kann es aber auch Einbildung der Mutter sein. Der alte Film lässt das offen. Im neuen gibt es mehr Anzeichen für eine Satanszeugung aber auch nicht eindeutig.
#4 Thomas Mühlbauer 2014-04-24 22:33
zitiere G. Walt:
im film damals wie in dem neuen wird allerdings angedeutet, dass Carries Mutter eine Liason mit dem Satan hatte und dann Carrie geboren wurde. Genausogut kann es aber auch Einbildung der Mutter sein. Der alte Film lässt das offen. Im neuen gibt es mehr Anzeichen für eine Satanszeugung aber auch nicht eindeutig.


Ja, ich denke auch, dass man den "Fall Carrie White" ganz verschieden interpretieren kann. Persönlich denke ich, dass Carries fantatische und zutiefst gestörte Mutter nur eine Ausrede suchte, um ihre Tochter zu töten. Da musste dann eben Satan als vermeintlicher Kindsvater herhalten. Gegen die These, dass Carrie eine Hexe/Dämonin/Teufelstochter gewesen ist, spricht ihr Charakter und ihr Wesen, das auf einen scheuen Teenager schließen lässt auf der Suche nach Freundschaft und Zuneigung. Böse oder dämonische Eigenschaften (wie zum Beispiel bei Damien Thorn) gab es bei Carrie ja nicht.

Und aus heutiger Sicht und nach wissenschaftlichem Stand ist ein Mutant "realistischer" und denkbarer als ein Dämon... :D

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