Eine an den Ansprüchen der Zeit gemessen, gute Story: Die Totengruft des Dr. Jekyll
Eine an den Ansprüchen der Zeit gemessen, gute Story:
»Die Totengruft des Dr. Jekyll«
Ist nur die düstere Atmosphäre des alten Landsitzes schuld? Oder hat sie wirklich das schreckliche Erbe ihres Vaters angetreten, indem sie bei Vollmond als Monstrum ihre Opfer sucht? Blutspuren an ihrem Nachthemd und seltsame Todesfälle deuten darauf hin. Doch wie soll man einen Fluch aufhalten, der seit Jahrzehnten die Familie ins Unglück stürzt? (1)
Nichts schlechtes erwartet
Wenn man sich einen US-B-Film anschaut - und zwar aus den 50er-Jahren- dann erwartet man in der Regel nichts schlechtes. Man ist auch etwas verwöhnt, wenn man da die guten alten Jack Arnold-Klassiker zum Vergleich heranzieht. Der vorliegende Schocker aus dem Jahre 1957 ist durchaus in diese Kategorie einzuordnen, was den Inhalt angeht. Ein verrückter Wissenschaftler, ein düsterer Landsitz und eine junge Unschuld aus der Stadt mitsamt eines smarten Bräutigams. Als weitere Garniere dient ein düster drein blickender Diener und ein schüchtern, verängstigtes Hausmädchen. Diese Klischee-Zutaten reichen in der Regel um einen Liebhaber des Genres zu interessieren. Doch es gibt kritische Bemerkungen. Die Kulissen des Films sind schon eine kleine Zumutung für verwöhnte Zuschauer. Selbst der Landsitz wirkt nur wie abfotografiert. Und auch ansonsten scheinen die Akteure sichtbar deutlich durch Pappmaschee zu stolzieren. Die Handlung ist gar nicht so übel.
Gute Handlung
Ein Mädchen besucht ihren Mentor auf deren Landsitz um zu erfahren, dass dies alles bald ihr gehört. Doch sie stößt auf ein Geheimnis. Ihr geheimnisvoller Verwandter, der sie beerbt hat, war der gefürchtete Dr. Jeckyll. Er, so der Glaube, hat seinen Fluch auf die Nachkommen übertragen. Schon bald reißt ein Werwolf in den Vollmondnächten Menschen. Das Mädchen gerät in Verdacht und will nun auch sterben bzw. erlöst werden. Doch der smarte Galan kommt einem Betrug auf die Spur. Der wahre Täter ist jemand anders. Dieser schiebt gekonnt die Schuld auf das Mädchen und bedient sich dabei der Hypnose.
Somit hat dieser Film alle Zutaten eines Gruselklassikers, von dem man sich allerdings geradezu zu wünscht, Jack Arnold hätte ihn inszeniert. Doch von der Qualität des Altmeisters ist hier nichts zu finden. Ob es an der mangelnden Restauration des Films liegt, ist sicher nicht stimmig. Dafür wirkt die Produktion mit all seinen Schattenspielen und der eher miesen Bildqualität zu altbacken. Lediglich John Agar in der Rolle des Helden scheint an Arnold zu erinnern. Er besetzte ihn zweimal in seinen Schockern. U.a. in Taratula, wo er jedoch wesentlich eher überzeugen konnte. Zufall mag es sein, dass seine Figur sowohl im 1955 gedrehten Spinnen-Thriller, als auch hier den Namen Hastings trägt.
Sein Spiel hier wirkt allerdings sehr hölzern und den anderen Akteuren kann man ebenso wenig abgewinnen.
Bleibt am Ende also in der Tat eine wirklich gute Story - jedenfalls gemessen an den Ansprüchen der Zeit und des Genres.
Infos
Das Bild mit der Werwolfsfrau muss ein Promofoto sein, denn es kommt so im Film nicht vor. Die spärlich, aber ansehnlich gestaltete DVD von Studio Hamburg Enterprises bietet ein paar nette Extras, wie z.B. den O-Kinotrailer in Deutsch und englisch.
Fazit:
Interessante, aber etwas behäbig umgesetzte Handlung mit mittelmäßigen Darstellern und trüben Kulissen
DVD INFO:
(1)=Studio Hamburg enterprises
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