Lausbub oder Weltenretter? - »Die Besucher«
Lausbub oder Weltenretter?
»Die Besucher«
Allein auf das Konto des Kreativteams um Jindrich Polák (1925-2003) und Ota Hofman (1928-1989) gehen einige der bezauberndsten und unsterblichen Kinderserien überhaupt. Bereits in den 1960er Jahren hoben sie gemeinsam „Pan Tau“ aus der Taufe, jenen liebenswerten und zumeist stummen Zauberer, der mit einem Wischen über seine Melone so manchen Kinderwunsch erfüllte. Der nächste große Klassiker der beiden entstand dann 1980, als „Luzie, der Schrecken der Straße“ TV-Premiere feierte. Darin schloss ein kleines Mädchen Freundschaft mit zwei Knetfiguren, dem großen und dem kleinen Friedrich, die ihren Alltag gehörig durcheinanderwirbelten. Auch bei „Die Besucher“ kamen schließlich etliche handgemachte Trickeffekte zum Einsatz, denn die 15teilige Serie à rund 30 Minuten beginnt im Jahr 2484 und zeichnet somit das Bild einer hochtechnisierten Welt, wie man sich diese rund 500 Jahre früher vorgestellt hatte. Genau wie die gleichermaßen populären Werke des Duos Milos Macourek und Václav Vorlícek („Die Märchenbraut“, „Der fliegende Ferdinand“) haben auch die Arbeiten von Hofman und Polák im Laufe der Jahrzehnte nichts von ihrem Charme und ihrem Unterhaltungswert eingebüßt und können nach wie vor alte und neue Zuschauer in ihren Bann ziehen.
Im Jahr 2484 steht die Erde vor einem gewaltigen Problem. Zwar gibt es keine Kriege und keine Hungersnöte mehr, doch die Astronomen haben entdeckt, dass ein riesiger Komet auf unseren Planeten zurast. Selbst, wenn er diesen – wie berechnet – knapp verfehlen wird, dürfte die Erde dennoch aus ihrer Umlaufbahn geschleudert werden, was für ihre Bewohner katastrophale Folgen nach sich ziehen würde. Hoffnung besteht in Gestalt des renommierten Wissenschaftlers Adam Bernau, der im frühen 21. Jahrhundert berühmt wurde. Dessen Biograf, der Forscher Filip (Josef Bláha), soll nun ein Team zusammenstellen, mit dem er eine Zeitreise ins Jahr 1984 unternehmen soll. Der damals erst elfjährige Adam (Viktor Král) hatte bereits zu diesem Zeitpunkt eine Formel niedergeschrieben, die die Verschiebung ganzer Welten im Raum ermöglichen würde. Das entsprechende Heft war bei einem Hausbrand der Bernaus allerdings unwiederbringlich verloren gegangen. Filip soll nun zusammen mit seinen Kollegen Karas (Josef Dvorák), Dr. Noll (Jirí D. Novotný) und Katja (Dagmar Patrasová) das Heft und die darin enthaltenen Formeln retten, bevor es im Feuer verbrennt. Obwohl die vier Wissenschaftler die Gebräuche und Gepflogenheiten im ausgehenden 20. Jahrhundert gut studiert haben, kommen sie vor Ort im Alltag dann doch schnell an ihre Grenzen. Nachdem einiges schiefgelaufen ist, müssen sie länger als vorgesehen im Jahr 1984 bleiben. Adam Bernau erweist sich als ziemlicher Lausbube, der in der Schule immer für Tumult sorgt und lediglich in ruhigeren Momenten mit dem Eigenbrötler Alois Drichlik (Vlastimil Brodský) sein künftiges Talent erahnen lässt.
Die Tschechen um Jindrich Polák haben sich hier dem Themenbereich Science-Fiction angenommen und ein Märchen über die Rettung der Erde in der Zukunft ersonnen. Dabei sind sie gewohnt sorgfältig vorgegangen, das Denken der Menschen aus dem 25. Jahrhundert ist logisch und plausibel, und gerade deswegen immer wieder für einen Schmunzler gut. Die Trickeffekte sind aus heutiger Sicht mitunter etwas bescheiden (unsichtbare Drähte sind durchaus sichtbar und Modelle leicht als solche erkennbar). Viel wichtiger ist jedoch die pazifistische Botschaft, der pädagogische und der Unterhaltungswert sowie der gewinnende Charme, der von den exzellent aufgelegten tschechischen Starschauspielern transportiert wird. Die Serie ist nach wie vor für große und kleine Zuschauer uneingeschränkt zu empfehlen! Die BluRay-Erstveröffentlichung präsentiert die 15 halbstündigen Episoden auf zwei Scheiben in exzellenter, neu in HD abgetasteter Bildqualität (im Vollbildformat 1,33:1) und mit angemessenem deutschen Synchronton (Dual Mono 2.0). Als Extras enthält die Veröffentlichung das Making-Of „Besuch bei den Besuchern – Ein Bericht aus dem Geheimarchiv“ (35 Minuten), das auch bei den Fernsehausstrahlungen der Serie oftmals mitgesendet wurde und auch auf den früheren DVD-Veröffentlichungen vorhanden war, sowie ein 24-seitiges Booklet von Thorsten Hanisch mit zahlreichen Fotos und interessanten Hintergrundinformationen zur Serie.