Schriftsteller auf dem Regiestuhl - »Rhea-M…es begann ohne Warnung!«
Schriftsteller auf dem Regiestuhl
»Rhea-M…es begann ohne Warnung!«
Nun ist der Film in Deutschland als Mediabook zu haben.
Stephen Kings Regiedebüt trägt in der amerikanischen Originalfassung den Titel „Maximum Overdrive“ und ist keinesfalls eine originäre Filmgeschichte. Bereits im Jahr 1973 hatte King seine Kurzgeschichte „Trucks“ (deutsch „Lastwagen“, erschienen im Sammelband „Nachtschicht“) geschrieben, die sich in „Rhea-M…es begann ohne Warnung!“ komplett wiederfindet, aber um etliche Nebenplots und Figuren erweitert wurde. Schließlich waren die gerade mal 20 Seiten der geschriebenen Vorlage nicht umfangreich genug, um daraus einen anderthalbstündigen Kinofilm zu zimmern – und selbst mit den Ergänzungen und Erweiterungen wird man den Eindruck nicht los, dass die Story für die Laufzeit zu dünn ist. Es kommt ständig zu Wiederholungen und ordentlich Leerlauf, wohingegen sich King als Regisseur gar nicht mal so schlecht schlägt und auch eine gute Portion Humor in seine Inszenierung hat einfließen lassen.
Als der Meteor Rhea-M an der Erde vorbeifliegt und sich unser Planet für einige Tage in dessen Schweif befindet, spielen die Maschinen verrückt. Es beginnt mit harmlosen Beleidigungen, die sich ein Kunde (Stephen King selbst in einem witzigen Cameo) beim Geldabheben vom Automaten anhören muss, wird aber schnell ernster. Kellnerin Wanda June (Ellen McElduff) wird beim Hamburgerbraten von einem amoklaufenden elektrischen Messer verletzt, und es dauert nicht lange, bis sich Lastwagen und Planierraupen führerlos auf Passanten oder andere Autos stürzen. Selbst ein Rasenmäher wird zur tödlichen Bedrohung, wie der kleine Deke (Holter Graham) am eigenen Leib erfahren muss. Im „Dixie Boy“-Truck Stop versammeln sich nach und nach die Menschen, die den Attacken der Maschinen bislang erfolgreich entgehen konnten. Bill Robinson (Emilio Estevez) nimmt schnell die Zügel in die Hand, um das Kommando nicht dem griesgrämigen und nicht immer sonderlich rational handelnden Besitzer der Tankstelle, Bubba Hendershot (Pat Hingle), zu überlassen. Unterstützung findet er bei der hübschen Brett (Laura Harrington) und im frisch verheirateten Pärchen Connie (Yeardley Smith) und Curt (John Short), die sich ihre Flitterwochen sicherlich anders vorgestellt hatten…
Aus heutiger Sicht pendelt Stephen Kings einzige Regiearbeit zwischen solidem Endzeitfilm mit beachtlichen Spezialeffekten und trashigem Billighorror. Der Autor war sich durchaus bewusst, dass es die abstrusen Vorkommnisse komisch zu brechen galt, was ihm auch ganz gut gelingt. Die handgemachten Stunts und die sich gegen Ende zu einer wahren Destruktionsorgie steigernden Ereignisse können sich ebenfalls nach wie vor sehen lassen. Auch der Soundtrack der Hard-Rock-Band AC/DC oder die gesellschaftskritischen Ansätze der Geschichte zählen zum Habenkonto des Films. Dennoch weißt er etliche Längen auf und hat mit einer Laufzeit von anderthalb Stunden schlicht das falsche Format. Das deutsche Mediabook zum Film, das am 10. Oktober erscheint, enthält den Film erstmals in einer HD-Fassung auf BluRay, die durch ein farbintensives und schmutzfreies Bild (im Widescreen-Format 2,35:1) beeindruckt. Der Ton ist in LPCM aufgespielt (Deutsch in Mono, Englisch in Stereo, optional mit deutschen und englischen Untertiteln) und entspricht somit den damaligen Kinofassungen. Die Extras bestehen aus einem Audiokommentar des King-Biografen Tony Magistrale (zusammen mit Michael Felsher), einem weiteren Audiokommentar mit Schauspieler Jonah Ray und Blumhouse-Produzent Ryan Turek, deutschen und englischen Trailern und TV-Spots und einer mittelgroßen Bildergalerie mit seltenem Werbematerial. Neben einer zusätzlichen DVD des Films enthält das Mediabook auch noch eine Bonus-BluRay, die mit einer Fülle weiteren Materials aufwartet: ein Audiointerview mit Autor Stephen King (15 Minuten), Interviews mit Produzentin Matha de Laurentiis (16 Minuten), Darstellerin Laura Harrington (10 Minuten), Darsteller John Short und Darstellerin Yeardley Smith (18 Minuten), Darsteller Holter Graham (17 Minuten) und Makeup-Artist Dean Gates (17 Minuten), die Featurettes „Der Wilmington Faktor“ über die Filmtechniker (30 Minuten), eines über AC/DC (7 Minuten) und eines über das „Goblin Projekt“ (10 Minuten) sowie ein Hinter den Kulissen-Special (9 Minuten). Das 20seitige Booklet von Uwe Anton stand zu Rezensionszwecken nicht zur Verfügung.