Kürzlich angeschaut und für ... mittelmäßig ... befunden: Carrie
Kürzlich angeschaut und für ...
... gut ... befunden
Carrie
In ihrer Verzweiflung entdeckt die Teenagerin eines Tages, dass sie telekinetische Kräfte besitzt. So hat sie etwa die Fähigkeit, Gegenstände schweben zu lassen und zu steuern, wenn sie sich stark genug konzentriert.
Als Carries Mitschüler beim Abschlussball ihrer Schule mit ihren Mobbing-Attacken eindeutig zu weit gehen, nimmt sie blutige Rache an ihren Peinigern! (1)
Zu Neuverfilmungen habe ich ein ungutes Verhältnis. Sie sind in den wenigsten Fällen gut genug, um dem Original auch nur annähernd das Wasser reichen zu können. Manchmal sind sie gut genug, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen und losgelöst vom Original für sich zu stehen.
Carrie vergleicht man schon aufgrund des Titels unweigerlich mit dem Brian de Palma-Film aus dem Jahre 1976, in dem Sissy Spacek als satanische Telekinetin einen Highschool-Jahrgang ins Jenseits beförderte. Und zwar allesamt in einem packenden Finale. Gerade dieses Finale hat den Film zum Klassiker seines Genres gemacht. Das Remake von Kimberly Pierce ist ein behutsamer Umgang mit dem Klassiker. Voller Respekt arbeitet man die Geschichte auf und transportiert diese in die Jetzt-Zeit. Ich bin immer dagegen, wenn Romanverfilmungen um Jahrzehnte in die Zukunft verlegt werden. Hier ist es eine Ausnahme, denn die Thematik um Mobbing ist aktueller denn je. Und gerade Schüler sind in dieser Thematik ausgelastet, man denke nur an Cyper-Mobbing. Und tatsächlich: Cyber-Mobbing gibt es auch in Carrie. das Opfer wird per Handy gefilmt und im Internet bloß gestellt. Carrie darf in diesem Remake auch ein wenig mehr mit ihren telekinetischen Fähigkeiten spielen als noch 1976.
Das Finale verliert sich leider in zu schnellen Bildern. Brian de Palma hat damals zum Kunstgriff des Zeitraffers gegriffen und damit wenigstens teilweise das Grauen etwas plastischer eingefangen. Hier gelingt das nicht, oder nur ansatzweise. Die Bilder wirken zu künstlich und überzeugen in Ihrer Gänze nicht. Dafür wird der Mord Carries an ihrer Erzfeindin zu exzessziv dargestellt.
Chloë Grace Moretz ist in ihrer Rolle keineswegs schlechter als einst Sissy Spacek. Sie verkörpert den furchtsamen Teenager mit den dämonischen Kräften geradezu wie in einer Hommáge an die damalige Darstellung durch Spacek. Auch Julianne Moore wirkt wie ein Abziehbild ihrer Kollegin Piper Laurie, die 1976 als Carries Mutter agierte und weit mehr unheimlich und dämonisch dargestellt wurde als Carrie selbst. Alle anderen Darsteller bleiben dagegen blass - wie in einem mißglückten B-Movie. Das Original hatte schon allein da mehr zu bieten mit Darstellern wie Nancy Allen und John Travolta.
Am Ende von Carrie stellt sich die Frage was Gut und Böse ist. Kings Botschaft war eindeutig. Nicht Carrie selbst ist der Dämon, eigentlich sind es die Mitschüler. Carrie ist ein Opfer. Ein Opfer ihrer Mutter und der anderen Schüler. Die Dämonie geht von der Mutter aus, die Mitschüler scheinen ihre Handlanger oder Hofstaat in der Hölle zu sein, die eine Ausgestoßene traktieren.
Kings Lieblingsthema Telekinese dient als das Horrorelement des Altmeisters. Im Film 1976 tastet man sich behutsam an das Ende heran. Im neuen Film bemüht man sich darum, aber man kann den Charme des damaligen Films nicht erreichen.
Carrie
Kommentare
Ja, ich denke auch, dass man den "Fall Carrie White" ganz verschieden interpretieren kann. Persönlich denke ich, dass Carries fantatische und zutiefst gestörte Mutter nur eine Ausrede suchte, um ihre Tochter zu töten. Da musste dann eben Satan als vermeintlicher Kindsvater herhalten. Gegen die These, dass Carrie eine Hexe/Dämonin/Teufelstochter gewesen ist, spricht ihr Charakter und ihr Wesen, das auf einen scheuen Teenager schließen lässt auf der Suche nach Freundschaft und Zuneigung. Böse oder dämonische Eigenschaften (wie zum Beispiel bei Damien Thorn) gab es bei Carrie ja nicht.
Und aus heutiger Sicht und nach wissenschaftlichem Stand ist ein Mutant "realistischer" und denkbarer als ein Dämon...