Erforschung der Angst - »Das Geisterschloss«
Erforschung der Angst
»Das Geisterschloss«
Im Jahr 1959 hatte Shirley Jackson ihren im Original „The Haunting of Hill House“ betitelten Gruselroman veröffentlicht, der Finalist beim „National Book Award“ und als eine der besten Gespenstergeschichten seiner Zeit gelobt wurde. Bereits 1963 wurde die unheimliche Vorlage von Robert Wise („West Side Story“) fürs Kino verfilmt, in Deutschland bekam der Film mit Julie Harris, Claire Bloom und Russ Tamblyn in den Hauptrollen den Titel „Bis das Blut gefriert“. Diese wunderbar stimmige, mit exzellenten und innovativen Kameraperspektiven eingefangene kongeniale Adaption hat sozusagen den modernen Gruselfilm begründet. Wise gelang es in seiner Filmfassung, die Zweideutigkeiten der Vorlage zu bewahren und jedem Zuschauer selbst zu überlassen, wie er die Ereignisse einordnet. Das ist bei der 36 Jahre später von Jan de Bont („Speed“) gedrehten Neuverfilmung „Das Geisterschloss“ leider nicht mehr der Fall, denn insbesondere das Ende lässt eigentlich keinen Raum mehr für Interpretationen, was die zuvor wirkungsvoll geschaffene und äußerst stimmige Atmosphäre dann leider in einem überzogenen Effektfeuerwerk untergehen lässt.
Eleanor Vance (Lili Taylor) hat die letzten Jahre mit der Pflege ihrer Mutter verbracht, die nun gestorben ist. Noch immer hört sie des Nachts das pausenlose Klopfen an der Wand, wie es zu Lebzeiten der Mutter üblich war. Aufgrund einer Zeitungsanzeige meldet sie sich zu einem Experiment an, das Schlafprobleme kurieren soll. Gemeinsam mit den anderen Probanden Theo (Catherine Zeta-Jones) und Luke (Owen Wilson) sowie dem leitenden Arzt Dr. David Marrow (Liam Neeson) trifft sich Eleanor auf einem abgelegenen Landsitz, dem Schloss eines längst verstorbenen exzentrischen Großunternehmers. Marrow hat den Patienten verheimlicht, dass es ihm nicht um die Schlafprobleme geht, sondern dass er in der Gruppe die Ausbreitung von Angstzuständen erforschen möchte. Aus diesem Grund erzählt er schon am ersten Abend von den privaten Problemen des Hausherrn Crain, der entgegen seines ausdrücklichen Wunsches kinderlos blieb. Stattdessen scheint er in seiner Fabrik etliche Kinder beschäftigt zu haben, von denen viele noch in jungen Jahren eines mysteriösen Todes gestorben sind. Die schauerlichen Berichte zeigen ihre Wirkung, denn insbesondere Eleanor glaubt fortan, in den unheimlichen Korridoren die Hilfeschreie der Kinder zu hören, die um Erlösung flehen…
Es ist schon ein Widerspruch in sich, wenn jemand wie Jan de Bont, der mit „Speed“ immerhin ein neues Tempo ins Actionkino brachte, einen derart langsamen und altmodischen Film inszeniert. Dieses Remake hat seinem Vorgänger außer den tricktechnischen Möglichkeiten der 90er Jahre wenig Neues hinzuzufügen. Nichtsdestotrotz sind diese visuellen Effekte im Laufe der letzten 20 Jahre erstaunlich gut gealtert und können sich noch immer sehen lassen. Am beeindruckendsten ist aber das grandiose Setdesign von Eugenio Zanetti („Hinter dem Horizont“), in das unglaublich viel Detailliebe investiert wurde. Ein etwas weniger überladener und mehrdeutigerer Schluss hätte dem Film aber dennoch gutgetan. Die BluRay-Erstveröffentlichung bietet ein etwas verwaschenes Bild (im Widescreen-Format 2,35:1), das eher auf sehr gutem DVD- als wirklich auf HD-Niveau rangiert. Der Ton indes (Englisch in Dolby TrueHD 5.1, Deutsch, Französisch und Japanisch in Dolby Digital 5.1, optional mit Untertiteln in diesen Sprachen und auf Englisch für Hörgeschädigte; wahlweise ist auch eine englische Audiodeskriptionsfassung verfügbar) ist hinsichtlich Soundkulisse, -design und -abmischung exzellent ausgefallen. Als Extras bietet die Scheibe die Features „Filmmaker Focus: Regisseur Jan de Bont über Das Geisterschloss“ (9 Minuten) und „Hinter den Kulissen“ (27 Minuten) sowie einen englischen Teaser-Trailer und den englischen Original-Kinotrailer.
Fotos: © Paramount Pictures. Alle Rechte vorbehalten.