Eine vorprogrammierte Katastrophe! - „Der Perry Rhodan Film“ - SOS aus dem Weltraum
Eine vorprogrammierte Katastrophe!
»Der Perry Rhodan Film« - SOS aus dem Weltraum
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie der in den PR-Heftchen gelobte Film 1967 in die Kinos kam und alle Perry Rhodan Fans ihn sehen wollten. Und dann kaum glauben konnten, was für ein Machwerk da gezeigt wurde, das mit Perry Rhodan gerade den Namen der Hauptperson gemeinsam hatte. Kopfschüttelnd verließ ich den Kinosaal und fragte mich nur noch, welcher Teufel den von mir als Schriftsteller sehr geschätzten K. H. Scheer wohl geritten habe, daß er seinen Namen dafür hergegeben hat. Er war ja auch bei den Dreharbeiten dabei und soll sich bemüht haben, das Schlimmste zu verhindern. Unvorstellbar der Gedanke, wie der Film sonst noch ausgesehen hätte. Jedenfalls hatte ich die Erinnerung an dieses Machwerk über 45 Jahre erfolgreich verdrängt, bis der Film letztes Jahr wieder einmal gezeigt wurde.
Nachdem ich den Film aufgenommen hatte, habe ich ihn mir nach einer Weile in kleinen Stücken samt den boshaften Kommentaren der beiden „Tele 5 Moderatoren“ wieder angesehen.
Ich dachte mir zunächst, vielleicht wäre ich in meiner Erinnerung doch zu streng mit diesem Film gewesen und er könnte vielleicht durch den Zeitablauf zu einem Kult-Klassiker geworden sein, so wie etwa die einst schrecklichen Filme „Angriff der Killertomaten“ oder Ed Woods „Plan 9 from outer Space“.
Leider nein, dieser Film war und ist für jeden Perry Rhodan Fan eine Katastrophe und vermutlich auch der Grund, daß sich seither niemand mehr wirklich (von den Machern einiger „Fan-Filmchen“ abgesehen) an einen Perry Rhodan Film gewagt hat. Nach diesem Desaster war wohl allen das finanzielle Risiko zu groß.
Ich begann mich zu fragen, was da wohl schiefgelaufen sei, da es ja damals durchaus erfolgreiche Serien wie Star Trek oder Orion gab, letztere mit relativ wenig Aufwand produziert und noch heute ein Kult-Klassiker.
Also möchte ich mal eine Analyse versuchen.
1. Story/Drehbuch.
Diese hat nur wenig mit dem ersten Perry Rhodan Roman zu tun, es bleiben lediglich der Start der Stardust zum Mond, das Treffen mit den Arkoniden und die Rückkehr zur Erde und die Heilung Crests von Leukämie übrig.
Statt in der Wüste Gobi landen die Astronauten in Afrika und was die Kriminalstory mit der Ausbeutung von Bodenschätzen am Mond durch ein Verbrechersyndikat mit PR zu tun hat, wußte vermutlich nicht einmal der Regisseur.
Dazu eine hahnebüchene Handlung, die eher an einen Abenteuerfilm erinnert. Und wie Perry Rhodan seine Verfolger in der Steppe mittels Benzinkanister aufhalten will, ist so idiotisch, daß sich die Moderatoren zu recht darüber lustig machen.
Im Vorspann firmieren übrigens als Autoren K. H. Vogelmann und erstaunlicherweise auch K. H. Scheer.
2. Schauspieler (auszugsweise)
Schauspielerische Qualitäten haben meiner Meinung nach nur die deutschen Schauspieler, wobei Joachim Hansen einen passablen Bordarzt mimt und Pinkas Braun einen überzeugenden Schurken gibt, obwohl er wie Ann Smyrner als Ärztin im Originalroman nicht vorkommt.
Lang Jeffries als Perry Rhodan, na ja, der Schauspieler hatte in seiner kurzen Laufbahn in einigen Abenteuerfilmen oder Historienschinken wie „Kampf um Rom“ seine Meriten, aber so hatten wir uns Perry Rhodan nicht vorgestellt.
Die Schauspielerin Essy Persson als Thora ist zwar ganz nett anzusehen, aber ihre schauspielerischen Qualitäten hatten gerade für eine weitere Rolle in einem Horrorfilm gereicht.
Und die Figur des Crest erinnerte mich lebhaft an Boris Karloff als Frankensteins Monster.
Der Rest der Schauspieler wurde aus diversen lokalen Akteuren rekrutiert, wobei mir besonders Reginald Bull negativ aufgefallen ist, der lt. Roman untersetzt und rothaarig sein sollte, im Film aber ein unscheinbares Männchen war.
3. Regisseur
Dieser hieß Primo Zeglio und dürfte wenig Ahnung von der Perry Rhodan Story gehabt haben, die mittlerweile während der Dreharbeiten fast 300 Hefte umfaßte. Sonst wäre die Verfremdung der Story wohl nicht möglich gewesen. Anscheinend wollte man einen Abenteuerfilm unter der Marke Perry Rhodan drehen. Zumindest für einige Spaghetti-Western war dieser Herr verantwortlich.
