Dune – Gesamtedition – Von Spice und einem neuen Messias
Dune – Gesamtedition
Von Spice und einem neuen Messias
Derzeit ist „Dune – Der Wüstenplanet“ wieder in aller Munde. Das liegt zum einen natürlich an der Tatsache, dass Frank Herbert in seinem erstmals 1963 erschienenen Roman eine ganze Menge Themen ansprach, die rund 60 Jahre später aktueller und drängender denn je geworden sind: Raubbau an der Natur, Klimawandel durch den Eingriff des Menschen, Machtstreitereien zwischen Herrscherhäusern, die Macht der Religion und das Diktat eines Heiligen Krieges. Zum anderen hat Denis Villeneuves mitten in der Corona-Zeit angelaufener Film „Dune: Teil 1“, der den ersten Teil von Herberts erstem Buch abdeckte, das Interesse am Wüstenplaneten und seiner charismatischen Bewohner wieder neu entfacht. Eine neue Generation Kinogänger hat somit den ersten Öko-Science-Fiction-Roman und seine Botschaften wieder für sich entdeckt. Aufgrund des Schauspielerstreiks hat sich der Kinostart von „Dune: Teil 2“ hierzulande vorerst auf Mitte März 2024 verschoben, weswegen man die länger gewordene Durststrecke prima damit überbrücken kann, sich die Anfang der 2000er Jahre entstandenen beiden Miniserien (noch einmal) zu Gemüte zu führen.
Es ist ein diplomatischer Schachzug von Imperator Shaddam Corrino IV. (Giancarlo Giannini), den allseits beliebten Herzog Leto Atreides (William Hurt) nach Arrakis zu versetzen, einem trostlosen Planeten, der außer Wüstenlandschaften und Ödnis nur eines zu bieten hat: Spice. Die Substanz wird von der Menschheit nicht nur dazu genutzt, um Navigatoren die problemlose Reise durchs Weltall zu ermöglichen, sondern um einigen Menschen auch den Blick in die Zukunft zu ermöglichen. Paul (Alec Newman) ist der Sohn Letos von Lady Jessica (Saskia Reeves), die als Hexe der Bene Gesserit ausgebildet wurde, einer dank Spice ebenfalls hellsichtigen religiösen Vereinigung. Atreides größter Kontrahent, Baron Harkonnen (Ian McNeice), lässt den Herzog, der damit beauftragt wurde, die Spice-Produktion auf Arrakis sicherzustellen, von seinen Spitzeln ermorden, als er bemerkt, dass dieser an Beliebtheit und Macht auf dem Wüstenplaneten gewinnt. Paul und Lady Jessica werden in der Wüste ausgesetzt, wo sie dem sicheren Tod geweiht gewesen wären, hätten sie nicht Zuflucht gefunden beim Wüstenvolk der Fremen. Deren Anführer Naib Stilgar (Uwe Ochsenknecht) erkennt das Potenzial Pauls, der einer alten Legende zufolge der neue Messias ist, der die Fremen aus der Unterdrückung führt.
John Harrisons Dreiteiler bewegt sich sehr dicht an Frank Herberts Romanvorlage und weist – im Gegensatz zur knapp 20 Jahre zuvor von David Lynch realisierten einteiligen Kinoversion – eine sehr stringente und zumindest für Liebhaber der Buchvorlage nachvollziehbare und spannungsreiche Geschichte auf. Die Spezialeffekte, die seinerzeit mit einem Emmy ausgezeichnet wurden, wirken im Abstand von mehr als 20 Jahren indes oftmals sehr billig und erinnern eher an bescheidene Animationen aus Videospielen. Auch die Matte Paintings aus den Rückprojektionen sind leider immer wieder als solche erkennbar. Die opulente Ausstattung und die detailreich entworfenen Sets sind hingegen noch immer sehr sehenswert. Wer mehr Wert auf das Ränkespiel zwischen den Herrscherhäusern und die philosophischen und ökologischen Ideen aus der Vorlage legt, sollte hier auf jeden Fall gut unterhalten werden. Die BluRay-Erstveröffentlichung als Gesamtedition ist bei „Dune – Der Wüstenplanet“ identisch mit der Erstveröffentlichung aus dem Jahr 2014. Die drei jeweils rund 97-minütigen Teile der Miniserie sind auf zwei BluRays aufgeteilt. Das Bild (im Widescreen-Format 1,78:1) weist in den Nahaufnahmen der Schauspieler eine erstaunliche Schärfe aus. In sämtlichen Szenen mit Spezialeffekten ist es hingegen sehr verwaschen, da diese wohl lediglich in SD gerendert wurden – was ihren billigen Look leider noch zusätzlich unterstreicht. Der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 5.1, optional mit deutschen Untertiteln) ist hingegen nicht zu beanstanden. Das umfangreiche Bonusmaterial ist ebenfalls bereits aus der BluRay-Erstveröffentlichung der ersten Miniserie bekannt und umfasst Interviews mit Uwe Ochsenknecht (8 Minuten) und dem Komponisten Graeme Revell (5 Minuten), die Making Ofs „Die Geschichte der Produktion“ (32 Minuten) und „Die Vision der Filmemacher“ (30 Minuten), die Specials „Die Verlockung des Spice“ (26 Minuten), „Science Future Science Fiction“ (28 Minuten), „Willis McNelley auf Dune“ (12 Minuten), „Definition des Messias“ (13 Minuten), „Der Farbkreis“ (13 Minuten), „Unterwegs mit John Harrison“ (11 Minuten) sowie den englischen Originaltrailer zur Serie.
