Teuflische Rituale - »Die Braut des Satans«
Teuflische Rituale
»Die Braut des Satans«
Die üblichen Gruselgeschichten um Vampire, Werwölfe oder künstlich geschaffene Monster wollte seinerzeit kaum mehr ein Kinozuschauer sehen. Hammer experimentierte mit Koproduktionen mit anderen Ländern, wodurch solch seltsame Genrehybriden wie „Die sieben goldenen Vampire“ entstanden, eine Koproduktion mit Hongkong, in der Blutsauger auf Karatekas treffen. Ähnlich verhielt es sich dann ein Jahr später mit „Die Braut des Satans“, bei der sich Hammer mit der deutschen Terra-Filmkunst zusammentat, was der Produktion nicht nur die beiden deutschen Schauspielerinnen Nastassja Kinski und Eva Maria Meineke einbrachte, sondern auch ein paar Außenaufnahmen, die in der Bundesrepublik entstanden. Thematisch orientiert sich Peter Sykes‘ („Dämonen der Seele“) Film an den seinerzeit erfolgreichen neuen Horrorfilmen, die sich um den Teufel rankten, der unschuldige oder wehrlose Personen heimsuchte: „Rosemaries Baby“, „Der Exorzist“ und ein Hauch „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ kann man hier ausmachen.
Catherine Beddows (Nastassja Kinski) ist als Nonne in einem Kloster aufgewachsen. Zu ihrem 18. Geburtstag soll sie die Enklave in Deutschland verlassen und gemeinsam mit ihrem Vater in London feiern. Ihre Zieheltern (Michael Goodliffe und Eva Maria Meinke) begleiten sie zum Flughafen, doch in England wird sie von John Verney (Richard Widmark) abgefangen. Der hat von Catherines Vater Henry (Denholm Elliott) den Auftrag erhalten, sie in seine Obhut zu nehmen, denn der Vater weiß, dass viel mehr als nur die Volljährigkeit seiner Tochter ansteht. Denn er gehört, genau wie die Ziehfamilie de Grass, einem sinistren Orden an, der teuflische Rituale zelebriert. Ihr Anführer, Pater Michael Raynor (Sir Christopher Lee), wurde bereits vor Jahren von der Kirche exkommuniziert. Mit dem 18. Geburtstag Catherines soll sich nun ein Kreis schließen, weswegen Pater Michael mit allen Mitteln versucht, Catherines habhaft zu werden.
„Die Braut des Satans“ ist auch für Hammer Films ein eher ungewöhnlicher Film, der zwar auch wieder mit Genreveteran Christopher Lee aufwartet, ansonsten aber vom gediegenen Retrohorror ihrer Neuverfilmungen meilenweit entfernt ist. Vielleicht stört es manchen Horrorfan, dass es insgesamt recht wenige Schockszenen gibt, aber der Aufbau einer beunruhigenden Gruselatmosphäre ist Peter Sykes hier ganz ordentlich gelungen. Die Faszination und das Grauen, das von Teufelsanbetern und okkulten Ritualen ausgeht, weiß er in seinem Film jedenfalls sehr geschickt einzusetzen. Darstellerisch ragt vor allen Dingen Denholm Elliott hervor, der die Gewissensbisse seiner ambivalenten Figur plausibel macht, die durch psychedelische Kameraeinstellungen zusätzlich unterstrichen werden. Die BluRay-Erstveröffentlichung des Films bei Anolis Entertainment ist technisch wieder herausragend gelungen. Das Bild (im Widescreen-Format 1,66:1) lässt zwar gelegentlich noch das Filmkorn erkennen, ist aber insgesamt von einer beeindruckenden Schärfe und einem wunderbaren Detailreichtum. Der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0 Mono, optional mit deutschen Untertiteln) ist der Entstehungszeit angemessen und allzeit gut zu verstehen. Etliche Extras lassen den Fan noch tiefer eintauchen in die Produktionsgeschichte dieses kuriosen Films. Gewohnt fundiert ist der Audiokommentar, den Kurator Dr. Rolf Giesen gemeinsam mit Uwe Sommerlad und Volker Kronz eingesprochen hat. Erhellend sind auch die Dokumentation „Dark Arts: Inside ‚To the Devil a Daughter‘“ von 2017 (19 Minuten) und ein Interview mit dem Synchronsprecher Christian Rode, hier für Christopher Lee zu hören (43 Minuten). Hinzu kommen der britische und deutsche Kinotrailer, Werbeentwürfe, die deutsche Super-8-Fassung (34 Minuten), zwei US-Radiospots, der amerikanische und deutsche Werberatschlag sowie eine umfangreiche animierte Bildergalerie. Das 28seitige Booklet mit Texten von Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad ist lediglich in den Mediabook-Ausgaben enthalten (die es in drei Cover-Varianten gib) und stand zu Rezensionszwecken nicht zur Verfügung.