4. Tricktechnik
Der dafür Verantwortliche war ein Dilettant, die einzige halbwegs authentische Szene war ein Originalstart einer Rakete. Das Raumschiff der Arkoniden erinnerte mich an Ishtars goldenes Schiff aus der Atlan-Reihe, hatte jedenfalls mit den Raumschiffen, wie sie Scheer beschrieben und Johnny Bruck gezeichnet hatte, nichts zu tun.
Flug und Landung der Rakete Stardust sind so dilettantisch, daß man sogar die Fäden sieht, an denen die Modelle aufgehängt sind.
Das gilt auch für die Roboter, die eher an Froschmänner erinnern.
Dieser Film lief einige Jahre später wenig erfolgreich unter einem anderen Titel „Kampf der Planeten“ und auch die englische und italienische Fassung waren nicht erfolgreich.
Was also ist neben der stümperhaften Umsetzung schiefgelaufen, daß dieser Film so negativ beurteilt wurde?
Ich hatte neben Star Trek schon die Orion Filme erwähnt, letztere mit bescheidenen Mitteln produziert und doch ein Kultklassiker. In diesen beiden Serien stimmen jedenfalls die Charaktere und man konnte sich damit identifizieren. Und, was meiner Meinung nach wesentlich ist, diese Fernsehfilme wurden produziert, bevor die Stories einem breiteren Publikum bekannt waren. Erst nach den Erfolgen der Fernseh-Filme gab es zahlreiche Star-Trek-Romane und über 150 Orion-Romane (die letzten als Diskettenroman).
Aber bei Perry Rhodan war es umgekehrt. Nach fast 300 Heften hatte sich in den Köpfen der Fans ein Bild festgesetzt, wie das Perryversum samt Helden und Raumschiffen auszusehen hat. Dafür hatten Scheers detaillierte Schilderung der Technik und Johnny Brucks Titelbilder gesorgt.
Gegen diese Vorstellungen war der Film meiner Meinung nach chancenlos, er hätte auch mit besseren Schauspielern, Technik und Story nur enttäuschen können. Das ist vermutlich auch der Grund, daß niemand mehr ernstlich versucht hat, einen Perry Rhodan Film zu drehen.
Falls es sich jemand antun und sich selbst überzeugen will, der Film ist auf VHS Kassette bei Amazon erhältlich.
Kommentare
Wenn man jedoch genug getrunken hat, kann es dennoch ein vergnüglicher Abend werden...
Naja, dagegen war JS bei RTL noch relativ gut, wenn auch gleich manch Schauspiele nicht passte. Aber der PR hier war sooo schlecht - ich hatte ihn damals irgendwo gesehen als ich die noch PR las, und ich wusste nicht ob ich mich besaufen oder einfach nur abschalten sollte. Tat dann weder das ein noch das andere...
Dann lieber Raumpatrouillie Orion! :-D
SF-Filme waren Mitte der 60er entweder Monstergeschichten oder futuristische Agentenheuler. Das hat kein Mensch ernst genommen. Dass sich die italienischen und spanischen Produzenten keinen Deut für eine deutsche Heftchenserie interessierten, deren Macher sich selbst viel zu ernst nahmen, überrascht da nicht wirklich. Und Ernst von Theumer, der solche B-Filme wie "Inshalla, Razzia am Bosporus" oder "Der Satan mit den roten Haaren" produziert hat, kann man nur mit unglaublicher Naivität als den richtigen Mann für so ein Projekt betrachtet haben. Für die Produzenten dürften die Steuervorteile, die solche Co-Produktionen mit sich brachten, vermutlich genauso interessant gewesen sein wie mögliche Einspielergebnisse. Außerdem haben zu dieser Zeit japanische Monsterfilme ihr Geld immer eingespielt. Hätte (theoretisch) auch mit PR klappen können.
Und was hätte Moewig anders machen sollen, als das lächerliche Endprodukt über den grünen Klee zu loben? Es blieb ihnen doch gar nichts anderes übrig. Auch Rellergerd und Bastei haben die peinliche Sinclair-Serie werbemäßig unterstützt bis zum geht nicht mehr. Da muss man dann Augen zumachen und durch.
Dass Moewig so unsäglich naiv war zu glauben, die Italiener (überwiegend bekannt für billige Film-Massenprodukte) könnten eine in den Heften vorgegebene Darstellung detailgetreu auf die Leinwand bringen, dem ist dann auch nicht mehr zu helfen...
Möglich, dass ich mich täusche. Aber ich meine, nur die Zeichnungen seien damals von einem italienischen Studio geliefert worden - die Geschichten schrieben deutsche Autoren. Viel von der Vampir- und Werwolfflut geht wohl auf Dirk Hess zurück.
Will ich jetzt nicht verneinen, dass Hess da gut mitgemischt hat im Gruselflair der Perry-Comics. Nur meine ich mich zu erinnern (ich glaube, es war ein größerer Artikel in der Sprechblase), dass schon hier kritisiert wurde, dass die Italiener lieber Gruselfiguren einbauten (wie sie auch fröhlich bei MARVEL-Comics abkupferten), als Ausserirdische zu kreieren.
De gustibus et cetera.
www.perry-rhodan.net/newsreader/items/sos-aus-dem-weltall-erscheint-am-16-mai-2014.html
Andererseits schon eine nette Idee, denn egal wie man zum Film steht, ein Sammlerstückchen wird der Roman von Clark Darlton schon sein.