Drei Jahre später entstand von annähernd demselben Team ein weiterer Dreiteiler, der im Original schlichtweg den Titel „Frank Herbert’s Children of Dune“ trägt, tatsächlich aber auf zwei weiteren Romanen des Autors basiert: „Der Herr des Wüstenplaneten“ (erstmals erschienen 1969) und „Die Kinder des Wüstenplaneten“ (aus dem Jahr 1976). Im ersten der jeweils rund anderthalbstündigen Teile wird die Geschichte der ersten Fortsetzung erzählt, in der Paul Atreides (Alec Newman) zum Heilsbringer des Universums geworden ist, der aus Arrakis einen fruchtbaren Planeten gemacht und etliche andere Himmelskörper unter seine Herrschaft gestellt hat. Ein wahrer Kult ist um den „Muad’Dib“ entstanden, dessen heiliger Krieg ihm aber mehr und mehr zu entgleiten droht. Auch die Liste seiner Kontrahenten wächst stetig. Insbesondere die ehrwürdige Mutter Helen Gaius Mohiam (Zuzana Geislerová) möchte Pauls Macht brechen und hat sich dazu mit Edric (Terrence Stone), einem Navigator der Gilde, und dem Vielgesichtigen Scytale (Martin McDougall) zu einem Komplott zusammengetan. Die beiden abschließenden Teile fokussieren dann auf das Schicksal der beiden Zwillingskinder Pauls, Leto II. (James McAvoy) und Ghanima (Jessica Brooks), die bereits mit Bewusstsein auf die Welt gekommen sind und sich nun den Bestrebungen von Prinzessin Wensicia (Susan Sarandon) aus dem Haus Corrino erwahren müssen, die Macht im Imperium wieder für ihre Familie zurückzuerlangen.
Diese drei Teile knüpfen nahtlos an John Harrisons Miniserie aus dem Jahr 2000 an (Harrison schrieb auch hier wieder die Drehbücher und war als Co-Produzent beteiligt, die Regie übernahm nun Greg Yaitanes – „V.I.P. – Die Bodyguards“), sind also ebenfalls insbesondere für Kenner der Buchvorlagen sehr unterhaltsam und stellen eine sehr präzise und optisch reizvolle Adaption dar. Die visuellen Effekte sind minimal verbessert worden, wirken aber heutzutage ebenfalls recht billig. Da der Schwerpunkt abermals auf den Dialogen und Streitigkeiten zwischen den gut besetzten Figuren liegt, wird das „Dune“-Liebhaber nicht allzu sehr verärgern. Hinsichtlich der Technik gelten hier dieselben Vor- und Nachteile wie beim ersten Dreiteiler. Weitere Extras (bekannt aus der vor einigen Monaten erschienenen BluRay-Einzel-Erstveröffentlichung) umfassen ein Making-of (13 Minuten), einen Storyboard-Vergleich mit Audiokommentar des Regisseurs (6 Minuten), ein Featurette zu den Visual Effects (3 Minuten) sowie einen deutschen Trailer. Abgerundet wird das Ganze durch ein 32seitiges Booklet von Dominik Starck, das u.a. ein exklusives Interview mit Darsteller László I. Kish (Rabban aus dem Haus der Harkonnen im ersten Dreiteiler) beinhaltet.