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Schrecken im Alltag - »Bradburys Gruselkabinett«

Bradburys GruselkabinettSchrecken im Alltag
»Bradburys Gruselkabinett«

Ray Bradbury (1920-2012) war einer der erfolgreichsten und bekanntesten amerikanischen Genreautoren des 20. Jahrhunderts, dessen Kurzgeschichten und Romane mit Science-Fiction- oder Horrorthematik auch Stephen King maßgeblich beeinflusst haben. Von 1985 bis 1992 wurden zahlreiche seiner Geschichten für die Anthologie-Serie „The Ray Bradbury Theater“ verfilmt. Was davon auf Deutsch übrig ist, wurde nun auf einer DVD veröffentlicht.

Bradburys GruselkabinettÜber sechzig rund halbstündige Episoden wurden in den sechs Staffeln des „The Ray Bradbury Theater“ insgesamt ausgestrahlt, immerhin 51 davon haben es auch im Laufe der Jahre ins deutsche Fernsehen geschafft. Nur scheinen die 48 Folgen, die ab 1991 auf Tele5 gesendet wurden, unwiederbringlich verschwunden zu sein. Deswegen kann die DVD-Veröffentlichung bei Pidax „Serien-Klassiker“ unter dem Titel „Bradburys Gruselkabinett – Die Bradbury Trilogie“ lediglich ein Kompromiss für alle Fans der Serie sein, die überhaupt irgendetwas davon mit deutscher Synchronisation auf einem Digitalmedium besitzen wollen. Jene drei Folgen, die hier zur „Trilogie“ zusammengefasst sind, wurden bereits Anfang 1988 im Kölner Regionalprogramm WWF der ARD gesendet und haben die Jahrzehnte in den Archiven offensichtlich überstanden. Doch auch mit diesen Folgen wurde seinerzeit nicht gerade sorgfältig umgegangen. Der Einleitungsclip, der Ray Bradbury höchstpersönlich zeigt, wie er sich durch sein üppig dekoriertes Büro bewegt und sich schließlich hinter seine Schreibmaschine setzt, wurde jeweils komplett entfernt. Auch an den Folgen selbst hat man die Schere angesetzt und immer mal wieder kleine Szenen oder Einstellungen herausgeschnitten. Bei der DVD hat man deswegen nun die Möglichkeit, entweder die deutsche oder die amerikanische Schnittfassung anzuwählen.

Bradburys GruselkabinettÄhnlich wie bei Stephen King („Nightmares & Dreamscapes“) werden in den in sich abgeschlossenen Episoden ganz normale Menschen in unheimliche Situationen geworfen, die mitunter übernatürlichen Ursprungs sind und lebensbedrohliche Ausmaße erreichen können. In „Die Menge aus dem Nichts“ entgeht ein junger Mann (Nick Mancuso) nur knapp einem Unfalltod in seinem Auto. Obwohl sich dieser mitten in der Nacht ereignet, sind noch vor dem Krankenwagen etliche Schaulustige vor Ort. Als Joe zufällig Zeuge eines anderen Unfalls wird und dort genau dieselbe Menschengruppe erneut sieht, ist seine Neugierde geweckt. In „Marionetten AG“ erhält der Vertreter John Braling (James Coco) sowohl auf seinem Computer als auch am Zeitungsstand oder im Restaurant immer wieder Hinweise eines Unternehmens, das deutlich macht, alle Details aus seinem Leben zu kennen. Beunruhigt über diesen „Big Brother“ sucht Braling die Firma auf und macht dort die Bekanntschaft mit einem gewissen Fantoccini (Leslie Nielsen). Die dritte und letzte Geschichte heißt „Ein Fremder in der Stadt“ und handelt von einem Zugreisenden (Jeff Goldblum), der nach den Anmerkungen eines Mitreisenden (Cec Linder) den spontanen Entschluss fasst, in einem gottverlassenen Kaff auszusteigen, in dem der Zug ansonsten so gut wie nie hält. Die Einwohner begegnen Cogswell mit gehörigem Misstrauen und unverhohlener Feindseligkeit.

Bradburys GruselkabinettMit ihrer überschaubaren Laufzeit kommen die Geschichten zumeist sehr schnell zur Sache und entfalten ihre gruselig-mysteriöse Atmosphäre rasch und effektvoll. Die ersten beiden Folgen haben dabei kaum etwas von ihrem Reiz eingebüßt, zumal sie auch attraktiv und publikumswirksam besetzt sind. Die Episode mit dem jungen Jeff Goldblum ist leider die schwächste, weil hier denkbar wenig passiert und Regisseur Don McBrearty der Spannungsaufbau nicht ganz so überzeugend gelungen ist. Für Bradbury- oder Stephen-King-Fans oder Liebhaber des Morbiden und Geheimnisvollen ist dies trotzdem eine schöne Wiederentdeckung, wenngleich man sich eine Veröffentlichung der anderen 48 Folgen ebenfalls wünschen würde. Die DVD bietet ein eher durchschnittliches Bild (im Vollbildformat 1,33:1), das kaum über VHS-Qualität hinauskommt, vor allem in der eher düsteren Episode „Die Menge aus dem Nichts“. Der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0) geht soweit in Ordnung, Extras sind nicht vorhanden. Wie man bei der Coverangabe auf eine Laufzeit von ca. 120 Minuten kommt, erschließt sich nicht so recht: Die drei deutschen Schnittfassungen haben zusammen eine Laufzeit von ca. 73 Minuten, die amerikanischen Versionen eine Gesamtlaufzeit von ca. 82 Minuten.

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